Diagnostik und Einschätzung des „Pleuraergusses“ (Ausmaß, Art, Punktionsstelle)
Diagnostik und Differenzierung von Hämatothorax und Pleuraempyem
Diagnostik und Einschätzung der Pleuritis
Diagnostik des Pneumothorax
Diagnostik und Einschätzung von Pleura-Erkrankungen und pleuraständiger Raumforderungen
(parietal, viszeral; inklusive Differenzierung in solide, zystisch, flüssig)
Diagnostik und Einschätzung subpleuraler Konsolidierungen
Diagnostik und Differenzierung von Artefakten
Direkte Ultraschallzeichen sind der Artefakt-Beurteilung überlegen
Grenzen sonografischer Diagnostik
Einleitung
Die hier präsentierte CME-Übersichtsarbeit erläutert die Aussagekraft der Pleurasonografie
und gibt Hinweise zu deren Anwendung. Zu Beginn der Sonografie in den 80er-Jahren
des 20. Jahrhunderts mit der dazumal möglichen Auflösung der Geräte konnte die Pleura
lediglich als weiße Linie wahrgenommen werden. Aufgrund der hohen Impedanz-Unterschiede
kann die Pleura in besonderem Maße gut abgegrenzt werden. Mit den zunehmenden hochauflösenden
Geräten von mehr als 10 MHz kann auch eine normale Pleura mit einer Dicke von 0,2 mm
beurteilt werden. In diesem Artikel werden die Besonderheiten der Untersuchungstechnik
mit der Kenntnis der Vortestwahrscheinlichkeit erläutert und die Indikationen der
Pleurasonografie beschrieben. Die Pleurasonografie hat einen hohen Stellenwert – sowohl
in der Notfall- und Intensivmedizin, präklinisch, ambulant und stationär, in der Hausarzt-
wie auch in der Spezialarzt-Praxis der Pneumologen. Dargestellt werden die Besonderheiten
in der Kindheit (Pädiatrie) [1 ]
[2 ]
[3 ], wie auch in der Geriatrie. Das Erkennen eines Pneumothorax, auch in schwierigen
Situationen, wie auch die Beurteilung des Pleuraergusses werden erläutert. Aufgrund
der heutigen hochauflösenden Technik können sowohl die Pleura selbst wie auch kleine
subpleurale Veränderungen beurteilt und diagnostisch bewertet werden. Direkte und
indirekte sonografische Zeichen und Begleiterscheinungen werden beschrieben und der
konkrete klinische Stellenwert der Sonografie wird dargestellt. Dargelegt werden zudem
die Bedeutung und Kriterien des konventionellen helligkeitskodierten B-Bildes, der
Farbdoppler-Sonografie (FDS), mit oder ohne Spektralanalyse des Dopplersignals (SDS),
sowie des Kontrastmittel-Ultraschalls (CEUS) [4 ]
[5 ]
[6 ]
[7 ]
[8 ]
[9 ]
[10 ]
[11 ]. Auch die Elastografie [12 ] und ultraschallgestützte Interventionen sollen Erwähnung finden. Eine zugehörige
weitere Arbeit beschäftigt sich mit den Erkrankungen des Lungenparenchyms [13 ] und eine weitere Arbeit mit den Erkrankungen der Thoraxwand, des Zwerchfells und
des Mediastinums [14 ].
Es stehen eine Vielzahl von sonografischen Techniken zur Diagnostik und für Interventionen
zur Verfügung.
Vortestwahrscheinlichkeit und Fragestellung
Vortestwahrscheinlichkeit und Fragestellung
Die Vortestwahrscheinlichkeit für den Pleura- und Lungen-Ultraschall (LUS) beschreibt
die Wahrscheinlichkeit, mit der eine bestimmte Pleura- oder Lungenkrankheit vorliegt,
bevor eine zusätzliche diagnostische Maßnahme wie LUS durchgeführt wird. Ob LUS bei
einem Patienten mit einer Pleura- oder Lungenkrankheit diese richtig identifizieren
kann, hängt von der Wahrscheinlichkeit ab, mit der sie bei dem untersuchten Patienten
schon vorher bestand (a-priori-Wahrscheinlichkeit) sowie von den intrinsischen Vor-
und Nachteilen des Tests und somit der der richtigen Fragestellung, um evidenzbasiert
zu handeln. Die Sonografie unter Kenntnis der Symptomatik und der Krankengeschichte
ist nicht fehlerfrei, und es können bestimmte Befunde fälschlich als Erkrankung gedeutet
werden (falsch-positives Ergebnis), oder Erkrankungen nicht richtig erkannt werden
(falsch-negatives Ergebnis).
Berücksichtigung der Vortestwahrscheinlichkeit und spezifische Fragestellung sind
für den Erfolg von LUS wesentlich.
Vor- und Nachteile der Sonografie
Vor- und Nachteile der Sonografie
Vorteile
Grundsätzlich ist die LUS die konsequente bildgebende Weiterführung des Perkussions-
und Auskultationsbefundes des Thorax im Sinne von „Ultrasound – the stethoscope of
the future“ [15 ]. Wichtige Vorteile sind u. a. die Echtzeituntersuchung, eine bettseitige, jederzeit
wiederholbare Durchführung, fehlende Strahlenbelastung, hohe Ortsauflösung im Nahfeldbereich,
Aussagen zur Perfusion mithilfe von FDS, Spektralanalyse und CEUS, und die sichere
bildgebende Führung von Interventionen. Grundsätzlich stellt die Sonografie eine „dialogische“
Untersuchungsmethode dar [16 ].
Bei Patienten mit Dyspnoe ist die Lungen- und Pleurasonografie oft für die Therapieentscheidung
ausreichend.
Bei Patienten mit onkologischen Fragestellungen ist die Computertomografie zum Staging
die Methode der Wahl – und Ultraschall wird ergänzend und mit spezifischen Fragestellungen
eingesetzt.
Nachteile
Relevante Nachteile sind die limitierte Darstellung pulmonaler Pathologien bei totaler
Reflexion an der Lungenoberfläche mit Artefakten, die Schallauslösung hinter knöchernen
Strukturen, eine fehlende Übersicht, fehlende Darstellung zentraler hilärer Pathologien
sowie die eingeschränkte Beurteilbarkeit bei liegenden Patienten. Es können geschätzt
nur zirka 70 % der Pleura aufgrund der knöchernen Umgebung eingesehen werden.
Pleura
Untersuchungstechnik
Einige diagnostische Fragen lassen sich mit einer gezielten, von einer lokalisierten
Symptomatik geleiteten Untersuchung beantworten; die Mehrzahl der Indikationen für
LUS erfordern dagegen einen systematischen und grundsätzlich bilateral vergleichenden
Untersuchungsgang. Die konkreten Protokolle hängen sowohl von der konkreten Fragestellung
als auch von der klinischen Patientensituation ab. Ist eine Untersuchung nur im Liegen
möglich (z. B. unter Ventilationsbedingungen) sowie bei Verdacht auf Pneumothorax
oder interstitielles Syndrom, wird ein 8-Regionen-Protokoll mit beidseitiger Untersuchung
ventral-kranial, ventral-kaudal, lateral-kranial und lateral-kaudal empfohlen. Für
eine Semiquantifizierung des interstitiellen Syndroms wird dagegen die Untersuchung
von 28 Interkostalräumen präferiert [17 ]
[18 ]
[19 ]
[20 ]. Bei Patienten mit Verdacht auf eine (COVID-19)-Pneumonie und Lungenarterienembolie
ist die Untersuchung der dorsalen Lungenanteile wichtig, und es muss der geringen
Größe der peripheren Lungenkonsolidierungen Rechnung getragen werden. Daher wurde
ein Protokoll mit 14 Scan-Regionen vorgeschlagen, das zusätzlich zu den genannten
8 ventralen und lateralen Lungen-Regionen beidseits jeweils 3 dorsal-paravertebrale
Regionen mit einbezieht [21 ]. Es sind weitere Modifikationen beschrieben worden: ein 4-Regionen-Protokoll (beidseits
ventral-kranial + lateral-kaudal), ein 6-Regionen-Protokoll (beidseits je 3 Scanzonen
von ventral-kranial über median im mittleren Thorax bis lateral-kaudal) und ein 12-Regionen-Protokoll
mit beidseits jeweils 3 kranialen und 3 kaudalen Scanzonen (parasternal, vordere und
hintere Axillarlinie), das der Tatsache Rechnung trägt, dass COVID-19-Patienten und
solche mit ventilatorischer Insuffizienz häufig nur im Liegen untersucht werden können
[8 ]
[22 ]. Diese Vielfalt von Protokollen erschwert die Vergleichbarkeit von Studienergebnissen,
Befunden und Scores. Es ist daher zu fordern, dass grundsätzlich im Befund das verwendete
Untersuchungsprotokoll angegeben wird und dass nach Möglichkeit an einer Einrichtung
nur ein Standardprotokoll verwendet wird.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Ausprägung bestimmter diagnostischer
Artefakte der Lungen- und Pleurasonografie, insbesondere der Vertikalartefakte, vom
gewählten Schallkopf (insbesondere Zentralfrequenz und Bandbreite), den Geräteeinstellungen
bzw. Presets, der Fokussierung und der Time-Gain-Compensation (TGC) sowie der Verwendung
von artefaktminimierenden Technologien (Harmonic Imaging, Compounding) abhängig ist.
Die dazu verfügbare Literatur ist begrenzt und stammt vorwiegend aus den letzten 3
Jahren [23 ]
[24 ]
[25 ]
[26 ], sodass die 2012 publizierten internationalen Konsens-Guidelines noch keine konkreten
Empfehlungen geben konnten [17 ]. Internationale Konsensempfehlungen aus dem Jahr 2023 gehen zwar detailliert auf
das Thema ein und schlagen die Nutzung optimierter LUS-Presets vor, ohne allerdings
deren Spezifika detailliert anzugeben [11 ]. Aus experimentellen, nicht aber klinischen Untersuchungen ist bekannt, dass Untersuchungen
mit hohem mechanischem Index subpleural pulmonale kapilläre Blutungen auslösen können
[27 ]. Während ein klinisch nachteiliger Effekt bisher nicht bekannt ist und vorwiegend
bei der Untersuchung Neugeborener befürchtet werden kann, könnten aber kapilläre Blutungen
im Lungenparenchym selbst Ausgangspunkt von B-Linien sein und damit falsch-positive
Ergebnisse verursachen [11 ]. Die aktuellen Konsens-Empfehlungen raten daher in Anlehnung an Publikationen der
Sicherheitskomitees nationaler und internationaler Ultraschall-Fachgesellschaften
zur Verwendung eines mechanischen Index von 0,4–1,0 (abhängig von Lebensalter und
Thoraxwand-Dicke) sowie zu einer Begrenzung der Expositionszeit [11 ]
[28 ].
Aus der publizierten Literatur können nur wenige verallgemeinerungswürdige Schlussfolgerungen
gezogen werden, die erstmals in den Vorschlägen zur Standardisierung des LUS zur Untersuchung
von COVID-19-Patienten [21 ] zusammengefasst wurden und unter Berücksichtigung aktueller Daten in [Tab. 1 ] zusammengefasst wurden.
Tab. 1
Vorschläge zu standardisierten Bildgebungseinstellungen für den LUS (nach [11 ]
[21 ]
[23 ]
[24 ]
[25 ]
[26 ].
Wahl von Konvex- oder Linear-Schallköpfen abhängig von der Körpergröße des Patienten,
für die detaillierte Pleuradarstellung sind hochfrequente Linearschallköpfe zu bevorzugen.
Einzel-Fokus mit Fokussierung auf die Pleuralinie.
Ausschalten von Algorithmen zur Artefakt-Unterdrückung wie Tissue Harmonic Imaging , Frame Averaging (Persistence) und Compounding .
Nutzung der höchstmöglichen Frame Rate (d. h. keine Multifokussierung, niedrige Persistence ).
Nutzung einer Dynamic Range von mindestens 60 dB.
Vermeidung von Sättigungsphänomenen („weißes Bild“) durch Minimierung von Gain und
MI.
Begrenzung des mechanischen Index (MI) auf 0,4–0,7 (bei Neugeborenen eher 0,4, bei
Kindern und Erwachsenen schrittweise Reduktion, beginnend mit 0,7, solange die Bildqualität
erhalten bleibt) und Minimierung der Expositionszeit auf das diagnostisch Erforderliche.
Sonografischer Normalbefund
Die Pleura besteht aus ihren beiden Anteilen Pleura parietalis und Pleura visceralis.
Die normale Pleura kann sonografisch nicht dargestellt werden. Beide Pleurablätter
sind bei fehlender Pathologie als einlagige Mesothel-Zellschichten von nur wenigen
Mikrometern Durchmesser – auch mit hochfrequenten Schallköpfen – nicht darstellbar,
werden aber indirekt als echoreiche Grenzflächenechos visualisiert. Das Reflexband
der belüfteten Lunge (lung interface line) ist als feine Linie zu erkennen. Darüber
befinden sich die Interkostal-Muskulatur und das Fettgewebe, darunter folgen als feine
echoarme Linie der Pleuraspalt und die echoreiche Pleura visceralis, welche von der
Lungenoberfläche nicht abgegrenzt werden kann. Erst bei pathologischen Prozessen (inflammatorisch
und/oder neoplastisch) wird die dann verdickte Pleura direkt als echoarme Struktur
sichtbar und besonders mit hochfrequenten Linearschallköpfen gut beurteilbar. Bei
pathologisch veränderten Pleurablättern findet sich meistens vermehrt Flüssigkeit
im Pleuraspalt (häufig nur lokal), sodass sich diese infolge der höheren Impedanz-Unterschiede
gut darstellen lassen ([Abb. 1 ]). Im bewegten B-Bild verschieben sich beide Pleurablätter atemsynchron (sog. „Lungengleiten“).
Dies kann sowohl im M-Mode als auch im B-Bild, besser noch mit dem Farb-Doppler bzw.
Power-Doppler, visualisiert werden.
Abb. 1 Normale Pleuralinie mit hochauflösender Linearsonde. Die normale Pleura kann sonografisch
nicht dargestellt werden. Das Reflexband der belüfteten Lunge (lung interface line)
ist als feine Linie zu erkennen. Darüber befinden sich die Interkostal-Muskulatur
und Fettgewebe, darunter folgen als feine echoarme Linie der Pleuraspalt und die echoreiche
Pleura visceralis, welche von der Lungenoberfläche nicht abgegrenzt werden kann.
Es empfiehlt sich, bei der Pleurabeurteilung mit der Abdomen-Konvexsonde zu beginnen.
Um bei der Pleura die größtmögliche Auflösung zu erreichen, sollte die Fokus-Position
auf die Höhe der Pleuralinie verschoben werden. Auch wenn die Ortsauflösung mit der
Konvexsonde limitiert ist, können zumindest das Pleuragleiten, die Regularität der
Pleurakontur, etwaige Ergüsse und von der Pleura sowie subpleuralen Lunge ausgehende
Schallphänomene beurteilt werden ([Abb. 2 ]). Die detaillierte Beurteilung der Pleura sollte mit dem hochauflösenden Linearschallkopf
erfolgen. Auch hier ist es wichtig, den Fokus in die Höhe der Pleuralinie zu verschieben,
um die größtmögliche Auflösung zu bekommen. Unabhängig vom Schallkopftyp ist es wichtig,
in einem Schnitt quer zum Rippenverlauf die echoreichen Grenzflächen-Phänomene von
Rippen-Kortikalis und Pleura voneinander zu differenzieren.
Abb. 2 Differenzierung der echoreichen Grenzflächen-Phänomene von Rippen-Kortikalis (*)
und Pleura (Pfeile) in einem Schnitt quer zum Rippenverlauf. Verbindet man die echoreichen
Grenzflächen miteinander, entsteht eine Kontur (gelb), die an die Silhouette einer
fliegenden Fledermaus erinnert („Bat sign“).
Indikation(en), Beschreibung der typischen Situation
Als Pathologien werden Tumoren, Verdickungen, Unterbrechungen der Pleuralinie (Fragmentation)
sowie subpleurale Konsolidierungen beschrieben. Tumoren sind meist echoarme bis echoreiche,
runde oder flach aufliegende Prozesse, welche aufgrund der Abgrenzung und der Durchblutung
beurteilt werden. Tumore können sowohl von der Pleura parietalis wie auch visceralis
ausgehen. Eine pathologisch veränderte Pleura fällt durch von dieser ausgehende Kometenschweif-Artefakte
auf ([Abb. 3 ]). Je nach Erkrankung (häufig bei viralen Infekten) können kleine (2–3 mm) subpleurale
Konsolidierungen auffallen, die auch durch Kometenschweif-Artefakte charakterisiert
sind.
Abb. 3 Darstellung unterschiedlicher pleuraler Artefakte. Die linke Abbildung A stellt einen normalen Lungeneintrittsreflex mit multiplen A-Linien dar (Pfeile).
Die rechte Abbildung B zeigt einen pathologischen irregulären Lungeneintrittsreflex mit vertikalen Artefakten
im Sinne von B-Linien. Die diesem lokalisierten interstitiellen Syndrom zugrunde liegende
Pathologie muss klinisch gestellt werden. Hier lag eine rechtsseitige Pleuropneumonie
vor.
Pleuritis
Die sonografischen Muster der Pleuritis sind uncharakteristisch und variabel – und
die Veränderungen an der Pleuralinie häufig vom Normalbefund nicht abgrenzbar. Eine
(geringfügige) Ergussbildung ist wegweisend ([Abb. 4 ]).
Abb. 4 Darstellung unterschiedlicher Ultraschallbefunde bei Patienten mit klinischer Diagnose
einer Pleuritis. Neben einer Pleuraverdickung, dem Nachweis eines kleinen Pleuraergusses,
können Läsionen unterschiedlicher Größe im Bereich der parietalen Pleura beobachtet
werden. Die diesen sonografischen Befunden zugrunde liegende Pathologie muss klinisch
gestellt werden.
Pleuraerguss
Beim Pleuraerguss handelt es sich um Flüssigkeit zwischen der Pleura parietalis und
Pleura visceralis. Wenig Erguss ist physiologisch: 0,3 ml/kg [29 ]. Ein Pleuraerguss entsteht bei einer Dysbalance zwischen Produktion und Absorption.
Ein Erguss kann frei oder abgekapselt zwischen den beiden Pleurablättern gefunden
werden. Der freie Pleuraerguss findet sich basal im kostophrenischen Winkel. Der Erguss
ist beim liegenden Patienten seitlich-dorsal und beim sitzenden Patienten dorsal zu
suchen. Gelegentlich ist beim liegenden Patienten eine subkostale transhepatische
Ankopplung hilfreich ([Abb. 5 ]).
Abb. 5 Patient mit rechtseitigem gekammerten Erguss. Dieser kann durch interkostale (links)
und subkostale transhepatische Ankopplung (rechts) dargestellt werden.
Abgekapselte Pleuraergüsse werden lokalisiert am Rand von unterschiedlichen Pathologien
der Pleura gefunden ([Abb. 6 ]), können aber auch als Residuen nach interventioneller Therapie ausgedehnter Pleuraergüsse
verbleiben. Der abgekapselte Pleuraerguss wird mit der Small-Part-Linearsonde beurteilt.
Der freie Pleuraerguss muss wegen der Übersichtlichkeit mit der Abdomen-Konvexsonde
gesucht werden. Gerade bei übergewichtigen Personen mit schlechter Schallbedingung
im Liegen ist die Beurteilung, ob es sich bei der echoarmen Region oberhalb des Zwerchfells
um Flüssigkeit handelt, nicht immer einfach zu sehen. Das Spine-Zeichen [30 ]
[31 ] kann helfen, hier Sicherheit zu erlangen. Die Einstellung des kostophrenischen Winkels
muss so erfolgen, dass die Querfortsätze der Wirbelsäule mit ihrem Schallschatten
erkannt werden. Sind diese nur unterhalb des Zwerchfells erkennbar und die Lunge löscht
diese bei der Atmung wie ein Vorhang aus, ist das Spine-Zeichen negativ; es ist kein
Pleuraerguss vorhanden. Sind die Querfortsätze jedoch auch oberhalb des Zwerchfells
zu sehen, besteht ein Pleuraerguss ([Abb. 7 ]). Werden B-Linien resp. Kometenschweif-Artefakte gesehen, welche von der diaphragmanahen
Pleura ausgehen, handelt es sich um Lungengewebe: Ein Pleuraerguss ist ausgeschlossen.
Abb. 6 Patienten mit lokalisierter Ergussbildung und unterschiedlichen Pathologien wie Pleuritis
(links), parainfektiösem Pleuraempyem (Mitte) und bei Pleurakarzinose (rechts), mit
Darstellung einer Pleurametastase (m) (Pfeil).
Abb. 7 Darstellung des kostophrenischen Winkels zum Ausschluss und Nachweis eines kleinen
auslaufenden Pleuraergusses, bei fehlendem Erguss spiegelt sich die Leber am Diaphragma
(links). Bei Nachweis von Kometenschweif-Artefakten von der dem Zwerchfell anliegenden
Pleura ist sichergestellt, dass kein Pleuraerguss vorhanden ist (Mitte). In der rechten
Abbildung ist der kostophrenische Winkel echofrei. Durch das positive Spine-Zeichen
ist es sicher, dass es sich um einen Pleuraerguss handelt. Die Querfortsätze der Wirbelkörper
sind im abdominalen Bereich immer zu sehen, im thorakalen Bereich jedoch nur, wenn
ein Pleuraerguss oder eine Lobärpneumonie vorhanden ist. Eine entfaltete Lunge führt
zur Totalreflexion der Schallwellen.
Volumenbestimmung
Eine exakte Quantifizierung von Pleuraergüssen gelingt aufgrund der komplexen räumlichen
Geometrie und der nicht immer definierten Position des Patienten nicht ausreichend
gut. Dennoch gibt es verschiedene Formeln zur Abschätzung des Volumens [32 ]
[33 ]. Die einfachste Methode ist die Multiplikation der im Sitzen vom kostophrenischen
Winkel aus gemessenen lateralen Höhenausdehnung des Ergusses in Zentimetern mit dem
Faktor 100 (Volumen in Kubikzentimetern) ([Abb. 8 ]). Bei einer anderen Methode [29 ] werden die Patienten liegend mit leichter Rumpferhöhung bei 15° untersucht. Die
Sonde wurde nach oben in die posteriore axilläre Linie verschoben. Im Querschnitt
zur Körperachse wird die Differenz der Pleura parietalis und Pleura visceralis an
der Lungenbasis, end-exspiratorisch, gemessen. Die Menge der Pleuraflüssigkeit wird
mit der folgenden Formel evaluiert: Volumen (ml) = 20 × Abstand der Pleurablätter
(mm).
Abb. 8 Semiquantitative Volumenabschätzung bei einem Patienten mit rechtsseitigem Pleuraerguss.
Gemessen wird eine 7 cm laterale Ergusshöhe, multipliziert mit 10 ergibt dies einen
Erguss von zirka 700 ml.
Allerdings ist die möglichst genaue Volumenbestimmung von geringer klinischer Relevanz,
obwohl sie häufig vorgenommen wird. Die Indikation zur Ergusspunktion oder -drainage
ergibt sich entweder aus diagnostischen Gründen, aufgrund eines komplizierten Ergusses
bzw. Empyems oder aufgrund der Symptomatik mit Luftnot des Patienten. Wie ausgeprägt
die durch einen Pleuraerguss verursachte Luftnot eines Patienten ist, ergibt sich
nicht alleine aus dem Ergussvolumen, sondern wird u. a. auch durch Körpergröße, Body-Mass-Index
und vorbestehende kardiopulmonale Erkrankungen des Patienten bestimmt. Bei einer vorbestehenden
Herzinsuffizienz mit zusätzlicher chronisch-obstruktiver Pneumopathie kann unter Umständen
bereits die Entlastung um 300 ml dem Patienten einen klinischen Vorteil bringen. Wir
bevorzugen daher eine grobe Klassifikation als „Winkelerguss“, „geringen basalen“,
„moderaten“ oder „ausgeprägten Pleuraerguss“ und stellen die Punktionsindikation nach
klinischen Kriterien ein.
Artbestimmung
Sonografische Aussagen zur Art des Pleuraergusses sind nur begrenzt möglich. Fibröse
Veränderungen sowie Septierungen treten häufig bei einem chronischen Erguss auf, echogene
Binnenstrukturen weisen auf eine Blutung oder Infektion hin, müssen aber von Artefakten
differenziert werden. Die Echogenität (echofrei, homogen echogen oder inhomogen echogen)
kann nur im Zusammenhang mit der klinischen Situation einen Hinweis auf die Ursache
des Ergusses geben [34 ]
[35 ]. Während kardiogene Ergüsse oder auch ein frischer Hämatothorax oft echofrei sind,
können echogene Ergüsse oder solche mit echogenen Binnenreflexen auf eine entzündliche
oder maligne Genese hinweisen ([Abb. 9 ]), wobei viele maligne Ergüsse auch echofrei sind.
Abb. 9 Patienten mit echofreiem (links), echoreichen (Mitte) und polyseptiertem Pleuraerguss
(rechts). Zur Dignitätsbeurteilung spielt die sonografische Beurteilung des Ergusses
hinsichtlich der Echogenität keine Rolle.
Wichtiger als die Echogenität sind die Lateralität, das (Nicht-)Vorhandensein einer
Abkapselung, lokale oder diffuse Pleura- und Lungenveränderungen sowie Begleiterkrankungen
und Alter des Patienten. Daher sollten neben dem Erguss stets die gesamte einsehbare
Pleurahöhle, das Zwerchfell und die Pleura selbst mitbeurteilt werden ([Abb. 10 ], [11 ]).
Abb. 10 Patienten mit Pleuraerguss und sonografisch darstellbaren Pathologien im Bereich
der Lunge: A gesicherte Lungenmetastase, B klinisch gesicherte Pneumonie mit Airbronchogramm und polyseptiertem Erguss, C periphere Lungenkonsolidierungen bei im CT gesicherter Lungenarterienembolie, D Pleuraerguss mit Atelektase und Fluidobronchogramm bei gesichertem zentralen Bronchialkarzinom
(rechts unten).
Abb. 11 Patienten mit malignem Pleuraerguss und Pathologien im Bereich der Pleura; die Pfeile
kennzeichnen die Tumorformationen: gesicherte Pleurametastase im rechten costodiaphragmalem
Winkel bei Bronchialkarzinom (links oben), gesicherte diaphragmale Metastase bei subkostal/transdiaphragmalem
Strahlengang bei Patientin mit Mammakarzinom (rechts oben), viszerale Pleurametastase
bei Bronchialkarzinom (links unten), flächenhafte pleurale Tumorformation bei Mesotheliom
(rechts unten).
So können zentral liegende Tumore, Abklatschmetastasen auf dem Diaphragma oder Pleuratumoren
erkannt und auch ultraschallgestützt bioptisch gesichert werden, die bei einer entfalteten,
luftgefüllten Lunge der Ultraschalldarstellung entgehen. Außer bei klinisch klar ersichtlichem
Grund für den Pleuraerguss (z. B. kardiogener bilateraler Erguss bei Herzinsuffizienz
oder einseitiger Erguss bei Thoraxtrauma mit Rippenfrakturen) muss der Erguss aus
diagnostischen Gründen punktiert und sowohl biochemisch als auch zytologisch, ggf.
auch mikrobiologisch, untersucht werden [36 ].
Primär muss beim nicht traumatischen Erguss ein Transsudat gegenüber einem Exsudat
abgegrenzt werden [37 ]. Einem im Regelfall bilateral nachweisbaren Transsudat liegen eine Volumenüberlastung
zugrunde, wie bei Herzinsuffizienz, und/oder ein niedriger onkotischer Druck bei Albuminmangel
(z. B. bei Leberzirrhose, renalem oder intestinalem Verlust). Exsudate sind dagegen
meist durch eine pleurale Erkrankung verursacht und somit nur auf der betroffenen
Seite vorhanden. Die Differenzierung kann nach den Light-Kriterien erfolgen, welche
1972 publiziert wurden [38 ]
[39 ].
Eine 3-fach gegenüber der Norm erhöhte LDH-Konzentration in der Pleuraflüssigkeit
kommt vor bei einer Infektion (inkl. Tuberkulose), rheumatologischen Erkrankungen
oder einer Neoplasie. Die Light-Kriterien sind hoch-sensitiv für die Diagnose von
Exsudationen, missklassifizieren allerdings bis zu 25 % aller Transsudate fälschlich
als Exsudat. Daher wurden zahlreiche Ergänzungen und Alternativen publiziert. Insbesondere
die Bestimmung des Serum-Pleura-Gradienten, von Cholesterinkonzentration und -gradient
sowie von Tumormarkern [40 ]
[41 ]
[42 ]
[43 ]
[44 ] müssen immer im Zusammenhang mit der Klinik des Patienten interpretiert werden.
Die Ergusszytologie hat insgesamt nur eine Sensitivität von 50–80 % [45 ], steigt aber mit dem eingesandten Ergussvolumen sowie bei wiederholter Punktion.
Pneumothorax
Beim Pneumothorax handelt es sich um Luft im Spalt zwischen Pleura parietalis und
Pleura visceralis. Ein Pneumothorax muss bei jedem Patienten mit Dyspnoe in die Differenzialdiagnose
einbezogen werden. Ein Pneumothorax kann spontan auftreten (zum Beispiel bei Patienten
mit einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung und bei Lungenemphysem, bei angeborener
Bindegewebsschwäche, z. B. im Rahmen eines Marfan-Syndroms, oder zystischen Lungenerkrankungen).
Häufig tritt ein Pneumothorax traumatisch auf (Stichverletzung und Luftbrücke vom
Pleuraspalt nach draußen oder Rippenfraktur und Luftbrücke vom Pleuraspalt zu verletzten
Bronchien). Iatrogene Pneumothoraces können sowohl bei einer Pleurapunktion von außen
oder durch eine Verletzung der Bronchien über eine Bronchoskopie erfolgen. Wegen der
Elastizität der Lunge, welche ohne den negativen Druck im Pleuraspalt (geschätzt zirka
8 cm Wassersäule) in sich zusammenfällt, nimmt ein Pneumothorax mit der Zeit eher
zu. Dem entgegen wirkt die natürliche pleurale Luftresorption. Die sensitivste Methode
zur Detektion eines Pneumothorax ist die Computertomografie, die als Goldstandard
gilt. Bei Traumapatienten kann ein Pneumothorax sonografisch mit einer Sensitivität
von 90 % diagnostiziert werden, während die Röntgenaufnahme des Thorax nur eine Sensitivität
von 69 % erreicht [46 ]. Allerdings wurde in dieser Studie nur das Pleuragleiten beurteilt, während andere
sonografische Kriterien des Pneumothorax ([Tab. 2 ]) nicht mit einbezogen wurden, mit denen eine weitere Steigerung der diagnostischen
Genauigkeit erreicht werden kann.
Tab. 2
Sonografische Zeichen des Pneumothorax.
Fehlendes Lungengleiten
Nachweis des Lungenpunktes
Fehlende Kometenschweif-Artefakte und B-Linien
Fehlender Lungenpuls (M-Mode oder Farb-Doppler)
2012 wurde in einer Konsensuskonferenz ein diagnostischer Algorithmus vorgeschlagen
[17 ]. Leicht modifiziert wird zuerst das Lungen- respektive das Pleuragleiten gesucht
([Abb. 12 ], [13 ]). Direkte Zeichen (fehlendes Lungengleiten, Nachweis des Lungenpunktes) haben eine
höhere Wertigkeit als indirekte Zeichen (fehlende Artefakte, fehlender Lungenpuls
[M-Mode oder Farb-Doppler], ([Abb. 14 ]). Das fehlende Lungengleiten findet sich typischerweise beim liegenden Patienten
am höchsten Punkt, zirka eine Handbreit unterhalb der Klavikula – allerdings nur dann,
wenn keine Adhäsionen zwischen der Pleura visceralis und der Pleura parietalis vorliegen.
Abb. 12 Pneumothorax-Algorithmus nach Volpicelli et al. 2012, leicht modifiziert, indem der
Lungenpuls dem Lungenpunkt vorangestellt wird. Der Lungenpuls kann bei einer ausgebreiteten
Lunge fast immer nachgewiesen werden – der Lungenpunkt hingegen kann bei einem großen
Pneumothorax oft nicht gefunden werden.
Abb. 13 Im linken Bild wird der Normalbefund mit normal belüfteter Lunge gezeigt (oben B-Mode,
unten M-Mode). Das M-Mode-Bild ähnelt einem Sandstrand (Seashore-Sign). Im rechten
Bild stellt sich oben die Pleura mit einer quergetroffenen Rippe dar, in der Farbdoppler-Sonografie
kann das Pleuragleiten durch ein positives Farbzeichen dokumentiert werden (rechts
unten).
Abb. 14 Patient mit Pneumothorax und Nachweis eines Lungenpunktes (Pfeile): Patient mit rechtsseitigem
Mantelpneumothorax und Nachweis eines einzelnen Lungenpunktes. Das Ausmaß des Pneumothorax
ist sonografisch nicht bestimmbar (linkes Bild); Darstellung eines kleinen Pneumothorax
durch Nachweis von 2 Lungenpunkten nach US-gesteuerter Punktion einer kleinen Pleurametastase
(M), (rechtes Bild). Bei fehlendem Pleuraerguss ist das Risiko eines punktionsbedingten
Pneumothorax erhöht.
Direkte Zeichen des Pneumothorax sind indirekten Zeichen überlegen.
Im Lungenultraschall mit dem M-Mode sind beim Gesunden Haut, subkostales Fettgewebe,
Muskulatur und die Pleura parietalis als unbewegliche, parallel verlaufende Linien
erkennbar („Wellen“). Die Pleura visceralis und die Lungen bewegen sich, sodass sie
sich als Rauschen darstellen („Strand“), ([Abb. 15 ]). Das Vorhandensein von Lungengleiten respektive des Seashore-Signs beweist, dass
an dieser Stelle kein Pneumothorax vorliegt. Die Hautschichten, die Brustmuskulatur
und die parietale Pleuralinie („Pleura parietalis“) werden als statische (unbewegliche)
und parallel verlaufende Linien („Strand“) von der sich respiratorisch bewegenden
viszeralen Pleuralinie (Pleura visceralis) und dem Lungenparenchym abgegrenzt („Wellen“).
Auch das Vorhandensein von Kometenschweif-Artefakten und B-Linien, die ja von der
viszeralen Pleura ausgehen, schließt einen Pneumothorax aus. Sind weder Lungengleiten
noch B-Linien/Kometenschweif-Artefakte vorhanden, wird der Lungenpuls gesucht. Dies
zeigt die Herzaktion, welche über das Mediastinum und eine ausgebreitete Lunge bis
an die Pleuralinie übertragen wird. Eine herzschlagsynchrone Pulsation beweist eine
ausgebreitete Lunge. Dargestellt werden kann sie mittels M-Mode (regelmäßige Verwerfung
der horizontalen Linien bis an die Pleuralinie) oder auch im Farb- bzw. Power-Doppler
([Abb. 16 ], [17 ]).
Abb. 15 Patient mit Pneumothorax: Im M-Mode werden nur horizontale Linien dargestellt (nur
„Wasser ohne Sand“) = Stratosphären-Zeichen oder Barcode-Zeichen.
Abb. 16 Der Lungenpuls wird mit dem M-Mode dargestellt. Zusammen mit dem EKG aufgezeichnet
gibt es bei jedem QRS-Komplex im EKG eine Verwerfung der Pleuralinie. Ein darstellbarer
Lungenpuls heißt, dass die Lunge an dieser Stelle ausgebreitet ist.
Abb. 17 Der Lungenpuls wird mit der Farbe dargestellt. Ein Farbzeichen unterhalb der Pleura
entsteht sowohl durch die Atembewegung wie auch durch den Lungenpuls. Ein positives
Farbzeichen heißt somit, dass die Lunge an dieser Stelle entfaltet ist.
Ein positives Farbzeichen im Farb- oder Power-Doppler, das entweder vom Lungenpuls
oder durch Pleuragleiten verursacht wird, schließt einen Pneumothorax aus.
Sonografisch kann die Größe des Pneumothorax mittels der Position des Lungenpunktes
nur abgeschätzt werden. Der Lungenpunkt ist die Stelle des Übergangs des Pneumothorax
in die normal der Thoraxwand anliegende Lunge. Eine genaue Beurteilung des Ausmaßes
eines Pneumothorax bleibt der Röntgenaufnahme oder der Computertomografie vorbehalten.
Bei ausgedehntem Pneumothorax ist der Lungenpunkt häufig nicht darzustellen.
Solide pleurale Läsionen und subpleurale parenchymale Veränderungen (diffuse und umschriebene)
Solide pleurale Läsionen und subpleurale parenchymale Veränderungen (diffuse und umschriebene)
Pleurale Tumore kommen in der Regel lokalisiert vor. Sie können in primäre Pleura-Tumore
oder Metastasen unterteilt werden [47 ]. Der häufigste primäre Pleuratumor ist das maligne Pleuramesotheliom ([Abb. 18 ]). Alle anderen primären Tumoren wie der solide fibröse Pleuratumor ([Abb. 19 ]), Sarkome oder ein Hämangioendotheliom sind sehr selten. Das maligne Pleuramesotheliom
ist bei Männern in 87 % und bei den Frauen in 65 % durch Asbest-Exposition verursacht.
Das mediane Überleben nach der Diagnosestellung ist kurz [47 ]. Das Pleuramesotheliom kann sich unterschiedlich manifestieren, als Plaques oder
flächenartig, es kann die viszerale oder die parietale Pleura betreffen [48 ]. Pleurametastasen treten bei sehr unterschiedlichen Tumoren auf; häufig handelt
es sich beim Primärtumor um Lungen- oder Mammakarzinome ([Abb. 10 ], [11 ]).
Abb. 18 Patient mit malignem Pleuramesotheliom im CT-Bild (Quelle: Herr Prof. Dr. Andreas
H. Mahnken, Direktor der Diagnostischen und Interventionellen Radiologie am Universitätsklinikum
Marburg) und Ultraschall: Es zeigen sich eine deutlich verdickte Pleura parietalis
im apikalen Bereich der Lunge (obere Bilder); im kaudalen diaphragmalen Bereich durchbricht
der Tumor (TU) das Zwerchfell (untere Bilder).
Abb. 19 Patient mit histologisch gesichertem solide-fibrösem Pleuratumor: Darstellung im
CT (Quelle: Herr Prof. Dr. Andreas H. Mahnken, Direktor der Diagnostischen und Interventionellen
Radiologie am Universitätsklinikum Marburg) und B-Bild-Ultraschall.
Tumore können sowohl die viszerale wie auch die parietale Pleura befallen ([Abb. 20 ]). Bei pleuralen Tumoren ist meist eine Biopsie notwendig, damit die histologische
Diagnose und eine entsprechende Therapie in die Wege geleitet werden können. Die ultraschallgestützte
Biopsie hat eine sehr hohe diagnostische Genauigkeit und eine geringe Komplikationsrate
[49 ], da ein Punktionsweg unter Vermeidung einer Interposition von Rippen und Interkostalgefäßen
gewählt werden kann. Am besten findet die Biopsie einer parietalen Pleuraläsion an
einer Stelle statt, wo ein Pleuraerguss vorliegt, um das Risiko eines Pneumothorax
zu reduzieren ([Abb. 11 ], [14 ]).
Abb. 20 Obere Reihe: Patient mit kleiner viszeraler Pleura-/Lungenmetastase (M) im CT (Quelle:
Herr Prof. Dr. Andreas H. Mahnken, Direktor der Diagnostischen und Interventionellen
Radiologie am Universitätsklinikum Marburg) und im Ultraschall, die Läsion gleitet
atemabhängig mit der Lunge. Die US-gesteuerte Punktion (rechts oben) ergab die Diagnose
einer Lungenmetastase bei malignem Melanom. Das Risiko eines Pneus ist bei Lungenmetastasen
eher reduziert. Untere Reihe: Patient mit Plattenepithelkarzinom und kleiner parietaler
Pleurametastase, die Lunge gleitet über die pleurale Läsion (Pfeile), (links unten).
Die US-gesteuerte Punktion (unten Mitte) ergab die Diagnose einer Lungenmetastase.
Postinterventionell ließ sich ein kleiner Pneumothorax nachweisen (siehe auch Abb.14),
(rechts unten).
Subpleurale parenchymale Veränderungen können diffus oder umschrieben auftreten. Zu
den diffusen Veränderungen gehören Lungenkrankheiten, welche zu Veränderungen des
Pleurareflexes führen (Lungenfibrose mit unterschiedlichen Ursachen wie Sarkoidose,
amiodaron-induzierte Lungenfibrose, systemischer Lupus erythematodes und andere mehr)
([Abb. 21 ]). Sarkoidose und amiodaron-induzierte Lungenfibrose sind aber keine primären Pleura-Erkrankungen,
sondern Erkrankungen, die bis an die Pleura heranreichen. Lokalisierte Veränderungen
können pleurale Narben nach Bestrahlung, Entzündungen, Traumata, Lungenmetastasen
oder Tumore mit Kontakt zur viszeralen Pleura sein ([Abb. 22 ]). Zu den diffusen pleuralen Veränderungen gehören auch seltenere Ursachen wie IgG4-assoziierte
Krankheiten, welche die Pleura befallen und entsprechend zu einem Pleuraerguss führen.
Diese können vermutet werden, wenn im Pleuraerguss oder der Pleurabiopsie eine lymphoplasmazelluläre
Infiltration vorhanden ist [50 ]
[51 ]. Sonografisch zeigt die Lungenfibrose das Bild einer stark veränderten Pleura, welche
verdickt und fragmentiert erscheint, teils subpleurale kleine Konsolidationen aufweist,
sowie ein interstitielles Syndrom mit vielen Kometenschweif-Artefakten zeigt.
Abb. 21 Patienten mit gesicherter Lungenfibrose: in der oberen Reihe A zeigt das CT (Quelle: Herr Prof. Dr. Andreas H. Mahnken, Direktor der Diagnostischen
und Interventionellen Radiologie am Universitätsklinikum Marburg) dorsale fibrotische
Veränderungen, rechtsseitig das korrespondierende Ultraschallbild mit multiplen kleinen
nodulären viszeralen Läsionen (Pfeile). In der unteren Reihe B zeigt das CT (zur Verfügung gestellt von *BLINDED*, Marburg) deutliche Veränderungen,
im Ultraschall lassen sich noduläre Herde nachweisen (Pfeile). Die Sonografie ist
nicht geeignet, das Ausmaß der computertomografischen fibrotischen Veränderungen darzustellen.
Abb. 22 Patienten mit gesicherten pleuralen Pathologien: narbige Veränderung (A ), Sklerodermie (B ); GvHD der Lunge (C ), Tuberkulose (D ), Mittelmeerfieber (E ), Neurofibrom (F ); die Läsionen sind B-Bild-sonografisch uncharakteristisch und nicht spezifisch –
eine klinische Einordnung ist essenziell.
Eine Differenzialdiagnose ist aufgrund des sonografischen Erscheinungsbildes alleine
nicht möglich. Die Sonografie hilft jedoch bei gewissen Krankheiten weiter. So können
bei einer Sarkoidose pathologische Lymphknoten gefunden werden, welche bei oberflächlicher
Lage der Biopsie gut zugänglich sind.
Fibrothorax
Der Fibrothorax ist eine narbige Veränderung der Pleura. Andere Ausdrücke sind „Pleuraschwarte“,
„Pleuraschwiele“ und pleurale Fibrose. Eine Verklebung beider Pleurablätter kann aufgrund
der daraus resultierenden Restriktion zu einer Atemnot führen. Die Ursachen sind vielfältig.
Häufiger sind jedoch benigne Veränderungen – wie ein Status nach Pleuritis (infektiös,
tuberkulös, medikamenten-induziert, urämisch, rheumatisch) oder Status nach Hämatothorax.
Ist die parietale Pleura verdickt und weist fokale Verkalkungen auf, weist dies auf
einen asbest-induzierten Fibrothorax hin [52 ]
[53 ].
Wichtige Differenzialdiagnosen sind Pleuraverkalkungen nach vorangegangenem Hämatothorax
oder spezifischer Pleuritis. Eine Biopsie ist oft notwendig, um die Differenzierung
einer malignen von einer benignen Erkrankung zu erzwingen. Die histologische Diagnosesicherung
ist jedoch häufig nicht sehr einfach [54 ].
Interstitielles Syndrom – vertikale Reverberationsartefakte
Interstitielles Syndrom – vertikale Reverberationsartefakte
Aufgrund klinischer und experimenteller Studien sind vertikale Reverberationsartefakte
heterogene Artefakte, deren Beschaffenheit eng mit der pleuralen und subpleuralen
Gewebezusammensetzung zusammenhängt. Diese Artefakte können kurz oder lang, hell,
glatt, gut oder schlecht begrenzt, schmal oder breit und von unterschiedlicher Form
sein [55 ]. Vereinzelte Vertikalartefakte werden auch bei gesunden, oft älteren Individuen
beobachtet (meistens in den basalen Lungenabschnitten). Als positiver Befund wird
angesehen, wenn eine untersuchte Region bei sagittaler Schnittführung 3 oder mehr
vertikale Reverberationsartefakte zwischen 2 Rippen aufweist („interstitielles Syndrom“).
Das interstitielle Syndrom kann fokal, unilateral oder bilateral bzw. ubiquitär vorkommen.
Ubiquitär heißt, dass beim liegenden Patienten beidseits ventral und lateral jeweils
mindestens 2 Regionen positiv für vertikale Wiederholungsartefakte sind [17 ].
Einstellung
Die vertikalen Reverberationsartefakte können prinzipiell mit allen Sondentypen dargestellt
werden – beim Erwachsenen sollte typischerweise eine Konvexsonde mit einem Frequenzbereich
zwischen etwa 3 und 6 MHz benutzt werden. Da die neuen Ultraschallgeräte häufig in
den Presets eine Artefakt-Unterdrückung programmiert haben, muss diese zwingend ausgeschaltet
werden, da ansonsten diese Reverberationsartefakte ebenfalls unterdrückt werden. Die
vertikalen Reverberationsartefakte können aufgrund ihrer Darstellung unterschiedlichen
Krankheiten zugeordnet werden. Sie werden in B-Linien und Kometenschweif-Artefakte
unterteilt. Um diese Unterscheidung vornehmen zu können, muss die Pleura mit einer
hochfrequenten Sonde (ab 10 MHz) beurteilt werden.
B-Linien
Als B-Linien werden echoreiche Reverberationsartefakte bezeichnet, welche von einer
glatten Pleuralinie (beurteilt mit einer hochfrequenten Sonde) ausgehen und sich ohne
Abschwächung bis an den unteren Bildrand (mehr als 10 cm) ausbreiten. Sie sind immer
gleich breit, überstrahlen alles und bewegen sich mit dem Lungengleiten. Wenn sie
ubiquitär vorkommen, entspricht dies einem Lungenödem. Typischerweise kommen sie bei
einem kardiogenen Lungenödem vor.
Kometenschweif-Artefakte
Als Kometenschweif-Artefakte werden stark echogene Reverberationsartefakte bezeichnet,
welche von einer unregelmäßigen, fragmentierten Pleuralinie ausgehen, die häufig verdickt
erscheint (beurteilt mit einer hochfrequenten Sonde). Sie entstehen an einer pathologisch
veränderten Pleura, gehen von subpleuralen Konsolidierungen oder vom Rand von Lungenkonsoliderungen
aus. Sie sind unterschiedlich breit und enden in unterschiedlicher Tiefe (weniger
als 10 cm). Bei ubiquitärem Vorkommen kann es sich um eine Lungenfibrose (z. B. Sarkoidose,
Pneumonitis und weitere mehr) handeln. Fokal kommen sie bei einer Lungenkontusion,
einer Pleuritis und weiteren Pleura-Erkrankungen vor.