Transfusionsmedizin 2024; 14(03): 122-123
DOI: 10.1055/a-2315-0506
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Kommentar

HLA-Antikörperdiagnostik im Rahmen der Transplantationsvorbereitung und im Monitoring Post-Tx ist seit jeher fest verankert in der Transplantation solider Organe. Auch in der allogenen Blutstammzelltransplantation erfährt dieses Thema zunehmend Aufmerksamkeit. Spellman et al. zeigten 2010 in einer CIBMTR-Fall-Kontrollstudie, dass das Risiko für ein Engraftment-failure massiv erhöht ist, wenn präformierte DSA (donorspezifische Antikörper; HLA-Klasse-I oder –II) beim Patienten vorliegen [1]. Die Inzidenz solcher Antikörper ist bei haploidenten Transplantationen erhöht, da regelmäßig mehrere HLA-Differenzen vorliegen und Immunisierungsereignisse innerhalb der Familie möglich sind. In einer entsprechenden Kohorte zeigten Ciurea et al. einen starken Zusammenhang zwischen Engraftment-Versagen und donorspezifischen Antikörpern mit einer MFI>5000 und mehr noch bei Vorhandensein einer Komplementbindung im C1q Assay [2]. Über die Transplantationsmedizin hinaus haben in der Transfusionsmedizin HLA-Antikörper Bedeutung beispielsweise als Bennett-Goodspeed Antigene, bei Thrombozytentransfusionen und insbesondere als Auslöser der transfusionsassoziierten Lungeninsuffizienz (TRALI). Auch HNA-Antikörper sind als Auslöser von TRALI schon seit längerem bekannt. Hier werden aktuell 5 polymorphe Antigensysteme unterschieden (HNA-1: Fcγ-Rezeptor IIIb, CD16b; HNA2: CD177; HNA3: CTL2; HNA4: CD11b; HNA5: CD11a). Die Expression dieser Moleküle ist gewebespezifisch heterogen. Expressionsdaten weisen aber darauf hin, dass diese Moleküle auch auf der Zelloberfläche von Knochenmark bzw. hämatopoetischen Stammzellen in hohem bis sehr hohem Maße vorkommen. Vor diesem Hintergrund sind die Ergebnisse von Alswied et al. als hochrelevant zu betrachten, denn nur bei einem Teil der Patienten mit Engraftment failure sind HLA-Antiköper ursächlich identifizierbar. In der Studie von Spellman et al. betrug diese Rate 43% und in der Studie on Ciurea et al. 32%. Es ist anzunehmen, dass zumindest ein Teil der Fälle, die nicht durch Vorhandensein von HLA-DSA erklärt sind, durch weitere immunologische Mechanismen verursacht werden. Dass das HNA-System hier als hochrelevantes Kandidatensystem gesehen werden muss, zeigt die Studie von Alswied et al. eindrücklich. Trotz geringer Fallzahl zeigt sich hier ein Hinweis auf einen bislang nicht beachteten Pathomechanismus, der auch transplantationsbiologisch plausibel erscheint. Limitationen der Studie von Alswied et al. sind die relativ geringe Fallzahl, die fehlende Genotypisierung bei den Spendern (zur Bestätigung, dass es sich um DSA handelt), das mögliche Vorhandensein von unbekannten Confoundern durch die Immunisierungsgenese bei HNA-positiven Patienten und die Indikation für die HNA-Testung, die evtl. einen Selektionsbias darstellt. Dennoch sollten die Ergebnisse dieser Studie Anlass zu weiteren Untersuchungen an größeren Kohorten sein, um diese Beobachtung unabhängig zu überprüfen und um belastbarere Daten zur Inzidenz von donorspezifischen HNA-Antikörpern und Aussagen zum Risiko für ein Engraftmentversagen im Kontext HNA-DSA zu gewinnen. Es gibt weitere wichtige Fragen, die in diesem Zusammenhang zu adressieren sind: Gibt es Schwellenwerte für HNA-Antikörpertiter, die mit einem Engraftmentversagen assoziieren und spielt Komplementbindung eine Rolle, so wie das bei HLA-DSA der Fall ist? Auch ist zu klären, ob es Unterschiede in der transplantationsbiologischen Relevanz der einzelnen HNA-Antigensubsysteme für die allogene Blutstammzelltransplantation gibt, die dann mit der Expression der entsprechenden Merkmale auf hämatopoetischen Stammzellen korrelieren dürften. Falls diese Zusammenhänge geklärt und bestätigt werden, könnte eine HNA-Antikörperdiagnostik im Rahmen der Blutstammzellspendersuche sinnvoll sein. Dies würde gegebenenfalls auch die Genotypisierung von Spendern zur Bewertung von HNA-DSA miteinschließen.



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Article published online:
21 August 2024

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  • Literatur

  • 1 Spellman S, Bray R, Rosen-Bronson S. et al. The detection of donor-directed, HLA-specific alloantibodies in recipients of unrelated hematopoietic cell transplantation is predictive of graft failure. Blood 2010; 115: 2704-2708 DOI: 10.1182/blood-2009-09-244525.
  • 2 Ciurea SO, Thall PF, Milton DR. et al. Complement-Binding Donor-Specific Anti-HLA Antibodies and Risk of Primary Graft Failure in Hematopoietic Stem Cell Transplantation. Biol Blood Marrow Transplant 2015; 21: 1392-1398 DOI: 10.1016/j.bbmt.2015.05.001.