Fortschr Neurol Psychiatr 2023; 91(12): 516-522
DOI: 10.1055/a-2181-1026
Übersichtsarbeit

Therapien zur Verbesserung der Schlaganfall-Regeneration – Ergebnisse klinischer Studien im wissenschaftlichen Kontext

Therapies for the Improvement of Stroke Recovery – Assessment of Clinical Trial Results
1   Klinik für Neurologie, Sankt Elisabeth-Hospital Gütersloh, Gütersloh, Germany
,
Wolf Schäbitz
2   Universitätsklinik für Neurologie, Evangelisches Klinikum Bethel, Universitätsklinikum OWL der Universität Bielefeld, Campus Bielefeld-Bethel, Bielefeld, Germany
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Zusammenfassung

Zu den Erholungsprozessen nach einem Schlaganfall gehören die Wiederherstellung oder Kompensation von Funktionen, die ursprünglich verloren gingen oder nach einer Verletzung neu erworben wurden. Therapeutische Eingriffe können diese Prozesse entweder direkt verbessern oder Prozesse hemmen, die die Regeneration behindern. Zahlreiche experimentelle Studien ließen auf eine große Chance für solche Behandlungen hoffen, doch die Ergebnisse der jüngsten großen klinischen Studien mit Neuromodulatoren wie Dopamin und Fluoxetin waren leider enttäuschend. Die Gründe dafür sind vielfältig und betreffen die Übertragung der Ergebnisse aus Tiermodellen auf den Menschen. Diese Translationsblockade wird durch Unterschiede zwischen Tier und Mensch in Bezug auf den genetischen und epigenetischen Hintergrund, die Größe und Anatomie des Gehirns, die zerebrale Gefäßanatomie, das Immunsystem sowie die klinische Funktion und das Verhalten definiert. Zu den Rückwärtsblockaden gehört die inkompatible Anpassung von Zielen und Ergebnissen in klinischen Studien im Hinblick auf frühere präklinische Erkenntnisse. So variiert beispielsweise das Design der klinischen Regenerationsstudien stark und war durch die Auswahl unterschiedlicher klinischer Endpunkte, die Einbeziehung eines breiten Spektrums von Schlaganfall-Subtypen und klinischen Syndromen sowie durch unterschiedliche Zeitfenster für den Behandlungsbeginn nach Infarktbeginn gekennzeichnet. Die vorliegende Übersichtsarbeit diskutiert diese Aspekte anhand der Ergebnisse der letzten Schlaganfall-Regenerationsstudien mit dem Ziel, einen Beitrag zur Entwicklung einer Therapie zu leisten, die das funktionelle Ergebnis eines chronischen Schlaganfallpatienten verbessert.

Abstract

Recovery processes after stroke include restoration or compensation of function initially lost or newly acquired after injury. Therapeutic interventions can either directly improve these processes and/or inhibit processes that impede regeneration. Numerous experimental studies suggested a great opportunity for such treatments, but the results from recent large clinical trials with neuromodulators such as dopamine and fluoxetine have been rather disappointing. The reasons for this are manifold and involve the extrapolation of results from animal models to humans. Given the differences between animals and humans in genetic and epigenetic background, brain size and anatomy, cerebral vascular anatomy, immune system, as well as clinical function, and behavior, direct extrapolation is unlikely to work. Backward blockades include the incompatible adaption of clinical trial objectives and outcomes in clinical trials with regard to previous preclinical findings. For example, the clinical recovery trial design widely varies and has been characterized by the selection of different clinical endpoints, the inclusion a wide spectrum of stroke subtypes and clinical syndromes, and different time windows for treatment initiation after onset of infarction. This review will discuss these aspects based on the results of the recent stroke recovery trials with the aim to contributing to the development of a therapy that improves the functional outcome of a chronic stroke patient.



Publication History

Received: 14 December 2022

Accepted: 14 September 2023

Article published online:
11 December 2023

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