Neuroradiologie Scan 2024; 14(01): 27
DOI: 10.1055/a-2154-4575
Aktuell
Entzündung

PET-CT-Untersuchung des Gehirns nach zurückliegender COVID-19-Infektion

Debs P, Khalili N, Solnes L. et al.
Post-COVID-19 Brain [18F] FDG-PET Findings: A Retrospective Single-Center Study in the United States.

AJNR 2024;
44: 517-522
 

    Eine COVID-19-Infektion kann zu persistierenden neurologischen Symptomen, wie Kopfschmerzen, Fatigue oder kognitiven Störungen führen. Die zugrundeliegende Pathophysiologie ist bisher nicht abschließend geklärt. Eine Studie der Universität Baltimore zeigt, dass es nach einer COVID-19-Infektion im Hirn zu metabolischen Veränderungen kommt, die in der [18F]-FDG-PET/CT nachweisbar sind, auch bei Patienten ohne persistierende neurologische Symptomatik.


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    Die PET/CT-Untersuchung wurde im Schnitt 6,57 Monate nach der Infektion durchgeführt. Zu diesem Zeitpunkt litten nur 6 der insgesamt 45 Patienten unter einem oder mehreren neurologischen Symptomen, d. h. persistierenden Kopfschmerzen (3 /6,7 %), Gedächtnisstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Fatigue oder Schlafstörungen (je 1 Patient, 2,2 %). In 15 Fällen standen zum Vergleich PET/CT-Aufnahmen aus der Zeit vor der Infektion zur Verfügung.

    Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe aus 52 Tumorpatienten ohne Hirnveränderungen, zeigte sich in den postinfektiösen Aufnahmen der COVID-19-Gruppe ein signifikanter Hypometabolismus in beiden Parietallappen einschließlich des Precuneus, im Frontallappen (einschließlich anteriorer cingulärer und präfrontaler Cortex), in den Occipitallappen, im rechten Schläfenlappen sowie in der rechten Kleinhirnhemisphäre; insbesondere in den ersten beiden Monaten nach der Infektion. Nach 6–12 Monaten fanden sich nur noch residuelle hypometabolische Herde im anterioren cingulären Cortex, dem posterioren Gyrus frontalis inferior, dem rechten Operculum frontale und der rechtstemporalen Inselregion. Nach mehr als 12 Monaten waren auch diese Veränderungen nicht mehr nachweisbar.

    Hypermetabolische Regionen konnten nur in der früh postinfektiösen Phase, d. h. im 2. bis 6. Monat nach der COVID-19-Infektion, nachgewiesen werden; im Hirnstamm, im Cerebellum, im limbischen System, in einem kleinen Anteil des frontalen Cortex sowie der periventrikulären weißen Substanz. Zudem war in diesem Zeitraum im Vergleich zwischen den prä- und postinfektiösen Aufnahmen ein signifikanter Rückgang des Glukoseverbrauchs in beiden Parietallappen, den hinteren Anteilen der Frontallappen und den Occipitallappen zu beobachten.

    Ein höheres Lebensalter, das Vorhandensein neurologischer Symptome zum Zeitpunkt der Bildgebung und eine schwergradige zurückliegende COVID-19-Infektion korrelierten positiv mit dem Ausmaß der hypo- und hypermetabolischen Hirnveränderungen in den Parietallappen, den hinteren Anteilen der Frontallappen und den Schläfenlappen bzw. den zentralen cerebralen und subkortikalen Regionen.

    Fazit

    Die COVID-19-bedingten Hirnveränderungen finden sich sowohl bei neurologisch symptomatischen als auch bei asymptomatischen Patienten, sind aber offenbar nur ein vorübergehendes Phänomen. Sie sind in den ersten beiden Monaten nach der Infektion besonders stark ausgeprägt und gehen danach langsam zurück bis sie nach ca. 6–12 Monaten nicht mehr nachweisbar sind. Ob bzw. wie die PET/CT-Untersuchung in der klinischen Praxis genutzt werden kann, um den klinischen Verlauf der Erkrankung zu überwachen bzw. den Genesungsprozess zu beurteilen, bleibt noch offen und sollte in weiteren Studien untersucht werden.

    Stephanie Gräwert, Leipzig


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    05. Januar 2024

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