Suchttherapie 2024; 25(04): 184-190
DOI: 10.1055/a-2416-4409
Schwerpunktthema

Assoziation von Selbststigmatisierung und Abstinenz-Selbstwirksamkeitserwartung bei Patientinnen und Patienten mit Drogengebrauchsstörung

Association of Self-Stigmatization and Abstinence Self-Efficacy in Patients with Drug use Disorder

Authors

  • Manuel Herter

    1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität zu Lübeck, Lubeck, Germany
  • Hans-Jürgen Rumpf

    1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität zu Lübeck, Lubeck, Germany
  • Anja Bischof

    1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität zu Lübeck, Lubeck, Germany
  • Nikolaus Lange

    2   Rehaklinik Freiolsheim, AGJ Freiburg, Gaggenau-Freiolsheim, Germany
  • Gallus Bischof

    3   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität zu Lübeck Zentrum für Integrative Psychiatrie, Lübeck, Germany
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Zusammenfassung

Hintergrund Während ein negativer Zusammenhang von Selbststigmatisierung auf die Abstinenzbezogene Selbstwirksamkeitserwartung bei Patientinnen und Patienten mit einer Alkoholgebrauchsstörung Gut belegt ist, fehlen entsprechen-de Befunde bei Abhängigkeit von illegalen Substanzen. In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, wie Selbststigmatisierung bei Patientinnen und Patienten mit einer Substanzgebrauchsstörung, die illegale Substanzen konsumieren, asso-ziiert ist.

Methode Es wurden Selbst- und Fremdstigmatisierung mit einer auf Drogen adaptierten Version der Self-Stigma in Alcohol Dependence Scale (SSAD) und die drogenbezogene Abstinenz-Selbstwirksamkeitserwartung (DASE) erfasst. Zur Auswertung der Zusammenhänge wurden Regressionsanalysen durchgeführt.

Ergebnisse Insgesamt nahmen 70 Patientinnen und Patienten (86% männlich) an der Studie teil. Die Patientinnen und Patienten befanden sich zum Zeitpunkt der Befragung in Rehabilitationseinrichtungen mit dem Schwerpunkt illegale Substanzen. Eine Regressionsanalyse mit der Abstinenz-Selbstwirksamkeitserwartung als abhängige Variable ergab einen negativen sig-nifikanten Zusammenhang mit der Dauer der Abhängigkeit, der Depressivität und der Selbststigmatisierung. Die Selbststigmatisierung erwies sich als der stärkste negative Prädiktor für die Abstinenz-Selbstwirksamkeitserwartung.

Schlussfolgerung Selbststigmatisierung steht in Zusammenhang mit der Abstinenz-Selbstwirksamkeitserwartung und sollte bei der Behandlung berücksichtigt werden. Weitere Forschung zu den Auswirkungen von Stigmatisierung und zu Interventionsansätzen zur Reduktion von (Selbst-)Stigmatisierung wird empfohlen.

Abstract

Background While a negative correlation between self-stigmatization and abstinence-related self-efficacy expectations in patients with an alcohol use disorder is well documented, there are no corresponding findings for addiction to illegal substances.The present study investigated the effects of self-stigmatization on patients with a substance use disorder who use illicit substances.

Methods Self-stigma and external stigma were assessed using the Self-Stigma in Alcohol Dependence Scale (SSAD) adapted to drug users and the drug-related Abstinence Self-Efficacy scale (DASE). Regression analyses were carried out to evaluate the correlations.

Results A total of 70 patients (86% male) took part in the study. At the time of the survey, the patients were in rehabilitation facilities with a focus on illegal substances. A regression analysis with abstinence self-efficacy expectation as the dependent variable revealed a negative significant correlation with the dura-tion of dependence, depressiveness and self-stigmatization. Self-stigmatization proved to be the strongest negative predictor of the expectation of abstinence self-efficacy.

Conclusion Stigma is related to the expectation of abstinence self-efficacy and should be taken into account in treatment. Further research on the effects of stigmatization and intervention approaches to reduce (self-)stigmatization is recommended.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
18. November 2024

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