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Maßnahmen gegen Gewalt nötig – Gewaltschutz in Einrichtungen der Behindertenhilfe
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) beauftragten das Institut für empirische Soziologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg (IfeS) mit einer Studie zum Thema Gewaltbetroffenheit in Einrichtungen der Behindertenhilfe.
Die Untersuchung erfolgte in einem Mixed-Methods-Design in zwei Teilschritten. Im quantitativen Teil befragten die Forschenden an 20 Standorten mehr als 1000 Frauen und Männer mit einer Beeinträchtigung, die zwischen 16 und 65 Jahren alt waren und in stationären oder ambulanten Settings betreut wurden. Der in Leichter Sprache verfasste Fragebogen beinhaltete Fragen zum Erleben von körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt und wie Betroffene darauf reagieren. Im qualitativen Teil führten die Forschenden 21 Fokusgruppeninterviews durch. Teilnehmende waren betreute Männer und Frauen sowie Fachpersonal der Einrichtungen. Zusätzlich diskutierten Leitungspersonen der Einrichtungen in einer gesonderten Fokusgruppe. Die Teilnehmenden sprachen über den Umgang mit Gewalt, Probleme im Gewaltschutz und Verbesserungsmöglichkeiten. Passend zu diesen Inhalten recherchierten die Forschenden in einem nächsten Schritt 20 Beispiele, die als Leitfaden für eine Verbesserung des Gewaltschutzes dienen können.
Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen mit Behinderung sowohl im stationären als auch im ambulanten Setting am häufigsten von psychischer Gewalt betroffen sind. Sexuelle Gewalt trat in beiden Umgebungen nur in Einzelfällen auf. Während im stationären Bereich Männer und Frauen gleichermaßen sexuelle Gewalt erlebten, sind Frauen im ambulanten Bereich doppelt so häufig Ziel der Belästigung. Die Tatpersonen sind in vielen Fällen Menschen aus dem Arbeits- oder Ausbildungskontext, unbekannte Personen aus dem öffentlichen Raum und nahe Angehörige wie Partner*innen. Als Reaktionen auf Gewalt zogen Betroffene andere Personen hinzu oder wehrten sich verbal. In einigen Fällen erfolgte eine körperliche Gegenwehr oder die Beteiligten schwiegen über den Vorfall.
Die Fokusgruppen ergaben, dass es bereits Konzepte gegen Gewalt gibt. Fachpersonal wird in der Ausbildung auf die Thematik aufmerksam gemacht und es herrscht eine hohe Gesprächsbereitschaft. Eine sofortige Intervention nach einem Vorfall ist hilfreich. Als Lücken identifizierten die Befragten, dass Gewalt durch Betreute wegen Personalengpässen schwer überwacht werden kann. Darüber hinaus ist es herausfordernd, gewaltbereiten Betreuten die Problematik ihres Verhaltens aufzuzeigen. Die Aufklärung und das Empowerment Betroffener stellen einen Aspekt dar, zu dem Angebote erforderlich sind. Alle Ergebnisse finden Sie unter www.bit.ly/gewalt_studie.
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Publication History
Article published online:
03 September 2024
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