Zeitschrift für Palliativmedizin 2024; 25(04): 171
DOI: 10.1055/a-2256-8749
Forum

Mitteilungen der Österreichischen Palliativgesellschaft

Im Juni 2024 ist Franz Kafka 100 Jahre tot. „Leg es auf den Nachttisch“, sagte der Vater, als Kafka ihm einen seiner wenig veröffentlichten Texte überreichte. Kafkas Reaktion darauf war der monströse „Brief an den Vater“. Franz Kafkas Werk ist einzigartig und voller Geheimnisse, von denen er selbst sagte, die Überlegungen, zu denen sie Anlass geben, seien endlos. Was wir in Palliative Care tun? Wir legen „es“ nicht auf den Nachttisch, wir zeigen Präsenz. Kafkaeskes halten wir gut aus!

Eindrücke des Österreichischen Palliativkongresses, der von 04. bis 06. April 2024 in Villach, Kärnten, stattfand, mit den Worten der Teilnehmenden:

Der Workshop zum Thema Assistierter Suizid von Angelika Feichtner und Michael Halmich brachte uns auf den aktuellen Stand und offenbarte zahlreiche ungeklärte Bereiche, wie die grob geregelte Aufklärung der Ärzt:innen und das Fehlen von Daten zu assistierten Suiziden.

Eva Masels Liebeserklärung an Harvey Chochinovs Arbeit betont dessen Care-Konzept, das jedem in der Palliativpflege einen Weg bietet, umfassendes Leid anzugehen.

Eine Metaanalyse von Jan Gärntner et al. zeigte, dass Opioide bei chronischer Herzinsuffizienz keine signifikante Verbesserung, aber erhebliche Nebenwirkungen bringen.

Pharmakologie-Update von Elisabeth Steiner: Lorazepam expidet wird nicht in der Mundschleimhaut, sondern im Gastrointestinaltrakt resorbiert. DEPRESCRIBING, wo immer möglich!

Alpe-Adria-Sitzung über Palliativversorgung: Gemeinsam arbeiten wir an ähnlichen Stärken und Herausforderungen. Friedemann Nauck aus Göttingen hat eine Caring Community mitaufgebaut, die eine lokale Sorgenetzwerkstruktur unterstützt, um eine Kultur der Sorge aufzubauen.

Neuropalliation: Projekt Homecare ALS von Sarah Bublitz: Das Projekt ermöglicht Menschen mit ALS eine gute Betreuung zu Hause und schützt vor Übertherapie.

Thomas Wienerroither über Verdrängung am Lebensende: Verdrängung ist ein unbewusster Prozess, der vor überfordernden Emotionen schützt.

Florian Mitter über die Integration der Palliativmedizin in die Notfallmedizin: Wünschenswert wäre, dass Patient:innen ihre Wünsche konkret formulieren.

Vortrag von Elisabeth Pinter zur Palliativen Nephrologie: Es bräuchte eine Arbeitsgruppe für Palliative Nephrologie.

Befunde aus einem Interventionsprojekt zur spirituellen Begleitung, Villach 06.04.2024
Bericht von Lic. Gerhard Häfele, MSc, Krankenhauseelsorge Hohenems

Interviews mit dem Fragebogen „SPIR“ zeigen, dass die Begriffe „Spiritualität“ und „Spiritual Care“ vielschichtig zu verstehen sind. Sie können als Konzept, Haltung, konkrete Begleitpraxis, Rolle oder auch institutionell gelesen werden. Trotz der Nähe der Begriffe zu Religion werden diese im Gesundheitswesen zuerst anthropologisch verwendet. Doch auch aus dieser Sicht bleibt Religion immer eine konkrete Ausgestaltung von Spiritualität. Religiöse Begleitung kann daher als eine Form von Spiritual Care betrachtet werden. Der Mensch als symbolisierendes Wesen eröffnet in den Narrativen des Lebens, so banal auch die Oberfläche des Erzählten sein mag, Zugänge zu tieferen spirituell/existenziellen Schichten – dem „Grundwasser“ – seines Lebens. Aus diesem Tiefengrund heraus gestaltet der Mensch die bio-psycho-sozialen Ebenen seines In-der-Welt-Seins. Dies erfordert eine Differenzierung der Aufgaben und Rollen in der Spiritual Care. Man könnte hier von allgemeiner und spezialisierter Spiritual Care sprechen. Jede Profession (auch die Seelsorge) ist für allgemeine Spiritual Care zuständig. Je konkreter die Ausformung der Spiritualität mit einem religiösen Hintergrund verbunden wird, desto tragender wird die Felddynamik der spezialisierten Rollen der jeweiligen Glaubensgemeinschaften. Hier kann man von spezialisierter Spiritual Care sprechen. Allen gemeinsam ist eine Haltung der Offenheit und des Respektes den jeweiligen Lebensentwürfen gegenüber.

APA Presseaussendung Mai 2024: Hospiz- und Palliativpflege:
Voraussetzungen für spezialisierte Ausbildung fehlen immer noch

Seit sieben Jahren warten Pflegeberufsangehörige auf entsprechende Qualifikationsprofile und die dafür erforderliche Verordnung des Gesundheitsministeriums. Die Presseaussendung finden Sie auf www.palliativ.at.

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Article published online:
28 June 2024

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