Ultraschall Med 2023; 44(05): 562
DOI: 10.1055/a-2165-3772
DEGUM-Mitteilungen

Nachruf auf Professor Dr. med. Hagen Weiss

24. Februar 1942–6. Juli 2023
 

    Hagen Weiss wurde in Lörrach geboren und besuchte in Rheinfelden die Schule. Nach dem Abitur 1962 studierte er bis 1968 an der Universität Heidelberg, wo er das medizinische Staatsexamen ablegte und am DKFZ mit einer experimentellen onkologischen Arbeit promovierte. Im gleichen Jahr heiratete er seine Kommilitonin Adelheid Moser, mit der er später eine gemeinsame, lebenslang bestehende, äußerst erfolgreiche „Ultraschallforschungs- und Fortbildungsgemeinschaft“ bilden sollte.

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    Abb. 1 Professor Dr. med. Hagen Weiss

    Nach der Medizinalassistentenzeit, unter anderem in der Pathologie, begann er an der II. Medizinischen Klinik Mannheim die Ausbildung zum Internisten und Gastroenterologen. Von 1974 bis 1982 war er als Oberarzt an dieser Klinik tätig, 1982 bis 1983 als kommissarischer Leiter. Die Habilitation folgte 1980 mit dem Thema „Ultraschalldiagnostik innerer Organe einschließlich der gezielten Feinnadelbiopsie“, 1989 folgte die Ernennung zum apl. Professor. Seine Lehrtätigkeit weist von 1980 bis 2007 Ultraschallvorlesungen mit Praktikum an der Universitätsklinik Mannheim aus.

    Nach einer kurzen Zeit als Chefarzt der Gastroenterologie in Lahr (1993–1994) übernahm er die Medizinische Klinik am St.-Marien-Krankenhaus in Ludwigshafen, die er von 1985 bis 2007 leitete. Diese ungeteilte Klinik entsprach ganz seinem Verständnis für die Einheit der Inneren Medizin, ohne auf die zunehmend notwendige Spezialisierung in seiner Abteilung zu verzichten.

    Früh galt sein Interesse der Ultraschalldiagnostik. 1974 besuchte er gemeinsam mit seiner Frau Adelheid den 1. Böblinger Ultraschallkurs. Mit seinem Eintritt in die DAUD (Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Ultraschalldiagnostik), der Vorläuferorganisation der DEGUM, gehört er zur ersten Generation von Ärzten, die sich schwerpunktmäßig der Ultraschall-Diagnostik widmeten. Von da an bearbeitete er mit seiner Ehefrau praktisch-wissenschaftliche Fragestellungen und lotete die diagnostischen Möglichkeiten und den klinischen Wert der damals noch in den Kinderschuhen steckenden Sonografie aus. Hagen Weiss veröffentlichte zahlreiche wegweisende Arbeiten: Hierunter ist besonders die aufwendige DEGUM-Umfrage zum Risiko von Feinnadelpunktionen hervorzuheben. 1983 erschien der Ultraschall-Atlas „Internistische Ultraschalldiagnostik“ von H. und A. Weiss – ein Standardwerk seiner Zeit, mit dem damals bestmöglichen Bildmaterial.

    Die DEGUM mit ihren vielen jungen Mitgliedern wurde mehr und mehr zu seiner „wissenschaftlichen Heimat“ und so engagierte sich Hagen Weiss auch für die Fachgesellschaft. 1977 organisierte er das erste Treffen der Sektion Innere Medizin auf der Strahlenburg. Hier wurden der Seminarleiterkreis gegründet sowie Lehrinhalte und Qualitätskriterien für internistische Sonografiekurse festgelegt, die lange Bestand haben sollten. Später übernahm er für viele Jahre (1995–2007) den Vorsitz der Sektion Innere Medizin der DEGUM.

    Zusammen mit seiner Frau Adelheid hat er mehr als 100 DEGUM-Kurse für Innere Medizin veranstaltet, die von weit mehr als 1000 Kolleginnen und Kollegen besucht wurden. Damit hatte Hagen Weiss wesentlichen Einfluss auf die Verbreitung und Qualität der Sonografie in der Rhein-Neckar-Region und darüber hinaus. Das monatlich stattfindende Mannheim-Ludwigshafener Ultraschall-Kolloquium war mit mehr als 200 Veranstaltungen die Ultraschall-Fortbildung mit der längsten Tradition. 2007 wurde Hagen Weiss die Ehrenmitgliedschaft der DEGUM verliehen.

    Auch außerhalb der DEGUM engagierte er sich erfolgreich in Gremien der Kassenärztlichen Vereinigung und im Vorstand der Ärztekammer Rheinland-Pfalz. Hier galt sein besonderes Interesse der Palliativmedizin. Zusammen mit seiner Ehefrau hielt er hierzu viele Kurse ab.

    Neben seinem ärztlichen und medizinischen Wirken galt sein besonderes Interesse der Kultur. Die italienische Sprache und Kultur waren ihm eine echte Herzensangelegenheit. Auch in der Musik beließ er es nicht nur beim Zuhören, über viele Jahre engagierte er sich im Förderverein für das Kurpfälzische Kammerorchester als dessen Vorstand. Bei all seinen beruflichen, wissenschaftlichen und ehrenamtlichen Tätigkeiten stand sein Familienleben im Mittelpunkt. Mit seiner Ehefrau Adelheid führte er eine private und wissenschaftliche Partnerschaft auf Augenhöhe. Daher war es nicht verwunderlich, dass die Töchter Eva, Anna und Ursula nach ihrer Schulzeit Medizin studierten und so eine perfekte Ärztefamilie bildeten. Nach schwerer Krankheit verstarb Hagen Weiss am 6. Juli 2023.

    Hagen Weiss war stets ein sehr geschätzter, zuverlässiger und überlegt handelnder Kollege mit feinsinnigem Humor, der freundlich und zugewandt, mit Ruhe und Sachlichkeit Probleme zu moderieren und mit Feingefühl zu lösen verstand. Dafür sind wir ihm in der DEGUM dankbar und als seine Freunde verbunden.

    Unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme gelten seiner Familie, insbesondere seiner Ehefrau Adelheid.

    Im Namen der DEGUM und für die Freunde aus den Anfängen der Sonografie

    Karlheinz Seitz


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    Publication History

    Article published online:
    13 October 2023

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    Abb. 1 Professor Dr. med. Hagen Weiss