PiD - Psychotherapie im Dialog 2024; 25(03): 99
DOI: 10.1055/a-2192-1250
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Koffer weg…

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(Quelle: Bettina Wilms)

Südliches Afrika, da, wo es „donnernd rauchen“ soll. Wir landen mit einer kleinen Regionalmaschine in Kasane. Schicker, übersichtlicher Flughafen, hochmodern. 5 Koffer erscheinen auf dem Band, die definitiv nicht unsere sind… Da es hier so übersichtlich ist, ist auch die Situation übersichtlich und in ihrer Deutlichkeit unmissverständlich: Wir werden ohne Gepäck weiter nach Zimbabwe zu den Victoriafällen reisen. Erwartbare zweite Chance: morgen um die gleiche Zeit! Die freundliche Mitarbeiterin scheint die Angelegenheit nicht wirklich zu überraschen. Sie wirkt geübt und routiniert, was mich annehmen lässt, dass Koffer aus Johannesburg offensichtlich öfter nicht gemeinsam mit ihren Besitzern in Botswana ankommen. Kein Problem, sagt unser Guide: Er würde einen Kollegen bitten, unser Gepäck morgen ins Hotel mitzunehmen.

Kein Problem? So ganz entspannt bin ich irgendwie nicht: Das Repellent gegen die Malaria-Mücken ist im Koffer und die Kleidung zum Wechseln nach erwartbar nassem Besuch der Wasserfälle natürlich auch…

Im Hotel angekommen werden wir bezüglich der ersten Sorge entlastet: Repellents befinden sich hier, wie Seife und Body Lotion, in der Ausstattung des Badezimmers. Nach einer ersten Bootsfahrt auf dem Sambesi verkauft uns eine Bekannte unseres Guides auch noch kurz nach Ladenschluss je ein T-Shirt zum Wechseln. Den Vorschlag, möglicherweise auch Shorts zu erstehen, ignoriere ich: Kurze Hosen gehören eher nicht zu dem, was ich für gewöhnlich trage.

Und so brechen wir am kommenden Tag auf zu „Mosi oa tunya – dem donnernden Rauch“, der jetzt, am Ende der Regenzeit, seinem Namen alle Ehre macht. Man würde in dieser Jahreszeit die Fälle „mit allen Sinnen“ erleben, habe ich in einem Reiseführer gelesen – wie wahr! Das Spray erwartet uns schon am Beginn des Rundganges und sorgt mit zunehmender Gischt in den folgenden zwei Stunden dafür, dass wir wirklich durch und durch nass werden. Jetzt verstehe ich den Tipp mit den Shorts vom Abend zuvor: Während das T-Shirt schnell trocknet, ist die Jeans vom Knie abwärts noch sehr lange sehr durchweicht…

Einige Stunden später bringen freundliche Menschen unsere Koffer in unser Zimmer. Ich bin froh, mich wieder mit trockener Beinbekleidung unter anderen Menschen blicken lassen zu können und nehme mir fest vor: Wenn ich noch einmal hier sein darf, kommen in die spärlichen erlaubten 15 kg Gepäck auf jeden Fall kurze Hosen!

Bettina Wilms, Querfurt



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Article published online:
22 August 2024

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