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DOI: 10.1055/a-2204-5542
Kommentar
Für Patienten mit einem metastasierten nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) mit EGFR-Mutation stellt die Behandlung mit Osimertinib schon lange eine Standardtherapie dar. Seit Mai 2021 gibt es zudem eine EU-weite Zulassung für Osimertinib für die adjuvante Therapie des NSCLC mit einer aktivierenden EGFR-Mutation (Exon 19 del und Exon 21 L858R) nach R0-Resektion in den Stadien IB bis IIIA. Grundlage für die Zulassung war die Phase-III-Studie ADAURA, in der eine dreijährige Therapie mit Osimertinib gegenüber Placebo einen signifikanten Vorteil im krankheitsfreien Überleben zeigte [1]. Die klinische Praxis wurde seither durch die Möglichkeit der adjuvanten Osimertinib-Therapie entscheidend verändert. Nachdem sich der Nutzen der TKI-Therapie im krankheitsfreien Überleben auch in einer nachfolgenden Auswertung mit längerem Follow-up weiterhin beeindruckend hoch zeigte [2], wurden die auf dem diesjährigen ASCO vorgestellten Daten zum Gesamtüberleben umso sehnlicher erwartet. Diese zeigen ebenfalls einen klar ausgeprägten Benefit der Therapie mit Osimertinib gegenüber Placebo im 5-Jahres-Gesamtüberleben (HR 0,49; p<0,001). Während der positive Effekt in der Osimertinib-Therapie in den Daten für das krankheitsfreie Überleben nach 3 Jahren – also am Ende der Therapie – leicht nachzulassen scheint [2], blieben die Kaplan-Meier-Kurven für das Gesamtüberleben über den Beobachtungszeitraum von 5 Jahren stabil. Unklar bleibt weiterhin, ob die TKI-Therapie in der Adjuvanz einen kurativen Effekt hat oder das Rezidiv nur verzögert. Einschränkend muss erwähnt werden, dass nur knapp die Hälfte der Patienten im Placebo-Arm im Rezidiv einen anti-EGFR TKI erhalten haben. Für die endgültige Bewertung dieser Fragestellung werden weitere Follow-up-Daten wichtig sein. Dies zieht die häufig diskutierte Frage nach der optimalen Therapiedauer nach sich. Möglicherweise profitiert eine ausgewählte Patientengruppe von einer über die 3 Jahre hinausgehenden TKI-Therapie. Ein wichtiger Aspekt und Grund für die guten Langzeitergebnisse ist sicherlich die hervorragende ZNS-Penetration von Osimertinib. Die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung zerebraler Metastasen lag nach 36 Monaten in der Interventionsgruppe bei 2% und im Kontrollarm bei 13% [2]. Die zerebrale Metastasierung ist insbesondere bei Lungenkarzinomen mit einer EGFR-Mutation relevant und für die Prognose entscheidend.
Grundsätzlich ist der Überlebensvorteil von Osimertinib entscheidend. Bemerkenswert ist, dass der Effekt der adjuvanten Osimertinib-Therapie unabhängig von einer vorausgegangenen Chemotherapie zu beobachten war. Dennoch bleibt die Frage offen, welche Patientenkohorte von einer zusätzlichen Chemotherapie profitiert bzw. bei welchen Patienten auf eine Chemotherapie verzichtet werden kann.
Osimertinib war die erste und ist bislang die einzige zugelassene TKI-Therapie beim NSCLC in den frühen Stadien und stellte zum Zeitpunkt der Zulassung bereits einen wichtigen Schritt in der Präzisionsonkologie bei der Behandlung von Lungenkarzinomen in den frühen Stadien dar. Die Daten zum 5-Jahres-Überleben überzeugen mit einem lang anhaltenden Effekt und unterstreichen erneut die große Bedeutung einer molekularen Testung auf EGFR-Mutationen.
Publication History
Article published online:
28 February 2024
© 2024. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Wu Y-L. et al. Postoperative Chemotherapy Use and Outcomes From ADAURA: Osimertinib as Adjuvant Therapy for Resected EGFR-Mutated NSCLC. Journal of Thoracic Oncology 2021; 17: 423-433
- 2 Herbst RS. et al. Adjuvant Osimertinib for Resected EGFR-Mutated Stage IB-IIIA Non-Small-Cell Lung Cancer: Updated Results From the Phase III Randomized ADAURA Trial. J Clin Oncol 2023; 41: 1830-1840