Bis zu 50% der älteren Patienten entwickeln nach chirurgischen Eingriffen ein postoperatives Delir (POD). POD wurde lange unterdiagnostiziert. Allerdings besitzt die Entität im aktuellen soziodemografischen Kontext wachsende Bedeutung, da sie auch mit einer erhöhten Mortalität, einem längeren Krankenhausaufenthalt und langfristigen kognitiven Einbußen verbunden ist. Die Pathophysiologie hinter dem POD ist komplex, beruht jedoch auf 2 zentralen Säulen: der Anfälligkeit älterer Patienten und der mit Vollnarkose und chirurgischen Eingriffen verbundenen Toxizität. Mit zunehmendem Alter kommt es zu einem kontinuierlichen Rückgang der physiologischen Reserve, was zu Gebrechlichkeit führt. Der entzündliche, metabolische, endokrine und allgemeine systemische Stress, der mit Narkosen und operativen Eingriffen einhergeht, überfordert die verfügbaren Homöostasereserven des Gehirns, was zur Entstehung eines POD führen kann.