Schlüsselwörter
Mammapathologie - Biomarker - personalisierte Medizin - Pathologiebericht - Künstliche
Intelligenz
Einleitung
Die Pathologie hat in den letzten beiden Jahrzehnten eine rasante Entwicklung vollzogen.
Der deskriptiv-diagnostische Schwerpunkt wurde durch die Möglichkeiten der Molekularpathologie
erweitert. Dies hat zum Verständnis der Kanzerogenese und Progression verschiedener
Tumor-Erkrankungen, einschließlich des Mammakarzinoms, wesentlich beigetragen, die
Differenzierung von Tumor-Entitäten verfeinert und die Erkennung von pathogenen oder
wahrscheinlich pathogenen Genvarianten ermöglicht, die heute in der Präzisionsmedizin
für die Vorhersage des Ansprechens auf zielgerichtete Medikamente genutzt werden.
Der Gehalt an Informationen, der heute aus den Gewebeproben der Patient*innen gewonnen
werden kann, hat sich hierdurch vervielfacht. Dies wird sich im Kontext innovativer
Therapiestrategien, die auf mRNA-Sequenzierung und Proteomik aufbauen, noch weiter
erhöhen.
Dank der Innovationsbereitschaft und dem Qualitätsbewusstsein der deutschen Pathologinnen
und Pathologen wurden die neuen Methoden – ebenso wie erforderliche Maßnahmen der
Qualitätssicherung – schnell, flächendeckend und sektorenübergreifend in Deutschland
etabliert. Die Qualitätssicherungs-Initiative Pathologie GmbH (QuIP), die von der
Deutschen Gesellschaft für Pathologie e.V. (DGP) und dem Berufsverband Deutscher Pathologinnen
und Pathologen e.V. (BDP) initiiert wurde, startete 2004 mit immunhistochemischen
Ringversuchen und bietet heute ein großes Spektrum an Ringversuchen an, auch zu den
molekularpathologischen Fragestellungen. Im europäischen Vergleich nimmt Deutschland
heute bei der Verfügbarkeit qualitätsgesicherter Biomarker-Diagnostik eine Spitzenposition
ein [1].
Als weitere, in die Zukunft weisende Entwicklungsthemen werden Digitalisierung und
Künstliche Intelligenz als Bausteine einer modernen „Next Generation Pathology“ (so
das Motto der DGP-Jahrestagung 2024) verstanden und seit einigen Jahren zunehmend
in den Pathologien implementiert und vorangetrieben. Die Digitalisierungsoptionen
in der Pathologie sind zahlreich: Labor-Workflow, Scannen der Schnittpräparate für
die Begutachtung am Monitor und automatisierte Quantifizierung immunhistologischer
Marker, Befunderstellung mittels Spracherkennung, Erstellung strukturierter, standardisierter
Befundberichte, elektronische Weitergabe der Befundberichte an Praxen und Kliniken
über definierte Schnittstellen und Krebsregister-Meldung. Die Einsatzgebiete der Künstlichen
Intelligenz zur Optimierung der Prozesse und Unterstützung der Diagnostik sind dementsprechend
vielfältig – und reichen von der Priorisierung der Fälle für die Diagnostik, über
das Vor-Screenen von Biopsien und die Quantifizierung von Expressionsprofilen, bis
hin zur Erstellung standardisierter Befundberichte sowie zur systematischen Interpretation
umfangreicher Datensätze [2]
[3]
[4].
Der vorliegende Beitrag hat zum Ziel, die besonderen Anforderungen an eine moderne,
zukunftsfähige Mammapathologie-Befundung darzustellen und die Möglichkeiten und Grenzen
der Künstlichen Intelligenz in diesem Kontext aufzuzeigen.
Besonderheiten der Mammapathologie
Besonderheiten der Mammapathologie
In der Versorgung von Frauen mit suspekten Veränderungen der Mamma ist die Pathologie
das entscheidende Bindeglied zwischen Diagnostik und Therapie – ob im Rahmen des Mammografie-Screenings
oder außerhalb. Einerseits gilt es, das morphologische Korrelat für die suspekte Bildgebung
oder klinische Symptomatik zu identifizieren, andererseits die Weichen für die geeignete
Therapie zu stellen.
Die Vielfalt der Mammaläsionen im Hinblick auf klinisch-bildgebende Präsentation,
Morphologie, molekulare Eigenschaften und biologisches Verhalten ist groß und stellt
eine besondere Herausforderung dar. Diese kommt sowohl bei der Routinediagnostik als
auch im Kontext einer KI-assistierten Befundung zum Tragen. Aus morphologischer Sicht
ist die Mamma ein außergewöhnlich buntes Organ, das hormonellen Einflüssen unterliegt.
Dementsprechend wird das ohnehin breite histologische Spektrum gutartiger und bösartiger
Neoplasien durch physiologisch-funktionelle Veränderungen (wie die Mastopathie) ergänzt,
welche häufig und in hoher Formenvielfalt vorkommen und mit den Neoplasien vielfältig
kombiniert sein können. Benigne Veränderungen können Vorstufen für die maligne Entartung
sein, andere bergen das Risiko einer Fehlinterpretation, weil sie morphologisch einem
invasiven Karzinom stark ähneln (sogenannter „Karzinom-Mimiker“). Intraduktale Epithel-Proliferationen
stellen in der Mammapathologie einen zahlenmäßig großen Bereich dar. Hier ist es notwendig,
auf der Basis von qualitativen und quantitativen Kriterien eine diagnostische Stratifizierung
und Einschätzung des Progressionspotenzials vorzunehmen. Auch die invasiven Karzinome
der Mamma weisen ein ungewöhnlich breites morphologisches Spektrum auf, das durch
die Eigenschaften der Tumorzellen selbst, deren architekturelle Muster und das Ausmaß
der Stromareaktion geprägt wird.
Es gilt, die unterschiedlichen Entitäten zu erkennen und anhand von qualitativen und
quantitativen Kriterien eine prognostische Stratifizierung zu erreichen. Die Beschreibung
quantifizierbarer Kriterien für das histologische Grading des Mammakarzinoms wurde
zu einem vergleichsweise frühen Zeitpunkt eingeführt [5]
[6].
Die WHO-Klassifikation bildet die Basis einer kriterienbasierten Diagnostik, die neben
pathomorphologischen Eigenschaften auch molekularpathologische Aspekte berücksichtigt
und die regelmäßig aktualisiert wird [7]. Diagnostische Kriterien erweisen ihren Nutzen insbesondere dann, wenn es darum
geht, Karzinom-Mimiker zu erkennen und nicht fälschlich als Karzinom zu interpretieren.
Die Gefahr für den Diagnostiker besteht vor allem dann, wenn verschiedene nicht invasive
Veränderungen so aufeinandertreffen, dass sie wie ein invasives Karzinom erscheinen.
So kann die Besiedelung einer sklerosierten Adenose durch ein duktales Carcinoma in
situ (DCIS) oder ein lobuläres Carcinoma in situ (LCIS) als invasives Karzinom fehlinterpretiert
werden, wenn die myoepitheliale Auskleidung der Azini nicht erkannt wird.
Immunhistologie und Molekularpathologie haben das diagnostische Methodenspektrum erweitert
und wurden gerade in der Mammapathologie, ebenso wie in der Hämatopathologie, frühzeitig
genutzt. So spielt die Immunhistologie bei der Differenzialdiagnose intraduktaler
Epithel-Proliferationen, der Differenzierung nicht invasiver und invasiver Läsionen,
der histologischen Typisierung des Mammakarzinoms sowie der Differenzialdiagnose spindelzelliger
Läsionen eine entscheidende Rolle. Auch wenn strukturelle Veränderungen und architekturelle
Besonderheiten es dem Pathologen ermöglichen, bereits in der Übersichtsvergrößerung
ein Karzinom zu vermuten, ist es im Zweifelsfall der immunhistologische Nachweis des
Fehlens von Myoepithelien und der Destruktion der Basalmembran, welcher eine sichere
Grenzziehung zwischen invasiven und nicht invasiven Läsionen erlaubt.
Die Therapie im Blick
Neben der histologischen Vielfalt der Mammaläsionen stellt das sich rasant erweiternde
Spektrum therapeutischer Möglichkeiten eine besondere Herausforderung dar. Es gehört
zu den Aufgaben der Pathologen, alle Gewebseigenschaften zu erkennen und zu dokumentieren,
die für das klinische Management relevant sind. Dies setzt eine Kenntnis der Parameter
voraus, die spezifische therapeutische Konsequenzen bzw. Empfehlungen nach sich ziehen.
Orientierungsgrundlage sind auch für Pathologen die interdisziplinär entwickelte S3-Leitlinie
und die AGO-Empfehlungen [8]
[9]
[10].
Die Bestimmung der ER-Expression (ER: Östrogen-Rezeptor), der PR-Expression (PR: Progesteron-Rezeptor)
sowie des HER2-Status und des Ki67-Proliferationsindex erfolgt heutzutage leitliniengemäß
als Reflextestung beim primären Mammakarzinom. Die Ergebnisse der semiquantitativ
ausgewerteten Testung sind zur Festlegung der systemischen (neo-)adjuvanten Therapie
notwendig und beeinflussen in der Folge auch den Zeitpunkt der Operation. Beim metastasierten
Mammakarzinom wird die Bestimmung von ER, PR und HER2 in Abhängigkeit von dem resultierenden
Rezeptor-Status durch die Analytik weiterer Parameter ergänzt, um potenzielle Angriffspunkte
neuer zielgerichteter Therapie zu identifizieren. Dabei nimmt die Anzahl ansteuerbarer
Zielstrukturen seit wenigen Jahren auch beim Mammakarzinom rapide zu. Neben der Immunhistologie
(PD-L1) und In-situ-Hybridisierung (HER2) kommen auch DNA-basierte molekulare Analyseverfahren,
beispielsweise mittels PCR oder NGS, zum Einsatz, um Veränderungen in ansteuerbaren
Signalwegen zu detektieren (u.a. PIK3CA, AKT1, PTEN). Die Analysen am Gewebe wurden
um die Analyse zellfreier, zirkulierender DNA (cfDNA) im Blutplasma (Liquid Biopsy)
erweitert (ESR1, PIK3CA).
Um mit dem rasanten Wissenszuwachs bei zunehmender Arbeitsverdichtung Schritt halten
zu können, bietet die QuIP für Patholog*innen und onkologisch tätige Ärzt*innen ein
Informationsportal zum Mammakarzinom an [11]. Dieses bildet den aktuellen Wissensstand zur Biomarker-Diagnostik und die sich
daraus ergebenden Behandlungsoptionen ab.
Die rasche Entwicklung auf dem Gebiet der Biomarker bedingt zunehmend einen Wechsel:
weg von Einzelgen-Untersuchungen, hin zu parallelen Hochdurchsatz-Analysen. Die NGS-basierten
Techniken (NGS: Next Generation Sequencing) werden durch das Modellvorhaben des §
64e des Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetzes (GVWG/Gesetz zur Weiterentwicklung
der Gesundheitsversorgung) vom 11.07.2021 (BGBl. I, 2754) noch weiteren Rückenwind
erhalten. Hierzu gehören neben dem „Whole Exome Sequencing“ (WES) und dem „Whole Genome
Sequencing“ (WGS) auch der Umschwung auf Multi-Omics-Techniken wie Ganz-Transkriptom-Sequenzierung
(WTS), Proteomik sowie epigenetische Untersuchungen etc. [36].
Die moderne personalisierte Medizin mit der Suche nach neuen Therapieoptionen für
Patienten, die als „austherapiert“ gelten, wird erst durch eine innovationsfähige
Pathologie möglich. Dennoch wird das Budget der Pathologie nicht den Anforderungen
der zunehmend anspruchsvollen Tumordiagnostik angepasst, sondern sogar noch gekürzt.
Es besteht somit die Gefahr, dass die Funktions- sowie Innovationsfähigkeit der Pathologie
und damit die Patientenversorgung auf lange Sicht eingeschränkt werden.
Befundung
Strukturierung und Standardisierung der Befundberichte
In der Essenz sollte ein Befundbericht verständlich, vollständig und zügig verfasst
werden.
Dies bedeutet, dass eine allgemein anerkannte Terminologie verwendet wird und alle
therapierelevanten Kriterien enthalten sind.
Die Erfüllung dieser Anforderungen beugt Missverständnissen vor, die zu fehlerhaften
Behandlungsempfehlungen führen können, reduziert Nachfragen, und erlaubt die zeitnahe
Einleitung notwendiger therapeutischer Maßnahmen.
Eine allgemein anerkannte medizinische Terminologie für Tumoren der Mamma liefert
die aktuelle WHO-Klassifikation [7]. Bei Verwendung abweichender Begriffe, beispielsweise für seltene Entitäten oder
Varianten, die nicht in der WHO-Klassifikation erwähnt werden, empfiehlt es sich,
die Bezugsquelle zu nennen.
Zur Gewährleistung einer einheitlichen Nomenklatur und standardisierten Dokumentation
dienen sogenannte „strukturierte“ oder „synoptische“ Protokolle, die anders als „narrativ“
verfasste Befundberichte die jeweiligen organ- und/oder tumortypspezifischen Kriterien
(z.B. histologischer Tumorgrad) in Listenform aufführen [12]. Auch der Status der Kriterien (z.B. Grad 1, Grad 2, Grad 3) sowie etwaige Spezifizierungen
(z.B. Tubulusbildung, Kernpleomorphie, Mitosezahl; jeweils 1–3 Punkte) werden in einer
eindeutigen Terminologie angegeben. Im deutschen Mammografie-Screening-Programm werden
die Ergebnisse der pathomorphologischen Begutachtung der Stanz- und Vakuumbiopsien
sowie der Operationspräparate seit dem Programmstart elektronisch in vorab definierten
Protokollen dokumentiert. Im Anhang der S3-Leitlinien werden seit Langem Formulare
zur standardisierten Befund-Dokumentation zur Verfügung gestellt [8]. Allerdings sind die Pathologie-Berichte in Deutschland, die in der täglichen Routine
verfasst werden, in der Regel nach wie vor narrativ.
Anders als in Deutschland ist die Verwendung strukturierter Protokolle schon länger
verbreitet – insbesondere in den USA. Das College of American Pathologists (CAP) stellt
nahezu 100 verschiedene Protokolle kostenfrei für verschiedene Organe online zur Verfügung
[13]. Dabei existieren Protokolle für Biopsien, Resektate und Biomarker. Ihre Verwendung
ohne Lizenzierung unterliegt jedoch bestimmten Einschränkungen. Zudem sind ihre elektronischen
Versionen nach Kenntnis der Autoren nicht in Deutsch verfügbar und nicht mit den hiesigen
Pathologie-Informationssystemen kompatibel.
Die International Collaboration on Cancer Reporting (ICCR) will diese sprachlichen
und elektronischen Beschränkungen nun abbauen. Es handelt sich um eine Non-Profit-Organisation,
die Standardquellen integriert (aktuelle WHO-Klassifikationen, die UICC/AJCC-TNM-Klassifikation)
und international validierte und evidenzbasierte Pathologie-Datensätze für die Krebs-Berichterstattung
erstellt [14]. Diese Daten können weltweit genutzt werden, und zwar in breiter Zusammenarbeit
zwischen nationalen Pathologie-Fachgesellschaften, interdisziplinären Vereinigungen
und großen internationalen Krebsorganisationen. Für einzelne Protokolle sind bereits
autorisierte französische, spanische und portugiesische Übersetzungen verfügbar. Von
deutscher Seite sind die DGP und der BDP beteiligt. Die ICCR gestattet eine weitgehend
freie Nutzung der Protokolle für diagnostische Berichte und nicht kommerzielle Forschung.
In den Datensätzen wird zwischen essenziellen Pflichtparametern (CORE Elements) und
empfohlenen zusätzlichen Angaben (NON-CORE Elements) unterschieden ([Tab. 1]). Die Kategorien für die einzelnen Parameter sind in einem Formular vorgegeben.
In einem Anhang werden die Parameter ausführlich erläutert und illustriert, wodurch
nicht nur die Dokumentation der Kriterien, sondern auch deren Erhebung und Interpretation
standardisiert wird.
Tab. 1 Kernelemente (CORE Elements) und fakultative Elemente (NON-CORE Elements) in Pathologie-Berichten
über Resektionspräparate mit invasiven Karzinomen der Mamma auf der Grundlage der
ICCR-Empfehlungen [15].
|
Parameter
|
Kernelement
|
Fakultatives Element
|
Werte
|
|
Klinische Informationen
|
√
|
|
Screening vs. symptomatische Präsentation, klinischer Befund, vorherige Behandlung,
Bildgebung, Anamnese, genetische Prädisposition
|
|
Operatives Verfahren
|
√
|
|
Art der Exzision oder Mastektomie
|
|
Seitenlokalisation
|
√
|
|
Rechts oder links
|
|
Größe/Gewicht/Details Gewebeprobe
|
|
√
|
Freitext
|
|
Tumorlokalisation
|
√
|
|
Abstand von der Mamille, Quadrant oder Zifferblatt
|
|
Tumorfokalität
|
√
|
|
Unifokal oder multifokal
|
|
|
√
|
Anzahl und Größe der einzelnen Herde
|
|
Tumordimensionen
|
√
|
|
Maximale Dimension des größten Herds
|
|
|
√
|
Weitere Dimensionen
|
|
Histologischer Typ
|
√
|
|
Nach der WHO-Klassifikation
|
|
Histologischer Grad
|
√
|
|
Grad 1, 2 oder 3
|
|
|
√
|
Spezifizierung: Tubulus-, Kernpleomorphie- und Mitose-Score
|
|
Carcinoma in situ
|
√
|
|
Histologischer Typ und Kerngrad (bei DCIS), Nekrosen
|
|
|
√
|
Architekturmuster (DCIS), extensives DCIS
|
|
Tumorausdehnung
|
√
|
|
Haut, Brustwarze, Skelettmuskel
|
|
Randstatus
|
√
|
|
Befallen durch invasives Karzinom/DCIS oder Abstand zum nächstgelegenen Rand
|
|
|
√
|
Ausdehnung des Befalls, Abstand zu anderen Rändern
|
|
Lymphovaskuläre Invasion
|
√
|
|
Vorhanden oder nicht nachweisbar
|
|
|
√
|
Standort, falls anderswo nachweisbar
|
|
Weitere Veränderungen
|
|
√
|
Freitext
|
|
Mikroverkalkungen
|
|
√
|
Vorhanden, assoziierte Läsion
|
|
Östrogen-Rezeptor
|
√
|
|
Negativ/positiv/niedrig positiv, % positive Zellkerne, durchschnittliche Intensität
|
|
Progesteron-Rezeptor
|
√
|
|
Negativ/positiv, % positive Zellkerne, durchschnittliche Intensität
|
|
HER2
|
√
|
|
IHC-Score, ISH-negativ/-positiv, gezählte Zellen, HER2- und CEP17- Signale/Zellkern,
HER2/CEP17-Ratio
|
|
|
√
|
IHC % 3+ Zellen, ISH-Aneusomie, Heterogenität
|
|
Zusatzstudien
|
|
√
|
z.B. Ki67, repräsentativer Block für ergänzende Untersuchungen
|
|
Pathologisches Staging
|
√
|
|
TNM-Klassifikation
|
Für die Dokumentation der Mammakarzinome sind bereits 4 Datensätze in Englisch verfügbar
[14]
[15]:
-
Ductal Carcinoma in Situ, Variants of Lobular Carcinoma in Situ and Low Grade Lesions
-
Invasive Carcinoma of the Breast
-
Invasive Carcinoma of the Breast in the Setting of Neoadjuvant Therapy
-
Surgically Removed Lymph Nodes for Breast Tumours
Aktuell wird an den deutschen Übersetzungen ebenso wie an der Integration der Vorlagen
und Datensätze in hiesige Pathologie-Informationssystem gearbeitet. Die Nutzung solcher
Protokolle wäre ein wesentlicher Schritt in Richtung der internationalen Befundbericht-Standardisierung
und wissenschaftlichen Nutzung der dokumentierten Daten.
Nicht zu unterschätzen sind allerdings der Aufwand und die Kosten für die Pathologien,
die mit der Implementierung eines breiten Spektrums an autorisierten synoptischen
Berichtsvorlagen und deren kontinuierlicher Aktualisierung verbunden wären. Profitieren
würden davon auch kooperierende Fachdisziplinen und Krankenhaus-Verwaltungen. Eine
Beteiligung aller Nutznießenden an den Kosten wäre deshalb wünschenswert.
Tempo der Befundung
Das Tempo der Befundung spielt in der Patientenversorgung eine wichtige Rolle, da
es den möglichen Start einer geeigneten Behandlung unmittelbar beeinflusst. Es gilt,
die richtige Balance zwischen Schnelligkeit und Genauigkeit zu finden. Die Turnaround
Time (TAT) beschreibt die Zeitspanne vom Eingang der Gewebeprobe bis zur Fertigstellung
des Befundberichtes. Sie nimmt Einfluss auf folgende Aspekte der Patientenversorgung:
Es gilt, die Phase der Unsicherheit für die Patientinnen und Patienten so kurz wie
möglich zu halten. Selbstverständlich darf die Präzision der Diagnose hierdurch nicht
leiden. Wesentlich ist, dass die geeignete Therapie möglichst früh eingeleitet werden
kann, um die Überlebenschancen zu optimieren [16]. Dies gilt auch für molekularpathologische Untersuchungen, insbesondere in der metastasierten
Situation. Zeitliche Vorgaben finden sich deshalb auch in einzelnen internationalen
Empfehlungen zur molekularen Diagnostik [17]. Verzögerungen können die Aufenthaltsdauer der Patienten in den Kliniken verlängern
und damit deren Effizienz beeinträchtigen.
Deutschland nimmt mit den Vorgaben einer TAT für die Pathologie in den zertifizierten
Brustzentren und den zeitlichen Vorgaben im Mammografie-Screening eine Vorreiter-Rolle
ein.
Im deutschen Mammografie-Screening soll der Zeitraum zwischen dem Beginn der diagnostischen
Abklärung und der Mitteilung des Ergebnisses an die Patientin eine Woche nicht überschreiten
[18].
Die Zeitfenster für die TAT-Pathologie in den zertifizierten Brustzentren betragen
[19]:
-
Histologisches Ergebnis der Stanzbiopsien: innerhalb von 2 Werktagen,
-
Ergebnis der Routine-Histologie inkl. Immunhistochemie: max. 5 Werktage
Diese Vorgaben haben auch Eingang in das Manual for Breast Cancer Services der European
Commission Initiative on Breast Cancer (ECIBC) gefunden, allerdings in etwas abgeschwächter
Form: Pathologie-Ergebnisse inkl. Immunhistochemie: max. 5 Werktage für nicht operative
Biopsien und 10 Werktage für Operationspräparate [20].
Digitalisierung pathohistologischer Schnittpräparate
Digitalisierung pathohistologischer Schnittpräparate
Grundvoraussetzung für die histologische Diagnostik ist eine spezielle, zeitaufwendige
und standardisierte Aufarbeitung des zu untersuchenden Gewebes. Hierzu gehören die
Fixierung, der Zuschnitt, die Entwässerung und Entfettung des Gewebes, die Immersion
mit Paraffin, das Schneiden mit speziellen Mikrotomen und schließlich das Färben und
Eindeckeln der Objektträger. Die Arbeitsschritte sind teilweise automatisiert; der
Zuschnitt als ärztliche Tätigkeit und das Mikrotomieren als sehr feinmotorische Tätigkeit
sind bislang nicht in der Routine automatisierbar. Die resultierenden histologischen
Schnittpräparate werden dann von Pathologinnen und Pathologen am Mikroskop beschrieben,
befundet und klassifiziert. Für eine KI-gestützte Diagnostik muss der Schnitt oder
ein Teil davon digitalisiert werden. Dies kann im einfachsten Fall durch eine digitale
Mikrofotografie direkt am Mikroskop des Befundenden erfolgen. Für die Digitalisierung
ganzer Schnitte sind eine Reihe von Scannern mit unterschiedlichen Eigenschaften am
Markt verfügbar. Einige Modelle können mit bis zu 1000 Objektträgern beladen werden,
die aber dann auch nur sequenziell abgearbeitet werden können. Die resultierenden
Whole-Slide-Images (WSI) haben je nach Gewebemenge und gewünschter Auflösung eine
Datengröße von 0,5–4GB und zeigen damit eine Bildgröße, die um mehrere Größenordnungen
oberhalb üblicher Bilddaten liegt. Ein mittelgroßer OP-Fall mit 25 Objektträgern beansprucht
einen Festplattenplatz von 50–75GB. Schon wenige Operationspräparate überschreiten
die Datenmenge, die ein gut ausgelastetes radiologisches Großgerät (CT/MRT) in einem
Jahr produziert.
Im Gegensatz zur Radiologie muss die Digitalisierung der Schnitte immer sekundär erfolgen.
Das Scannen eines Schnittes dauert dabei zwischen einer und 3 Minuten. Während in
der Radiologie für einfache Röntgenbilder die primäre digitale Bildaufnahme ein Geschwindigkeitsvorteil
und in der Schnittbild-Diagnostik die einzige Möglichkeit der Verarbeitung ist, stellt
die Digitalisierung in der Histologie einen zusätzlichen, zeitaufwendigen und sehr
kostenintensiven Faktor dar. Die Kosten ergeben sich aus der Anschaffung von Objektträger-Scannern,
die aus Kapazitäts- und Ausfallgründen überwiegend redundant angeschafft werden müssen,
den hohen Kosten für Speicherplatz, der digitalen Umgestaltung der Arbeitsplätze und
den zusätzlichen Raum-, Personal- und Energiekosten für Geräte und Server. Diese Kosten
sind erheblich und bewirken, da ihnen in keinem Leistungsbereich eine Vergütung gegenübersteht,
dass insbesondere die ambulante Regelversorgung kaum noch kostendeckend erbracht werden
kann.
Der Vergleich zwischen digitalisierten radiologischen und histologischen Bilddaten
ist in [Tab. 2] dargestellt. Trotz des Aufwands und erhöhter Kosten beschäftigen sich mittlerweile
viele Pathologie-Einrichtungen in Deutschland mit der Digitalisierung von Bilddaten
und bereiten sich durch die Umstellung von Prozessen im Vorfeld der Bilddaten-Digitalisierung
darauf vor. Dazu gehören die Digitalisierung von Begleitdokumenten zu eingesandten
Präparaten, der Einsatz von Barcode-Druckern für Paraffinblöcke und Objektträger sowie
die primäre Datenbank-Erfassung durchgeführter Untersuchungen. Neben digitalen Mikroskopkameras,
die hochauflösende, farbbalancierte und standardisierte Bilder liefern, verfügen viele
Einrichtungen über Programme, die sich für die Teildigitalisierung von Schnittpräparaten
eignen. Dabei filmt der Pathologe das Präparat bzw. die Region of Interest unter dem
Mikroskop mäanderförmig ab und aus geeigneten Bildern des Videostreams wird ein Bild
zusammengesetzt, in dem überlappende Bildinhalte erkannt werden (sog. Stitching).
Damit ist es dem Pathologen möglich, ohne nennenswerten Zeitaufwand eine Teildigitalisierung
von Schnitten durchzuführen, die dann insbesondere cloudbasiert für ein niedrigschwelliges
Zweitmeinungsverfahren genutzt werden kann. Darüber hinaus stehen in vielen Einrichtungen
auch Scanner mit geringer Kapazität zur Verfügung. Diese eröffnen bereits heute die
Möglichkeit, ausgewählte Schnittpräparate zu digitalisieren und KI-basierte Mess-
und Auswerteverfahren anzuwenden sowie eigene Modelle und Algorithmen zu entwickeln.
Tab. 2 Gegenüberstellung der Eigenschaften radiologischer und pathohistologischer Bilddaten.
|
Radiologische Bilddaten
|
Pathohistologische Bilddaten
|
|
Auflösung
|
Grob
|
Mikroskopisch fein
|
|
Farbkanäle
|
Meist ein Kanal
|
3 Kanäle (oder mehr)
|
|
Digitalisierung der Bildinformation
|
Primär, State of the art
|
Sekundär, bislang bei weitem nicht allerorts Routine
|
|
Bilddatengröße
|
Moderat (MB-Bereich)
|
Sehr groß (GB-Bereich)
|
|
Bilddatenspeicherung
|
2-dimensional
|
Pyramidal in verschiedenen Auflösungsstufen
|
|
Bilddatenformat
|
Standardisiert, DICOM
|
Herstellerabhängig proprietär
|
|
Digitaler Workflow
|
Etabliert
|
Verfügbar
|
|
Informationsdichte der Bilddaten
|
Moderat
|
Sehr hoch
|
|
Informationsredundanz
|
Niedrig
|
Sehr hoch
|
|
Interinstitutionelle Variationen
|
Niedriger
|
Höher
|
Künstliche Intelligenz (KI) in der Mammapathologie
Künstliche Intelligenz (KI) in der Mammapathologie
Die Mammapathologie bietet tatsächlich eine Vielzahl potenzieller Anwendungsfelder
für Künstliche Intelligenz zur Unterstützung der Diagnostik. Auch wenn eine vollautomatisierte
umfassende histologische Diagnostik aufgrund der Komplexität der Mammapathologie noch
in weiter Ferne liegt, ist die Unterstützung des Pathologen bei einzelnen Aufgaben
denkbar. Der relevante Hauptaspekt einer KI-gestützten Befundungsassistenz ist dabei
die Qualitätsverbesserung durch objektivierbare und genauere Ergebnisse bei der Erfassung
der semiquantitativen diagnostischen Einzelparameter, die im Rahmen der präoperativen
Stanzdiagnostik, der immunhistologischen Untersuchung diagnostischer und prädiktiver
Faktoren und der Aufarbeitung des Operationspräparates anfallen. Die möglichen Anwendungen
sind umfangreich und betreffen fast alle Aspekte der Routinediagnostik, die in umfangreichen
Reviews zusammengestellt sind [21]
[22]
[23]. Im Folgenden werden einzelne Aufgabenbereiche beleuchtet und die Probleme, die
sich bei der Überführung erfolgversprechender KI-Ansätze in die Routine ergeben, dargestellt.
KI-gestützte Auswertung immunhistologischer Färbungen (Ki67, ER/PR, HER2/neu, PD-L1)
Programme zur automatisierten quantitativen Auswertung immunhistologischer Untersuchungen
auf prädiktive Faktoren wurden bereits vor ca. 10 Jahren vorgestellt. Sie basierten
ursprünglich auf Bildverarbeitungsroutinen, die nur in einem sehr weiten Sinne als
Künstliche Intelligenz bezeichnet werden können. Mittlerweile sind aber auch Programme
auf dem Markt, die mit neuronalen Netzen Künstliche Intelligenz im engeren Sinne anwenden
können. Die Aufgabe der quantitativen Auswertung einer nukleären immunhistologischen
Färbung, wie sie für Ki67, den Östrogen-Rezeptor und den Progesteron-Rezeptor durchgeführt
wird, ist heute die Einstiegsaufgabe für Firmen, die sich am Markt positionieren.
Eine automatisierte Auswertung bietet hier den potenziellen Vorteil einer höheren
Objektivität und Genauigkeit der Auswertung. Den derzeit verfügbaren Programmen ist
jedoch gemeinsam, dass sie entweder nur ein begrenztes Sichtfeld auswerten können,
das jeweils vom Pathologen ausgewählt werden muss, oder dass bei der Verarbeitung
von Whole-Slide-Images eine erhebliche Zeitverzögerung bis zum Ergebnis (mehrere Stunden!)
abgewartet werden muss. Dabei ist die Aufgabe, den Anteil markierter relevanter Zellen
zu erfassen, deutlich komplexer als es bei oberflächlicher Betrachtung zunächst erscheint.
Die eingesetzten Algorithmen müssen nicht nur zwischen markierten und unmarkierten
Zellen unterscheiden, sondern auch die Kerne von Tumorzellen von denen von Bindegewebszellen,
normalen Epithelien und Entzündungszellen unterscheiden, um nur diese in die Auswertung
einzubeziehen. Dies stellt bei den nur mit Hämatoxylin gegengefärbten Schnittpräparaten
eine besondere Herausforderung dar. Auch für die HER2-Diagnostik sind entsprechende
kommerzielle Modelle auf dem Markt, die teilweise auch die im Hinblick auf die entsprechenden
Antikörper-Drug-Konjugate wichtige Unterscheidung zwischen den HER2-Scores 0 und 1+
beherrschen. Für PD-L1 sind entsprechende Modelle wünschenswert. Die relativ komplexe
Ausgestaltung der verschiedenen relevanten Scores beim Mammakarzinom steht dem aber
derzeit noch entgegen.
In der Routinediagnostik werden sich diese Verfahren zur automatisierten IHC-Auswertung
nur durchsetzen, wenn den erheblichen Kosten für entsprechende Programme ein relevanter
Qualitätsgewinn gegenübersteht. Allerdings ist gerade im Bereich der Hormonrezeptoren,
bei Ki67 und HER2 das diagnostische Spektrum in der Routinediagnostik so verteilt,
dass nur für einen sehr geringen Anteil der Fälle eine auf den exakten Prozentwert
ausgerichtete Diagnostik eine therapeutische Relevanz erreicht. Für den weit überwiegenden
Teil der Fälle ist die in 5%-Schritten klassifizierende Diagnostik des Pathologen
völlig ausreichend. Die KI-gestützte Diagnostik in Grenzfällen ist dann mit einem
erheblichen Zeitaufwand für den befundenden Pathologen verbunden. Sowohl der zusätzliche
Zeitaufwand für den Pathologen als auch die Investitions- und Wartungskosten für die
KI-Programme werden derzeit an keiner Stelle der Versorgung gegenfinanziert.
Detektion spezifischer Zielstrukturen (Lymphknoten-Metastasen, Mikrokalk)
Unterschiedliche Organsysteme stellen unterschiedliche Anforderungen an die Detektion
kleiner und in der Übersichtsvergrößerung schwer erkennbarer Strukturen. In der Mammapathologie
sind dies die Detektion von Mikrokalk in Vakuumstanzen und Operationspräparaten, die
aufgrund der faktischen 2-Dimensionalität in histologischen Schnittpräparaten schwerer
zu erkennen sind und sich teilweise über mehrere Schnittstufen an unterschiedlichen
Stellen verteilen. Die Detektion kann durch eine alleinige Hämatoxylin-Färbung als
zusätzliche Schnittstufe verbessert werden, wobei Kalzifikationen in der Regel als
stärker gefärbte Strukturen im Vergleich zu den Kernen auffallen. Eine Segmentierung
der Kalzifikationen im histologischen Schnitt, ggf. sogar mit automatisierter Vermessung,
wäre wünschenswert. Im Gegensatz zur automatisierten Mikrokalk-Detektion in Mammografien,
die insbesondere in früheren Jahren dem Radiologen übermäßig viel irrelevanten Mikrokalk
angezeigt haben und dessen Diagnostik hierdurch verlangsamt haben, ist in der histologischen
Diagnostik primär jeder Mikrokalk im Schnitt wichtig und muss dokumentiert und korreliert
werden. Oxalat-Kristalle sind aber im digitalisierten HE-Schnitt nicht sichtbar und
müssen am Mikroskop mit Polarisation nachgewiesen werden.
Die Detektion von Metastasen in Lymphknoten stellt ebenfalls eine Herausforderung
in der Mammapathologie dar. Der Nachweis von Metastasen in Sentinel-Lymphknoten erfordert
die Untersuchung in mehreren Schnittstufen. Der Nachweis von Metastasen lobulärer
Karzinome ist wegen der meist fehlenden desmoplastischen Reaktion und des meist auch
in der Metastase dissoziierten Wachstumsmusters bekanntermaßen schwierig. Eine ausgeprägte
Sinushistiozytose in den Lymphknoten ist ebenfalls häufig. Hier besteht weniger die
Gefahr, dass Zellen der Sinushistiozytose als Metastasen des Karzinoms fehlinterpretiert
werden, als vielmehr die Gefahr, dass bei Vorliegen einer Sinushistiozytose kleine
Metastasen übersehen werden. Ein starker Innovationstreiber von KI in der Medizin
sind internationale Wettbewerbe, sogenannte Challenges, die mit bereitgestellten annotierten
Datensätzen die Lösung bestimmter Aufgaben in einem meist auf wenige Monate begrenzten
Zeitraum erfordern. Die Detektion von Lymphknoten-Metastasen des Mammakarzinoms war
das Thema der Challenges CAMELYON16 und CAMELYON17 [24]. Die besondere Herausforderung dieser Challenges war die Verarbeitung der Metastasen-Erkennung
auf der Ebene von Whole-Slide-Images (WSI). Die Entwicklung von Verarbeitungsroutinen,
die die integrative Verarbeitung ganzer WSIs und mehrerer WSIs für einen Patienten
ermöglichen, wurde durch diese Challenges erheblich vorangetrieben. In der CAMELYON17-Challenge
sollten jeweils 5 Lymphknoten-WSIs, die zu artifiziellen Patienten gruppiert wurden,
durch eine automatisierte Routine auf Slide-Ebene und auf Patienten-Ebene ausgewertet
und ein Nodalstadium als integrierende Diagnose ausgegeben werden. Der beste Algorithmus
klassifizierte 86,6% der WSI korrekt, wobei unter den falsch klassifizierten Schnitten
10 Mikrometastasen und immerhin 4 Makrometastasen nicht erkannt wurden.
Grading-Assistenz durch KI
Das Grading beim Mammakarzinom hat eine herausragende prognostische und stratifizierende
Funktion. Dies gilt sowohl für invasive als auch für präinvasive Läsionen. Dieses
Verfahren ist seit den 1990er-Jahren Bestandteil der pathohistologischen Routinediagnostik.
Beim invasiven Mammakarzinom wird das Grading anhand von architekturellen, zytologischen
und funktionellen Kriterien als Additions-Score erstellt [5]. Dies unterscheidet sich von anderen Entitäten. Beim Prostatakarzinom, bei dem das
Grading eine ähnlich starke prognostische Bedeutung hat, erfolgt das Grading allein
auf der Basis der Gewebearchitektur des Karzinoms. Beim Mammakarzinom wird als architekturelles
Merkmal der Flächenanteil der tubulären (und kribriformen) Differenzierung erhoben.
Als zytologisches Kriterium wird die Kernpleomorphie stratifiziert und als tumorfunktionelles
Merkmal die Proliferationsaktivität als Anzahl der Mitosen pro Tumorfläche quantifiziert.
In der Stanzdiagnostik des Mammakarzinoms wird das Mitosekriterium zunehmend durch
die Wachstumsfraktion in der Immunfärbung für Ki67 ergänzt, die eine genauere und
eindeutigere Zuordnung an der Grenze zwischen G2 und G3 ermöglicht.
Die Anwendung Künstlicher Intelligenz beim Grading verspricht mathematische Exaktheit,
Reproduzierbarkeit und Objektivität. Hinzu kommt, dass eine computerbasierte Diagnostik
prinzipiell eine Diagnostik über den gesamten Tumor, bei höchster Vergrößerung, ermöglicht
und damit die intratumorale Heterogenität besser abbilden kann. Es ist möglich, mit
KI-basierter semantischer Segmentierung das Tumorepithel und mit Objektsegmentierung
mehrere 10 000 Tumor-Zellkerne praktisch in Echtzeit zu detektieren und mit nachgeschalteten
Bildverarbeitungsroutinen zahlreiche Messparameter zur objektiven Beschreibung der
Kerngeometrie zu erfassen und die Ergebnisse in Graphen zu aggregieren. Zu den automatisiert
messbaren Parametern gehören u.a. der maximale und minimale Kerndurchmesser, Kernfläche
und -umfang, Exzentrizität und Konturmerkmale sowie die Orientierung der Hauptachse.
Zusätzlich kann die Lage im Bild, zum Beispiel als Koordinaten des geometrischen Schwerpunkts,
ermittelt werden. [Abb. 1] und [Abb. 2] zeigen beispielhaft anhand einer selbstentwickelten Verarbeitungsroutine die Auswertung
der Kernmorphologie von 2 Mammakarzinomen. Sie verdeutlichen das Dilemma bei der Umsetzung
dieser detaillierten Messergebnisse in die diagnostische Routine: Die 3-stufige Klassifikation
der Kernpleomorphie basiert auf dem Vergleich der Tumorzell-Kernfläche mit der Fläche
normaler Epithelkerne, um hormonell bedingte funktionelle Unterschiede zu normalisieren.
Die Klassengrenzen wurden bei 1,5-facher und 2,0-facher Differenz festgelegt, sodass
für eine Kernpleomorphie mit mindestens doppelter Fläche im Vergleich zu normalen
Epithelkernen ein Score von 3 Punkten vergeben wird, für Tumorzellkerne mit 1,5- bis
2-facher Fläche ein Score von 2 Punkten. Dies wurde vor mehr als 30 Jahren – wahrscheinlich
als grobe Richtlinie für die Operationalisierung des Begriffs der Kernpleomorphie
– festgelegt, ohne dass dem systematische Messungen zugrunde lagen. Die Verteilung
der Tumorzellkern-Durchmesser auf der Basis exakter computergestützter Messungen zeigt
jedoch eine so hohe Variabilität der Kernflächen, aber auch der anderen Messgrößen,
dass diese Ausgangsdefinitionen nicht auf die Realität übertragbar sind. Dieses Einzelproblem
zeigt, dass vor einer sinnvollen Integration der KI in den Befundungsprozess verschiedene
Definitionen in der Pathologie weiter operationalisiert werden müssen, um mit den
Möglichkeiten einer objektiven und simultanen Messung zahlreicher Parameter Schritt
halten zu können.
Abb. 1 KI-gestützte Analyse der Fläche, des Durchmessers und des Umfangs von Tumor- und Stroma-Zellkernen
beim Mammakarzinom mit Kerngrad 1. Die hier demonstrierte prototypische Software beinhaltet
mehrere Module zur automatisierten Vermessung und Datenaggregation von Zellkernen
aus Karzinomzellen und Stromazellen. Sie analysiert ausgehend von Whole-Slide-Images
(hier aus dem TCGA-Datensatz [25]) die „Regions of interest“ und wählt automatisch repräsentative Subregionen aus,
die detailliert analysiert werden. Diese sind in der Übersichtsvergrößerung (A) mit grünen Quadraten eingezeichnet. In B ist die Ausschnittsvergrößerung einer Subregion abgebildet. Die Subregion wird mit
einem neuronalen Netz zur Epithel-Segmentierung (D) und einem Netz zur Instanz-Segmentierung der Kerne (C
[26]
[27]
[28]) analysiert. Die Kerne werden mit Bildverarbeitungsroutinen vermessen; aus der Lage
des Zentroids kann im Vergleich mit der Epithel-Segmentierung die Zugehörigkeit zum
jeweiligen Kompartiment ermittelt werden. Die Daten (im Mittel ca. 25 000 Zellkerne/Fall)
werden grafisch ausgegeben (E: Kernfläche, F: Kerndurchmesser, G: Kernumfang). Die gesamte Verarbeitungsroutine wird in ca. 50 Sekunden durchlaufen.
Abb. 2 KI-gestützte Analyse der Fläche, des Durchmessers und des Umfangs von Tumor- und Stroma-Zellkernen
beim Mammakarzinom mit Kerngrad 3. Die hier demonstrierte prototypische Software beinhaltet
mehrere Module zur automatisierten Vermessung und Datenaggregation von Zellkernen
aus Karzinomzellen und Stromazellen. Sie analysiert ausgehend von Whole-Slide-Images
(hier aus dem TCGA-Datensatz [25]) die „Regions of interest“ und wählt automatisch repräsentative Subregionen aus,
die detailliert analysiert werden. Diese sind in der Übersichtsvergrößerung (A) mit grünen Quadraten eingezeichnet. In B ist die Ausschnittsvergrößerung einer Subregion abgebildet. Die Subregion wird mit
einem neuronalen Netz zur Epithel-Segmentierung (D) und einem Netz zur Instanz-Segmentierung der Kerne (C
[26]
[27]
[28]) analysiert. Die Kerne werden mit Bildverarbeitungsroutinen vermessen; aus der Lage
des Zentroids kann im Vergleich mit der Epithel-Segmentierung die Zugehörigkeit zum
jeweiligen Kompartiment ermittelt werden. Die Daten (im Mittel ca. 25 000 Zellkerne/Fall)
werden grafisch ausgegeben (E: Kernfläche, F: Kerndurchmesser, G: Kernumfang). Die gesamte Verarbeitungsroutine wird in ca. 50 Sekunden durchlaufen.
Vorhersage prognostischer und prädiktiver Marker auf Basis der HE-Histologie
In der onkologischen Krebsdiagnostik haben sich in den letzten Jahren erstaunlich
viele Aktivitäten darauf konzentriert, mithilfe Künstlicher Intelligenz prognostische
und prädiktive Faktoren bereits aus dem HE-Schnitt vorherzusagen. Beim Mammakarzinom
sind dies insbesondere die Hormonrezeptoren und der HER2-Status. In Deutschland liegen
zwischen der Erstbefundung am HE-Schnitt und der immunhistologischen Bestimmung von
Östrogen- und Progesteron-Rezeptoren, HER2/neu und Ki67 maximal einzelne Arbeitstage.
Grundsätzlich ist es technisch, organisatorisch und ohne Qualitätsverlust auch möglich,
die konventionelle Befundung am Vormittag und die Bestimmung, Auswertung und Befundung
der oben genannten Faktoren am Nachmittag desselben Tages abzuschließen. In strukturierten
Versorgungsprogrammen, wie z.B. dem Mammografie-Screening, ist der Abschluss der histologischen
Diagnostik innerhalb einer Woche bis zur nächsten interdisziplinären Konferenz gelebte
Praxis. Dieses zeitlich straffe diagnostische Regime ist in anderen Ländern eher unüblich,
sodass der Wunsch nach prädiktiven Informationen bereits am HE-Schnitt verständlich
wird. Insbesondere der HER2-Status ist von besonderem Interesse, da im Falle eines
immunhistologisch nicht eindeutigen Ergebnisses (HER2-Score 2+) die im Vergleich zur
Immunhistologie deutlich aufwendigere in situ-Hybridisierung durchgeführt werden muss.
Die internationale HEROHE-Challenge (HER2 on HE) widmete sich in den Jahren 2021–22
dieser Fragestellung [29]. Insgesamt wurden 25 gültige Modelle eingereicht und zur Bewertung zugelassen. Die
Qualität der Vorhersagen ist jedoch selbst in der Spitzengruppe bei nüchterner Betrachtung
allenfalls als mäßig gut zu bezeichnen. Dies ist allerdings auch nicht verwunderlich:
Es war nicht zu erwarten, dass die HER2-Positivität eines Tumors mit spezifischen
oder gar definierenden morphologischen Merkmalen im HE-Schnitt assoziiert ist oder
dass im Rauschen der Pixel die Information der HER2-Positivität verborgen ist. Das
Modell des bestplatzierten Teilnehmers lieferte bei einer ROC-AUC (receiver operator
characteristics area under the curve) von 0,84 eine Präzision von 0,75 und einen Recall
von 0,84. Das bedeutet, dass die Vorhersage einer HER2-Positivität in jedem 4. Fall
falsch ist und jeder 6. HER2-positive Fall nicht erkannt wird. Leider zeigen solche
Werte, dass ein derartiger Ansatz für die patientenindividuelle Diagnostik nicht geeignet
ist und die direkte Bestimmung der prädiktiven Faktoren mit den etablierten Methoden
unerlässlich ist. Die mangelnde Präzision und der unzureichende Recall machen einen
solchen Ansatz auch ungeeignet für mögliche Anwendungen in der Qualitätssicherung
oder zur Selektion von Patienten-Kollektiven, die ggfs. nicht getestet werden müssen.
Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass andere molekulare Parameter eine engere Korrelation
zur konventionellen Histologie aufweisen. So konnte jüngst für den BRCA-1/2-Mutationsstatus
in Mammakarzinomen eine gewisse Korrelation mit der konventionellen HE-Morphologie
dargestellt werden [30]. Auch wenn hier die Korrelation bei weitem nicht perfekt ist, könnten bei einer
entsprechenden KI-generierten Vorhersage des Mutationsstatus insbesondere solche Patientinnen
profitieren, bei denen zu selten an eine entsprechende Mutationsanalyse gedacht wird,
beispielsweise Patientinnen mit Hormonrezeptor-positivem Mamakarzinom.
Umfassende KI-gestützte Diagnostik
Die pathohistologische Diagnostik stellt bei Krebserkrankungen den zentralen Schritt
dar: Die präoperative klinische und bildgebende Diagnostik mündet regelmäßig in die
präoperative pathohistologische Diagnostik, die Therapie-Modalitäten und die Therapie-Sequenz
folgen dann primär den verschiedenen pathohistologischen Einzelaspekten des Tumors.
Daraus ergibt sich neben den medizinischen, fachlichen und qualitätssichernden Aspekten
auch die Notwendigkeit einer größtmöglichen juristischen Verbindlichkeit der Diagnostik.
Diesem Aspekt wird die moderne Pathologie insbesondere durch die kriterienbasierte
Diagnostik gerecht. Die Diagnostik erfolgt systematisch und schrittweise, wobei für
Entitäten definierende Kriterien festgelegt und zwischen ähnlichen Entitäten differenzialdiagnostische
Grenzen gezogen werden. Dies geschieht auf der Basis qualitativer und quantitativer
Kriterien für die HE-Histologie, die durch immunhistologische und molekularpathologische
Kriterien weiter verfeinert werden. Die Ausbildung der Pathologinnen und Pathologen
ist entsprechend darauf ausgerichtet, durch Training in einem ersten Schritt Abweichungen
von der Norm als „region of interest“ zu erkennen, diese Veränderungen anhand vorgegebener
Kriterien zu beschreiben und zu analysieren, um dann in einem letzten Schritt eine
begründete regelbasierte Diagnose abzuleiten. Die Diagnosestellung erfolgt dabei in
Kenntnis der klinischen Konsequenzen. Ein solches systematisches Vorgehen lässt sich
mit den aktuell verfügbaren KI-Methoden kaum nachbilden. Neuronale Netze werden anhand
annotierter Datensätze auf ein gewünschtes Ergebnis trainiert. Die Kriterien, die
ein neuronales Netz während des Trainings findet, sind eine reine Zahlenmatrix und
lassen sich nicht durch kanonisches Wissen um diagnostische Kriterien beeinflussen.
Auch die zahlreichen Ansätze der „explainable AI“ (erklärbaren KI) sind bislang nicht
ausreichend geeignet, um zu überprüfen, ob und wie ein trainiertes neuronales Netz
die gewünschten Kriterien anwendet. Komplexe diagnostische Aufgaben können mit KI
realisiert werden, indem sie in umschriebene niedrigkomplexe Einzelaufgaben aufgeteilt
werden. Für jede Einzelaufgabe können neuronale Netze trainiert und deren Zwischenergebnisse
kontrolliert werden, wie dieses bereits oben für das Kerngrading dargestellt wurde
([Abb. 1] und [Abb. 2]). Dieses Vorgehen ist dabei ähnlich komplex wie die Implementierung des vollautonomen
Fahrens, das aus dem sorgsam orchestrierten Zusammenspiel von zahlreichen neuronalen
Netzen zur Informationsabstraktion der Verkehrsumgebung und der obligatorischen Software-Implementierung
der Verkehrsregeln als sogenannte „Traffic Rule Engine“ (etwa: Verkehrsregelungsmaschine)
besteht, um die einzelnen Handlungsagenten der Software-Algorithmik zu steuern. Es
ist fraglich, ob die Pathologie angesichts ihrer Komplexität und ihres beschränkten
Marktpotentials mit Rule Engines in entsprechenden umfassenden Expertensystemen abgebildet
werden kann.
Konsil- und Referenzpathologie
Konsil- und Referenzpathologie
Die Konsilpathologie dient dazu, eine Zweitmeinung von einem spezialisierten Pathologen
einzuholen, wenn bei einer Diagnose Unsicherheit besteht oder eine besonders komplexe
Fragestellung vorliegt. Das Mammakarzinom ist das häufigste Karzinom der Frau. Somit
gehört die Begutachtung von Gewebeproben aus der Mamma zur täglichen Praxis vieler
Pathologinnen und Pathologen.
Der Beleg, dass eine obligate Zweit- oder Referenzbegutachtung von Mamma-Gewebeproben
nicht notwendig ist, wurde im deutschen Mammografie-Screening-Programm (MSP) erbracht.
In Analogie zur Mammografie-Befundung wurde in der Anfangsphase des deutschen MSP
eine Zweitbegutachtung aller Stanzbiopsien durch Referenzpathologen in den ersten
2 Jahren nach Aufnahme der Tätigkeit im Screening gefordert. Dies war eine damals
weltweit einzigartige Anforderung an Screening-Pathologen. Drei der 5 beteiligten
deutschen Referenzzentren haben ihre Daten damals zusammengetragen und ausgewertet.
Anhand von knapp 10 000 Doppelbefundungen wurde eine Konkordanzrate von 94%–98% ermittelt.
Der Grad der Übereinstimmung zwischen Erst- und Zweitbegutachter lag bei Karzinomen
über 99% [31]. Etwas geringere Konkordanzraten fanden sich bei den Läsionen mit unklarem biologischem
Potenzial (B3/B4), die auch deutlich seltener sind. In diesen „Borderline“-Kategorien
sammeln sich verschiedenartige Läsionen wie Spindelzell-Läsionen, Phylloides-Tumoren,
papilläre Läsionen oder atypische intraduktale Proliferationen. Die diagnostische
Übereinstimmung ist bei bestimmten Läsionen wie der atypischen duktalen Hyperplasie
(ADH) auch unter Experten nur mäßig [32]. Die beobachtete höhere Inter-Observer-Variabilität ist in diesen Fällen somit nicht
als Ausdruck einer unzureichenden Qualifikation der Pathologen zu werten, sondern
einer suboptimalen Objektivierbarkeit und Reproduzierbarkeit der verfügbaren diagnostischen
Kriterien, wie dies auch die Ergebnisse der diagnostischen Ringversuche in Großbritannien
nahelegen [33]
[34]. Aufgrund der dargestellten Ergebnisse wurde die Zweitbegutachtung im deutschen
MSP für die Pathologen auf die ersten 50 Fälle begrenzt. Dabei geht das deutsche MSP
als strukturiertes Versorgungsprogramm in puncto Qualitätssicherung ohnehin einen
Schritt weiter. Die Teilnahme am MSP setzt auch für Pathologen eine regelmäßige fachspezifische
Fortbildung voraus, die mit interdisziplinärer Fortbildung verzahnt wurde. Möglicherweise
erklärt dieses Training, dass die in Deutschland erreichte Übereinstimmung zwischen
Erst- und Zweitbegutachter bei B3-Läsionen trotz der methodischen Probleme mit 75%–90%
im internationalen Vergleich recht hoch ist.
Das Einholen einer Zweitmeinung oder Referenz-Begutachtung in der Mammapathologie
beschränkt sich deshalb auf bestimmte Fragestellungen. Am häufigsten wird die Einordnung
ungewöhnlicher und seltener Veränderungen gewünscht. Daneben führen Diskrepanzen zwischen
klinischen Befunden und primärer Pathologie-Begutachtung oder der diesbezügliche Wunsch
der Patientin vor Therapiestart zur Einholung einer Zweitmeinung. Ein eigenes Feld
stellt die Referenzpathologie im Rahmen von Studien dar, welche die Etablierung und
Standardisierung neuer histomorphologischer Parameter oder molekularer Biomarker zur
Aufgabe hat, die danach auch dezentral etabliert und genutzt werden können [35].
Die Anforderungen an eine Zweit- bzw. Referenzpathologie umfassen dementsprechend
eine spezialisierte Expertise – mit Erfahrung in der Beurteilung komplexer, anspruchsvoller
Fälle, Zugang zu modernen, diagnostischen Methoden, Zertifizierung bzw. Akkreditierung
– mit regelmäßiger Teilnahme an externen Qualitätssicherungsmaßnahmen – und eine zeitnahe
Befundung.
Schlussfolgerungen
-
Aufgrund des vergleichsweise breiten Spektrums funktioneller, reaktiver und neoplastischer
Veränderungen der Mamma besteht die besondere Herausforderung der Mammapathologie
in der systematischen Analyse der architekturellen und zytologischen Eigenschaften
einer Läsion, um diese auf der Basis reproduzierbarer Kriterien valide einzuordnen.
-
Es gehört zum Aufgabengebiet der Pathologie, alle Tumor-Eigenschaften zu erkennen
und zu dokumentieren, die für das klinische Management relevant sind.
-
Pathologieberichte sollen verständlich, vollständig und zügig verfasst werden.
-
Die Nutzung strukturierter Befundprotokolle ist hierfür hilfreich und fördert eine
internationale Vergleichbarkeit.
-
Die zunehmende Digitalisierung der Pathologie und die Nutzung der Künstlichen Intelligenz
(KI) wird mit der Hoffnung verbunden, den Bearbeitungs- und Befundungsprozess in der
Pathologie zu beschleunigen und die Diagnostik zu objektivieren. Allerdings müssen
neben der Intransparenz der KI-generierten Entscheidungen noch technische und finanzielle
Limitationen gelöst werden, bevor der Einsatz der KI zu einer echten Beschleunigung
und Verbesserung der Befundung in der Pathologie beitragen kann.