TumorDiagnostik & Therapie 2024; 45(01): 10-12
DOI: 10.1055/a-2229-0644
Aktuell referiert

Maßgeschneiderte Immuntherapie mit EBV-spezifischen T-Zellen

Rezensent(en):
Susanne Krome
Bonifacius A. et al.
Patient-tailored adoptive immunotherapy with EBV-specific T cells from related and unrelated donors.

J Clin Invest 2023;
133 (12) e163548
DOI: 10.1172/JCI163548.
 

    Bei immunkompromittierten Erkrankten stellen EBV-Infektionen, EBV-Reaktivierungen und assoziierte lymphoproliferative Krankheiten nach Transplantationen (PTLD) schwere Komplikationen dar. Die Studiengruppe beschreibt den Herstellungsprozess und die Ergebnisse von 40 EBV-spezifischen, zytotoxischen T-Zellprodukten (EBV-CTL), die nach Peptid-Pool-Stimulation und Interferon-ɣ -Sekretion magnetisch separiert worden waren. Die Remissionsraten nach ein- oder mehrmaliger Transfusion waren hoch.


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    Bonifacius et al. analysierten retrospektiv die Herstellungsprozesse der personalisierten EBV-CTL von 13 Stammzellspendern (SCD), 9 verwandten und 18 unverwandten Fremdspendern (TPD), die in der alloCell-Datenbank des Instituts für Transfusionsmedizin und Transplantat Engineering der Universität Hannover gelistet waren. Bei den Patienten lagen refraktäre EBV-Infektionen oder EBV-assoziierte Malignome vor. Das Lebensalter der 26 Männer und 11 Frauen betrug 2–37 Jahre (mean 37 Jahre). 5 Erkrankte ohne vorangegangene Transplantation litten an EBV-assoziierten Malignomen (n=4) und angeborener Immundefizienz (n=1). In 28 Fällen waren EBV-CTL-Transfusionen nach einer allogenen Stammzelltransplantation (HSCT) geplant. Indikationen für die HSCT waren maligne und nichtmaligne Erkrankungen. 5 Personen hatten solide Organe erhalten (SOT; Herz n=1, Niere n=2 und Leber n=2) und eine PTLD bekommen.

    Die Auswahl der Spender und Spenderinnen basierte auf dem HLA-Match, dem EBV-Serostatus und der Menge EBV-spezifischer T-Zellen. Der Herstellungsprozess der Produkte dauerte median 5 Tage ab Donoridentifikation. 34 Erkrankte erhielten 1–14 frische oder kryokonservierte EBV-CTL. Unerwünschte transfusionsassoziierte Ereignisse kamen nicht vor.

    Der klinische Verlauf wurde mit Daten von 29 Erkrankten analysiert. Die Produkte für die jeweils erste EBV-CTL-Transfusion beinhalteten median 2,5×104 CD3+ T-Zellen/kg. Das Follow-up betrug 34,5 Monate für die Gesamtkohorte und 49,5 Monate für die bei der letzten Nachsorge Lebenden (jeweils median). Bei der Mehrheit waren die EBV-CTL effektiv:

    • bei HSCT stabile Erkrankungen ≥70% (TPD) und 90% (SCD),

    • komplette Remissionen 60% (TPD) und 90% (SCD),

    • bei SCD und TPD vergleichbare virologische Responserate mit einem Clearing von 60% und 73%,

    • Rezidive und Verschlechterungen einer GvHD selten,

    • 2 De-novo-GvHD in SCD-Gruppe nicht EBV-CTL-assoziiert,

    • nach SOT/EBV-CTL 70% partielle und komplette Remissionen,

    • nach SOT/EBV-CTL keine GvHD-Induktion und

    • EBV-CTL-spezifische T-Zellen im Patientenblut 89%.

    Fazit

    Die Studiengruppe bezeichnet die adoptive T-Zelltherapie als attraktive therapeutische Option. Die heterogene Fallserie könne aber prospektive Studien nicht ersetzen. Bei Erkrankten mit Response auf die EBV-CTL ging die EBV-Last nach 10–40 Tagen zurück. Kein Responder starb an einer PTLD. Zwischen Transfusion, Abnahme der Viruslast und Kontrolle der PTLD bestand eine enge Korrelation. Neue Sicherheitshinweise ergaben sich nicht.

    Dr. med. Susanne Krome, Melle


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    02. Februar 2024

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