Psychother Psychosom Med Psychol 2024; 74(01): 11-16
DOI: 10.1055/a-2186-3147
Übersicht

Soziologische Forschung und Lehre im Kontext medizinischer Fakultäten – Ein autobiographischer Rückblick

Sociological Research and Teaching in the Context of Medical Faculties – An Autobiographical Report
Johannes Siegrist
1   Institut für Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum Düsseldorf
› Institutsangaben
 

Zusammenfassung

Mit der Einführung von Medizinischer Psychologie und Medizinischer Soziologie als Prüfungsfächer im Medizinstudium im Jahr 1970 wurden an medizinischen Fakultäten der Bundesrepublik Deutschland Professuren für diese Fächer errichtet. Damit stellte sich die Frage, wie weit es gelingt, die unterschiedlichen Wissenschaftskulturen der Sozial- und Verhaltenswissenschaften einerseits und der naturwissenschaftlich orientierten Medizin andererseits in Lehre und Forschung konstruktiv zu verbinden. Als wichtige Voraussetzungen hierzu erwiesen sich die Qualität und die Anschlussfähigkeit neuer Forschungsaktivitäten an prioritäre medizinische Erkenntnisinteressen. Am Beispiel einer langjährigen, international kooperierenden Forschung im Gebiet der Medizinischen Soziologie zeigt der Artikel, welche innovativen Entwicklungen hierbei im Rahmen einer theoriebasierten Analyse sozialer Determinanten stressassoziierter Erkrankungen erzielt werden konnten. Er verdeutlicht darüber hinaus die enge Verflechtung biographischer Glücksfälle mit strukturellen Chancen und Zwängen sowie die Bedeutung engagierter interdisziplinärer wissenschaftlicher Teamarbeit.


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Abstract

With the introduction of medical psychology and medical sociology as examination subjects in the medical curriculum, as enacted by the year 1970 in Germany, medical faculties established professorships and departments for these disciplines. This raised the concern of how the two separate scientific cultures of the social and behavioural sciences and of medicine, rooted in basic sciences, could reconcile their teaching and research activities in a constructive way. It turned out that the quality and the thematic affinity of new research aligning with core medical interests were important preconditions of successful integration of the new disciplines. This paper exemplifies a respective success in case of a scientific development in medical sociology. Based on a theoretical model, a longstanding, internationally collaborating research program analysing social determinants of stress-related disorders resulted in a series of innovative insights. Furthermore, the paper illustrates close links between biographical luck and structural opportunities and constraints, and it emphasizes the important role of committed inter-disciplinary scientific collaboration.


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Hintergrund

Die Einführung der neuen Prüfungsfächer Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie in das Medizinstudium im Jahr 1970 führte in der Bundesrepublik Deutschland in kurzer Zeit zur Besetzung entsprechender Professuren mit Fachvertreterinnen und -vertretern, die oftmals der Medizin fernstanden. Wie war es möglich, sie in die Wissenschaftskultur medizinischer Fakultäten zu integrieren? Welche Widerstände, aber auch welche Chancen innovativer Entwicklung, speziell im Bereich der Forschung, ergaben sich? Rückblickende Berichte aus eigener Erfahrung können bei der Klärung dieser Fragen hilfreich sein. Diesem Ziel dient der vorliegende Beitrag, der meine wissenschaftliche Entwicklung als ein langjährig und umfangreich im Kontext akademischer Medizin wirkender Soziologe schildert. Im Zentrum steht der genuine Beitrag zur Forschung, speziell zu sozialen Determinanten von Gesundheit und Krankheit. Wie eng in diesem Prozess biographische Besonderheiten und Glücksfälle mit strukturellen Bedingungen verwoben waren, zeigt der Bericht besonders eindringlich. Er skizziert Werdegang und wesentliche Etappen einer akademischen Entwicklung zwischen den beiden Wissenschaftskulturen der Medizin und der Sozialwissenschaften. Überdies verdeutlicht er die wichtige Rolle von Teamarbeit und sozialem Rückhalt in einem herausfordernden universitären Kontext.

Ein ungewöhnlicher akademischer Werdegang

Als drittes Kind eines Lehrers und Schulrektors und seiner Ehefrau im Jahr 1943 in einer Schweizer Kleinstadt geboren, kam ich während der Nachkriegszeit in den Genuss einer Phase wirtschaftlichen Aufschwungs und einer daran anschließenden Expansion des Bildungswesens. Meinen Eltern verdanke ich den Zugang zu einer intensiven humanistischen Ausbildung, ebenso wie die Förderung meiner musikalischen Interessen. Nach dem Abitur entschied ich mich für ein Studium der Soziologie, Philosophie und Geschichte – eine damals durchaus riskante Entscheidung angesichts ungewisser beruflicher Aussichten. Die Lektüre der in einer soziologischen Fachzeitschrift veröffentlichten Antrittsvorlesung von Heinrich Popitz über soziale Normen veranlasste mich, im Frühjahr 1963 an seinem an der Universität Basel neu geschaffenen soziologischen Lehrstuhl mein Studium aufzunehmen [1]. Bereits nach einem Jahr nahm Popitz einen Ruf an die Universität Freiburg i. Br. an und lud mich ein, das Studium dort fortzusetzen. Themen im Spannungsfeld zwischen Medizin, Gesundheit und Gesellschaft interessierten mich bereits seit Studienbeginn, genährt durch Diskussionen mit meinem - Medizin studierenden - engen Freund. Innerhalb des Studiums gab es damals in Deutschland keine Subdisziplin Medizinsoziologie, und nur am Rande wurden einschlägige Themen einflussreicher amerikanischer Soziologen wie die Arzt- und Patientenrolle [2], die Sozialisation zum Arztberuf [3] oder die repressiven Zustände der Versorgung psychiatrischer Patienten [4] behandelt. Als Schüler von Heinrich Popitz lag der Schwerpunkt meines Studiums und mithin meiner Dissertation auf dem Gebiet allgemeiner soziologischer Theorie [5]. Nach Abschluss meiner Promotion 1969 blieben meine Versuche, im Gebiet der Psychiatrie eine Forschungsstelle zu erhalten, erfolglos. Jedoch erhielt ich, vermittelt über meinen Doktorvater, eine Einladung, mich auf eine Assistentenstelle an einer an der medizinischen Fakultät der Universität Ulm neu errichteten Abteilung für Medizinische Soziologie und Sozialpsychologie zu bewerben. Anlass dieser Neugründung war eine grundlegende Reform der ärztlichen Ausbildung, deren im Jahr 1970 erfolgte Verabschiedung in Form einer bundeseinheitlichen Approbationsordnung wesentliche Neuerungen, so vor allem die Einrichtung prüfungsrelevanter Fächer wie Medizinische Psychologie und Soziologie, Psychotherapie und Psychosomatik vorsah. Dass Ulm eine der ersten medizinischen Fakultäten war, welche im Zuge dieser Reform entsprechende Professuren und Abteilungen einrichtete, war wesentlich dem Umstand zu verdanken, dass der damals einflussreiche psychosomatische Arzt und Forscher Thure von Uexküll an dieser Fakultät tätig war [6]. Mit der Annahme der Assistentenstelle gelangte ich mit einem Schlag in das Umfeld einer medizinischen Fakultät und sah mich mit der Herausforderung konfrontiert, am Aufbau der Lehre in dem Fach Medizinische Soziologie mitzuwirken, zugleich jedoch die wissenschaftlichen Themen der Abteilung im Gebiet der Rehabilitationsforschung und der Analyse medizinischer Institutionen aus Sicht meiner Disziplin zu bearbeiten. Schwerpunkt war hierbei eine soziologische Analyse der Arzt-Patienten-Beziehung im Krankenhaus. Es lohnt sich, diese beiden Aufgaben der Entwicklung eines neuen Unterrichtsfaches und einer soziologisch orientierten Krankenhausforschung kurz zu betrachten.


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Neue Herausforderungen an Forschung und Lehre

In der Forschung gelang es, ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördertes Projekt durchzuführen, in welchem Arbeitsorganisation und Patienteninteraktion insbesondere unter dem Aspekt asymmetrischer sozialer Beziehungen in vier süddeutschen Krankenhäusern vergleichend analysiert wurden [7]. Dieses Projekt erstreckte sich über mehrere Jahre und veranlasste mich, nach einem zweijährigen Aufenthalt Ulm zu verlassen und einer Einladung meines Doktorvaters zur Übernahme einer Assistentenstelle mit Habilitationsperspektive am Freiburger soziologischen Institut zu folgen und dort einen medizinsoziologischen Schwerpunkt einzurichten. Dabei nahm die Krankenhausforschung eine zentrale Stellung ein, wobei es mir gelang, zwei die Soziologie als Zweitstudium betreibende junge Ärzte/Ärztinnen, Hans- Heinrich Raspe und Monika Begemann-Deppe, zur Mitarbeit an dieser Forschung gewinnen. Unmittelbar nach meiner Habilitation im Fach Soziologie an der Universität Freiburg i. Br. im Jahr 1973 erhielt ich einen Ruf auf die neu errichtete Professur für Medizinische Soziologie (C3) am Fachbereich Humanmedizin der Philipps Universität Marburg. Ich nahm den Ruf an und setzte meine akademische Tätigkeit in Marburg fort, unterstützt von den mir an den neuen Standort folgenden beiden erwähnten Mitarbeitenden. Die ersten Jahre in Marburg dienten den Auswertungen unserer Forschungsergebnisse zum Krankenhausprojekt, aus denen nachfolgend mehrere größere Publikationen resultierten [8] [] [10]. Ergänzt wurden diese Forschungen durch Längsschnittuntersuchungen an stationären Patientinnen und Patienten im Rahmen eines an der medizinischen Fakultät in Marburg etablierten Sonderforschungsbereichs der DFG zur Thematik ‚Adaptation und Rehabilitation‘, in deren Rahmen ich die damalige Stressforschung kennen lernte (s.u.).

Dem Ruf nach Marburg ging mein bereits in Ulm einsetzendes Engagement in der medizinsoziologischen Lehre voraus. Wichtigste Ergebnisse waren die Erarbeitung der ersten Auflage meines Lehrbuchs der Medizinischen Soziologie [11] sowie mein Beitrag zur Gründung und Weiterentwicklung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie. Die Konflikte um die Gründung einer neuen Fachgesellschaft im Kontext der damals an medizinischen Fakultäten vorherrschenden naturwissenschaftlichen Wissenschaftskultur und die weiteren Entwicklungsprozesse wurden an anderer Stelle beschrieben [12]. Dennoch soll hier festgehalten werden, dass es einer kleinen Gruppe von Initiatoren in einer schwierigen Situation gelang, für das neue Fach eine auch nach fünfzig Jahren gut funktionierende Arbeits- und Kooperationsform zu entwickeln, regelmäßige Tagungen in Kooperation mit den Nachbardisziplinen der Medizinischen Psychologie sowie der Sozialmedizin durchzuführen und in den wichtigen Entscheidungsgremien vertreten zu sein. Entscheidend für die Entwicklung einer schmalen Subdisziplin am Rande mächtiger medizinischer Fakultäten war die Tatsache, dass mit einer Anzahl eigenständiger Professuren die materielle Basis und die wissenschaftliche Unabhängigkeit zum Aufbau eigener Forschungsprofile gegeben waren.


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Das eigene Forschungsprofil

Die erreichte Unabhängigkeit eigener Forschungsentwicklung nutzte ich in Marburg zur Entwicklung eines soziologisch fundierten Untersuchungsprogramms an einer medizinischen Fakultät, in dem ein klinischer Bezug im Zentrum stand. Mit dem Interesse an psychosozialen Arbeitsbelastungen als Determinanten der koronaren Herzkrankheit knüpfte ich an innovative Ergebnisse amerikanischer und skandinavischer Forschung an, insbesondere zur Rolle lebensverändernder Ereignisse beim Krankheitsausbruch [13], zu psychobiologischen Prozessen von Verausgabung und Kontrolle bei der Arbeit [14] sowie zu erhöhtem Herzinfarktrisiko bei hoher Arbeitsbelastung [15]. Das Ziel bestand in der Durchführung einer umfangreichen Fall-Kontrollstudie bei Patienten der kardiologischen Rehabilitation, die einen ersten akuten Herzinfarkt überlebt hatten, sowie bei einem Vergleichskollektiv Herz-Kreislauf- gesunder erwerbstätiger Männer. Dabei sollte geprüft werden, ob kritische Lebensereignisse und besondere Belastungen im Erwerbsleben in der erkrankten Gruppe signifikant häufiger aufgetreten waren als in der Kontrollgruppe. Dieses 1976 von der DFG geförderte Projekt ermöglichte mir den Aufbau einer Arbeitsgruppe mit zunächst drei hoch qualifizierten und motivierten Mitarbeitenden, dem Psychologen Klaus Dittmann, der Soziologin Karin Rittner (später Karin Siegrist) und dem Soziologen Ingbert Weber. Neben einem umfangreichen, mit dem Römerpreis des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin ausgezeichneten Projektbericht [16] entstanden erste, auch internationale Publikationen mit genuinen Beiträgen der Projektbeteiligten zu den Themen ‚subakute kritische Lebensereignisse [17], berufliche Belastungen [18] und sozialer Rückhalt [19]. Mit einer ersten, wegweisenden Übersichtsarbeit [20] und mit der theoretischen Reflexion biographischer Enttäuschungs- und Verlusterfahrungen, die sich im Vorfeld des Herzinfarktereignisses ereignet hatten, zeichneten sich erste Konturen eines neuartigen Erklärungsansatzes ab, welcher die sozioemotionale Sprengkraft dieser Erfahrungen anhand von Einsichten in die Zentralität beruflicher Statusbedrohung und verletzter sozialer Reziprozität interpretierte [21]. Es muss hier betont werden, dass dieser folgenreiche Einstieg in die medizinsoziologische Stressforschung schwerlich möglich gewesen ohne die Unterstützung durch einen aufgeschlossenen, in der Rehabilitation tätigen Kardiologen, Max Josef Halhuber. Er verschaffte mir nicht nur den Zugang zu der Herz-Kreislauf-Rehabilitationsklinik, an der die Studie durchgeführt werden konnte, sondern lud unsere Arbeitsgruppe auch ein, an den von ihm geleiteten Workshops zum Thema ‚Psychosozialer Stress und koronare Herzkrankheit‘ mit maßgeblichen internationalen Forscherinnen und Forschern teilzunehmen [22]. Trotz dieser thematischen Priorisierung wurde das oben erwähnte Forschungsthema der Krankenhaussoziologie während meiner mehrjährigen Tätigkeit an der Universität Marburg unter maßgeblicher Beteiligung von Heiner Raspe fortgeführt, gemeinsam mit einem Team, dem Thomas Kohlmann, Ruth Deck, Burkhardt Nolte, Gudrun Eulenburg und Inga Freigang-Bauer angehörten.

Entscheidende theoretische und methodische Fortschritte bei der Entwicklung des genuinen Forschungsprofils wurden in einem Folgeprojekt zu der Fall-Kontroll-Studie erzielt, indem sich unsere um Herbert Matschinger [23] und Richard Peter[24] erweiterte Arbeitsgruppe entschloss, eine sozialepidemiologische Längsschnittstudie an einem beruflich belasteten Kollektiv durchzuführen. Hierzu wählten wir Beschäftigte eines metallverarbeitenden Industrieunternehmens in Standortnähe aus, speziell Facharbeiter und angelernte Arbeiter mit entsprechender beruflicher Exposition (Akkordarbeit, Nachtschicht, Lärm, Arbeitsplatzunsicherheit). Unterstützt durch Betriebsärzte des Unternehmens sowie durch kardiologische Expertise vonseiten engagierter Kollegen des Universitätsklinikums konnte ein Kollektiv von 416 Teilnehmern rekrutiert und während eines 6,5 Jahre dauernden Beobachtungszeitraums mehrfach befragt und medizinisch untersucht werden. Im Rahmen dieser sehr aufwändigen, vom Projektteam mit größtem Engagement durchgeführten Marburger Prospektiven Industriearbeiterstudie wurde das theoretische Modell eines Ungleichgewichts von Verausgabung und Belohnung in der Berufsrolle, auch Modell beruflicher Gratifikations- bzw. Anerkennungskrisen genannt, entwickelt und in ersten Ansätzen empirisch gestützt [25], [26]. Von zentraler Bedeutung war die Beobachtung, dass zwei Indikatoren hoher beruflicher Verausgabung (starker Zeitdruck, übersteigerte berufliche Verausgabungsneigung) und zwei Indikatoren niedriger Belohnung (unfreiwilliger beruflicher Wechsel, Arbeitsplatzunsicherheit) in der Gruppe der 21 an Herzinfarkt neu erkrankten oder verstorbenen Teilnehmer besonders stark ausgeprägt waren. Fassten wir diese Merkmale in einer einzigen Variablen zusammen, welche das Vorliegen einer beruflichen Gratifikationskrise anzeigen sollte, so waren hiervon in der Gruppe der Neuerkrankten 38 Prozent betroffen, im Vergleich zu 7,4 Prozent der infarktfreien Mehrheit. Anhand einer multivariablen Regressionsanalyse wurden statistisch signifikante Unterschiede dieses psychosozialen Risikoprofils nachgewiesen [27]. Mit diesen neuen Befunden konnte unsere Arbeitsgruppe den Anschluss an die internationale Stressforschung finden.


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Beiträge zur internationalen Stressforschung

An dieser Stelle muss ein kritisches Stadium meiner Forschungsförderung Erwähnung finden. Da eine kontinuierliche Finanzierung von Langzeitstudien nach den Regelungen der DFG damals auf Schwierigkeiten stieß, drohte unserer Arbeitsgruppe gegen Ende meiner Tätigkeit in Marburg der Zusammenbruch. In der Not wurde mir vonseiten der Tabakindustrie eine als bedingungslos in Aussicht gestellte Forschungsförderung angeboten. Leider habe ich dieses Angebot für eine Überbrückungszeit angenommen, um die begonnene Langzeitstudie fortführen zu können. Dieses Angebot stellte sich später als Täuschung heraus, da der Geldgeber -allerdings erfolglos - versuchte, Ergebnisse zweckentfremdet zu verwenden. Dennoch beschädigte diese Aktion damals meinen Ruf als unabhängiger Wissenschaftler, obwohl ich zu keinem Zeitpunkt die Regeln guter wissenschaftlicher Praxis verletzt hatte [28].

Die Jahre zwischen 1980 und 1995 erweisen sich rückblickend als eine Phase vielfältiger Innovationen im Gebiet der Stressforschung, mit bahnbrechenden Erkenntnissen der Neurowissenschaften, der Psychoneuroimmunologie und -endokrinologie, der Epigenetik und der Sozialepidemiologie. Neue transdisziplinäre Fachgesellschaften wie beispielsweise die Internationale Gesellschaft für Verhaltensmedizin sprossen aus dem Boden. Ein aktuelles Lehrbuch der Psychosomatik lässt erkennen, wie weitreichend diese neuen Einsichten die Medizin wissenschaftlich und praktisch bereichert haben [29]. Wichtig war ferner, dass nicht zuletzt in Deutschland mithilfe der europäischen Forschungsorganisation und verschiedener Stiftungen eine Reihe internationaler Tagungen über neueste Ergebnisse aus der vorwiegend angloamerikanischen Stressforschung durchgeführt wurden. Einflussreich waren hierbei das von dem Londoner Psychologen Andrew Steptoe geleitete Projekt ‚Breakdown in human adaptation to stress’ [30], die maßgeblich von dem bekannten amerikanischen Psychosomatiker Herbert Weiner initiierte Reihe von Tagungen zu Grenzen der Stressforschung [31] sowie verschiedene auf psychosomatische Herz-Kreislauf-Forschung zentrierte Veranstaltungen [32],[33].

In dieser Zeit hatte ich das Glück, durch persönlichen Austausch enge fachliche und freundschaftliche Beziehungen zu vier prominenten Wissenschaftlern zu entwickeln, die meine weitere Forschungsarbeit nachhaltig beeinflusst haben. Herbert Weiner war ein mit seiner jüdischen Familie aus Wien vertriebener, in Los Angeles arbeitender Psychiatrieprofessor, dessen experimentell und epidemiologisch fundierte Forschungen die amerikanische Psychosomatik aus ihrer psychoanalytischen Enge befreiten und dem eine brillante Synthese der theoretischen Grundlagen der Psychosomatik gelang [34]. Vermutlich war ich für ihn interessant, weil er die Ergänzungsbedürftigkeit der psychologisch- medizinischen Forschung durch die soziale Dimension erkannte und ich damals der einzige Repräsentant der Medizinsoziologie in diesen Kreisen war. Ähnlich war es mit dem amerikanischen Physiologen James P. Henry, dessen bahnbrechende Forschungen hierzulande erst mit dem 1977 erschienenen Buch bekannt wurden [35] und der anlässlich seiner Besuche in Europa an den Kontakten zu mir besonderes Interesse hatte [36]. Im Gegensatz zu diesen wesentlich älteren fachlichen Autoritäten waren Töres Theorell und Michael Marmot gleichaltrige Kollegen. Den schwedischen Mediziner und Epidemiologen Töres Theorell hatte ich bereits in den1970er Jahren kennengelernt, da ich mich zu Beginn an seinen neuartigen Forschungen zu psychosozialen Determinanten koronarer Herzkrankheiten orientierte. Aus dem fachlichen Austausch entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft, nicht zuletzt angesichts unserer ausgeprägten Neigung zur Musik. Es ist erstaunlich, dass diese Freundschaft niemals durch eine gewisse fachliche Rivalität beeinträchtigt wurde. Anlass hierzu wäre der Wettbewerb um die Deutungshoheit der beiden Arbeitsstressmodelle gewesen, des von Robert Karasek entworfenen und gemeinsam mit Töres Theorell weiterentwickelten Anforderungs- Kontroll-Modells [37] und des Modells beruflicher Anerkennungskrisen. Den britischen Epidemiologen Michael Marmot hatte ich angesichts seiner bahnbrechenden Whitehall-Studie zum sozialen Gradienten von Herz-Kreislauf- Krankheiten bereits früh zu Tagungen nach Deutschland eingeladen, und mit ihm verbindet mich bis heute nicht nur eine langjährige Zusammenarbeit (s.u.), sondern auch eine enge Freundschaft. Lesenswert ist seine Beschreibung der wechselseitig inspirierenden Beziehungen zwischen uns drei Kollegen in dem Buch ‚Status syndrome‘ [38].

1992 erhielt ich einen Ruf auf die Professur für Medizinische Soziologie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Mit dem Umzug von Marburg nach Düsseldorf setzte eine sehr produktive Phase wissenschaftlicher Arbeit ein. Ein Grund hierfür war, dass Düsseldorf einer der Standorte der neuen bundesweiten Förderinitiative von Forschung und Lehre im Gebiet von Public Health war und dass mir die Leitung dieses Programms an der medizinischen Fakultät anvertraut wurde. Noch wichtiger war jedoch der Umstand, dass ich eine Reihe hochqualifizierter junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für die Zusammenarbeit gewinnen konnte, mit deren Hilfe das Forschungsprofil in den nachfolgenden zehn Jahren fruchtbar und weitreichend fortentwickelt werden konnte. Voller Dankbarkeit erwähne ich hier Richard Peter, Siegfried Geyer, Reiner Rugulies, Birgit Augst, Olaf von dem Knesebeck und Nico Dragano. Ihre wichtigen konzeptuellen und methodischen Beiträge können hier nicht im Einzelnen gewürdigt werden, jedoch ist festzuhalten, dass Richard Peter den größten Anteil an der Modellentwicklung hatte und dass Nico Dragano durch seinen herausragenden Einsatz, nicht zuletzt beim Aufbau der neuen Heinz Nixdorf-Kohortenstudie, zur Verstetigung medizinsoziologischer Forschung am Standort entscheidend beigetragen hat [39]. Ohne diese exzellenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wäre die internationale Resonanz unserer Arbeit nicht auf diese Weise gewachsen. Zu letzterer trug allerdings auch das Angebot von Michael Marmot bei, berufliche Anerkennungskrisen in einer Erhebungswelle der berühmten britischen Whitehall-II-Studie zu messen und nachfolgend die damit erzielten Ergebnisse gemeinsam zu publizieren. In der 1998 im American Journal of Public Health veröffentlichten Arbeit zeigten sich vergleichbare eigenständige Effekte des Karasek-Modells (Dimension Kontrollspielraum) und des Siegrist-Modells bezüglich der Prädiktion neuer koronarer Ereignisse [40]. Mit Referenzpublikationen zum theoretischen Modell und zu dessen Messung [26], [41] war der Weg zu einer breiteren grenzüberschreitenden Rezeption geebnet. Neben der vorrangigen Kooperation mit dem epidemiologischen Team in London entwickelte sich eine bis heute fortdauernde konstruktive Zusammenarbeit mit französischen Epidemiologen und Arbeitsmediziners, speziell mit Marcel Goldberg im Rahmen der von ihm inaugurierten Kohortenstudien GAZEL und CONSTANCES [42].

Der Nachweis eines robusten sozialen Gradienten führender Krankheiten und vorzeitiger Sterblichkeit stellt vermutlich die wichtigste Erkenntnis der Sozialepidemiologie in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts dar. An diesem Nachweis war der zwischenzeitlich von der englischen Königin geadelte Michael Marmot maßgeblich beteiligt [43]. Im Zuge wachsender empirischer Evidenz und gesundheitspolitischer Bedeutung verbesserte sich die Forschungsförderung zum Thema sozialer Ungleichheit von Gesundheit und Krankheit. Erstmals schlossen sich auf europäischer Ebene eine medizinische und eine sozialwissenschaftliche Förderkommission zusammen, um ein gemeinsames Programm zu dieser Thematik zu initiieren. Von 1999 bis 2003 konnten in dem von mir gemeinsam mit Michael Marmot geleiteten Projekt Studienprotokolle europaweit koordiniert und zentrale Fragen in ländervergleichender Perspektive untersucht werden. Ein Hauptergebnis neben den Weiterbildungsinitiativen für den wissenschaftlichen Nachwuchs bestand darin, die psychosoziale Arbeitsstressforschung im übergeordneten Kontext sozialer Ungleichheit zu verankern [44]. Damit bahnten sich bedeutsame Verbindungen zwischen führenden Vertretern der Wissenschaft und gesundheitspolitischen Akteuren einzelner Länder wie Großbritannien und Niederlande sowie der Weltgesundheitsorganisation an, deren Ziel es war, gesundheitliche Ungleichheiten durch programmatische Maßnahmen zu verringern. Von Michael Marmot, dem hierbei eine führende Rolle zukam, wurde ich in manche dieser Aktivitäten einbezogen, stets mit Blick auf Optionen der Förderung gesunder Arbeit [45]. Damit stellte ich unsere Forschungsarbeit stärker als zuvor in den Kontext praktischer arbeits- und sozialpolitischer Debatten und Initiativen.


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Inhaltliche und strukturelle Entwicklungen

Es ist hier nicht möglich, weitere, während meiner aktiven Zeit in Düsseldorf durchgeführte Forschungen zu erwähnen, die sich im Rahmen der Förderung von Public-Health Verbünden ergaben. Das Thema ‚Arbeit und Gesundheit‘ bildete jedoch weiterhin den wissenschaftlichen Schwerpunkt, wenn auch mit interessanten Neuerungen. Diese Neuerungen haben einen engen Bezug zur Zusammenarbeit mit zwei neu rekrutierten jungen Forschern, Morten Wahrendorf und Jian Li. Als Doktorand übernahm Morten Wahrendorf die Aufgabe, das Modell der Anerkennungskrise auf nichtberufliche Kontexte, insbesondere Ehrenamt und informelle Hilfe, zu übertragen und seine Erklärungskraft mit Bezug auf Indikatoren gesundheitlichen Funktionierens im Alter zu überprüfen. Hierzu standen neue Daten aus dem ‚Survey of Health, Aging, and Retirement in Europe‘ (SHARE) sowie aus einer der erwähnten französischen Kohortenstudien zur Verfügung [46]. Weiterreichend war sein in jüngerer Zeit entwickelter Ansatz einer erwerbsbiographischen Analyse belastungsreicher Arbeitsbedingungen, wodurch das statische Modell beruflicher Anerkennungskrisen in eine Lebenslaufperspektive einbezogen wurde [42]. Mit Morten Wahrendorf verbindet mich auch, neben einer Reihe weiterer Kooperationen, die gemeinsame Herausgabe des 2016 erschienenen Bandes, der eine Bilanz des internationalen Forschungsstandes zum Modell beinhaltet [46]. Das Buch vermittelt einen Eindruck über die vielfältige Wirkung des theoretischen Konzepts, indem es Übersichtsarbeiten zu Forschungsergebnissen aus Europa und anderen Kontinenten enthält, Ergebnisse zu experimentellen und quasi-experimentellen Untersuchungen zusammenfasst, Anwendungen jenseits der Erwerbsrolle illustriert und den gesundheitspolitischen Stellenwert des Ansatzes thematisiert. Jian Li kam als chinesischer Epidemiologe mit einem Stipendium nach Europa, mithin auch nach Düsseldorf. Sein erster wichtiger Beitrag bestand darin, den Fragebogen zur Messung des Modells in chinesischer Sprache entwickelt und getestet und damit die Brauchbarkeit des Konzepts in einem globalen Schwellenland belegt zu haben [47]. Die während mehrerer Jahre gemeinsam erarbeiteten wissenschaftlichen Beiträge begünstigten sodann seine Berufung auf eine Professur an der University of California in Los Angeles, an der er gegenwärtig tätig ist. Ein besonderer Höhepunkt unserer Kooperation stellt die gemeinsame Autorenschaft des wohl ersten internationalen Lehrbuchs zum Zusammenhang zwischen psychosozialen Arbeitsbelastungen und gesundheitlichen Risiken dar [48]. Dass meine wissenschaftliche Aktivität über die offizielle Emeritierung zeitlich weit hinausreichte, habe ich dem Umstand zu verdanken, dass mir die medizinische Fakultät eine Seniorprofessur verlieh, die ich über eine beinahe zehnjährige Spanne produktiv auszufüllen vermochte.

Auf der Ebene struktureller Entwicklungen ist die Tatsache entscheidend, dass die medizinsoziologische Professur in Düsseldorf, vermutlich aufgrund starker Forschungsaktivität und internationaler Ausstrahlung, nach meinem Ausscheiden wieder besetzt wurde. Mit Nico Dragano hat ein hoch qualifizierter Wissenschaftler die Nachfolge angetreten und damit eine dynamische Weiterentwicklung des etablierten Forschungsschwerpunktes ermöglicht. Zugleich hat die medizinische Fakultät die Einrichtung eines ‚Centre for Health and Society‘ beschlossen. Hier kooperieren verschiedene benachbarte Institute und tragen als forschungsstarker Verbund zur Profilbildung der Fakultät bei.


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Fazit für die Praxis

Abschließend stellt sich die Frage, ob die hier skizzierte reichhaltige wissenschaftliche Aktivität, die ich gemeinsam mit Mitarbeitenden realisieren konnte, in einem anderen akademischen Kontext als jenem einer medizinischen Fakultät möglich gewesen wäre. Tatsache ist, dass die Fakultäten beider Standorte offen waren für das Fremde und Neue, das mit der Einbeziehung einer sozialwissenschaftlich arbeitenden Professur auf sie zukam. Aus der Innenperspektive ist der Fremde, wie der Soziologe Georg Simmel erkannte, „durch keinerlei Festgelegtheiten gebunden“ [49]. Wird ihm vertraut, dann kann er das Bestehende mit neuen Impulsen bereichern. In meinem Fall hat das akademische Umfeld Vertrauen geschenkt und neue Anregungen aufgegriffen, so dass sich ein fruchtbarer Austausch entwickeln konnte. Daher verbindet mich ein Gefühl der Dankbarkeit mit den medizinischen Fakultäten, die meine Arbeit ermöglicht und gefördert haben. Mein größter Dank gilt jedoch den ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre unschätzbaren Beiträge zu den gemeinsam erzielten Erkenntnissen.


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Interessenkonflikt

Die Autorinnen/Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

  • Literatur

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  • 5 Siegrist J. Das Consensus-Modell. Studien zur Interaktionstheorie und zur kognitiven Sozialisation. Stuttgart: Enke; 1970
  • 6 Uexküll T. von. Hrsg. Psychosomatische Medizin (3. Aufl.). München: Urban & Schwarzenberg; 1983
  • 7 Siegrist J. Arbeit und Interaktion im Krankenhaus. Stuttgart: F. Enke; 1978
  • 8 Begemann H. Hrsg. Patient und Krankenhaus. München: Urban & Schwarzenberg; 1976
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  • 10 Raspe HH. Aufklärung und Information im Krankenhaus. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht; 1983
  • 11 Siegrist J. Lehrbuch der Medizinischen Soziologie. München: Urban & Schwarzenberg; 1974
  • 12 Siegrist J, Stößel U, Trojan A. Hrsg. Medizinische Soziologie in Deutschland. Entstehung und Entwicklungen. Wiesbaden: Springer; 2022
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Prof. em. Dr. Johannes Siegrist, PhD
Institut für Medizinische Soziologie
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Moorenstr. 5
402225 Düsseldorf
Deutschland   

Publikationsverlauf

Eingereicht: 04. September 2023

Angenommen: 29. September 2023

Artikel online veröffentlicht:
17. Januar 2024

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Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

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