Zusammenfassung
Einleitung Bisherige Studien verweisen auf ein erhöhtes Vorkommen
von komplexen Teilleistungsstörungen bei Patienten mit psychischen
Erkrankungen, insbesondere bei Patienten mit ADHS oder
Entwicklungsstörungen. Bis heute ist über die Verteilung von
Teilleistungsstörungen und diffusen neuropsychologischen
Beeinträchtigungen bei erwachsenen Patienten mit psychischen
Erkrankungen empirisch wenig bekannt.
Vorgehen Explorativ wurden 399 Patienten mit verschiedenen psychischen
Erkrankungen hinsichtlich des gesamten Spektrums von
Teilleistungsstörungen untersucht. 329 Patienten waren zum
Untersuchungszeitpunkt in einer psychosomatischen Rehabilitation, 40 in einer
forensischen Psychiatrie, und 30 auf einer Suchtstationen eines psychiatrischen
Krankenhauses. Symptommuster und soziodemografische Merkmale der Patienten
wurden mittels strukturierter Fragebögen erfasst.
Ergebnisse Insgesamt berichteten rund 29% aller Patienten
ausgeprägte und vielfältige Teilleistungsstörungen.
Patienten mit komplexen Teilleistungsstörungen berichteten in
Alltagsbewältigung (Aufmerksamkeit, Rechnen, Gedächtnis,
Lärmempfindlichkeit, Orientierung) und sozialer Interaktion
(Außenseiter, Erregbarkeit) eine stärkere Problembelastung als
Patienten ohne Teilleistungsstörungen.
Diskussion/Schlussfolgerung Teilleistungsstörungen sind
häufig und in vielfältigen Mustern bei Patienten mit psychischen
Erkrankungen zu finden und müssen in Diagnostik und Behandlung
mitberücksichtigt werden. Weitere Studien sollten kompensatorische
therapeutische Maßnahmen im Sinne des Modells der Selektiven Optimierung
und Compensation (SOC-Modell nach Baltes) evaluieren.
Abstract
Introduction Recent research highlights a high prevalence of minimal
cerebral dysfunctions (MCD) in patients with mental disorders. Nonetheless,
empirical understanding of minimal cerebral dysfunctions and diffuse
neuropsychological impairments in adult patients remains limited.
Method In our study, we examined 399 patients with diverse common mental
disorders on minimal cerebral dysfunctions. 329 patients were in psychosomatic
rehabilitation, 40 in forensic psychiatry, and 30 in an addiction ward of a
psychiatric hospital at the time of the study. Symptom patterns and anamnesis of
MCD and sociodemographic characteristics of the patients were recorded using
structured questionnaires.
Results Overall, about 29% of all patients reported MCD symptoms.
Patients with MCD reported greater problem burden in everyday coping (attention,
arithmetic, memory, sensitivity to noise, orientation) and social interaction
(outsider, excitability) than patients without partial performance
disorders.
Conclusions Patients with mental illness reported a heterogeneous pattern
of minimal cerebral dysfunctions. These frequent disorders should be recognized
in diagnostics and treatment. Further studies should investigate therapeutic
approaches for MCD according to Baltes' Selective Optimization and
Compensation model.
Schlüsselwörter
ADHS - Teilleistungsstörungen - Fähigkeitsbeeinträchtigungen - minimale cerebrale Dysfunktion MCD
Keywords
ADHD - partial performance disorders - capacity impairments - minimal cerebral dysfunction MCD