Journal Club AINS 2023; 12(04): 200-201
DOI: 10.1055/a-2160-2290
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Kurze Nüchternintervalle vor Narkose sind sicher – auch bei Erwachsenen

Um die Sicherheit der Patienten zu verbessern, gelten vor Allgemeinanästhesien etablierte Nüchternheitsintervalle für feste Nahrung und Flüssigkeiten. Den Anästhesisten ist die Angst vor dem akuten Lungenversagen im Rahmen eines Mendelsohn-Syndroms bei Aspiration von Nahrung fest im Kopf verankert. Patienten werden daher bei fehlender Nüchternheit regelhaft von Elektiveingriffen zurückgestellt. In den letzten Jahren hat sich jedoch die Einstellung teilweise gewandelt und man hat gesehen, dass es den Patienten zuträglich ist, wenn diese aktiv ermutigt werden bis 2 Stunden vor Operation klare Flüssigkeiten zu sich zu nehmen. Insbesondere in der Kinderanästhesie sieht die aktuelle Forschung die Nüchternheitsintervalle zunehmend liberaler.

Fazit

Die Autorinnen konnten ein liberales Nüchternheitskonzept erfolgreich einführen, bei dem es Patienten möglich war, bis kurz vor der OP klare Flüssigkeiten zu sich zu nehmen. Dies war mit einem verbesserten Patientenkomfort verbunden, festgemacht anhand des Durstgefühls. Vor allem bei ambulanten und kleineren chirurgischen Eingriffen war das Auftreten von Übelkeit und der Gebrauch von Antiemetika geringer. Eine Unterlegenheit in Bezug auf Sicherheit konnten die Autorinnen nicht ausschließen. Sie kommen zu dem Schluss, dass bei Patienten die aus Versehen noch klare Flüssigkeiten innerhalb von 2 Stunden getrunken haben, der Eingriff nicht verschoben werden sollte.



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Article published online:
30 November 2023

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