Aktuelle Ernährungsmedizin 2025; 50(01): 29-35
DOI: 10.1055/a-2437-9452
Viewpoint

Zuckersteuer: Wie lange können wir es uns noch leisten, nichts zu tun?

Sugar Tax: How long can we afford to do nothing?
Sarah Fischbacher
1   Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement, Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Germany
,
Franz-Werner Dippel
2   Zentraleinrichtung Wissenschaftliche Weiterbildung und Kooperation (ZEWK), Berliner Modell: Ausbildung für nachberufliche Aktivitäten (BANA), Technische Universität Berlin (TUB), Berlin, Germany
,
Oliver Schöffski
1   Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement, Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Germany
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Zusammenfassung

Die steigende Prävalenz von Adipositas und Typ-2-Diabetes stellt unsere Gesellschaft vor wachsende medizinische und finanzielle Herausforderungen. Mit etwa 18 Millionen stark übergewichtigen Erwachsenen und ca. 9 Millionen Menschen mit Typ-2-Diabetes befindet sich Deutschland in der Spitzengruppe Europas. Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung ist der zunehmende Konsum von industriell gesüßten Getränken und gezuckerten Speisen. Zucker ist mittlerweile der dominierende Bestandteil stark verarbeiteter Fertigprodukte. Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch wird auf mehr als 40 kg geschätzt. Vor diesem Hintergrund hat die Debatte über eine Besteuerung zuckerhaltiger Getränke und Fertigprodukte an Fahrt aufgenommen. Nach Ansicht von Experten ließe sich eine Zuckersteuer in Deutschland problemlos über das System der besonderen Verbrauchersteuern umsetzen. Um eine gesundheitliche Wirkung zu erzielen, sollte die Zuckersteuer alle eingesetzten Mono- und Disaccharide berücksichtigen, unabhängig davon, aus welcher Quelle sie stammen. In diesem Beitrag wird ein konkreter Vorschlag für die Ausgestaltung einer Zuckersteuer unterbreitet. Als Bemessungsgrundlage wird der prozentuale Zuckergehalt herangezogen und drei Steuerklassen zugeordnet. Die Steuersätze werden so bemessen, dass sie eine Lenkungswirkung entfalten. Um einkommensschwache Bevölkerungsschichten zu entlasten entfällt im Gegenzug die Mehrwertsteuer auf frische und naturbelassene Grundnahrungsmittel. Eine regelmäßig durchgeführte Evaluation stellt die Wirksamkeit der Zuckersteuer sicher.

Abstract

The increasing prevalence of obesity and type 2 diabetes faces our society with growing medical and financial challenges. With approximately 18 million severely overweight adults and around 9 million people with type 2 diabetes, Germany is among the leading countries in Europe. A significant reason for this trend is the rising consumption of industrially sweetened beverages and sugary foods. Sugar has become the dominant component in ultra processed convenience foods. The annual per capita consumption is estimated at more than 40 kg. Against this backdrop, the debate on taxing sweetened drinks and sugary processed foods has gained momentum. According to experts, a sugar tax could easily be implemented in Germany through the system of specific consumer taxes. To achieve a health impact, the sugar tax should consider all mono- and disaccharides, regardless of their source. This article presents a practical approach for the design of a sugar tax. The basis for assessment is the percentage of sugar content, categorized into three tax classes. The tax rates must be high enough to exert a steering effect. To unburden low-income population groups, the value-added tax on fresh and natural foods is waived in return. Regular evaluation ensures the effectiveness of the sugar tax.



Publikationsverlauf

Eingereicht: 07. April 2024

Angenommen nach Revision: 07. September 2024

Artikel online veröffentlicht:
19. Dezember 2024

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