ergopraxis 2024; 17(10): 10-12
DOI: 10.1055/a-2351-2180
Wissenschaft

Internationale Studienergebnisse

Ergotherapie als Unterstützung – Gebärmutterhalskrebs

Gebärmutterhalskrebs kann einen Einfluss auf die Betätigungsperformanz Betroffener haben. Ergotherapeut*innen und anderes Fachpersonal sollten daher das potenzielle Abnehmen der Betätigung und der Teilhabe Erkrankter beachten.

Wynnet Sinclair und 6 weitere Forschende der Wingate University in den USA führten eine Querschnittstudie mit 27 US-Amerikaner*innen mit einer Gebärmutterhalskrebsdiagnose durch. Alle Teilnehmenden füllten online einen Fragebogen aus, dessen Inhalte sich auf die Erhebung der Betätigungsperformanz sowie der Lebensqualität beziehen und auf dem Occupational Therapy Practice Framework aufbauen. Die Teilnehmenden waren zwischen 36 und 45 Jahren alt. Von den 27 Amerikaner*innen befanden sich 10 in Stadium 1, 4 in Stadium 2, 5 in Stadium 3 und 7 in Stadium 4 der Erkrankung.

Die Befragung ergab, dass alle Betätigungen des alltäglichen Lebens durch Gebärmutterhalskrebs eingeschränkt sein können:

  • Die Erkrankung hat mit einem Ergebniswert von 100 % einen Einfluss auf die psychische Gesundheit der Teilnehmenden.

  • Die Befragten äußerten Einschränkungen im Bereich des Selbstbildes (96,30 %), des Körperbildes (92 %), des Selbstbewusstseins (74,07 %) und des Energielevels (96,30 %).

  • 92,59 % der Befragten äußerten, in ihrer Entspannungsfähigkeit geschwächt zu sein.

  • Teilnehmende beschrieben ihren Schlaf (88,89 %) als einen der am stärksten beeinflussten Betätigungsbereich, da sie durch ihre Diagnose und die Behandlung vermehrt Stress erleben.

  • 95,24 % der berufstätigen Teilnehmenden fühlten sich im Arbeitsleben beeinträchtigt.

  • Befragte erleben Einschränkungen bei sexuellen Aktivitäten (80 %) und bei der Lust auf Essen (74,07 %).

  • Viele der Erkrankten wurden durch die Diagnose oder die Behandlung in ihrer sozialen Partizipation mit Familie (62,96 %) oder mit Freund*innen (74,07 %) behindert.

  • Aktivitäten aus dem Bereich der Selbstversorgung wie das Baden oder zur Toilette gehen (beides 62,96 %) sind für Teilnehmende eine Herausforderung.

Ergotherapeut*innen können in ihrer Arbeit mit betroffenen Klient*innen Coping-Strategien für den Alltag entwickeln. Zusätzlich können sie die emotionale Regulation fördern, um mehr Motivation für Alltagsbetätigungen zu schaffen. Weitere Ziele können Stressreduktion, Förderung der Resilienz, Unterstützung bei Alltagsaktivitäten und Aufklärung sein. Zudem kann Ergotherapie dabei unterstützen, Aktivitäten, die Umweltbedingungen beim Schlafen und die Arbeitsbedingungen gezielt zu adaptieren.

lg

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Schlafstörungen sind eine häufige Folge des Stresses, der durch die Diagnose und Behandlung von Gebärmutterhalskrebs entsteht.Quelle: © K.Oborny/Thieme

Open J Occup Ther 2024; DOI: 10.15453/2168-6408.2172



Publication History

Article published online:
07 October 2024

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