Rofo
DOI: 10.1055/a-2415-8880
Review

Kiefertumoren – der „blinde Fleck“ des tumorversierten Radiologen? – Teil I

Article in several languages: English | deutsch
Thomas Grieser
1   Department of Diagnostic and Interventional Radiology and Neuroradiology, University Hospital Augsburg, Augsburg, Germany (Ringgold ID: RIN39694)
,
Edgar Hirsch
2   Dentomaxillofacial Radiology, Leipzig University, Leipzig, Germany (Ringgold ID: RIN9180)
,
Ninette Tödtmann
3   Department of Oral and Maxillofacial Surgery, University Hospital Augsburg, Augsburg, Germany (Ringgold ID: RIN39694)
› Author Affiliations
 

Zusammenfassung

Hintergrund

Primäre Kiefertumoren stellen einerseits seltene Tumorentitäten dar und weichen andererseits hinsichtlich ihres differenten und oft ungewohnten radiologischen Erscheinungsbildes von den vom übrigen Skelett bekannten, typischen radiologischen Knochentumormerkmalen ab. Ursachen sind zum einen die eng benachbarte Koexistenz zweier ontogenetisch differenter anatomischer Strukturen (zahnbildender Apparat und Kieferknochen nebst Gingiva), zum anderen einiger, nahezu exklusiv am Kiefer anzutreffender Tumorentitäten (z.B. Ameloblastom, ossifizierendes Fibrom, Schattenzellkarzinom).

Die vorliegende Arbeit möchte daher auf einige Grundprinzipien der diagnostischen Herangehensweise und radiologischen Differenzierung tumorverdächtiger und dysplastischer Veränderungen am gnathischen System eingehen und erläutern.

Methode

Die vorliegende Arbeit stützt sich maßgeblich auf die aktuelle WHO-Klassifikation odontogener und maxillofazialer Tumoren (5. Auflage, 2022), entlang welcher ausgesuchte und typische Tumorentitäten besprochen werden. Aufgrund des edukativen Charakters der Arbeit werden dabei lediglich wichtige und erwähnenswerte Tumoren und deren Charakteristika aus der Literatur extrahiert und diskutiert. Der Fokus liegt hier auf der Beschreibung radiologischer Tumormerkmale bzw. der sinnvollen Auswahl des radiologischen Instrumentariums. Der besseren Veranschaulichung wegen wird auf umfangreiches Bildmaterial Wert gelegt.

Schlussfolgerungen

Dem Radiologen fällt die Aufgabe zu, Kiefertumoren zu detektieren, zu beschreiben und einzuordnen. Die notwendige Kenntnis von Anamnese und klinischer Symptomatik setzt eine enge Zusammenarbeit mit den klinischen Partnern voraus. In vielen Fällen wird man sich der Diagnose nur annähern können, was aber für die Eingrenzung möglicher, in Frage kommender Entitäten schon hilfreich sein kann (z.B. Differenzierung Zyste vs. solide Tumorosteolyse, Abgrenzung Kieferosteomyelitis gegen Tumorinfiltration, Erkennen einer sekundären Tumorbeteiligung des Kiefers).

Kernaussagen

  • Primäre Kiefertumoren sind sehr selten, bildgebend schwer zu differenzieren und verlangen daher eine histologische Abklärung;

  • Kenntnis typischer Kiefertumormerkmale (Lage, Zahnbezug, Destruktionsmuster) erlaubt eine grobe Eingruppierung;

  • matrixbildende Kiefertumoren und Dysplasien erleichtern die radiologische Diagnostik und Einordnung;

  • Osteolysen hingegen sollten sorgfältig hinsichtlich häufiger Zysten und selteneren soliden Tumoren differenziert werden;

  • die interdisziplinäre Fallbesprechung unter erfahrenen Kieferchirurgen und Radiologen kann grobe Fehleinschätzungen vermeiden.

Zitierweise

  • Grieser T, Hirsch E, Tödtmann N. Bone Tumors of the Jaw – the “Blind Spot” for Radiologists Experienced with Tumors? – Part I. Fortschr Röntgenstr 2024; DOI 10.1055/a-2415-8880


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Einführung in das Thema

Primäre Knochentumoren des Kiefers stellen eine Seltenheit dar: Sie machen etwa nur 2% aller Knochentumoren des menschlichen Körpers aus [1]. Aufgrund dieser Seltenheit und wegen der fachlich „abseitigen“ Lage des gnathischen Systems sind profunde Kenntnisse über derartige Tumoren, abgesehen von Fachkreisen, die sich mit gnathischen Knochentumoren befassen, wenig verbreitet. Hinzu kommt die Besonderheit, dass sich maxillomandibuläre Knochentumoren in vielerlei Hinsicht von Knochentumoren des übrigen Körpers unterscheiden. Dazu wird weiter unten im folgenden Kapitel eingegangen werden.

Das Besondere an der Betrachtung von Knochentumoren der maxillofazialen Region liegt in der Tatsache begründet, dass hier zwei prinzipiell differente primäre Tumorentitäten anatomisch-topografisch eng benachbart auftreten: zum einen die häufigeren odontogenen Tumoren und Dysplasien, zum anderen die wesentlich selteneren nicht-odontogenen Tumoren des Kiefers.

Embryologisch rekrutieren sich diese beiden Tumorgruppen aus jeweils unterschiedlichen Keimblättern [2]: Während die odontogenen Tumoren wie auch die Zähne aus der ektodermalen Zahnleiste hervorgehen, entstehen die nicht-odontogenen Knochentumoren des Kiefers aus dem Mesoderm, wie im übrigen auch die primären Knochentumoren des „restlichen“ menschlichen Körpers. Des Weiteren gibt es embryologische Sonderformen der Entstehung von Tumoren, wie z.B. Knorpeltumoren aus dem Meckel-Knorpel, dem ersten Kiemenbogen, aus dem die Mandibula hervorgeht [3].

Die beiden genannten, primären Tumorgruppen des Kiefers, die odontogenen Tumoren und die nicht-odontogenen primären Knochentumoren, sollen also nachfolgend hier besprochen werden; ergänzt durch einige typische odontogene Dysplasieformen und wichtige Differenzialdiagnosen (z.B. Osteomyelitis). Einen zusammenfassenden Überblick gibt hierzu die [Tab. 1].

Tab. 1 Verkürzte Darstellung der neuen WHO-Klassifikation der odontogenen und maxillofazialen Knochentumoren von 2022, wie sie hier im Folgenden besprochen werden soll. *aus der aktuellen Klassifikation 2022 entfernt* (adaptiert und geändert nach [4]).

Kategorie

Unterkategorien

Entitäten (Auswahl)

Kieferzysten

weitere Unterteilungen wurden in aktueller Klassifikation weggelassen

radikuläre Zysten, follikuläre Zysten, odontogene Keratozysten; kalzifizierende odontogene Zyste; fissurale Zysten

odontogene Tumoren

benigne epitheliale odontogene Tumoren

Ameloblastom, kalzifizierender epithelialer odontogener Tumor; odontogene Tumoren (adematoid, squamös), Ameloblastom

benigne gemischt epitheliale und mesenchymale odontogene Tumoren

Odontom, ameloblastisches Fibrom

benigne mesenchymale odontogene Tumoren

(zemento-)ossifzierendes Fibrom, Zementoblastom, odontogenes Fibrom, odontogenes Myxom

maligne odontogene Tumoren

ameloblastisches Karzinom, sklerosierendes odontogenes Karzinom, odontogenes Schattenzell- und Klarzellkarzinom,

Riesenzellläsionen und Knochenzysten

zentrales und peripheres Riesenzellgranulom, Cherubismus;

aneurysmatische und einfache Knochenzysten

Knochen- und Knorpeltumoren

fibro-ossäre Tumoren und Dysplasien

(zemento-)ossifizierende Dysplasie, Fibröse Dysplasie;

Segmentale odontomaxilläre Dysplasie,

ossifizierende Fibrome (juvenil trabekulär und psammomatoid)

benigne maxillofaziale Knochen- und Knorpeltumoren

Osteom, Osteochondrom, Osteoblastom (Osteoidosteom entfernt!)

Chondroblastom, Chondromyxoidfibrom; desmoplast. Knochenfibrom

maligne maxillofaziale Knochen- und Knorpeltumoren

Osteosarkom des Kiefers, Chondrosarkom-Familie;

Rhabdomyosarkom mit TFCP2-Rearrangement

*hämatolymphoide Tumoren,

solitäres Plasmozytom*

*Lymphome (primäre Knochenlymphome, sekundäre Lymphombeteilig.)

leukämische Knochenbeteiligung; Plasmozytom/Multiples Myelom*

Darüber hinaus gibt es aber auch noch eine Vielzahl weiterer Tumoren, die keiner der beiden Gruppen zugehören, wie zum Beispiel die in der Mundhöhle zahlreich vorkommenden Plattenepithelkarzinome oder die aus der Umgebung in den Kiefer einwachsenden Adenokarzinome, selten aber auch Lymphome und das Multiple Myelom sowie sekundäre Tumoren (Metastasen).

Die meisten odontogenen Tumoren sind glücklicherweise gutartig und stellen überwiegend hamartomatöse Fehlbildungen dar; odontogene Karzinome und Sarkome sind außerordentlich selten – deren häufigster Vertreter stellt noch das ameloblastische Karzinom dar.

Allerdings muss darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Mehrzahl der malignen Tumoren, die den Ober- und Unterkiefer involvieren, Karzinome sind, die aus der Umgebung den Kiefer infiltrieren und diesen zerstören [5]. Die Rede ist von Plattenepithelkarzinomen der Mundhöhle (machen 90% aller Tumoren dieser Region aus), von Plattenepithel- und Adenokarzinomen der Kieferhöhlen und der Nasenhaupthöhle sowie den Adenokarzinomen der umgebenden Speicheldrüsen, welche destruktiv in die benachbarten knöchernen Strukturen von Maxilla und Mandibula vordringen können ([Abb. 1]) [6]. Diese Tumoren wie auch sonstige Tumorentitäten (z.B. extraossäre Lymphome, Weichteilsarkome, neurogene Tumoren, Hauttumoren etc.), die ihren Ursprung nicht im gnathischen System haben, sind nicht Gegenstand der folgenden Besprechung. Eine Ausnahme bilden maxillomandibuläre Knochenmetastasen, auf die am Ende des Beitrags kurz eingegangen werden wird.

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Abb. 1 oro-naso-palato-pharyngeales Etagenkarzinom (Plattenepithelkarzinom) mit völliger Destruktion des linksseitigen Oberkiefers. 55-jährige Patientin mit langjährigen Nikotin- und Alkoholabusus. a OPG: neben einem desolaten Zahnstatus im OK und Restbezahnung im UK erkennt man ausgelöschte knöcherne Strukturen im OK (Pfeil): Artefakt oder real? b+c KM-unterstützes Kopf-Hals-CT, sagittale und koronale MPR: ausgedehnte Tumordestruktion fast des gesamten Oberkiefers mit erheblicher Ausdehnung über die anatomischen OK-Grenzen hinaus (Doppelpfeile).
Merke
  1. Odontogene Tumoren sind selten und stellen zumeist benigne bzw. hamartomatöse Entitäten dar.

  2. Viel häufiger hingegen wird die Kieferregion allerdings von malignen Tumoren (Karzinomen) aus der Umgebung infiltriert.


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Die aktuelle WHO-Klassifikation der odontogenen und maxillofazialen Knochentumoren von 2022

Nachdem die Novellierung der 3. Ausgabe der WHO-Klassifikation von Kiefertumoren aus dem Jahre 2005 über ein Jahrzehnt Gültigkeit besaß, ehe sie im Jahre 2017 durch die 4. Ausgabe ersetzt wurde, folgte die „brandneue“ 5. Edition bereits fünf Jahre später, und zwar Anfang 2022 [4]. Diese deutliche Beschleunigung der Revisionsabfolge ist Ausdruck eines exponentiellen Wachstums molekularer und genetischer Erkenntnisse zur Entstehung von Knochentumoren des Kiefers, welche vor dem Hintergrund eines potenziellen oder bereits erwiesenen klinischen Nutzens rasch Eingang in eine angepasste Nomenklatur finden soll.

In diesem Beitrag wird allerdings auf die oft sehr delikaten und nur für Spezialisten relevanten Neuerungen nicht eingegangen [7].

Die [Tab. 1] gibt daher eine bewusst verkürzte und selektionierte Übersicht über die aktuelle Klassifikation wieder. Sie soll den Überblick über die Vielzahl diverser Tumorentitäten geben, wobei in der weiteren Besprechung nur ein Teil derer ausführlicher besprochen werden kann, dem auch eine gewisse praktische Relevanz zukommt.


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Radiologische Diagnostik und Überblick zu den Kiefertumoren

Dieses wird aus Platzgründen kompilierend in summarischer und tabellarischer Form dargestellt. Der sinnvolle und rationale Einsatz des radiologischen diagnostischen Armamentariums wird in [Tab. 2] veranschaulicht, wobei die [Tab. 3] auf Vor- und Nachteile der genannten radiologischen (und nuklear-medizinischen) bildgebenden Verfahren nochmals gesondert hinweist. Ein Befundungsalgorithmus für Radiologen nach dem sog. „KISS-Prinzip“ für Kieferläsionen wird in der Infobox 1 vorgestellt.

Tab. 2 „Was mache ich wann?“ – Kompendium Einsatz bildgebender Diagnostik am Kiefer für Radiologen.

Modalität

Indikation/Darstellungsmöglichkeit/Grenzen

OPG

„working horse“: notwendige Übersichtsdarstellung; Bezug osteolytischer/radioopaquer Läsionen zu den Zähnen; Matrixanalyse möglich; Lage der Läsion im Kiefer, aber keine exakte topografische Zuordnung, störende Superprojektion, v.a. im Oberkiefer (limitierte Destruktionsanalyse)

DVT

„working horse“: bei allen auffälligen bzw. unklaren Kieferläsionen notwendig, um den Bezug zum Zahn und zum umgebenden Kieferknochen zu klären; exakte Destruktions- und Matrixanalyse mögl.; lokale Ausbreitungsdiagnostik im Knochen (Nachbarstrukturen!), aber: fehlender Weichteilkontrast, limitierte Ausdehnungsdiagnose!

CT

prinzipiell wie DVT, aber Möglichkeit zur Umfelddiagnostik (Staging) und Weichteilbeurteilung dank Kontrastmittelapplikation (Differenzierung Zyste/Nekrose/Abszess/avides Gewebe); starke Metallartefaktanfälligkeit!

MRT

am Kiefer wenig eingesetzt (keine Knochendarstellung, artefaktanfällig gegenüber Metall und lufthaltigen Räumen); sinnvoll bei: akuter Osteomyelitisdiagnostik, Zystendiagnostik (v.a. Abgrenzung Keratozyste und Ameloblastom; AKZ); Ausdehnungsdiagnostik hinsichtlich permeativer Tumorinfiltrationen (Knochen, Weichteil)

Sonographie

Abszessdiagnostik!; in geübten Händen: Detektion kortikaler Destruktionen mit/ohne Weichteiltumoranteilen; Periostbeurteilung bei Kindern; Lymphknotencharakterisierung (entzündlich vs. maligne); keine Knochenbeurteilung

Knochenszintigraphie

sinnvoll bei (chronischer) Osteomyelitisdiagnostik mit/ohne Sequester; wegen geringer Spezifität und Detailauflösung zur Tumordiagnostik wenig geeignet

FDG-PET (CT)

Haupteinsatz bei oronasopharyngealen und paranasalen malignen Tumoren (Karzinomen), wegen oft nicht eindeutiger Aviditätsmuster seltener odontogener Tumoren meist nicht zielführend, akute Osteomyelitis-diagnostik, wenn MRT nicht möglich

Tab. 3 Gegenüberstellung gängiger bildgebender Untersuchungsmodalitäten bei der Beurteilung von Kiefertumoren.

Projektionsradiogrfhie (Röntgen, OPG)

strahlenbasierte Schnittbildgebung (DVT, CT)

MRT/Nuklearmedizin

Vorteile

Überblicksdarstellung: die Läsion kann topografisch gut zugeordnet werden

Überlagerungsfreiheit, multiplanare Darstellung; ggfs. VRT, SSD, MIP etc.

MRT: hoher Weichteilkontrast: exakte Tumorabgrenzung

(Knochenmarks-/Umgebungsinfiltration)

evtl. sogar Vergleich mit Voraufnahmen möglich

hohe Ortsauflösung mit großer Detailgenauigkeit (subtile Matrixanalyse möglich)

MRT: Weichgewebscharakterisierung möglich: T1: Keratin, Methämoglobin; T2: Flüss., fluid-fluid-level; Fibrose, Siderose, Sklerose; DWI: Abszeß vs. Tumor vs. Keratozyste; KM: Nekrose vs. Zyste; STIR/fatsat: Ödemnachweis etc.

Läsion kann hinreichend charakterisiert werden (radioluzent/radioopaque)

Dichtemessungen möglich (Differenzierung Fett – Flüssigkeit – solides Gewebe)

Szinti/SPECT: robuste und artefaktunanfällige Darstellung von Knochenumbau (benigne oder maligne)

Tumormatrixanalyse möglich (fibrös, Hartsubstanzdiff., matrixlose Lyse)

exakte Definition der Tumorlokalisation, des Destruktionsmusters und der Periostreaktion

PET: artefaktfreie Darstellung avider Tumorherde im Kiefer

Beurteilung der Tumorränder/Periost (Bestimmung biolog. Wachstumsverhaltens)

nur CT: guter Weichteilkontrast und Vitalitätsbeurteilung (KM-Enhancement)

wenig artefaktanfällig

(z.B. Zahnfüllungsmaterialen)

nur DVT: relative Artefaktrobustheit

Nachteile

Oberkiefer in der Regel überlagerungsbedingt schlecht beurteilbar

Strahlenbelastung (v.a. Kinder!)

MRT: Artefaktanfälligkeit gegenüber metallischen Implantaten und lufthaltigen Räumen (z.B. Kieferhöhlen)

exakte Syntopie der Läsion in Bezug auf Zähne nicht beurteilbar

diffuse Tumorinfiltration schlecht bestimmbar (v.a. Knochenmarkraum)

MRT: keine Analyse der mineralisierten Matrix (einschl. der Zähne) sinnvoll möglich

nicht-mineralisierter Inhalt der Läsion unbestimmbar (Zyste vs. solide Osteolyse)

nur CT: Artefaktanfälligkeit gegenüber metallischen Materialien

MRT: Zahnwurzelbezug oft unzureichend darstellbar

Weichteilexpansion nicht beurteilbar

nur DVT: eingeschränkter Weichteilkontrast, keine KM-Gabe möglich

MRT: wenig Kenntnis über MR-Pathomorphologie von Kiefertumoren

Bewegungs- und Einstellartefakte (OPG)

Da es für den nicht oder nur wenig mit Kieferläsionen vertrauten Radiologen schwierig sein dürfte, sich in der Vielzahl der Kieferläsionen zu orientieren, werden den einzelnen Kapiteln jeweils zusammenfassende tabellarische Übersichten und grafische Skizzen über typischerweise anzutreffende Entitäten beigefügt.

Infobox 1

Läsionsanalyse am Kiefer nach dem KISS-Prinzip („keep it simply and straight“). Beachte, dass die aus der Deskription bzw. dem Abgleich mit vorhandenem Erfahrungswissen resultierende Diagnose bis zur histopathologischen Sicherung eine Verdachtsdiagnose bleibt, welche ja gerade am Kiefer aufgrund der Dualität Knochen – Zähne mit erheblichen Unsicherheiten behaftet ist!

  • Symptomatische Knochenläsion?
    wegen allfälliger und häufiger „Zahnschmerzen“ im Unterschied zum übrigen Skelett weniger verlässlich, kann dafür aber ernste Knochenläsionen maskieren!

  • Patientenalter
    odontogene Läsionen und Zysten bei Milchgebiss bzw. Wechselgebiss; höheres Patientenalter mit Zunahme potenziell maligner Läsionen (Karzinome, Metastasen)

  • Anamnese
    bekannte genetische Anomalien, systemische Grunderkrankung mit assoziierten Risiken für Zähne und den Kieferknochen, vorausgegangene operative Eingriffe

  • Läsion in Bezug auf Lage im Kiefer
    Wo befindet sich die Läsion? Oberkiefer anterior/posterior? Unterkiefer: Symphyse, Corpus, retromolar, Angulus, Ramus, Condylus? Zentral oder peripher?

  • Läsion in Bezug auf den Zahn
    Besteht ein unmittelbarer Bezug zum Zahn bzw. zur Zahnwurzel? Retinierter Zahn? Resorbierte Zahnanlage? Ist der Zahn kariös bzw. anderweitig beherdet?

  • Läsion in Bezug auf Form und Größe
    Form (einkammrig, lobuliert, septiert, mehrherdig); Größe (fokal ohne Knochendestruktion, ausgedehnt mit Ballonierung, Resorption, Destruktion des ortständigen Knochens)

  • Läsionsgrenzen (in Anlehnung an die Lodwick-Klassifikation)
    scharfe, reguläre Begrenzung („Läsion kann mit einem Bleistift nachgezeichnet werden“); scharf, aber irregulär begrenzt (enge Transition); unscharfe Grenzen, aber geografisch; noch geografisch, aber völlig unscharfe Grenzen (mottenfraßartig); permeatives Knochendestruktionsmuster

  • Läsionsverhalten in Bezug auf benachbarte Strukturen
    verdrängend (Spreizung der Zahnwurzeln und der Zähne; expansive Neokortikalisbildung); lokal destruierend (Wurzeldestruktion, Knochenresorption); infiltrierend (per continuitatem aus dem Knochen in die Weichteile oder vice versa); Kompartimentüberschreitung

  • Läsionsdichte
    Osteolyse (CAVE: Zyste bezeichnet bereits eine Entität und ist keine Beschreibung mehr!); Sklerose (CAVE: Im Kiefer gibt es mehrere Opazitäten (Knochen, Zement, Dentin, Schmelz)); gemischt sklerotisch-lytische Läsionen

  • Läsionsstruktur
    luft-/gashaltige Läsion; fetthaltige Läsion (Dichtemessung!); Weichgewebe (solide Läsion) bzw. Flüssigkeit (Dichtemessung); Kontrastmittelenhancement (avide Läsion); Differenzierung der Hartsubstanz: fibröse Matrix (Mattglas), Spongiosa, Kompakta (>1.000 HE), Zement < Dentin < Schmelz (mit aufsteigender Dichte); zahnärztliche Füllungsmaterialien einschl. Keramiken (CAVE: radioluzente Kunststoffe!), metallisches Fremdmaterial vorhanden?


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Kieferzysten

Kieferzysten stellen eine separat und herausgehoben zu besprechende Besonderheit des gnathischen knöchernen Systems dar. ([Abb. 2]) Anders als im übrigen menschlichen Skelett handelt es sich hierbei keineswegs nur um die bekannten juvenilen oder aneurysmatischen Knochenzysten, sondern um eine ganze Reihe zystischer Läsionen, von denen die meisten sehr spezifisch mit den Zähnen bzw. dem Zahnhalteapparat (Parodont) verknüpft sind (odontogene Zysten).

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Abb. 2 Übersicht über die Kieferzysten. Diese Darstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit aller odontogenen Zysten. (in Anlehnung an einen Vortrag von Frau PD Monika Probst, TU München, 2018, der freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde).

Zu den nicht-odontogenen Kieferzysten zählen die fissuralen Zysten (laterale und globulomaxilläre Zysten; mediale oder nasopalatinale bzw. mediane palatinale Zysten; mediane Mandibularzyste), die ihren embryologischen Ursprung von Resten der Epithelleiste nehmen, meist im vorderen Oberkiefer lokalisiert sind und zu 75% Frauen betreffen [8]. Sie lassen sich meist anhand ihrer charakteristischen Lokalisation vermuten oder identifizieren.

Die radikulären Zysten (apikale oder Radikularzysten; [Abb. 3]) sind prinzipiell entzündlichen Ursprungs ebenso wie die inflammatorischen Kollateralzysten (laterale periodontale Zysten). Die radikulären Zysten machen etwa 50% aller Kieferzysten aus [9]. Sie entwickeln sich infolge eines entzündlichen Reizes (z.B. fortgeleiteter Pulpitis infolge Karies profunda) an der Wurzelspitze aus den sog. Malassez’schen Epithelzellresten. Das sog. Wurzelgranulom hingegen stellt eine histologische Differenzialdiagnose dar, bestehend aus einem chronisch-entzündlichen Konglomerat als Folge einer Periodontitis apicalis ohne jegliche Epithelauskleidung.

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Abb. 3 radikuläre Zyste. 27-jährige Frau. a OPG: große, schmal randständig absklerosierte Zyste (Doppelpfeil) im hinteren Mandibularbereich links mit Kontakt zu den Wurzeln des überkronten und wurzelkanalbehandelten 37 (Pfeile), geringer auch zu 38. b–c DVT: Darstellung der Relation der Wurzelspitzen von 37 (gelber Pfeil) und 38 (weißer Pfeil) zur radikulären Zyste (b); ein weiter lateraler Schnitt zeigt den tatsächlichen Ausgang der radikulären Zyste von den Wurzelspitzen von 37 (gelbe Pfeile in (c)).

Bei der radikulären Zyste handelt es sich radiologisch um runde, meist glatt berandete, die Wurzelspitze umgreifende Osteolysen mit einer mehr oder wenig gut erkennbaren Randsklerose. Je nach Dauer und Stärke der entzündlichen Einwirkung wird man auch in der knöchernen Umgebung reaktive Sklerosen erkennen. Voraussetzung ist aber stets ein geschädigter, in der Regel avitaler Zahn. Bei den selteneren lateralen inflammatorischen Periodontalzysten nimmt der Entstehungsprozess meist seinen Ausgang von irregulär lateral abzweigenden Pulpagängen oder marginalen Periodontitiden. Diese Zysten haben radiologisch ein prinzipiell identisches Erscheinungsbild wie die radikulären Zysten, nur befinden sie sich marginal entlang der Zahnwurzeln, dabei aber oft nahe der Wurzelspitze.

Davon abgegrenzt werden, müssen zwei nicht-inflammatorische odontogene Zysten von großer praktischer Relevanz, da sie bereits radiologisch erkannt bzw. vermutet werden können: die follikuläre Zyste (engl.: dentigerous cyst) und die odontogene Keratozyste [10].

Die follikuläre Zyste stellt eine typische dysontogenetische Zyste dar, die sich stets durch Flüssigkeitseinlagerung zwischen dem reduzierten Schmelzepithel und der nicht-eruptierten Zahnkrone ausbildet; dabei typischerweise vom 3. Molar („Weisheitszahn“) ausgeht, aber auch von anderen Molaren und Prämolaren, mitunter sogar von Eckzähnen, ausgehen kann, sofern diese verlagert und nicht durchgebrochen sind. Follikelzysten kommen nahezu ausschließlich nur an bleibenden Zähnen vor; deswegen werden sie am kindlichen Milchgebiss genauso wenig beobachtet wie sie eigentlich immer nur im Zusammenhang mit retinierten, verlagerten Zähnen auftreten.

Die follikuläre Zyste ist nach der Radikularzyste die zweithäufigste odontogene Zyste. Neben ihrem Ursprung von einem retinierten Zahn ([Abb. 4]), entwickeln sich diese Zysten entweder nur schmal um die retinierte Zahnkrone herum (ab 3–4 mm Zystengröße besteht ein Verdacht auf eine Follikelzyste) oder aber der gesamte retinierte Zahn wird in einer großvolumigen Zyste eingeschlossen, wobei drei morphologische Varianten je nach Einschluss von Krone und Wurzel des retinierten Zahnes beschrieben wurden [11]. Stets aber kann radiologisch der Zystenursprung an der Zahnhals-/Zahnkronengrenze erkannt werden, was die Identifikation als follikuläre Zyste erleichtert. Eine Verwechslung mit dem Ameloblastom ist zwar aufgrund der Lage im hinteren Mandibulabereich möglich, jedoch spricht der Nachweis eines verlagerten Molar in der Zyste eher für eine Follikelzyste (s. aber [Abb. 5]). Odontogene Keratozysten sowie eine Reihe von Systemerkrankungen (z.B. Cherubismus, Mukopolysaccharidose Typ IV, Amelogenesis imperfecta, tuberöse Sklerose und cleidokraniale Dysplasie) gehören in die differenzialdiagnostischen Betrachtungen [11].

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Abb. 4 verschiedene follikuäre Zysten. a OPG: 48-jähriger Patient mit verlagertem überzähligen Eckzahn, an dessen Schmelz-Zement-Grenze eine große Zyste ansetzt (Pfeil), die zur Verlagerung der angrenzenden distalen Wurzeln führt (gelber Pfeil); b OPG: 41-jähriger Patient: um 180° rotierter 38 mit Zyste an der Schmelz-Zement-Grenze (Pfeil) mit Bedrängung des Canalis mandibularis (gelber Pfeil); c DVT: zwei in Opposition gegenüberstehende 37 und 38 (Doppelpfeil), die eine gemeinsame Zyste teilen: 20-jähriger Mann; d DVT: ausgedehnte Zyste, die sich von der regio 36 bis in den Unterkieferast erstreckt (Doppelpfeil), ausgehend vom retinierten Zahn 38 (Pfeil), beachte die Kaudalverlagerung des Mandibularkanals (gestrich. Pfeil); DD Keratozyste, Ameloblastom).
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Abb. 5 Überraschungsbefund eines Ameloblastoms, was zunächst für eine follikuläre Zyste gehalten wurde. 13-jähriger Junge mit stark expansiver Raumforderung im hinteren linken Unterkiefer. DVT-Schnitte. a mesiales Ende der Osteolyse (*) mit verlagertem 37; b große Osteolyse (Doppelpfeil *), die scheinbar vom verlagerten 38 nahe der Schmelzgrenze (gelbe Pfeile) auszugehen scheint; c+d riesige expansive Osteolyse (Doppelpfeile *) mit eierschalendünner Neokortikalis.

Auch die odontogene Keratozyste kommt typischerweise in der Region des 3. Molars, des Angulus mandibulae und des aufsteigenden Unterkieferastes vor (65%–85%) ([Abb. 6]). Histologisch ist die Keratozyste mit einer keratinsierten Epithelzellschicht ausgekleidet, kann dabei von zystisch bis solid auftreten und muss nicht zwingend eine (retinierte) Zahnkrone aufweisen, da sie sich auch aus anderen odontogenen Epithelzellnestern ableiten können [12]. Radiologisch gesehen sind es glatt berandete Osteolysen unterschiedlicher Größe mit Neokortikalisbildung (Scalloping) bei großer Ausdehnung. Ein multiples Auftreten von Keratozysten sollte an ein Gorlin-Goltz-Syndrom (Basalzellnaevus-Karzinom-Syndrom) ebenso denken lassen wie an das Vorliegen eines Hyperparathyreoidismus (Ostitis fibrosa cystica). Die MRT bietet spezifische Identifikationsmöglichkeiten für die Keratozyste:

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Abb. 6 Keratozyste. 72-jähriger Patient mit tastbarem Tumor am linken aufsteigenden UK-Ast. a OPG: große, randständig absklerosierte Osteolyse im linken Ramus mandibulae (Doppelpfeile); b schattierte Oberflächendarstellung aus CT (VRT): ovalärer Lochdefekt (gelbe Doppelpfeile); c1 und c2 jeweils native CT-Darstellung im Weichteilfenster: expansive zystische Knochenläsion (*) mit Kortikalisresorptionen (weiße Pfeile); beachte die Verkalkungen (gelbe Pfeile); d T2 TSE axial: stark signaintense Läsion (Zyste, (*)) mit Verdrängung des M. masseter (Pfeil); e T1 Gd fs VIBE coronal: die zystische Läsion (*) zeigt keinerlei Enhancement.
  • hohes natives T1-Signal wegen des Keratingehaltes;

  • Diffusionsrestriktion in der DWI ebenfalls wegen des Keratins;

  • randständiges KM-Enhancement ohne noduläre Verdickungen (wie beim Ameloblastom)

Die äußerst seltene kalzifizierende odontogene Zyste (sog. Gorlin-Zyste, nicht zu verwechseln mit dem Gorlin-Goltz-Syndrom) sei hier nur erwähnt, da sie wegen ihrer irregulären Verkalkungen andere, v.a. maligne Tumoren imitieren können [13].

Weitere Zystenformen sind: Residual-, Primordial-, Eruptions- und Gingivalzysten sowie laterale periodontale Zysten. Die globulomaxilläre Zyste weist eine typische Konfiguration auf: Sie schiebt sich tropfenförmig zwischen 2. Inzisivus und Caninus, verdrängt dabei beide und kann mit einer Nasopalatinalzyste verwechselt werden [14]. Allerdings weisen schweizer Kieferchirurgen darauf hin, dass es sich bei der globulomaxillären Zyste gar nicht mehr um eine eigenständige Entität handelt, sondern lediglich für ihre anatomische Lokalisation im Oberkiefer zwischen lateralem Schneidezahn und Eckzahn noch so bezeichnet wird [15]. Auch die sog. Stafne-Kavität stellt keine Zyste dar, sondern eine anatomische Normvariante an typischer Stelle (retromolar im Kieferwinkel lingulaseitig unterhalb des N. aleveolaris inf.).

Merke
  1. Kieferzysten sind häufig: Radikuläre Zysten setzen einen infizierten (avitalen) Zahn voraus, follikuläre Zysten sind an retinierte Zähne gebunden.

  2. Verwechslungen v.a. von Kerato- und follikulären Zysten mit dem Ameloblastom, aber auch malignen Tumoren ist projektions-radiografisch möglich.

  3. Fokale Sklerosierungen, irreguläre Berandungen und der Nachweis solider Anteile in der MRT verlangen eine histologische Sicherung.

Eine kompendienhafte Zusammenstellung typischer Kieferzysten bieten [Tab. 4] und [Abb. 7].

Tab. 4 Übersicht über odontogene und nicht-odontogene Zysten (Auswahl); Merke: Radikular-, Follikel- und Keratozysten: >80% aller Kieferzysten.

Zystenart

klinisch-radiologische Charakteristika

1: hierunter fallen auch die lateralen periodontalen Zysten und die inflammatorischen Kollateralzysten; 2: Der wissenschaftliche Streit über Existenz bzw. Nichtexistenz der globulomaxillären Zyste als eigenständige Entität ist den Autoren bekannt, soll aber hier explizit unberücksichtigt bleiben.

radikuläre Zyste1

periapikale Osteolyse an der Wurzelspitze (seltener lateral entlang der Wurzel) mit Randsklerose;

setzt stets einen beherdeten bzw. zahnärztlich behandelten Zahn oder Wurzelkanal voraus

Follikelzyste

perikoronale Osteolyse stets um einen retinierten/verlagerten Zahn herum (oft Weisheitszahn);

die zart randsklerosierte Zyste schließt am Kronen-/Halsübergang des Zahnes ab

Keratozyste

keratingefüllte Zyste, zumeist im hinteren Bereich des Unterkiefers; wichtige DD zum Ameloblastom;

lobulierte Osteolyse mit Randsklerose; MRT bietet Differenzierungmöglichkeit; CAVE! Rezidive häufig

Primordialzyste

Degenerationszustand eines Zahnfollikels, daher fehlt der Zahn zur Zyste!

Zyste selbst mit zarter Randsklerose; meist im dorsalen Unterkiefer gelegen

Residualzyste

entstehen aus den Resten vorbestehender Follikel- oder Radikularzysten nach Zahnextraktion und können weiterwachsen; interessanterweise häufiger im Oberkiefer anzutreffen!

Eruptionszyste

sog. Dentitionszyste des Kindes: Zahnsäckchen über dem noch nicht durchgebrochenen Zahn;

relevant nur bei Entzündung bzw. Infektion der Zyste

globulomaxilläre Zyste2

heute lediglich als Ausdruck einer anatomischen Zystenlokalisation zwischen 2. Inzisivus und Caninus im Oberkiefer gebraucht; stellt nach aktueller Auffassung keine eigenständige Entität mehr dar

Nasopalatinalzyste (Ductus-incisivus-Zyste)

häufigste nicht-odontogene Zyste: Entsteht aus proliferierenden Epithelresten des Ductus nasopalatinus und befindet sich daher exakt median im vorderen harten Gaumendach; glatt berandete, symm. Osteolyse

postoperative Flimmer-epithelzyste

wurde 2022 neu in die Klassifikation eingeführt: Entsteht durch artifizielle Verschleppung von Flimmer-epithel aus der Nasenhaupt-/-nebenhöhle in den Oberkieferknochen: meist asymptomat. Osteolyse

solitäre Knochenzyste

einkammrige Zyste im Corpus mandibulae ohne direkten Zahnbezug; radiologisch und histologisch identisch zu den juvenilen Knochenzysten langer Röhrenknochen; traumatische Genese möglich

aneurysmatische Knochenzyste (AKZ)

exzentrische, lobulierte Osteolyse mit zuweilen hauchdünner Neokortikalis: MRT dank intraläsionalen Spiegelnachweises (fluid-fluid-levels) diagnostisch; CAVE: sekundäre AKZ bei primären Tumoren

kalzifiz. odontogen Zyste

Schattenzellhaltiger Tumor, dessen ghost cells verkalken (irreguläre Verkalkungen): sehr selten und eigentlich radiologisch nicht zu diagnostizieren

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Abb. 7 Typische Zysten des Unterkiefers. 1 – Keratozyste, Primordialzyste; 2 – Residualzyste (z.B. nach Zahnextraktion); 3 – Stafne-Kavität; 4 – retinierter und verlagerter Zahn; 5 – Follikelzyste (dentigerous cyst); 6 – einfache Knochenzyste, DD eosinophiles Granulom, Keratozyste, Ameloblastom u.a.); 7 – laterale Periodontalzyste (DD inflammatorische periodontale Zyste); 8a – Caries profunda mit Pulpitis; 8b – radikuläre Zyste; 9 – Wurzelgranulom.

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Odontogene Tumoren

Benigne epitheliale odontogene Tumoren

Diese Gruppe schließt zwar u.a. den adenomatoiden odontogenen Tumor, den squamösen odontogenen Tumor und kalzifizierenden epithelialen odontogenen Tumor (Pindborg-Tumor) ein, worauf aufgrund ihrer Seltenheit aber nicht eingegangen wird; wesentlicher bedeutsamer hingegen – auch für den Radiologen – ist das Ameloblastom, welches gleich in fünf Subgruppen aufgelistet wird: konventionell, unizystisch, extraossär, adenoid und – metastasierend!

Das Ameloblastom ist der häufigste Tumor epithelialen odontogenen Ursprungs ([Abb. 8]). Es entsteht aus Resten der Zahnleiste bzw. des Schmelzorgans. Die sehr seltenen extraossären Ameloblastome entstehen aus den sog. Serres-Resten, also in der Gingiva verbliebenen Reste der Zahnleiste (ca. 1%) [16].

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Abb. 8 Ameloblastom. 15-jähriger Junge. a–c ausgedehnte, zystisch imponierende Osteolyse im gesamten rechten Corpus mandibulae mit Ausbreitung bis zur Symphyse (Doppelpfeil). Eierschalenartig prominente Neokortikalis vestibulumseitig (weiße Pfeile). Wurzelresorptionen eines Molars (gelber Pfeil) sowie Zahnverlagerungen (gestrich. Pfeile); teilweise Kortikalisresorptionen erkennbar (gestrich. gelber Pfeil). Ameloblastom, 3 Monate nach Kürettage: d–f verringerte Expansion der Osteolyse mit deutlicher zirkulärer Remineralisation der Läsion (gelbe Doppelpfeile).

Röntgenologisch charakteristisch ist das multizystische, lobulierte Erscheinungsbild (sog. soap-bubble-appearance) des konventionellen Ameloblastoms, vorzugsweise im Unterkiefer (80%). Dabei kann der Tumor sehr expansiv erscheinen, was zu einer ausgedehnten Neokortikalisbildung führen kann (etwas ungenau als „Knochenauftreibung“ bezeichnet). Zahnwurzelresorptionen sind für das Ameloblastom typisch, was wiederum auch an ein Malignom denken lässt. Die MRT bietet eine gute Möglichkeit, solide Tumoranteile zu identifizieren und damit ein konventionelles Ameloblastom von einer Zyste abzugrenzen. Der unizystische Typ des Ameloblastoms hingegen stellt eine Differenzialdiagnose zur einkammrigen Zyste dar; bei gleichzeitiger Anwesenheit eines retinierten Zahns, aber auch zur follikulären Zyste; zu ihr besteht eine positive Koinzidenz [16] [17] ([Abb. 5]). Lang bestehende, große Ameloblastome können maligne transformieren, wobei dieses radiologisch nicht am Lokalbefund selbst, sondern am Auftreten von Metastasen diagnostiziert werden kann [18]!

Ein Problem stellt die Therapie des Ameloblastoms dar, da es bei simpler Kürettage in 60–80% der Fälle rezidiviert, weshalb eine marginale oder segmentale Resektion empfohlen wird. Unizystische Ameloblastome können enukleiert werden, sofern es sich um die sog. luminale Variante handelt. Beim muralen Typ muss wegen der lokalen Wandinfiltration weit (nach)resesziert werden (persönl. Kommunikation Prof. Baumhoer, Basel). Spätrezidive kommen vor und werden in der Literatur als schwierige Behandlungsfälle beschrieben [19] [20].

Merke
  1. Ameloblastome sind vielgestaltig auftretende, zystisch imponierende, meist aber solide Osteolysen.

  2. Es gibt keine eindeutigen projektionsradiologischen Bildcharakteristika, die ein Ameloblastom beweisen würden (dran denken!). Die MRT kann aber helfen, die soliden Tumoranteile zu identifizieren.


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Benigne, gemischt epithelial-mesenchymale odontogene Tumoren

Hierzu werden nach der aktuellen Klassifikation neben dem Odontom der primordiale odontogene Tumor, das ameloblastische Fibrom und der dentinogene Schattenzell-(ghost cell-)Tumor [19] gezählt. Besprochen werden soll hier aber nur das Odontom.

Das Odontom ist die neben dem Ameloblastom häufigste odontogene Tumor, möglicherweise sogar der häufigste, da viele Odontome unerkannt bzw. unerwähnt bleiben. Odontome sind Hamartome, die aus Zahnhartsubstanz und einem weichteiligen Gewebeanteil bestehen und meist wenige Millimeter bis 2 cm groß sind, durchaus aber auch bis zu 6 cm groß werden können. Man unterschied sog. zusammengesetzte (compound) Odontome von komplexen Odontomen (Nomenklatur aus 2017), mittlerweile wird nur noch vom Compound-Odontom gesprochen. ([Abb. 9]) Während erstere im vorderen Oberkiefer vorkommen, werden letztere bevorzugt im hinteren Unterkiefer angetroffen. Ihre klinische Bedeutung liegt v.a. darin, dass sie den noch nicht durchgebrochenen Zähnen den Durchbruchsweg versperren, was zu Zahnfehlstellungen und damit assoziierten weiteren gnathischen Problemen führt [21].

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Abb. 9 komplexes bzw. Compound-Odontom. DVT in multiplanarer Ausspielung. Oberhalb des Zahnes 37 befindet sich eine große, aus unterschiedlichen Hartsubstanzanteilen (Dentin, Schmelz) bestehende, lobuliert bis gyriert (gelbe Pfeile in a) erscheinende Hartsubstanzformation (* in a–c) mit umgebendem, weichteildichtem Osteolysesaum und kortikaler Ballonierung (Neokortikalisbildung; weiße Pfeile in c). Sie behindert den 37 am Durchbruch (schwarze Doppelpfeile in a, c). Beachte den sichtbaren, zusätzlichen Schmelznachweis (orange Pfeile in a, b). Eine radiologische Differenzierung zwischen Komplex- und Compound-Odontom ist nicht möglich; ersteres wurde in der neuen Nomenklatur (2022) auch weggelassen.

Radiologisch bilden reife, große Odontome gut erkennbare zahnähnliche Gebilde, die meist zwischen den Wurzeln bereits eruptierter Zähne oder aber in der Nähe eines vor dem Durchbruch stehenden Zahnes liegen. Sie besitzen die gleiche Röntgendichte wie normale Zähne und können mit einem unterschiedlich breiten, oft aber nur schmalen Osteolysesaum umgeben sein. In frühen Stadien und bei nur wenig kalzifizierter Matrix können Odontome jedoch differenzialdiagnostische Probleme bereiten hinsichtlich der Abgrenzung gegen die kalzifizierende odontogene Zyste und das ameloblastisches Fibro-Odontom. Der extrem seltene Fall eines ameloblastischen Fibrodentinoms bei einem Kind, das ebenfalls zur Zahndurchbruchsbehinderung führte, wurde erst jüngst publiziert [22]. Weitere Differenzialdiagnosen sind das Osteom und auch supernummerische Zähne.

Der allgemeinradiologisch tätige Kollege sollte beim Auftreten multipler Odontome an das multiple Auftreten von Osteomen erinnert werden: Auch hier ist eine Assoziation mit dem Gardner-Syndrom (familiäre kolorektale Polyposis) beschrieben ebenso wie für das otodentale Syndrom (abnorme Zahnkronen, Megalodontie und sensoneuraler Hörverlust) [23].


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Benigne mesenchymale odontogene Tumoren

Zu dieser Gruppe gehören das zemento-ossifizierende und das odontogene Fibrom sowie das Zementoblastom und das odontogene Myxom.

Das zemento-ossifizierenden Fibrom (oder auch nur ossifizierendes Fibrom genannt) hat man nunmehr als eine völlig eigenständige Entität definiert. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer (Verhältnis etwa 5:1). Die Neoplasie geht bei der häufigsten sporadischen Form von Progenitorzellen der periodontalen Membran aus, die sich in unterschiedlicher Ausprägung in Fibro-, Osteo- und Zementoblasten differenzieren können, wodurch ein sowohl histologisch als auch radiologisch „buntes“ Bild entsteht. Es sind solitäre, meist große Läsionen in der Mandibula (90%), viel seltener in der Maxilla, die expansiv wachsen und je nach Alter bzw. Reifungsstadium infolge Mineralisation zunehmend röntgendicht werden ([Abb. 10]) [24]. Supragnathische Formen des ossifizierenden Knochenfibroms können auch den oberen Gesichtsschädel befallen. Aufgrund ihres langsamen, aber stetigen Wachstums sollten ossifizierende Fibrom reseziert werden [25].

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Abb. 10 ossifizierendes Fibrom. DVT. a Große subapikal gelegene, randständig sklerosierte Osteolysein der regio 45–47 (Doppelpfeil) mit inhomogener Knochenneubildung (schwarze Pfeile) in einer fibrösen Matrix (unmineralisierter Anteil). b–c milde Expansivität der Läsion nach lingual (Pfeile) mit Neokortikalisbildung, aber ohne Destruktion. Buccalverlagerung des Mandibularkanals (gelber Pfeil).

Das odontogene Myxom stellt den dritthäufigsten odontogenen Tumor (nach Ameloblastom und Odontom) dar und findet sich zu zwei Dritteln in der Mandibula. Er besitzt eine myxoide extrazelluläre Matrix und ist kollagenfaserreich, daher erscheint er als mineralisationslose Osteolyse, welche den Unterkieferknochen multilobulär „auftreibt“, was radiologisch als typisches Seifenblasen- oder Honigwabenmuster imponiert (soap-bubble, honeycomb appearance) [26].

Das Zementoblastom stellt einen seltenen benignen Tumor dar (etwa 0,7–8% aller odontogenen Tumoren), der typischerweise in der Wurzelregion des 1. Molars des Unterkiefers vorkommt [27]. Er entsteht aus der Zement- oder zementähnlichen Schicht der molaren Wurzelscheide, besteht also aus röntgendichter Hartsubstanz, welche an ihrer Peripherie einen schmalen Osteolysesaum aufweist ([Abb. 11]). Der Tumor umscheidet die Wurzelspitze; die Wurzel selbst ist dann nicht mehr abgrenzbar. Insofern gibt es differenzialdiagnostische Abgrenzungsschwierigkeiten zur periapikalen zementalen Dysplasie und zur Hyperzementose, seltener zum Odontom oder zur chronischen periapikalen Osteitis [28].

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Abb. 11 Zementoblastom. a+b DVT: periapikale Zahnhartsubstanz am Zahn 35 mit erhaltener Abgrenzbarkeit der apikalen Zementschicht (schwarze Pfeile); schmale periläsionale Osteolyse (weiße Pfeile). Beachte: Der Prozeß ist homogen zement- bzw. dentindicht (*) und geht ohne abgrenzbaren Parodontalspalt großflächig aus der perizementalen Zahnwurzeloberfläche hervor.

Das odontogene Fibrom stellt insofern eine Besonderheit dar, als dass hier der periphere Typ, also die extraossäre Manifestation in der Gingiva, häufiger anzutreffen ist als die zentrale, im Kieferknochen selbst gelegene Form des odontogenen Fibroms [29].

Merke
  1. Hartsubstanz- bzw. matrixausbildende Tumoren lassen sich radiologisch besser zuordnen; das gilt für Odontome gleichermaßen wie für ossifizierende Fibrome.

  2. Das Entscheidende ist die radiologische Identifizierung benigner Hartsubstanzläsionen; ihre schlussendliche Subklassifizierung ist von eher untergeordneter Bedeutung.

Eine Zusammenstellung typischer mandibulärer Knochenläsionen zeigen [Tab. 5], [Tab. 6] und [Abb. 12].

Tab. 5 Überblick über Lage und Häufigkeit von knöchernen Läsionen des Unterkiefers (Auswahl). In Anlehnung an: Dunfee BL, Sakai O, Pistey R, Gohel A: Radiologic and pathologic characteristics of benign and malignant lesions of the mandible. RadioGraphics 2006; 26: 1751–1768 (doi 10.1148/rg.266055189) [30].

Einordnung nach …

Unterteilung nach …

Entitäten

Lokalisation

anteriore Mandibula

zemento-ossäre Dysplasie, Riesenzellgranulom (zentral), Odontom,

seltener: ademantoider odontogener Tumor

posteriore Mandibula

follikuläre Zyste, odontogene Keratozyste, solitäre Knochenzyste,

Ameloblastom, Amelofibrom, ossifizierendes Fibrom, Zementoblastom,

odontogenes Myxom, Pindborg-Tumor

unspezifisch

radikuläre Zyste; metabolische Erkrankungen (z.B. Hyperparathyreoidismus, renale Osteodystrophie)

Häufigkeit: Zysten

sehr häufig

radikuläre Zysten, follikuläre Zysten

ziemlich häufig

odontogene Keratozyste, solitäre Knochenzyste (traumatisch, hämorrhag. einfach); Stafne-Kavität (keine eigentliche Zyste!)

selten

Kalzifizierende odontogene Zyste (enthält auch solide Anteile),

aneurysmatische Knochenzyste (primär/sekundär)

Häufigkeit: benigne Tumoren

sehr häufig

Odontom

ziemlich häufig

Ameloblastom, zementoossäre Dysplasie, ossifizierendes Fibrom

weniger häufig

Kalzifizierender epithelialer odontogener Tumor (Pindborg-Tumor), ameloblastisches Fibrom, odontogenes Myxom, Zementoblastom

selten

Klarzell-, squamöser und adematoider odontogener Tumor, kalzifizierender odontogener Tumor (Pindborg-Tumor)

Häufigkeit: maligne Tumoren

sehr häufig

Plattenepithelakrzinome aus der benachbarten Schleimhaut

ziemlich häufig

Metastasen, Plasmozytom/Multiples Myelom, Lymphom, Leukämie; adenoid-zystische und mukoepidermoidale Karzinome aus der Umgebung

selten

odontogene Karzinome, odontogene Sarkome, odontogene Karzinosarkome; nicht-odontogene Sarkome (z.B. Osteosarkom)

Tab. 6 Überblick über Lage und Häufigkeit von Tumoren, Zysten und Läsionen im Unterkiefer. Es handelt sich um eine kompilierende Darstellung der wichtigsten, typischen und häufigen Läsionen im Unterkiefer.

Entität

Topografie

Vorkommen

Follikelzyste

(dentigerous cyst)

am häufigsten: 3. UK-Molar

zu 75% im Unterkiefer

Keratozyste

(keratocystic odontogenic tumour)

am häufigsten im Corpus et Ramus mandibulae

zu 70% im Unterkiefer

solitäre Knochenzyste

typisch im Corpus zwischen Caninus und 3. Molar, seltener an der Symphyse (Kinn), Ramus und Kondylus

>90% im Unterkiefer

Stafne-Kavität

Nähe zum Angulus mandibulae unter dem Canalis mandibulae

nur im Unterkiefer

Ameloblastom

retromolar im Angulus/Ramus mandibulae

(Assoziation mit Follikelzyste und retiniertem Zahn möglich)

zu 80% im Unterkiefer

ossifizierendes Fibrom

zahntragender Teil des Unterkiefers

zu 90% im Unterkiefer

Pindborg-Tumor

(kalzifiz. epithelialer odontogener Tumor)

in der Prä- und Molarregion des Unterkiefers

> als 2/3 im Unterkiefer

Osteom

(bone islands, idiopathische Osteosklerose, periapikale Osteopetrose)

meist in der Nähe des 1. Molars:

periapikal oder distant zur Zahnwurzel

zu 90% im Unterkiefer

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Abb. 12 Typische matrixbildende Tumoren bzw. tumorähnliche Läsionen des Unterkiefers. 1 – Ameloblastom; 2 – Odontom, hier als Durchbruchshindernis (beachte Lysesaum); 3 – retinierter Zahn; 4 – zemento-ossäre Dysplasie; 5 – ossifizierendes Fibrom; 6 – Zementoblastom (beachte Lysesaum); 7 – periapikale Hyperzementose; 8 – Osteom (beachte Pseudopodien; kein Lysesaum).

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Riesenzellhaltige Läsionen und nicht-odontogene Knochenzysten

6.1 Zentrales und peripheres Riesenzellgranulom

Die Unterscheidung zwischen zentralem und peripherem Riesenzellgranulom bezieht sich – wie stets am Kiefer – lediglich auf ihren Sitz: Die zentralen Riesenzellgranulome befinden sich primär intraossär im Ober- oder Unterkiefer, während die peripheren Riesenzellgranulome reaktive gingivale oder alveoläre Läsionen darstellen, die vom Periodont ausgehen und erst sekundär den Kieferknochen erodieren oder Zahnwurzeln verdrängen (sog. Riesenzellepulis) [4].

Zunächst eine Erläuterung zur Begriffsbildung: Die synonyme Bezeichnung des reparativen Riesenzellgranuloms beinhaltete eine kausale Erklärung insofern, dass nämlich diese Läsionen häufig im Zusammenhang mit einem Trauma (und konsekutiver Einblutung), seltener Entzündung, oder aber infolge Fremdkörperinokulation, auch nach zahnärztlichen Manipulationen, auftreten. Sie sind mit 1–7% aller benignen Kieferläsionen gar nicht so selten und kommen bevorzugt im kindlichen bis frühen Erwachsenenalter vor [31].

Riesenzellgranulome sind dabei für den Kiefer einzigartig und kommen in ähnlicher Weise nur noch an den Phalangen vor. Sie sind prinzipiell gutartig, jedoch verlangen sowohl ihr radiologisches als auch histopathologisches Erscheinungsbild profunde Kenntnisse zu diesem Läsionstyp, um nicht einer Fehlinterpretation – möglicherweise sogar einer malignen Deutung des Befundes – zu unterliegen ([Abb. 13]).

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Abb. 13 reparatives Riesenzellgranulom. 10-jähriger Junge mit asymmetrischer Oberkieferschwellung links. a schattierte Oberflächendarstellung aus VRT-CT: ausgedehnte Vorwölbung und Destruktion des infranasalen Proc. alveolaris maxillae (Pfeile) mit Zahndeviation (Doppelpfeil); b axiales natives CT: massive Knochenexpansion (Doppelpfeil) mit Neokortikalisbildung und Matrixverkalkung; c MRT: T1 nach KM-Gabe: der Tumor mit avidem KM-Enhancement (gelber Pfeil) im Vgl. zur nativen T1-Darstellung (kleines Insert-Bild); d T2 fatsat coronar: expansiver Tumor mit septenartiger Struktur (gelber Pfeil).

Das bestimmende histologische Merkmal, die osteoklastäre Riesenzellkomponente des Tumors, führt zur Knochenresorption, welche typischerweise als gekammerte Osteolyse in Erscheinung tritt, dabei aber durchaus kortikale Destruktionen verursachen kann, wodurch er sich radiologisch als eine aggressive Läsion äußert. Es gibt Fallberichte, die eine ausgedehnte Zerstörung der vorderen Maxilla (häufigster Manifestationsort) durch Riesenzellgranulome zeigen [32]. Die Läsionen können von ihren Rändern her durch osteoblastäre Aktivierung sklerosieren.

Wegen des koinzidentiellen Zusammentreffens von intraläsionalem Blut bzw. dessen Abbauprodukten und der osteoklastären Riesenzellen besteht – bei alleiniger histopathologischer Betrachtung der Läsion – ein differenzialdiagnostischer Pitfall hinsichtlich der Abgrenzung gegenüber aneurysmatischen Knochenzysten, Braunen Tumoren (Osteoklastome) beim Hyperparathyreoidismus und dem Cherubismus [33] [34].


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Nicht-odotongene Knochenzysten

Hierbei handelt es sich um die aneurysmatische und die einfache Knochenzyste des Kiefers, die keinen fissuralen oder odontogenen Bezug haben. Es handelt sich somit um dieselben nicht-epithelialen Knochenzysten, wie sie auch sonst an anderen Lokalisationen des menschlichen Skeletts angetroffen werden.

Die aneurysmatische Knochenzyste (AKZ) des Kiefers besteht ebenfalls aus Riesenzellen wie das zentrale Riesenzellgranulom, welche aber im Unterschied zu diesen große, mehrkammerige, blutgefüllte sinusoidale Hohlräume auskleiden. Im Unterschied zu den bisher besprochenen Kieferpathologien und deren röntgen- oder CT-morphologischen Erscheinungsbildern, gewinnt nun die MRT stark an Bedeutung, da sie die charakteristischen fluid-fluid-levels innerhalb der blutgefüllten Hohlräume der multipel septierten Knochenzysten in den zumeist aufgetriebenen Kieferknochen nachweisen kann [35]. Gelingt der Nachweis dieser MR-tomografischen Zeichen, so gilt die Diagnose bereits bildgebend als weitgehend gesichert, insbesondere bei jungen Patienten. Allerdings muss darauf geachtet werden, dass es sich – wie auch an anderen Stellen des menschlichen Skeletts – nicht etwa um eine sekundäre AKZ handelt, insbesondere in Verbindung mit Riesenzelltumoren, Osteo- und Chondroblastomen, aber auch des Osteosarkoms des Kiefers. Daher ist es zwingend, die AKZ nach möglichen soliden Tumoranteilen in der kontrastmittelunterstützten MRT abzusuchen und – auch im Zweifelsfall – zu biopsieren. Hilfreich ist hier der molekulargenetische Nachweis des USP6-Rearrangements, welcher eine primäre AKZ beweist; der fehlende Nachweis allerdings nicht automatisch für eine sekundäre AKZ spricht [36].

An dieser Stelle sei eine kurze Bemerkung zur sog. soliden AKZ eingefügt: Freyschmidt sagte bereits 2009, dass „der Begriff des reparativen Riesenzellgranuloms der Extremitätenknochen synonym mit dem der soliden AKZ gebraucht (wird)“ und führt weiter aus, dass dies in Analogie natürlich auch für das reparative Riesenzellgranulom des Kiefers gilt [37]. Wichtig zu wissen ist, dass diese riesenzellhaltigen Läsionen nicht-neoplastischer Natur sind und histologisch prinzipiell nicht von sog. Braunen Tumoren bei Hyperparathyreoidismus zu unterscheiden sind. Allerdings – und darauf verweist Freyschmidt ebenfalls – muss z.B. die osteoklastenreiche Form eines Osteosarkoms sorgfältig ausgeschlossen werden [37].

Die solitäre Knochenzyste des Kiefers stellt gewissermaßen das gnathische Pendant zur juvenilen Knochenzyste der langen Röhrenknochen dar. Auch hier sind junge Patienten betroffen, oft mit einem vorausgegangenem Kiefertrauma. Es sind solitäre, mitunter große einkammrige Zysten im Kinn- oder Corpusbereich des Unterkiefers. ([Abb. 14]) Die größte Herausforderung für den Radiologen besteht darin, diese gutartigen Knochenzysten von all den anderen, bereits genannten und sehr zahlreichen Zysten oder zystenartig imponierenden Tumoren des Kiefers abzugrenzen, insbesondere aber vom Ameloblastom und der Keratozyste als den beiden häufigsten zystenartigen osteolytischen Tumoren des Kiefers [38].

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Abb. 14 solitäre (juvenile) Knochenzyste. Biplanare DVT: Jugendlicher Patient mit einer ausgedehnten, gut begrenzten, aber kaum randsklerosierten Osteolyse im linken Corpus mandibulae (Doppelpfeil in a), den Canalis mandibularis verlagernd (weißer Pfeil in a). Die Wurzelspitzen der Zähne 35–37 scheinen in der Zyste zu stehen; beachte die fingerförmigen Ausbuchtungen der Zyste nach interdental und interradikulär (gelbe Pfeile in a). Die axiale Schicht zeigt eindrucksvoll die druckbedingte Neokortikalisbildung an der lingualen Seite (Pfeile in b) ohne Perforation. Differenzialdiagnose: Langerhans-Zell-Histiozytose („floating teeth“).
Merke
  1. Nicht-odontogene Zysten des Kiefers unterscheiden sind zwar prinzipiell nicht von ihren identischen Vertretern am übrigen Skelett, stellen aber aufgrund des odontogenen und fissuralen „Zystenreichtums“ am Kiefer eine differenzialdiagnostische Herausforderung dar.

  2. Reparative Riesenzellgranulome sind eine kiefertypische Eigenheit, die aufgrund ihres radiologischen Destruktionsmusters gegen maligne Tumoren abgegrenzt werden müssen.


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Correspondence

Dr. Thomas Grieser
Department of Diagnostic and Interventional Radiology and Neuroradiology, University Hospital Augsburg
Augsburg
Germany   

Publication History

Received: 14 May 2024

Accepted: 20 August 2024

Article published online:
25 November 2024

© 2024. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany


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Fig. 1 Oro-naso-palato-pharyngeal carcinoma (squamous cell carcinoma) with complete destruction of the left maxilla. 55-year-old patient with long-term nicotine and alcohol abuse. a OPG: in addition to a desolate dental status in the upper jaw and residual teeth in the lower jaw, obliterated bony structures can be seen in the upper jaw (arrow): Artifact or real? b+c Contrast-enhanced head and neck CT, sagittal, and coronal MPR: extensive tumor destruction of almost the entire maxilla with considerable enlargement beyond the anatomical upper jaw borders (double arrows).
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Fig. 2 Overview of jaw cysts. This illustration is not a complete list of all odontogenic cysts. (Based on a lecture by PD Monika Probst, TU Munich, 2018, which was kindly made available.)
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Fig. 3 Radicular cyst. 27-year-old woman. a OPG: large, narrowly marginal sclerosed cyst (double arrow) in the posterior mandibular region on the left with contact to the roots of the crowned and root canal treated tooth 37 (arrows), to a lesser extent also to 38. b–c DVT: Illustration of the relation of the root tips of 37 (yellow arrow) and 38 (white arrow) to the radicular cyst (b); a wide lateral section shows the actual exit of the radicular cyst from the root tips of 37 (yellow arrows in (c)).
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Fig. 4 A variety of follicular cysts. a OPG: 48-year-old patient with displaced supernumerary canine tooth, with a large cyst located at the cementoenamel junction (arrow) that is leading to displacement of the adjacent distal roots (yellow arrow); b OPG: 41-year-old patient: 38 rotated by 180° with cyst at the cementoenamel junction (arrow) with pressure on the mandibular canal (yellow arrow); c DVT: two opposing 37 and 38 (double arrow) that share a common cyst: 20-year-old man; d DVT: extensive cyst extending from region 36 into the mandibular ramus (double arrow), starting from the impacted tooth 38 (arrow), note the caudal displacement of the mandibular canal (dashed). arrow); DD keratocyst, ameloblastoma).
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Fig. 5 Surprise finding of an ameloblastoma, which was initially thought to be a follicular cyst. 13-year-old boy with a strongly expansive space-occupying lesion in the posterior left mandible. CBCT sections. a mesial end of osteolysis (*) with displaced 37; b large osteolysis (double arrow *) that appears to originate from displaced 38 near the enamel border (yellow arrows); c+d huge expansive osteolysis (double arrow *) with eggshell-thin neocortex.
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Fig. 6 Keratocyst. 72-year-old patient with a palpable tumor on the left ascending mandibular branch. a OPG: large, marginally sclerosed osteolysis in the left ramus mandibulae (double arrows); b shaded surface image from CT (VRT): oval hole defect (yellow double arrows); c1 and c2 each native CT image in the soft tissue window: expansive cystic bone lesion (*) with cortical resorption (white arrows); note the calcifications (yellow arrows); d T2 TSE axial: highly signal-intensity lesion (cyst, (*)) with displacement of the masseter muscle (arrow); e T1 Gd fs VIBE coronal: the cystic lesion (*) shows no enhancement.
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Fig. 7 Typical cysts of the mandible. 1 – keratocyst, primordial cyst; 2 – residual cyst (e.g. after tooth extraction); 3 – Stafne cavity; 4 – impacted and displaced tooth; 5 – follicular cyst (dentigerous cyst); 6 – simple bone cyst, DD eosinophilic granuloma, keratocyst, ameloblastoma, etc.); 7 – lateral periodontal cyst (DD inflammatory periodontal cyst); 8a – caries profunda with pulpitis; 8b – radicular cyst; 9 – root granuloma.
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Fig. 8 Ameloblastoma. 15-year-old boy. a–c extensive, cystic osteolysis in the entire right mandibular corpus with enlargement to the symphysis (double arrow). Eggshell-like prominent neocortex on the vestibular side (white arrows). Root resorption of a molar (yellow arrow) and tooth displacement (dashed arrows); partial cortical resorption visible (dashed yellow arrow). Ameloblastoma, 3 months after curettage: d–f reduced expansion of osteolysis with significant circular remineralization of the lesion (yellow double arrows).
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Fig. 9 Complex or compound odontoma. DVT in multiplanar playback. Above tooth 37 there is a large hard substance formation (* in a–c) consisting of different hard substance components (dentin, enamel) and appearing lobulated to gyrated (yellow arrows in a) with a surrounding, soft tissue-dense osteolytic margin and cortical ballooning (neocortical formation; white arrows in c). It prevents 37 from breaking through (black double arrows in a, c). Note the visible additional enamel evidence (orange arrows in a, b). A radiological differentiation between complex and compound odontoma is not possible; the former has also been omitted in the new nomenclature (2022).
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Fig. 10 Ossifying fibroma. DVT. a Large subapical, marginally sclerotic osteolysis in region 45–47 (double arrow) with inhomogeneous new bone formation (black arrows) in a fibrous matrix (unmineralized portion). b–c mild expansivity of the lesion lingually (arrows) with neocortical formation, but without destruction. Buccal displacement of the mandibular canal (yellow arrow).
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Fig. 11 Cementoblastoma. a+b DVT: periapical dental hard tissue of tooth 35 with preserved demarcation of the apical cement layer (black arrows); narrow perilesional osteolysis (white arrows). Note: The process is homogeneously cement- or dentin-tight (*) and emerges over a large area from the pericemental tooth root surface without a demarcated periodontal gap.
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Fig. 12 Typical matrix-forming tumors or tumor-like lesions of the mandible. 1 – ameloblastoma; 2 – odontoma, here as a barrier to eruption (note lysis margin); 3 – impacted tooth; 4 – cemento-osseous dysplasia; 5 – ossifying fibroma; 6 – cementoblastoma (note lysis margin); 7 – periapical hypercementosis; 8 – osteoma (note pseudopodia; no lysis margin).
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Fig. 13 Reparative giant cell granuloma. 10-year-old boy with asymmetric swelling of the left maxilla. a shaded surface image from VRT-CT: extensive protrusion and destruction of the infranasal alveolar process of the maxilla (arrows) with tooth deviation (double arrow); b axial native CT: massive bone expansion (double arrow) with neocortical formation and matrix calcification; c MRI: T1 after contrast administration: the tumor with avid contrast enhancement (yellow arrow) compared to the native T1 image (small insert image); d T2 fatsat coronar: expansive tumor with septal-like structure (yellow arrow).
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Fig. 14 Solitary (juvenile) bone cyst. Biplanar DVT: Adolescent patient with an extensive, well-demarcated, but barely marginally sclerotic osteolysis in the left mandibular corpus (double arrow in a), displacing the mandibular canal (white arrow in a). The root tips of teeth 35–37 appear to be in the cyst; note the finger-shaped bulges of the cyst interdentally and interradicularly (yellow arrows in a). The axial slice impressively shows the pressure-induced neocortical formation on the lingual side (arrows in b) without perforation. Differential diagnosis: Langerhans cell histiocytosis (“floating teeth”).
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Abb. 1 oro-naso-palato-pharyngeales Etagenkarzinom (Plattenepithelkarzinom) mit völliger Destruktion des linksseitigen Oberkiefers. 55-jährige Patientin mit langjährigen Nikotin- und Alkoholabusus. a OPG: neben einem desolaten Zahnstatus im OK und Restbezahnung im UK erkennt man ausgelöschte knöcherne Strukturen im OK (Pfeil): Artefakt oder real? b+c KM-unterstützes Kopf-Hals-CT, sagittale und koronale MPR: ausgedehnte Tumordestruktion fast des gesamten Oberkiefers mit erheblicher Ausdehnung über die anatomischen OK-Grenzen hinaus (Doppelpfeile).
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Abb. 2 Übersicht über die Kieferzysten. Diese Darstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit aller odontogenen Zysten. (in Anlehnung an einen Vortrag von Frau PD Monika Probst, TU München, 2018, der freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde).
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Abb. 3 radikuläre Zyste. 27-jährige Frau. a OPG: große, schmal randständig absklerosierte Zyste (Doppelpfeil) im hinteren Mandibularbereich links mit Kontakt zu den Wurzeln des überkronten und wurzelkanalbehandelten 37 (Pfeile), geringer auch zu 38. b–c DVT: Darstellung der Relation der Wurzelspitzen von 37 (gelber Pfeil) und 38 (weißer Pfeil) zur radikulären Zyste (b); ein weiter lateraler Schnitt zeigt den tatsächlichen Ausgang der radikulären Zyste von den Wurzelspitzen von 37 (gelbe Pfeile in (c)).
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Abb. 4 verschiedene follikuäre Zysten. a OPG: 48-jähriger Patient mit verlagertem überzähligen Eckzahn, an dessen Schmelz-Zement-Grenze eine große Zyste ansetzt (Pfeil), die zur Verlagerung der angrenzenden distalen Wurzeln führt (gelber Pfeil); b OPG: 41-jähriger Patient: um 180° rotierter 38 mit Zyste an der Schmelz-Zement-Grenze (Pfeil) mit Bedrängung des Canalis mandibularis (gelber Pfeil); c DVT: zwei in Opposition gegenüberstehende 37 und 38 (Doppelpfeil), die eine gemeinsame Zyste teilen: 20-jähriger Mann; d DVT: ausgedehnte Zyste, die sich von der regio 36 bis in den Unterkieferast erstreckt (Doppelpfeil), ausgehend vom retinierten Zahn 38 (Pfeil), beachte die Kaudalverlagerung des Mandibularkanals (gestrich. Pfeil); DD Keratozyste, Ameloblastom).
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Abb. 5 Überraschungsbefund eines Ameloblastoms, was zunächst für eine follikuläre Zyste gehalten wurde. 13-jähriger Junge mit stark expansiver Raumforderung im hinteren linken Unterkiefer. DVT-Schnitte. a mesiales Ende der Osteolyse (*) mit verlagertem 37; b große Osteolyse (Doppelpfeil *), die scheinbar vom verlagerten 38 nahe der Schmelzgrenze (gelbe Pfeile) auszugehen scheint; c+d riesige expansive Osteolyse (Doppelpfeile *) mit eierschalendünner Neokortikalis.
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Abb. 6 Keratozyste. 72-jähriger Patient mit tastbarem Tumor am linken aufsteigenden UK-Ast. a OPG: große, randständig absklerosierte Osteolyse im linken Ramus mandibulae (Doppelpfeile); b schattierte Oberflächendarstellung aus CT (VRT): ovalärer Lochdefekt (gelbe Doppelpfeile); c1 und c2 jeweils native CT-Darstellung im Weichteilfenster: expansive zystische Knochenläsion (*) mit Kortikalisresorptionen (weiße Pfeile); beachte die Verkalkungen (gelbe Pfeile); d T2 TSE axial: stark signaintense Läsion (Zyste, (*)) mit Verdrängung des M. masseter (Pfeil); e T1 Gd fs VIBE coronal: die zystische Läsion (*) zeigt keinerlei Enhancement.
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Abb. 7 Typische Zysten des Unterkiefers. 1 – Keratozyste, Primordialzyste; 2 – Residualzyste (z.B. nach Zahnextraktion); 3 – Stafne-Kavität; 4 – retinierter und verlagerter Zahn; 5 – Follikelzyste (dentigerous cyst); 6 – einfache Knochenzyste, DD eosinophiles Granulom, Keratozyste, Ameloblastom u.a.); 7 – laterale Periodontalzyste (DD inflammatorische periodontale Zyste); 8a – Caries profunda mit Pulpitis; 8b – radikuläre Zyste; 9 – Wurzelgranulom.
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Abb. 8 Ameloblastom. 15-jähriger Junge. a–c ausgedehnte, zystisch imponierende Osteolyse im gesamten rechten Corpus mandibulae mit Ausbreitung bis zur Symphyse (Doppelpfeil). Eierschalenartig prominente Neokortikalis vestibulumseitig (weiße Pfeile). Wurzelresorptionen eines Molars (gelber Pfeil) sowie Zahnverlagerungen (gestrich. Pfeile); teilweise Kortikalisresorptionen erkennbar (gestrich. gelber Pfeil). Ameloblastom, 3 Monate nach Kürettage: d–f verringerte Expansion der Osteolyse mit deutlicher zirkulärer Remineralisation der Läsion (gelbe Doppelpfeile).
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Abb. 9 komplexes bzw. Compound-Odontom. DVT in multiplanarer Ausspielung. Oberhalb des Zahnes 37 befindet sich eine große, aus unterschiedlichen Hartsubstanzanteilen (Dentin, Schmelz) bestehende, lobuliert bis gyriert (gelbe Pfeile in a) erscheinende Hartsubstanzformation (* in a–c) mit umgebendem, weichteildichtem Osteolysesaum und kortikaler Ballonierung (Neokortikalisbildung; weiße Pfeile in c). Sie behindert den 37 am Durchbruch (schwarze Doppelpfeile in a, c). Beachte den sichtbaren, zusätzlichen Schmelznachweis (orange Pfeile in a, b). Eine radiologische Differenzierung zwischen Komplex- und Compound-Odontom ist nicht möglich; ersteres wurde in der neuen Nomenklatur (2022) auch weggelassen.
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Abb. 10 ossifizierendes Fibrom. DVT. a Große subapikal gelegene, randständig sklerosierte Osteolysein der regio 45–47 (Doppelpfeil) mit inhomogener Knochenneubildung (schwarze Pfeile) in einer fibrösen Matrix (unmineralisierter Anteil). b–c milde Expansivität der Läsion nach lingual (Pfeile) mit Neokortikalisbildung, aber ohne Destruktion. Buccalverlagerung des Mandibularkanals (gelber Pfeil).
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Abb. 11 Zementoblastom. a+b DVT: periapikale Zahnhartsubstanz am Zahn 35 mit erhaltener Abgrenzbarkeit der apikalen Zementschicht (schwarze Pfeile); schmale periläsionale Osteolyse (weiße Pfeile). Beachte: Der Prozeß ist homogen zement- bzw. dentindicht (*) und geht ohne abgrenzbaren Parodontalspalt großflächig aus der perizementalen Zahnwurzeloberfläche hervor.
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Abb. 12 Typische matrixbildende Tumoren bzw. tumorähnliche Läsionen des Unterkiefers. 1 – Ameloblastom; 2 – Odontom, hier als Durchbruchshindernis (beachte Lysesaum); 3 – retinierter Zahn; 4 – zemento-ossäre Dysplasie; 5 – ossifizierendes Fibrom; 6 – Zementoblastom (beachte Lysesaum); 7 – periapikale Hyperzementose; 8 – Osteom (beachte Pseudopodien; kein Lysesaum).
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Abb. 13 reparatives Riesenzellgranulom. 10-jähriger Junge mit asymmetrischer Oberkieferschwellung links. a schattierte Oberflächendarstellung aus VRT-CT: ausgedehnte Vorwölbung und Destruktion des infranasalen Proc. alveolaris maxillae (Pfeile) mit Zahndeviation (Doppelpfeil); b axiales natives CT: massive Knochenexpansion (Doppelpfeil) mit Neokortikalisbildung und Matrixverkalkung; c MRT: T1 nach KM-Gabe: der Tumor mit avidem KM-Enhancement (gelber Pfeil) im Vgl. zur nativen T1-Darstellung (kleines Insert-Bild); d T2 fatsat coronar: expansiver Tumor mit septenartiger Struktur (gelber Pfeil).
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Abb. 14 solitäre (juvenile) Knochenzyste. Biplanare DVT: Jugendlicher Patient mit einer ausgedehnten, gut begrenzten, aber kaum randsklerosierten Osteolyse im linken Corpus mandibulae (Doppelpfeil in a), den Canalis mandibularis verlagernd (weißer Pfeil in a). Die Wurzelspitzen der Zähne 35–37 scheinen in der Zyste zu stehen; beachte die fingerförmigen Ausbuchtungen der Zyste nach interdental und interradikulär (gelbe Pfeile in a). Die axiale Schicht zeigt eindrucksvoll die druckbedingte Neokortikalisbildung an der lingualen Seite (Pfeile in b) ohne Perforation. Differenzialdiagnose: Langerhans-Zell-Histiozytose („floating teeth“).