Radiologie up2date 2024; 24(01): 17-37
DOI: 10.1055/a-2170-8179
Abdominelle und gastrointestinale Radiologie

Diffuse Leberparenchymerkrankungen: (k)ein Buch mit sieben Siegeln

Diffuse Parenchymal Liver Disease: (Not) a Closed Book
Tina Stuber
,
Carsten Hackenbroch

Die Inzidenz der Lebererkrankungen mit diffusen Parenchymveränderungen nimmt weltweit zu. Dazu tragen der demografische Wandel, die Zunahme der Adipositas und Virushepatitiden bei. Dank technischer Fortschritte hat die Rolle der Bildgebung in der Erkennung, Charakterisierung und Überwachung dieser Lebererkrankungen zugenommen – umso wichtiger ist, dass Radiolog*innen sie mittels moderner Untersuchungstechniken untersuchen und einordnen können.

Abstract

Due to demographic change, increase in obesity and viral hepatitis the incidence of liver diseases with diffuse parenchymal changes is rising worldwide. Thanks to technological advances, the role of imaging in the detection, characterization and monitoring of these liver diseases is essential. All the more important that radiologists are able to examine and classify these changes using modern examination techniques.

Kernaussagen
  • Die NAFLD zählt zu den wachsenden Herausforderungen im Gesundheitswesen. Aufgrund der Gefahr einer Leberzirrhose mit erhöhtem Risiko eines HCC hat die Prävention einen hohen Stellenwert. Mittels MRT-basierter Verfahren (MR-PDFF, MRS) kann der Fettgehalt in der Leber quantifiziert werden. Die MR-PDFF zeigte in Vergleichsstudien die höchste Sensitivität und Spezifität aller nicht invasiven Verfahren zum Nachweis der hepatischen Steatose.

  • Steatosis, Hepatitis und alle sonstigen chronischen Leberparenchymveränderungen führen im Endstadium zu einer Leberzirrhose. Hepatozytenspezifisches Kontrastmittel hat eine zunehmende Bedeutung in der Differenzierung zwischen Regeneratknoten und HCC.

  • Gefäßverschlüsse in den großen intrahepatischen oder den zentrilobären Venen sind pathognomonisch für ein Budd-Chiari-Syndrom.

  • Bei abdominellen Schmerzen nach Stammzelltransplantation oder Oxaliplatin-haltiger Chemotherapie, ggf. in Kombination mit abnormen Leberwerten oder mit portaler Hypertonie, sollte eine arzneimittelinduzierte Lebergefäßstörung in Betracht gezogen und in CT/MRT auf Zeichen einer VOD („veno-occlusive disease“) – wie periportales Ödem und Verschluss der Lebervenen – geachtet werden.

  • Bei rezidivierender Epistaxis ist an eine hereditäre hämorrhagische Teleangiektasie (HHT) zu denken. Bei HHT kommen in bis zu 75% der Fälle arteriovenöse Malformationen (AVM) auch in der Leber vor. Typische Merkmale sind: inhomogene Kontrastierung des Leberparenchyms, dilatierte venöse und arterielle Gefäße mit direktem Shunt-Nachweis. Eine begleitende Suche nach pulmonalen und zerebralen AVM ist essenziell.

  • Bei der arzneimittelinduzierten Leberschädigung (DILI; „drug induced liver injury“) gibt es 3 Muster (hepatozellulär, biliär und Mischtyp), bei Ersterem ist das periportale Ödem führend.



Publication History

Article published online:
29 February 2024

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