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DOI: 10.1055/a-2332-8298
Nierentransplantation und Immunsuppression: Spenden und Bewahren
Die akute COVID-19-Pandemie ist vorüber, wenn auch im Sommer die Inzidenz wieder zugenommen hat, so ist zu dieser Zeit das Bewusstsein für den Wert und Schutz von Transplantaten und Nierenempfängern*innen nochmals geschärft worden. Dies ist umso wichtiger, als aktuell die Spenderzahlen nur in wenigen Bundesländern zunehmen und die fehlende Spendebereitschaft in Deutschland und Nutzung des Organspenderegisters wenig Hoffnung auf eine Verbesserung der Transplantationszahlen machen.
Vor diesem Hintergrund sind die vorliegenden Schwerpunktbeiträge für „Nephrologie aktuell“ ausgewählt: Neben den aktuellen Aspekten der Immunsuppression wird der Wert und die Sorgfalt bei der Organspende zur Nierentransplantation beleuchtet. Darüber hinaus helfen Empfehlungen zur Immunsuppression bei mit COVID-19 infizierten Nierentransplantatempfängern, Transplantatverluste zu vermeiden, und über den Stellenwert der extrakorporalen Photopherese (ECP) bei immunologischen Risikoempfängern und zur Vermeidung akuter Abstoßungen wird über erste klinische Erfahrungen und Studien berichtet.
Ein schwarzes Kapitel der Transplantationsmedizin, aber allgegenwärtig aufgrund der rückläufigen Transplantationszahlen in den westlichen Industrienationen, ist der Organhandel mit Nieren. Hierzu gibt es einen Bericht über Hintergründe, Motive und den gegenwärtigen Stand des Organhandels in verschiedenen Ländern weltweit. Obwohl sich viele Länder in der „Declaration of Istanbul“ gegen den Organhandel ausgesprochen haben und vielerorts Transplantationsgesetze implementiert wurden, wird die Gesetzgebung häufig durch die organisierte Kriminalität umgangen, selbst in Europa gibt es Organhandel mit Nieren. Vermögende niereninsuffiziente Empfänger*innen sind nicht mehr unbedingt gezwungen, in Drittländer zu reisen, wo sozial schwache Spender*innen durch Vermittler und korrupte Mediziner ausgenutzt werden.
Von medizinischer Seite gilt es also, die entnommenen kostbaren Nieren möglichst vor, während und nach der Nierentransplantation zu schützen, die Immunsuppression individuell anzupassen, Risikofaktoren immunologischer und patientenbezogener Natur wie Komorbiditäten, COVID-19-Infektion und den aktuellen Transplantationsstatus der Patient*innen auf der Warteliste aktuell zu evaluieren, um den Transplantationserfolg langfristig zu sichern. Interessante Einblicke geben auch die Standards zur Entnahme von Nieren sowie die zunehmende Nutzung der Maschinenperfusion nach der Organentnahme, um die Qualität der Nieren zu erhalten und damit das Transplantatüberleben langfristig zu verbessern.
Auf politischer Ebene versuchen aktuell (Stand August bei Fertigstellung dieses Beitrags) verschiedene Bundestagsabgeordnete parteiübergreifend die Widerspruchsregelung erneut bei der Organspende durchzusetzen. Obwohl die Mehrheit der Deutschen einer Organspende positiv gegenübersteht, wird diese Haltung weder durch Statistiken der Deutschen Stiftung Organspende noch nach der Einführung des digitalen Organspende-Registers im März sichtbar. Bisher haben nur 0,2 % der potenziellen Organspender in Deutschland ihren Willen zur Organspende im Register bekundet. Hinzu kommen technische Schwierigkeiten beim Zugang zum Register für die Bevölkerung und auch für die Kliniken, um Daten aus dem Register abzurufen – ein Zustand, der das Vertrauen in die Organspende nicht stärkt. Ab Oktober soll durch eine App der Krankenkassen die Registrierung erleichtert werden.
Publication History
Article published online:
15 October 2024
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