Zusammenfassung
Eine Dystokie stellt für die Stute und das Fohlen einen
lebensbedrohlichen Zustand dar. Anhand einer Literaturauswertung wurden die
Morbiditäts- und Todesraten durch eine Schwergeburt bei Stute und Fohlen
sowie der Einfluss auf die weitere Fruchtbarkeit der Stute analysiert.
Erschwerend bei der Auswertung der Literatur ist, dass kein einheitlicher
Diagnoseschlüssel genutzt wurde und dass in den meisten
Veröffentlichungen nicht deutlich wird, wie umfangreich die
Untersuchungen am Tier durchgeführt wurden, um zur Diagnose zu gelangen.
Die Retentio secundinarum ist die häufigste Komplikation nach
Schwergeburt. Weitere Komplikationen der Dystokie sind Verletzungen im weichen
Geburtsweg und des Dickdarmes. Diese treten nach chirurgischer Geburtshilfe
häufiger auf als nach Auszug. Bei Durchführung einer Fetotomie
steigt die Gefahr von Verletzungen im Geburtsweg. Nach einer Sectio caesarea
nimmt das Risiko einer Nachgeburtsverhaltung deutlich zu. Zur Darlegung eines
möglichen obstetrischen Fortschritts wurden recherchierte
Mortalitätsraten von Stute und Fohlen nach chirurgischer sowie
konservativer Geburtshilfe in die Perioden 1970–1990 und
1991–2021 unterteilt. Die durchschnittliche maternale Todesrate nach
einer Sectio caesarea liegt im Zeitraum 1970–1990 bei 18% und
von 1991 bis 2021 bei 14%. Die 2 ermittelten Angaben zur Todesrate nach
einer Fetotomie betrugen 29% und 10% in der Zeitspanne
1970–1990. In der Periode 1991–2021 variieren die Daten zwischen
4 und 44%, wobei sich eine durchschnittliche Todesrate von 14%
ergibt. Die durchschnittliche maternale Todesrate nach Auszug unter
Allgemeinanästhesie liegt bei 9%. Die Literaturangaben lagen
hierbei allerdings nur für den aktuelleren Zeitraum vor und schwanken
zwischen 6–29%. Die Erkrankungs- und Todesrate von Fohlen ist
sehr hoch. Im Rahmen eines Kaiserschnittes werden 53% der Fohlen tot
entwickelt, wobei die Todesrate in den einzelnen Fallserien aus den Jahren
1991–2021 von 13–79% variiert. Die Anzahl tot
entwickelter Fohlen im Rahmen einer konservativen Geburtshilfe liegt in der
gleichen Größenordnung. Postnatale Erkrankungen des
Fohlens sind zum größten Teil auf die intrapartale Hypoxie
während der Dystokie und Verletzungen durch die Geburtshilfe
zurückzuführen. Nach Schwergeburt zeigen Stuten eine reduzierte
Fertilität, was jedoch durch eine Zuchtpause im gleichen Jahr in vielen
Fällen kompensiert werden kann. Insgesamt ist die Anzahl ausgewerteter
Fälle aber bisher zu gering, um verbindliche Hinweise für eine
Zuchtnutzung nach Dystokie formulieren zu können.
Abstract
Dystocia represents a life-threatening condition for mare and foal. Morbidity and
mortality rates due to a difficult birth, as well as the influence on fertility
of the mare were analyzed, based on a review of publications. This was
aggravated by the fact that no standardized diagnostic code was used and that
most publications do not clearly describe how extensively the examinations were
performed beforehand. Retentio secundinarum is the most common complication
caused by dystocia. Other complications are injuries to the soft birth canal and
the colon. These occur more frequently after surgical obstetrics than following
assisted vaginal deliveries. Performing a fetotomy increases the risk of injury
to the birth canal. After a caesarean section, the risk for retained placenta
increases significantly. In order to evaluate the possibility of medical
progress over time, mortality rates of mare and foal were investigated and
divided in surgical and conservative obstetrics within the period of
1970–1990 and 1991–2021. The average maternal mortality rate
following caesarean section amounted to 18% in the time period between
1970 and 1990 and 14% between the years from 1991–2021. After
fetotomy, the two determined mortality rates amounted to 29% and
10% for the time between 1970 and 1990. In the period 1991–2021,
the rate varies between 4% and 44% with an average mortality
rate of 14%. Following controlled vaginal delivery, the average
mortality rate is 9%. Literary sources were however only available for
the current time period and range between 6% and 29%. The
morbidity and mortality rate of foals is very high. Following caesarean section
on average 53% of foals are dead on delivery, with a range of
13–79% in case reports from the years 1991–2021. The
number of dead foals in the context of conservative obstetrics is of a similar
scale. Postnatal foal diseases are largely due to intrapartum hypoxia during
dystocia and obstetric injury. In consequence of a difficult delivery, mares
experience reduced fertility. In numerous cases this however may be compensated
by pausing from further breeding in the same year. The number of cases evaluated
in this context however remains too small to advocate any recommendations for
breeding following incidents of dystocia.
Schlüsselwörter
Dystokie - Stute - Fohlen - Morbidität - Mortalität
Key words
Dystocia - mare - foal - morbidity - mortality