Nephrologie aktuell 2024; 28(09): 418
DOI: 10.1055/a-2359-4030
Zum Thema

Hypertonie und Niere

Markus van der Giet
1   Berlin
› Author Affiliations
Zoom Image
Prof. Dr. med. Markus van der Giet, Berlin

Bluthochdruck ist ein wahrer Dauerbrenner im klinischen Alltag. Im nephrologischen Alltag haben eigentlich fast alle Patienten ein Problem mit Störungen ihres Blutdrucks. Auch wenn wir mittlerweile über zahlreiche Leitlinien für eine optimierte Diagnostik und Blutdruck haben, so haben wir in den letzten Jahren weiterhin sehr viel über die Art und Weise gelernt, wie wir einen Bluthochdruck optimal therapieren können. In dieser Ausgabe der „Nephrologie aktuell“ möchte ich Ihnen sehr unterschiedliche Aspekte in der Therapie des Bluthochdrucks vorstellen, die im Alltag sehr häufig relevant sind.

Im ersten Artikel werden die Blutdruckziele bei Diabetes mellitus und diabetischer Nephropathie diskutiert. Schon immer bestand die Frage, wie gut man bei einem Diabetes auch den Blutdruck kontrollieren muss, um auch die diabetische Nephropathie optimal zu behandeln. Mit der ACCORD-Studie war vor über 15 Jahren die Frage aufgekommen, ob man den Blutdruck sehr ambitioniert einstellen muss. Aber die letzten Jahre haben zunehmend gezeigt, dass eine intensivere Blutdruckeinstellung mit Zielwerten von deutlich < 130/80 mmHg bei Patienten mit Diabetes mit entsprechender Toleranz durch den Patienten empfehlenswert sind.

Im zweiten Beitrag wird beschrieben, welche neue Entwicklung im Bereich der Behandlung des Bluthochdrucks und Nierentherapie am Horizont erkennbar ist. Es handelt sich um die Gruppe der Aldosteron-Synthase-Inhibitoren, die gezielt die Bildung von Aldosteron in der Nebenniere blockieren können, ohne andere Steroidhormone wie Kortisol zu beeinflussen. Die Beeinflussung ist in der Hypertoniebehandlung ein lang gehegter Traum für die eine effektive Behandlung des Bluthochdrucks. In dem Artikel werden das Grundkonzept und die ersten klinischen Studien vorgestellt, die sich mit den Substanzen beschäftigen.

Im dritten Beitrag wird das Thema Diuretika intensiver diskutiert. Diuretika sind ein fester Bestandteil in der Therapie es Bluthochdrucks auch bei Niereninsuffizienz. Der Rote-Hand-Brief bei Hydrochlorothiazid mit dem höheren Risiko für das Auftreten von malignen Hautveränderungen hat für einige Unruhe in der Therapie gesorgt. In dem vorliegenden Artikel werden die derzeit verfügbaren Diuretika diskutiert und der Einsatz beschrieben. Die Medikamente sind gerade in der Nephrologie für die Behandlung des Bluthochdrucks und auch für die Volumenreduktion unverzichtbar.

Der vierte Artikel beschäftigt sich mit dem Thema der Adhärenz, aber auch der ärztlichen Trägheit in der Therapie des Bluthochdrucks. Im klinischen Alltag erleben wir gerade in der Hypertonietherapie nicht selten, dass Patienten ihre Medikamente gar nicht oder nur selten einnehmen, da häufig Bluthochdruck mit seinen geringen Symptomen nicht ausreichend ernst genommen wird. Es werden die Gründe, aber auch Möglichkeit zur Verbesserung der Adhärenz vorgestellt. Aber es gibt auch das Phänomen der ärztlichen Trägheit, bei dem leider nicht selten trotz eines nicht optimal kontrollierten Blutdrucks aus dem ärztlichen Bereich häufig keine Impulse kommen, den Blutdruck zu optimieren. Dies ist ein wichtiger Aspekt im klinischen Alltag, um die Patienten immer wieder zu einer optimalen Therapie zu bringen, selbst wenn dies oftmals sehr mühselig sein kann.

Im Journal-Club stelle ich Ihnen eine interessante Arbeit vor, welche sich mit der Bedeutung des Einsatzes von Hemmstoffen des Renin-Angiotensin-Systems (RAS) nach dem vorherigen Absetzen auf die Entwicklung der Nierenfunktion und die Mortalität beschäftigt. Es kann Gründe dafür geben, einen RAS-Inhibitor vorübergehend zu pausieren. Aber ist es sinnvoll, hier nicht wieder die Medikation anzusetzen, um den Patienten optimal nephroprotektiv zu behandeln?

Ich hoffe, dass ich Ihnen interessante Aspekte der Hypertonietherapie zusammengestellt habe, die Sie im Sinne der Behandlung unserer Patienten klinisch nutzen können.



Publication History

Article published online:
13 November 2024

© 2024. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany