Im OP 2025; 15(01): 4-5
DOI: 10.1055/a-2415-3017
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Operieren auf 9300 km Distanz

Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH Zürich)

Forschenden der ETH Zürich und der chinesischen Universität Hongkong gelingt erstmals eine magnetische Endoskopie mittels Fernsteuerung an einem lebenden Schwein. Die Forschenden steuerten die Sonde von Zürich aus, während das Tier in Hongkong auf dem Operationstisch lag. Der Eingriff ist die erste ferngesteuerte magnetische Endoskopie. Die Details wurden im Fachjournal Advanced Intelligent Systems (DOI: 10.1002/aisy.202400522) publiziert.

Damit dieser Durchbruch gelang, waren zwei Dinge entscheidend: Ein an der ETH Zürich entwickeltes magnetisches Navigationssystem mit magnetisch steuerbarem Endoskop und eine sichere und schnelle Internetverbindung in den Operationssaal.

Das Endoskop wird über ein Magnetfeld gesteuert, das von Navion, einem von ETH-Forschenden entwickelten chirurgischen Navigationssystem, erzeugt wird. Aufgrund der großen Beweglichkeit des magnetischen Endoskops konnte problemlos eine sogenannte Retroflexion im Magen des Tieres durchgeführt werden. Dabei wird das Endoskop nach dem Eintritt in die Magenhöhle 180 Grad nach hinten gebogen, um den Mageneingang zu inspizieren. Dieser komplexe Eingriff zeigt, dass sich magnetische Endoskope aus der Ferne mindestens genauso flexible navigieren lassen wie Standardgeräte.

Darüber hinaus kann das kleinere Endoskop bei Menschen auch über die Nase eingeführt werden, und nicht über den Mund, wie es bei herkömmlichen Endoskopien üblich ist. Das ist weniger belastend, da Patienten dafür nicht vollständig sediert werden müssen und während des Verfahrens wach sind und Feedback geben können. Das magnetische Endoskop ist potenziell auch für einen Einsatz bei Kindern geeignet, bei denen herkömmliche Sonden zu groß sind.



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Article published online:
13 December 2024

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