Schlüsselwörter Pflegebedürftigkeit - ambulante gerontologische Pflege - pflegende Angehörige - Reduktion der Erwerbstätigkeit - Determinanten - arbeitsbezogene Wünsche
Key words care need - gerontological outpatient care - informal caregivers - reduction in employment - determinants - work-related desires
ADL Aktivitäten des täglichen Lebens
BBCS Benefits of Being a Caregiver Skala
HPS-k Häusliche Pflegeskala – Kurzversion
IADL Instrumentelle Aktivitäten des täglichen Lebens
MD Medizinischer Dienst
pA pflegende Angehörige
PB pflegebedürftige Person (Singular und Plural)
RUD Resource Utilisation in Dementia
Einleitung
Über die Hälfte der pflegebedürftigen Personen (PB) wird
aktuell durch erwerbstätige pflegende Angehörige (pA) zu Hause
versorgt [1 ]. Die Zahl der pA, die
Erwerbstätigkeit und häusliche Pflege in ihrem Alltag vereinbaren
müssen, wird in Deutschland in den nächsten Jahrzehnten deutlich
ansteigen. Gründe hierfür sind der demografische Wandel, der damit
einhergehende Anstieg der Zahl an PB [2 ] sowie
der prognostizierte Arbeits- und Fachkräftemangel – u. a. im
Pflegesektor.
Durch die Kombination von häuslicher Pflege und Erwerbstätigkeit sind
pA Mehrfachbelastungen und daraus resultierenden Vereinbarkeitsproblemen ihrer
sozialen Rollen ausgesetzt [3 ]. Dadurch
erleben pA u. a. eine erhöhte Pflegebelastung, die mit verschiedenen
gesundheitlichen Beeinträchtigungen einhergehen kann [4 ]. In der Folge resultiert bei vielen pA eine
pflegebedingte Reduktion oder Aufgabe der Erwerbstätigkeit [3 ]
[5 ]
[6 ], welche für pA,
sowohl kurz- als auch langfristig, mit erheblichen finanziellen Einbußen
assoziiert ist. Die Doppelbelastung durch Beruf und Pflege impliziert dabei
für pA eine hohe zeitliche Gesamtbelastung [5 ], Überforderung und Rollenkonflikte [7 ], die mit negativen Auswirkungen auf die
Gesundheit der pA einhergehen kann [7 ]
[8 ]. Auf Seiten der pA, der PB und des
Pflegekontextes wurden bereits Faktoren identifiziert, die den
Erwerbstätigkeitsstatus der pA beeinflussen können [5 ]
[9 ]
[10 ]. Einflussfaktoren auf den
Erwerbstätigkeitsstatus sind auf Seiten der pA zum Beispiel deren Alter
[5 ], Geschlecht [11 ] oder Verwandtschaftsverhältnis zur
PB [5 ]; auf Seiten der PB deren Alter [5 ]
[12 ],
Geschlecht [12 ]
[13 ] und Einschränkungen in den
Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL) bzw. instrumentellen ADL
(IADL) [5 ]; sowie auf Seiten der
Pflegesituation [5 ] die häusliche
Gemeinschaft, informelle Hilfe durch Angehörige oder Inanspruchnahme von
Unterstützungsangeboten. Die meisten Erkenntnisse liegen dabei für
den Zusammenhang von informeller Pflege und pflegebedingter Aufgabe der
Erwerbstätigkeit sowie in Bezug zu PB mit Demenz vor [14 ]
[15 ].
Aufgrund des in Deutschland vorherrschenden Fachkräftemangels sind auch aus
gesellschaftlicher Perspektive Handlungsansätze zur Entlastung von
erwerbstätigen pA und dem Erhalt von deren Erwerbstätigkeit
essentiell. Im Zuge der Bemühungen zur Erhöhung des
Erwerbstätigkeitsanteils bei pA darf jedoch nicht vernachlässigt
werden, dass Erwerbstätigkeit die Wahrscheinlichkeit der informellen Pflege
reduzieren kann [16 ].
Dabei können die Wünsche erwerbstätiger pA zur Vereinbarkeit
von Erwerbstätigkeit und häuslicher Pflege Politik und
Arbeitgebenden mögliche Ansatzpunkte für eine Verbesserung der
Situation der pA liefern. Im Rahmen eines Reviews [17 ] wurden diese bereits in Form von organisationalen
Bedürfnissen zusammengefasst.
Daher sollen in diesem Artikel folgende Aspekte evaluiert werden:
Identifikation von Einflussfaktoren einer pflegebedingten Reduktion der
Erwerbstätigkeit bei pA,
Analyse arbeitsbezogener Wünsche von erwerbstätigen pA zur
Verbesserung der Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und
häuslicher Pflege.
Methodik
Stichprobenbeschreibung
Die Daten stammen aus der Querschnittsstudie Benefits of Being a Caregiver. Im
Rahmen dieser Befragung verteilten 50 Gutachtende des Medizinischen Diensts (MD)
Bayern zwischen Oktober 2019 und März 2020 im Rahmen des
Pflegebegutachtungsprozesses ohne Vorselektion verteilt über ganz Bayern
5.000 Fragebögen an pA. Deren PB hatten beim MD Bayern einen Antrag auf
Pflegegrad-Ersteinstufung oder -Erhöhung gestellt. Dabei verteilte jeder
der 50 Gutachtenden während des Begutachtungsprozesses 100
Fragebögen an die pA der ersten 100 Antragstellenden. Insgesamt wurden
1082 ausgefüllte Fragebögen (Rücklaufquote
21,6%) mit dem Einverständnis zur anonymisierten Datenverwendung
an die Studienzentrale Erlangen übermittelt. Die finale Analyse basierte
auf 426 pA. Ausschlussgründe waren: fehlende Informationen über
den Erwerbstätigkeitsstatus der pA (n =30), keine
bisherige oder aktuelle Erwerbstätigkeit der pA (n =502),
die invalide Angabe von mehr als 17 Arbeitsstunden pro Tag (n =3)
und eine nicht gerontologische Pflege (Alter PB<65 Jahre;
n =121). Die vorliegende Studie wurde von der Ethik-Kommission der
Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg positiv begutachtet (Nr.: 220_20 B).
Instrumente
In der Studie wurde mittels Fragebogen Informationen über die
Erwerbstätigkeit und arbeitsbezogenen Wünsche der pA, Merkmale
der pA und der PB sowie Aspekte der Pflegesituation als Selbstauskunft von den
pA erfasst.
Ergebnisvariable
Bezüglich der Erwerbstätigkeit machten die pA Angaben zu dem
wöchentlichen Umfang der Arbeitszeit, der Flexibilität der
Arbeitszeit, der pflegebedingten Reduktion der Arbeitszeit, dem
Beschäftigungsverhältnis und den arbeitsbezogenen
Wünschen. Bei der Angabe einer pflegebedingten Reduktion der Arbeitszeit
(„Arbeiten Sie derzeit mit reduzierter Stundenzahl, um Ihre Bezugsperson
pflegen zu können?“) konnten die pA den Umfang der Reduktion,
nicht jedoch den Zeitpunkt angeben. Bei der Angabe der arbeitsbezogenen
Wünsche konnten die pA zwischen keine Wünsche und
Wünsche an den Arbeitgebenden wählen. Zur Angabe von
Wünschen an den Arbeitgebenden waren zum einen die Kategorien flexiblere
Arbeitszeiten, weniger Arbeitsstunden und Entgegenkommen bei Fehltagen
vorgegeben. Zum anderen konnten die pA eigene Wünsche an die
Arbeitgebenden formulieren. Die pA wurden anhand der Angabe einer
pflegebedingten Reduktion der Erwerbstätigkeit in der Variable
Erwerbstätigkeitsreduktion in erwerbstätige pA mit
und ohne Reduktion der Arbeitsstunden dichotomisiert.
Die Arbeitszeit der pA wurde basierend auf dem deutschen Mindestlohn, den OECD
und den DEAS-Studien in Gering- (<11 h/Woche),
vollzeitferne Teilzeit- (11–20 h/Woche), vollzeitnahe
Teilzeit- (21–29 h/Woche) und
Vollzeitbeschäftigung (≥30 h/Woche)
differenziert.
Unabhängige Variablen
In Anlehnung an den Resource Utilisation in Dementia (RUD) [18 ] wurden die von den pA in Anspruch
genommenen formellen Unterstützungsdienste erfasst, wobei in der
vorliegenden Untersuchung der Fokus auf der derzeitigen Inanspruchnahme von
Tagespflegeeinrichtungen, ambulantem Pflegedienst und Haushaltshilfen als pA
direkt entlastende Unterstützungsleistungen lag. Die subjektive
Pflegebelastung der pA wurde mit der 10-Item-Kurzversion der
Häusliche-Pflege-Skala (HPS-k) [19 ] auf einer vierstufigen Likertskala von 0 (stimmt nicht) bis 3
(stimmt genau) erhoben (Range 0–30). Eine höhere Gesamtpunktzahl
entspricht einer höheren subjektiven Belastung. Aus der informellen
Pflege erlebte Zugewinne, sog. Benefits, wurden mit der neu entwickelten
Benefits of Being a Caregiver Skala (BBCS) [20 ] auf einer fünfstufigen Likertskala erfasst (Range
0–56), wobei ein höherer Gesamtwert mehr erlebte Benefits
impliziert. Die Copingstrategien der pA wurde mit je zwei Items aus den drei
Subskalen problemorientiertes, emotionsorientiertes und vermeidendes Coping des
Brief COPE [21 ] erhoben (Range Subskalen
0–8).
Die pA bewerteten ihre Fähigkeit, mit der Pflege zurechtzukommen
(„Wie schätzen Sie aktuell Ihre Möglichkeiten ein, mit
der Pflege zurecht zu kommen?“), auf einer 10-Punkte-Skala von 0
(gelingt mir volständig) bis 9 (gelingt mir gar nicht). Dabei
entsprechen höhere Werte einer geringeren
Bewältigungsfähigkeit. Zur Erfassung der selbstbestimmten
Motivation der pA für die häusliche Pflege gaben die pA aus
sieben Antwortalternativen ihren Hauptgrund für die häusliche
Pflege an [22 ]. Dieser wurde für
die Auswertung in selbstbestimmte Übernahme (Wunsch der pA) oder nicht
selbstbestimmte Übernahme der Pflege (andere Pflegemotive, z. B.
Pflegeplatzkosten) dichotomisiert. Die pA bewerteten die aktuelle („Wie
schätzen Sie aktuell Ihre Beziehungsqualität zwischen Ihnen und
der von Ihnen unterstützten, betreuten oder gepflegten Person
ein?“) und die Beziehungsqualität vor der
Pflegebedürftigkeit der PB („Wie schätzen Sie Ihre
Beziehungsqualität zwischen Ihnen und der von Ihnen
unterstützten, betreuten oder gepflegten Person ein, bevor sie Ihre
Hilfe bzw. Unterstützung brauchte?“) mittels dreistufig
piktorialem Antwortformat mit positivem, neutralem oder negativem Smiley.
Aufgrund der Annahme sozial erwünschter Antworttendenzen wurde davon
ausgegangen, dass neutrale Einschätzungen mit größerer
Wahrscheinlichkeit negative Einschätzungen sind und für die
Analyse dichotomisiert (positiv vs. neutral/negativ).
Die soziodemografischen Variablen Alter und Geschlecht wurden für pA und
PB erhoben. Für die pA wurden zusätzlich die Bildung mittels
Bildungsabschluss – für die Analyse umgerechnet in Jahre
– und das Verwandtschaftsverhältnis zu den PB –
dichotomisiert in (Schwieger-)Eltern oder Verwandte, die keine
(Schwieger-)Eltern sind – erfasst. Zur Beschreibung der Charakteristika
der PB gaben die pA die Ursache der Pflegebedürftigkeit –
z. B. Demenz, Schlaganfall, Altersgebrechlichkeit – und den
Pflegegrad zum Zeitpunkt der Antragsstellung an.
Im Hinblick auf die aktuelle Pflegesituation wurden Informationen über
das Zusammenleben von pA und PB sowie die Pflegedauer in Monaten ermittelt. Die
von den pA pro Tag aufgewendete informelle Pflegezeit wurde in Stunden pro Tag
für die drei Bereiche ADL, IADL und Supervision gemäß
den RUD-Richtlinien operationalisiert [23 ]. Informelle Hilfe für die pA durch das persönliche
Umfeld wurde mit den beiden Items informelle Unterstützung erhalten
(„Erhalten Sie zurzeit Hilfe von Angehörigen, Freunden,
Bekannten bei der Betreuung/Pflege?“) und informelle
Unterstützung in Zukunft gewünscht („Würden Sie
gerne mehr Hilfe von Angehörigen, Freunden, Bekannten bei der
Betreuung/Pflege bekommen?“) auf einem dichotomen Antwortformat
erfasst.
Statistische Analyse
Quantitative Analyse
Die statistische Analyse erfolgte mit IBM SPSS (V. 28) auf dem
5%-Signifikanzniveau. Bei Vorliegen von fehlenden Werten wurde bis
auf die abhängige Variable zur Imputation dieser Werte der
EM-Algorithmus für metrische bzw. der Median der Variable
für kategoriale Variablen herangezogen. Mittels deskriptiver
Statistiken erfolgte die Beschreibung der Stichprobenmerkmale. Mittels
t-Tests für unabhängige Stichproben bzw. Welch-Tests
– bei keiner vorliegenden Varianzhomogenität – bei
metrischen Variablen und χ²-Tests bei kategorialen Variablen
wurden Gruppenunterschiede zwischen pA mit und ohne pflegebedingte Reduktion
der Erwerbstätigkeit analysiert. Zur Vermeidung von
Ergebnisverzerrungen durch die Alphafehler-Kumulierung wurde die
Benjamini-Hochberg Korrekturmethode [24 ] bei multiplem Testen angewendet. Die Zusammenstellung des
Variablenpools erfolgte für die Hauptanalyse der Benefits of Being a
Caregiver Studie [20 ]; die vorliegende
Sekundärdatenanalyse hat nach Abgleich mit den in der Literatur
identifizierten Faktoren auf diesen zurückgegriffen. Lediglich die
Haupt-Variable der Studie – erlebte Benefits –, die bisher
im Kontext der Erwerbstätigkeit in der Literatur noch nicht
betrachtet wurde, wurde dem Variablenpool hinzugefügt.
Mittels einer binär logistischen Regression in Blöcken wurden
die potentiellen Einflussfaktoren einer pflegebedingten Reduktion der
Erwerbstätigkeit analysiert (Kodierung: 0 keine Reduktion, 1
Reduktion). Für die Aufnahme in das Regressionsmodell wurden die
Variablen auf Multikollinearität (Pearson r >0,60
[25 ]) überprüft.
Bei vorliegender Multikollinearität wurde die Variable mit der
höheren bivariaten Korrelation mit der Outcomevariable in das
Regressionsmodell aufgenommen. Die weiteren Voraussetzungen für die
Regressionsanalyse wurden vorab überprüft: anhand der
Betrachtung der Hebelwerte nach Igo [26 ] erfolgte eine Ausreißeranalyse, anhand des
Box-Tidwell-Verfahrens mit Bonferroni-Korrektur eine
Überprüfung der Linearität von kontinuierlichen
Variablen. Nach der Kontrolle für Alter, Geschlecht und Bildung der
pA im ersten Block mittels Enter-Methode, wurden im zweiten Block alle
anderen nicht multikollinearen Faktoren mittels Vorwärtsselektion
einbezogen. Schwellenwert für die Variablenaufnahme war
p =0,01, für die Entfernung p =0,10.
Qualitative Analyse
Die qualitative Auswertung der Wünsche erfolgte gemäß
strukturierter Inhaltsanalyse nach Mayring [27 ]. Anschließend wurde die Häufigkeit der
genannten Kategorien betrachtet und eine geschlechterspezifische Analyse der
Wünsche durchgeführt.
Ergebnisse
Quantitative Analyse
Pflegebedingte Reduktion der Erwerbstätigkeit – bivariate
Analyse
Ein Viertel der erwerbstätigen pA (25,4%;
n =108) reduzierte pflegebedingt die eigene
Erwerbstätigkeit. PA ohne Reduktion arbeiteten durchschnittlich 29,7
Stunden pro Woche (SD =12,2). PA mit Reduktion arbeiteten
durchschnittlich 35,5 Stunden vor (SD =11,9) und 24,7 Stunden
nach der Reduktion (SD =15,6), siehe [Abb. 1 ].
Abb. 1 Arbeitsstundenvergleich zwischen pflegenden
Angehörigen (pA) mit und ohne Arbeitsstundenreduktion.
N =426; pA ohne Arbeitsstundenreduktion:
n =318; pA mit Arbeitsstundenreduktion:
n =108.
PA mit Reduktion der Erwerbstätigkeit wiesen auf Seiten der
beeinflussbaren Faktoren der pA eine höhere subjektive
Pflegebelastung auf als pA ohne Reduktion der Erwerbstätigkeit
([Tab. 1 ]). Hinsichtlich der
Pflegesituation war die Pflege der pA mit Reduktion durch ein
häufigeres Zusammenleben mit der PB und einen höheren
ADL-Aufwand charakterisiert, als die von pA ohne Reduktion der
Erwerbstätigkeit. Hinsichtlich der
Erwerbstätigkeitssituation unterschieden sich pA mit und ohne
Reduktion der Erwerbstätigkeit im Arbeitsstundenumfang sowohl vor
als auch nach der Reduktion.
Tab. 1 Stichprobencharakteristika pflegender
Angehöriger in Abhängigkeit von den
pflegebedingten Auswirkungen auf die
Erwerbstätigkeit.
Variablen
Kohorte M (SD ) oder n (%)
(n =426)
Keine pflegebedingte Reduktion (n =318)
Pflegebedingte Reduktion (n =108)
p°
, a/b
Pflegende Angehörige
Unbeeinflussbar
Alter (Jahre), M (SD )
54,06 (8,75)
53,95 (8,66)
54,39 (9,04)
0,808a
Geschlecht (männlich), n (%)
84 (19,7)
65 (20,4)
19 (17,6)
0,687b
Bildung (Jahre), M (SD )
10,91 (2,72)
10,98 (2,80)
10,70 (2,47)
0,518a
Verwandtschaftsverhältnis (Schwieger-)Eltern,
n (%)
376 (88,3)
287 (90,3)
89 (82,4)
0,076
b
Beziehungsqualität vor
Pflegebedürftigkeit (pos.), n
(%)
250 (58,7)
188 (59,1)
62 (57,4)
0,808b
Beeinflussbar
Subjektive Pflegebelastung (HPS-k), M
(SD )
16,94 (7,44)
16,46 (7,71)
18,38 (6,40)
0,044
a
Benefits (BBCS), M (SD )
24,19 (11,89)
23,53 (12,10)
26,20 (10,45)
0,089
a
Vermeidendes Coping, M (SD)
6,14 (1,57)
6,17 (1,57)
6,05 (1,57)
0,673a
Emotionsorientiertes Coping, M (SD)
3,59 (2,23)
3,57 (2,22)
3,66 (2,27)
0,807a
Problemorientiertes Coping, M (SD)
4,04 (1,97)
3,97 (2,01)
4,23 (1,85)
0,392a
Aktuelle Beziehungsqualität (pos.), n
(%)
255 (59,9)
182 (57,2)
73 (67,6)
0,119b
Selbstbestimmte Pflegemotivation (ja), n
(%)
98 (23,0)
73 (23,0)
25 (23,1)
0,967b
Zurechtkommen mit der Pflege, M (SD )
3,22 (1,94)
3,26 (1,94)
3,07 (1,95)
0,561a
Pflegebedürftige Person
Alter (Jahre), M (SD )
82,26 (6,64)
82,28 (6,53)
82,20 (6,98)
0,939a
Geschlecht (männlich), n
(% )
100 (23,5)
69 (21,7)
31 (28,7)
0,255b
Pflegegrad, M (SD )
1,90 (1,33)
1,83 (1,31)
2,12 (1,35)
0,106a
Pflegeursache Demenz (ja), n (%)
50 (11,7)
39 (12,3)
11 (10,2)
0,717b
Pflegesituation
Häusliche Gemeinschaft (ja), n
(% )
134 (31,5)
84 (26,4)
50 (46,3)
0,005
b
Pflegedauer (Monate), M (SD )
42,05 (46,76)
39,44 (40,26)
49,72 (61,66)
0,106a
Pflege mehrerer Personen (ja), n (%)
39 (9,2)
35 (11,0)
4 (3,7)
0,065
b
Informelle Pflege (Stunden/Tag), M
(SD )
ADL
2,34 (2,23)
2,06 (1,90)
3,18 (2,85)
0,005
a
IADL
2,90 (1,93)
2,89 (2,37)
3,51 (2,44)
0,058
a
Supervision
2,19 (3,17)
2,06 (3,17)
2,57 (3,16)
0,261a
Informelle Unterstützung erhalten (ja), n
(% )
290 (68,1)
218 (68,6)
72 (66,7)
0,808b
Informelle Unterstützung in Zukunft
gewünscht (ja), n (% )
271 (63,6)
201 (63,2)
70 (64,8)
0,808b
Inanspruchnahme formeller
Unterstützungsangebote
Tagespflege, n (%)
36 (8,5)
25 (7,9)
11 (10,2)
0,645b
Pflegedienst, n (%)
21 (4,9)
13 (4,1)
8 (7,4)
0,284b
Haushaltshilfe, n (%)
109 (25,6)
83 (26,1)
26 (24,1)
0,808b
Erwerbstätigkeitssituation
Erbwerbstätigkeitsverhältnis
0,175b
Selbstständig, n (%)
44 (10,3)
26 (8,2)
18 (16,7)
Mithelfende Angehörige, n (%)
8 (1,9)
7 (2,2)
1 (0,9)
Beamte, n (%)
20 (4,7)
15 (4,7)
5 (4,6)
Angestellte, n (%)
354 (83,1)
270 (84,9)
84 (77,7)
Arbeitsstunden/Woche (vor Reduktion), M
(SD )
30,80 (12,45)
29,72 (12,12)
35,54 (11,92)
0,005
a
Arbeitsstunden/Woche (aktuell)
28,27 (11,92)
29,72 (12,12)
24,71 (15,62)
0,005
a
Geringbeschäftigung
(<11 h/Woche), n
(%)
41 (9,6)
26 (8,2)
15 (13,9)
0,054
b
Vollzeitferne Teilzeitbeschäftigung
(11–20 h/Woche), n
(%)
108 (25,4)
75 (23,6)
33 (30,6)
Vollzeitnahe Teilzeitbeschäftigung
(21–29 h/Woche), n
(%)
60 (14,1)
41 (12,9)
19 (17,6)
Vollzeitbeschäftigung
(≥30 h/Woche), n
(%)
217 (50,9)
176 (55,3)
41 (38,0)
Anmerkungen . N =426;
ADL=Aktivitäten des täglichen Lebens;
IADL=Instrumentelle Aktivitäten des
täglichen Lebens. Subjektive Pflegebelastung gemessen mit
der Häusliche-Pflege-Skala – Kurzversion (HPS-k),
Range 0–30; Benefits gemessen mit der Benefits of Being a
Caregiver Skala (BBCS), Range 0–56; Vermeidendes,
emotionsorientiertes, problemorientiertes Coping: gemessen mit je
zwei Items des Brief COPE, Range 0–8; Tagespflege,
Pflegedienst, Haushaltshilfe entsprechend Resource Utilisation in
Dementia (RUD); Pflegegrad, Range 0–4; Zurechtkommen mit der
Pflege, Range 0–9; ADL (z. B. Ankleiden), IADL
(z. B. Einkaufen) & Supervision (z. B. Zeit
zur Vermeidung von Gefahrensituationen) in Anlehnung an RUD.
°=p< 0,05 fett,
p< 0,10 kursiv hervorgehoben; p-Werte unter Anwendung
der Benjamini-Hochberg Korrektur. a t-Test für
unabhängige Gruppen für metrische Variablen; im
Falle eines signifikanten Levene-Tests: Welch-Test. b
χ²-Test für nicht-metrische Variablen.
Einflussfaktoren einer pflegebedingten Reduktion der
Erwerbstätigkeit – multivariable Analyse
Die Voraussetzungen der Regressionsanalyse waren erfüllt. Die
binär logistische Regression ([Tab.
2 ]) resultierte in einem signifikanten Modell
(χ²=40,67, df =6,
p <0,001) mit drei Faktoren. Häusliche Gemeinschaft
mit der PB (Odds ratio [OR ]=2,23), höherer
ADL-Aufwand (OR =1,20) und höherer
Arbeitsstundenumfang vor der Reduktion (OR =1,03) waren mit
einer erhöhten Wahrscheinlichkeit mit einer pflegebedingten
Reduktion der Erwerbstätigkeit assoziiert. Die untersuchten
Variablen erklärten 13,5% der Varianz der pflegebedingten
Reduktion der Erwerbstätigkeit (Nagelkerke’s
R
2 =0,135). Die Varianzaufklärung des
Regressionsmodells entspricht nach Cohen einem mittleren Effekt [28 ]. Der Gesamtprozentsatz korrekter
Klassifikation war 76,8%, mit einer Sensitivität von
17,6% und einer Spezifität von 97,1%.
Tab. 2 Binär logistische Regressionsanalyse
– pflegebedingte Reduktion der Erwerbstätigkeit
als abhängige Variable (n =426;
0=keine Reduktion, 1=Reduktion); Modell: Enter
(Block I), Vorwärtsselektion (Block II).
Variable
Regressionskoeffizient B
p
Odds Ratio
KI
Block Ia
Geschlechtb (männlich)
−0,57
0,076
0,56
[0,29;1,06]
Alter (Jahre)
0,00
0,980
1,00
[0,97;1,03]
Bildung (Jahre)
−0,03
0,589
0,98
[0,89;1,07]
Block IIc
ADL (Stunden/Tag)
0,18
<0,001
1,20
[1,09;1,33]
Häusliche Gemeinschaft (ja)
0,80
0,001
2,23
[1,38;3,59]
Arbeitsstunden/Woche (vor Reduktion)
0,03
0,002
1,03
[1,01;1,06]
Anmerkungen . KI=Konfidenzintervall;
ADL=Aktivitäten des täglichen Lebens. Die
Multikollinearitätsanalyse ergab keine
Multikollinearität, sodass alle Prädiktoren in das
Regressionsmodell aufgenommen werden konnten. a
Adjustierungsvariablen mittels Enter-Methode; Variablen beziehen
sich lediglich auf pflegende Angehörige. b
Dichotome Variable: weiblich=0, männlich=1.
c Finales Regressionsmodell: Variablen in der
Gleichung mittels Vorwärtsselektion; Nagelkerke’s
R
2 =0,135,
χ2 =40,67 (df :6),
p <0,001; 3 Schritte.
Qualitative Analyse – Wünsche erwerbstätiger
pflegender Angehöriger
Die genannten Wünsche konnten in sieben Kategorien eingeteilt werden:
Neben den drei im Fragebogen vorgegebenen Kategorien Flexibilisierung der
Arbeitszeit (z. B. bei festgelegten Arbeitszeiten), Reduktion der
Arbeitsstunden und Entgegenkommen bei Fehltagen resultierten die vier
weiteren Kategorien Wertschätzung (z. B. Verständnis
für die pA-Situation), finanzieller Support (z. B.
Zuschüsse, Ausgleich), häusliche Nähe (z. B.
Homeoffice-Möglichkeit) und Festlegung der Arbeitszeit
(z. B. bei Schichtdienst). An die Arbeitgebenden
äußerten 182 pA (42,7%) mindestens einen Wunsch. Am
häufigsten wurden die Wünsche Entgegenkommen bei Fehltagen
mit 28% gefolgt von Flexibilisierung der Arbeitszeit mit 17%
und Reduktion der Arbeitsstunden mit 14% genannt ([Tab. 3 ]), wobei keine signifikanten
Geschlechterunterschiede bestanden.
Tab. 3 Wünsche erwerbstätiger
pflegender Angehöriger zur Vereinbarkeit von
Erwerbstätigkeit und Pflege.
Kohorte n(%) (n=426)
Weiblich (n=342)
Männlich (n=84)
p
Flexibilisierung der Arbeitszeit
74 (17,4)
60 (17,5)
14 (16,7)
>0,999
Reduktion der Arbeitsstunden
58 (13,6)
42 (12,3)
16 (19,0)
0,784
Entgegenkommen Fehltage
117 (27,5)
91 (26,6)
26 (31,0)
>0,999
Wertschätzung
3 (0,7)
3 (0,9)
0 (0,0)
>0,999
Finanzieller Support
10 (2,3)
9 (2,6)
1 (1,2)
>0,999
Häusliche Nähe
5 (1,2)
4 (1,2)
1 (1,2)
>0,999
Festlegung der Arbeitszeit
6 (1,4)
6 (1,8)
0 (0,0)
>0,999
Anmerkungen . Flexibilisierung der Arbeitszeit: z. B.
bei festgelegten Arbeitszeiten; Wertschätzung:
Verständnis für die Situation pflegender
Angehöriger; Finanzieller Support: Wunsch nach finanzieller
Unterstützung, Ausgleich, zusätzlicher Freistellung;
Häusliche Nähe: Wunsch nach Homeoffice und
Arbeitsplatz in Wohnortnähe; Festlegung der Arbeitszeit:
Wunsch nach feste Arbeitszeit und besserer Planbarkeit,
z. B. bei Schichtdienst.
Diskussion
Einflussfaktoren einer pflegebedingten Reduktion der
Erwerbstätigkeit
In der Studienregion reduzierte jeder vierte erwerbstätige pA den
Arbeitsstundenumfang aufgrund der häuslichen Pflege eines chronisch
pflegebedürftigen älteren Menschen. Dabei zeigen die Ergebnisse,
dass erwerbstätige pA, die ihre Erwerbstätigkeit aufgrund der
Pflegetätigkeit reduziert hatten, vor der Reduktion einen
höheren Umfang an Arbeitsstunden hatten, einen höheren
ADL-Stundenaufwand haben oder mit der PB in häuslicher Gemeinschaft
leben. Allerdings kann keine Aussage über den zeitlichen Zusammenhang
zwischen diesen Faktoren und der pflegebedingten Reduktion der
Erwerbstätigkeit getroffen werden.
Auf Seiten der Pflegesituation konnte – einhergehend mit
bisherigen Forschungsergebnissen [11 ]
[29 ] – für die
häusliche Gemeinschaft mit der PB ein Zusammenhang mit einer
pflegebedingten Arbeitszeitreduktion identifiziert werden. PA, die in
häuslicher Gemeinschaft mit der PB leben, hatten vorher 2,23-mal
häufiger ihre Erwerbstätigkeit aufgrund der Pflege reduziert. PA
in häuslicher Gemeinschaft mit der PB sind vermutlich eher bereit,
einerseits auf Einkommensanteile zu verzichten und andererseits auch mehr
Pflegestunden zu leisten. Aufgrund der Alltäglichkeit und der Permanenz
der Pflegesituation erleben diese pA allerdings häufiger eine
höhere subjektive und objektive Pflegebelastung [19 ]
[30 ]
[31 ], die ein Einflussfaktor
auf eine pflegebedingte Reduktion der Erwerbstätigkeit sein kann.
Die Inanspruchnahme formeller und informeller Unterstützungsangebote kann
für pA, insbesondere falls sie mit der PB in häuslicher
Gemeinschaft wohnen, zu einer wichtigen Entlastung und somit zu einer besseren
Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und häuslicher Pflege
führen. Beispielsweise könnte die (vermehrte) Inanspruchnahme
eines ambulanten Pflegediensts zu einer direkten Entlastung bei den
ADL-Aufgaben beitragen. Dadurch würde sich die Gesamtzahl der
geleisteten Pflegestunden, die sich aus ADL-, IADL- und Supervisionsaufwand
zusammensetzt, reduzieren. Denn für pA erhöhte sich mit jeder
Stunde Mehraufwand für die ADL-Tätigkeiten die
Wahrscheinlichkeit der pflegebedingten Reduktion der Erwerbstätigkeit um
20%. Nach internationalen Studien sollte die Gesamtzahl der geleisteten
Pflegestunden nicht mehr als 10 [32 ] bzw.
15 bis 20 Wochenstunden [9 ]
[33 ] betragen, um negative Auswirkungen der
häuslichen Pflege auf die Erwerbstätigkeit der pA zu vermeiden.
Entsprechend dieser kritischen Schwelle, schränkt ein höherer
ADL-Aufwand die verfügbare Zeit für die Erwerbstätigkeit
ein [34 ] und kann in einer Reduktion der
Erwerbstätigkeit resultieren.
Auf Seiten der Arbeitssituation gab es einen Zusammenhang zwischen hohem
Arbeitsstundenumfang und Reduktion des
Erwerbstätigkeitsumfangs. Mit jeder Arbeitsstunde mehr pro Woche
erhöhte sich für pA die Wahrscheinlichkeit einer pflegebedingten
Reduktion der Erwerbstätigkeit um 3%. Dabei stellt sich die
Frage, ob analog zur kritischen Schwelle für die Pflegestunden [9 ]
[32 ] auch für die Arbeitsstunden eine solche Schwelle
existiert. Dies sollte im Rahmen zukünftiger Längsschnittstudien
untersucht werden. Um häusliche Pflege zu stärken, sollte das
Ziel sein, pA zunächst über bereits existierende
Unterstützungsangebote zu informieren, diese leicht zugänglich
zu machen und eine weitere Anpassung der Unterstützungsangebote an die
Bedürfnisse der pA vorzunehmen.
Arbeitsbezogene Wünsche erwerbstätiger pflegender
Angehöriger
Arbeitsbezogene Wünsche der erwerbstätigen pA zur Vereinbarkeit
von Erwerbstätigkeit und häuslicher Pflege waren in der
vorliegenden Studie in erster Linie folgende: Entgegenkommen der Arbeitgebenden
bei Fehltagen, Möglichkeit zur Arbeitsstundenreduktion und
Flexibilisierung der Arbeitszeit. Diese Kernpunkte stellen geeignete und
umsetzbare Anpassungen der Arbeitswelt dar, die die Vereinbarkeit von
Erwerbstätigkeit und häuslicher Pflege effektiv stärken
können. Der Wunsch nach Flexibilisierung der Arbeitszeit wurde in der
Literatur bereits berichtet [17 ]
[35 ].
Wenngleich in Deutschland in den letzten Jahren auf gesetzlicher Ebene
Maßnahmen für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Pflege,
wie z. B. Familienpflegezeit und Pflegeunterstützungsgeld
(§ 7 Abs. 1 PflegeZG) und das Vereinbarkeitsrichtlinienumsetzungsgesetz,
verabschiedet wurden, setzen die bisherigen gesetzlichen Regelungen die
Hauptwünsche der pA noch nicht konsequent genug um. Hinzu kommt, dass
die praktische Umsetzbarkeit der Gesetze durch die dafür erforderlichen
Voraussetzungen, wie z. B. Mindest-Arbeitsstundenumfang,
Mindest-Arbeitnehmendenzahl und zeitliche Begrenztheit der Maßnahmen,
eingeschränkt ist. Deshalb werden zahlreiche erwerbstätige pA
durch diese Maßnahmen noch nicht erreicht. Wenngleich mittlere und
größere Unternehmen mittels Betriebsvereinbarungen versuchen,
die gesetzlichen Vorgaben umzusetzen [35 ]
[36 ], sind pA in kleineren
Betrieben auf individuelle Vereinbarungen mit dem Arbeitgebenden angewiesen
[35 ].
Auf Seiten der Arbeitgebenden – insbesondere bei kleineren Unternehmen
– könnten einerseits betriebliche Gründe zur Ablehnung
der Wünsche erwerbstätiger pA für eine bessere
Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Pflege geführt haben.
Andererseits sind die betrieblichen Folgen durch die mangelnde Vereinbarkeit von
Beruf und Pflege, wie z. B. Präsentismus oder Absentismus [37 ], Arbeitszeitreduktion oder sogar
Kündigung [38 ], auch in deutschen
Unternehmen enorm [37 ] – Stichwort
Fachkräftemangel. Dabei sind die Arbeitgebenden neben der Politik die
zweite zentrale Instanz, die die Möglichkeit hat, durch geeignete
Maßnahmen – wie z. B. Einführung eines
Pflegebeauftragten – zur Stärkung des größten
deutschen Pflegediensts [39 ] und
Rückgrat des deutschen Pflegesystems [40 ], den pA, beizutragen. Da anzunehmen ist, dass pA, Arbeitgebende
und Politik unterschiedliche Bedürfnisse und Wünsche
bezüglich Arbeitszeit und Pflegeaufwand haben, ist es notwendig, die
Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Pflege für pA in
zukünftigen Studien aus allen drei Blickwinkeln zu betrachten. Dabei
sollte ein Konsens der verschiedenen Sichtweisen angestrebt werden, um
für erwerbstätige pA langfristig eine Vereinbarkeit von Beruf
und Pflege ohne negative Konsequenzen für Familie, Beruf, Finanzen und
Gesundheit zu ermöglichen.
Stärken und Limitationen
Stärken der Studie sind die
Stichprobenrepräsentativität für bayerische
erwerbstätige pA gesetzlich versicherter PB und die Betrachtung eines
breiten Spektrums potentieller Einflussvariablen. Limitationen der Studie
sind: die fehlende Repräsentativität für pA von PB, die
noch keinen Antrag auf Pflegegradeinstufung gestellt haben, die geringe
Stichprobengröße für die Betrachtung der
arbeitsbezogenen Wünsche, die fehlende überregionale
Repräsentativität – z. B. Ost-West-Unterschiede
in der Erwerbstätigkeits- und Pflegesituation –, die geringe
Sensitivität des Regressionsmodells, sowie das Querschnittsdesign der
Studie, sodass keine Auswirkungen der Reduktion der Erwerbstätigkeit
ermittelt werden konnten und die identifizierten Faktoren keine gesicherten
Ursachen darstellen können.
PA, die mehr ADL-Pflege leisten, eher mit ihrer PB zusammenleben und
einen höheren Arbeitsstundenumfang aufweisen, sollten in den
Fokus von Interventionen und Entlastungsangeboten kommen.
Zur besseren Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Pflege
ist die Entwicklung praktisch umsetzbarer gesetzlicher
Maßnahmen für alle erwerbstätigen pA
unter Berücksichtigung der arbeitsbezogenen Wünsche
– Entgegenkommen Fehltage, Arbeitszeitflexibilität
und Arbeitsstundenreduktion – erforderlich.