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DOI: 10.1055/a-2362-3015
Pflanzen und Haut
Andreas Montag hat in diesem Werk sein Konzept „Information zu Pflanzen in Europa zusammenzustellen, bei deren Begegnung und Kontakten es zu dermatologisch relevanten Folgeerscheinungen kommt“ umgesetzt (Vorwort Dietrich Mebs). Um es vorwegzunehmen, das gelang Andreas Montag exzellent in informativer und wissenschaftlicher Hinsicht und zugleich schön für das Auge durch viele eindrückliche farbige Abbildungen der Pflanzen und Dermatosen.
Das Buch besteht aus einem Allgemeinen und einem Speziellen Teil. Der Allgemeine Teil startet einleitend mit einer klar strukturierten Darstellung des Basiswissens zu botanischer Taxonomie, Wirkung und Art der Pflanzengifte, Morphologie der Blütenpflanzen, Klimazonen Europas und deren Pflanzen und schließlich Prinzipien der Therapiemaßnahmen nach Haut- und Schleimhautkontakten. Sehr geglückt angefügt ist die Historie von Hippokrates bis Sebastian Kneipp.
Der weitere Allgemeine Teil zeigt sehr didaktisch und klar gegliedert die für den Menschen pathogenen Abwehrstrategien der Pflanzen in Europa in den Abschnitten mechanisch-toxisch, toxisch, fototoxisch und kontaktallergisch. Besonders hervorzuheben ist die Gegenüberstellung der Giftwirkung der Toxine einerseits und andererseits zugleich deren medizinisch-therapeutischen Effekte. Man denkt immer wieder „dosis sola facit venenum“. Die klinischen Bilder parallel dazu demonstrieren die Wirkung der pflanzlichen Abwehrstrategien auf den Menschen eindrücklich. Das Kapitel wird sehr ansprechend ergänzt durch viele bunte Pflanzenabbildungen, welche ausgezeichnet die wesentlichen Merkmale der botanischen Spezies abbilden.
Der Spezielle Teil beschreibt 197 Pflanzen vom Ackerveilchen bis zur Zitrone in ihrer Morphologie, Nutzung in Medizin und Ernährung, ihre Toxine und deren Wirkungen und weist kurz auf die entsprechenden Therapiemaßnahmen hin. Besonders hervorzuheben ist, dass bei der Nennung der Toxine der einzelnen Pflanzen Verweise auf das Basiswissen zum betreffenden Toxin im Allgemeinen Teil immer gegeben werden. Das erlaubt rasch die wesentliche Information über das Toxin zu lesen und erhöht die Information und das Verständnis zu den Effekten der Pflanzen enorm. Zu betonen ist weiterhin die Nennung der botanischen Nomenklatur, der englischen und französischen Namen der Pflanzen, oft auch in altdeutsch und umgangssprachlich oder in der Sprache der Heimat der Pflanze. Dies ist verbunden mit akribisch zusammengestellten historischen Daten zur Herkunft des Namens und Verbreitung der Pflanze. Diese etymologischen Daten allein sind für botanisch Interessierte ein Genuss zu lesen. Wer sich weiter informieren möchte, dem steht zu jeder Pflanze noch Literatur zur Verfügung. Sehr beeindruckend sind auch wieder die vielen exzellenten Fotos.
Last, but not least ist das ausführliche und gut strukturierte Stichwortverzeichnis zu erwähnen, welches die wissenschaftliche und allgemeine Nomenklatur gleichermaßen umfasst.
Somit ein herausragendes, sehr gut strukturiertes, informatives und zugleich ein gut lesbares und interessantes Werk, das in elektronischer und Buchform zur Verfügung steht. Es ist für Dermatologen, aber gleichermaßen für Hausärzte und Notärzte in ihrem beruflichen Alltag absolut nötig, aber in gleicherweise zu empfehlen für Pharmazeuten, Toxikologen und Chemiker und alle Pflanzenliebhaber.
Ingrid Moll, Hamburg
Publication History
Article published online:
20 August 2024
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