Rofo 2024; 196(05): 424
DOI: 10.1055/a-2246-3608
Brennpunkt

Kommentar zu „INTERVENTION – Mit dem SMARS-Score proliferative Leberkarzinome identifizieren“

Tobias Geith
1   Sektion Interventionelle Radiologie, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, München
,
Philipp M. Paprottka
2   Sektion Interventionelle Radiologie, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, München
› Author Affiliations

Die vorliegende Studie [1] stellt mit dem SMARS-Score ein neues Vorhersagemodell für HCC-Subtypen mit besonders aggressiver Wachstumsneigung (proliferative HCC) vor.

Der AFP-Spiegel und 4 Bildgebungsmerkmale (lobulierte Gestalt, Satellitenläsionen, arterielles Rand-Enhancement und Mosaikarchitektur) sind gut im klinischen Alltag verwendbar. Die Nutzung der CT-Bildgebung für den SMARS-Score ist gegenüber dem MRT von Vorteil, da CT im Rahmen eines Ganzkörper-Stagings leichter verfügbar und kosteneffizienter ist.

Zwar bedeutet möglicherweise das detaillierte Grading der SMARS-Parameter für die bildgebende Befundung im Vergleich zu bisher einen Mehraufwand. Möglicherweise werden auch mehr Patienten Biopsien zur Diagnosesicherung des HCC-Subtyps zugeführt, sodass die damit verbundenen Risiken wie Blutungen in absoluten Zahlen steigen. Insgesamt ist jedoch zu erwarten, dass diese möglichen Nachteile die Vorteile aufwiegen, mit denen die Grundlagen für individuell differenziertere Behandlungsentscheidungen geschaffen werden, die besonders bei Läsionen mit aggressivem Wachstum zu intensiveren Therapien führen und so das Therapieansprechen verbessern. Zu denken wäre etwa, Hochrisikoläsionen von vornherein mit der Kombination aus Chemoembolisation und Lokalablation oder einer hochselektiven transarteriellen Radioembolisation zu behandeln. Vielleicht könnte man bei entsprechender Güte des Diagnosescores auch auf eine invasive bioptische Sicherung verzichten.

Auch ist noch zu klären, ob weitere Parameter den SMARS-Score sinnvoll ergänzen können. Beim HCC besteht bekanntermaßen eine enge Korrelation zwischen Tumorstadium und Krankheitsprognose. Außerdem haben die zugrunde liegende Lebererkrankung und die Leberfunktion einen Einfluss auf das Gesamtüberleben der Patienten, was sich z.B. im ALBI-Score und im BCLC Scoring System widerspiegelt [2].

Auch müsste der SMARS-Score noch in anderen Studienpopulationen untersucht werden, da in der Studiengruppe aus epidemiologischen Gründen vor allem Hepatitis-B als zugrundeliegende Erkrankung vertreten war, welche z.B. in Europa deutlich seltener ist.

Die Studie liefert insgesamt wertvolle Impulse zur Verbesserung der Patientenversorgung im Sinne einer individualisierten Tumortherapie und ist eine wichtige Grundlage für die Nutzen-Risiko-Einschätzung und optimale Nutzung der vorhandenen Ressourcen.



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Article published online:
25 April 2024

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