Onkologische Welt 2024; 15(02): 73
DOI: 10.1055/a-2247-7815
Editorial

Empowerment durch Teilhabe: Compliance – Coping – Resilience

Daniela Oesterle
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Dr. Daniela Oesterle

Liebe Leserinnen und Leser,

die Anforderungen an Sie als Onkolog*innen sind herausfordernd und benötigen ein hohes Maß an Resilienz. Sie begegnen schwer Erkrankten, die Ihr Fachwissen, Ihre Empathie und eine geeignete Therapie benötigen. Gleichzeitig müssen Sie mit den rasanten Fortschritten in Technologie und Forschung Schritt halten, um den Überblick über therapeutische und diagnostische Optionen zu bewahren. Gesundheitsreformen, Bürokratie, Fort- und Weiterbildungen sowie nationale und internationale Kongressbesuche runden Ihr Berufsbild ab. Offenbar und glücklicherweise besitzen Sie die Fähigkeit, sich schwierigen Situationen anzupassen und widerstandsfähig zu bleiben.

Wir freuen uns daher, dass wir Herrn Professor Peter Fasching von der Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen trotz knapper Zeitressourcen für ein Interview gewinnen konnten. Als Ko-Autor der Phase-III-Studie NATALEE, die einen weiteren CDK4/6-Inhibitor zur adjuvanten Therapie des HR+/HER2– Brustkrebses untersucht, erörtert er die finalen Ergebnisse zum invasiven krankheitsfreien Überleben und bewertet ihre Bedeutung für die klinische Praxis (S. 96). Die Ergebnisse und weitere Kongress-Highlights wurden kürzlich auf dem San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS) vorgestellt (S. 98).

Herr Professor Fasching sieht Zukunftspotenzial in Anwendungen wie Apps. Wir wissen, dass Tumoren multifaktoriell entstehen und beeinflussbare Risikofaktoren wie Stress, Ernährung oder Gewicht mit Immunsystem und Entzündungsreaktionen assoziiert sind [1]. Eine Metaanalyse zeigt, dass jede Art von Gewichtsverlust von onkologisch Erkrankten ein Risikofaktor für deren Gesamtüberleben ist. Übergewicht und Adipositas im Vergleich zu Normalgewicht dagegen wirken sich unterschiedlich auf gastrointestinale Tumoren aus [2]. Hier setzen Apps an, sie befähigen Patient*innen, sich an die Stresssituation anzupassen und widerstandsfähig zu bleiben. Aktuell laufen viele Projekte zur besseren Einbindung von Patient*innen, darunter das Modellvorhaben genomDE der Bundesregierung, das die zeitnahe Diagnosestellung, den Einsatz zielgerichteter Therapien und die frühe Krebsvorsorge zum Ziel hat, auch und durch die engere Einbindung der Patient*innen [3].

Patient*innen sind ebenfalls Akteure im Wandel des Gesundheitssystems. Sie sollten sich ihrer Möglichkeiten bewusst und darin positiv bestärkt werden, dass sie Teil des Erfolgs und der Veränderung sind. Resilienz ist dabei ein wichtiger Aspekt ihrer Gesundheit.

Viele Grüße, Daniela Oesterle



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Article published online:
22 May 2024

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