Sportverletz Sportschaden 2024; 38(01): 9-10
DOI: 10.1055/a-2148-2110
Für Sie notiert

Hohe Belastung durch Muskelzerrungen

Contributor(s):
Susanne Krome
Herzog MM. et al.
Lower Extremity Strains in the US National Football League, 2015–2019.

Am J Sports Med 2023;
51 (08) 2176-2185
DOI: 10.1177/03635465231175479.
 

    Im American Football sind vordere Kreuzbandverletzungen die führende Ursache für längere Ausfallzeiten. Aber auch Zerrungen der Beinmuskulatur verursachen in hohem Maß verletzungsbedingte Abwesenheiten. Die deskriptive epidemiologische Studie ergab: Pro Jahr war jeder 4. Spieler der Profiliga betroffen.


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    Bisherige Untersuchungen analysierten die Inzidenzen und Ausfalltage einzelner Teams und bezogen die Daten aus öffentlichen Quellen. Herzog et al. erhielten ihre Informationen aus der Gesundheitsdatenbank der National Football League, in der alle Proficlubs erfasst sind. Aufgenommen wurden Spieler, die 2015–2019 aktiv gewesen waren, ≥1 Spiel bestritten oder Beinzerrungen während und außerhalb der Spiele erlitten hatten. Die Stratifizierung erfolgte nach Verletzungen der Hamstring-Muskulatur, des M. adductor femoris, M. quadriceps femoris und der Unterschenkelmuskulatur. Die Studiengruppe ermittelte die Inzidenzen, Ausfallzeiten und jährliche Krankheitsbelastung.

    Die Analyse bestätigte Muskelzerrungen der Beine (LEX) als relevantes Risiko im American Football:

    • In 5 Jahren kamen 5780 LEX-Zerrungen bei 2769 Spielern vor.

    • 4015 Zerrungen (69,5%) führten zu Ausfallzeiten.

    • Die jährliche Anzahl der Zerrungen betrug durchschnittlich 1156.

    • Das jährliche Risiko für eine Zerrung lag bei 26,7% pro Spieler.

    • Jährlich fielen insgesamt 16748 Ausfalltage durch LEX-Zerrungen an.

    • 70% der Verletzungen verursachten Spielerausfälle, die durchschnittlich 22 und median 12 Tage nicht teilnehmen konnten. Die längsten Krankheitszeiten kamen bei Zerrungen multipler und die kürzesten bei Adduktorenzerrungen vor.

    • Am häufigsten war die Hamstring-Muskulatur betroffen (54,7%), gefolgt von M. adductor femoris, Wadenmuskulatur und M. quadriceps femoris. Multiple Muskelgruppen waren selten betroffen (0,3%).

    • 40% der Zerrungen kamen während der Spiel- und Vorsaison vor. In der Vorsaison war das Risiko in Trainingscamps besonders hoch.

    • Defensive Backs hatten eine höhere Wahrscheinlichkeit für LEX-Zerrungen als andere Spielerpositionen.

    • Bei Abschlägen war das Risiko deutlicher erhöht als bei anderen Spielzügen.

    Fazit

    Die Inzidenz von LEX-Zerrungen war hoch und belastete Spieler und Teams durch längere Ausfallzeiten. Die Ergebnisse sollten bei den Trainingsstrategien, in der präsaisonalen Vorbereitung, dem Return-to-Play und der Sekundärprävention berücksichtigt werden, so die Studiengruppe. Letztere Punkte seien von erheblicher Bedeutung, denn LEX-Zerrungen hätten eine hohe Rezidivrate. Die Ermittlung von modifizierbaren Risikofaktoren und angepasste Präventionsprogramme hätten Schlüsselpriorität.

    Dr. med. Susanne Krome, Melle


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    Publication History

    Article published online:
    06 March 2024

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