Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2024; 52(06): 336-345
DOI: 10.1055/a-2465-5744
Originalartikel

Tötung im Saufang

Untersuchungen zum Treffersitz und den Auswirkungen des Kopfschusses (Kaliber .22 lfB) beim Wildschwein (Sus scrofa)Killing in wild boar trapsStudies on the point of impact and effects of head shots (caliber .22 lr) in wild boar (Sus scrofa)
Katharina M. Westhoff
1   Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische, Justus-Liebig-Universität Gießen
,
André Fetzer
1   Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische, Justus-Liebig-Universität Gießen
2   Aktuell: Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Bundesforstbetrieb Reußenberg, Abteilung für Naturschutz, Hammelburg
,
Johannes Lang
1   Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische, Justus-Liebig-Universität Gießen
,
Michael Lierz
1   Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische, Justus-Liebig-Universität Gießen
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Zusammenfassung

Gegenstand und Ziel Der Saufang als Methode der Tierseuchenbekämpfung ist mit der Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland wieder neu in den Fokus gerückt. Daten zum Kugelschuss bei Haussäugetieren sind vorhanden, allerdings fehlen Daten zur Tötung und Kaliberwahl für die Anwendung bei Wildschweinen im Saufang weitestgehend.

Material und Methoden Die Köpfe von 138 in Saufängen gefangenen und mit Kopfschuss (Kaliber .22 lfB) getöteten Wildschweinen wurden auf die Anzahl an Einschüssen, Einschusslokalisation und Gewebeschäden am Gehirn anhand von Gefrierschnitten analysiert.

Ergebnisse Bis auf ein Tier konnten alle Wildschweine mit dem Kaliber per Kopfschuss sicher getötet werden. Bei 76% (105/138) der Wildschweine wurde ein einzelner Einschuss am Kopf festgestellt und bei 96% (126/131) der Tiere wurde eine Schädigung im Endhirn in unterschiedlichen Schweregraden nachgewiesen. Bei den Tieren mit einem frontalen Einschuss, bei denen eine Schädigung im Großhirn und im Stammhirn in den Gefrierschnitten festgestellt wurde (n=77) lag dieser im Mittel 2,2 cm oberhalb der Augenlinie und 0,35 cm rechts der Medianen.

Schlussfolgerung Das Kaliber .22 lfB erscheint nach den vorliegenden Untersuchungen für den Einsatz bei mittelgroßen Saufängen zur Tötung von Wildschweinen mit dem frontalen Kopfschuss ausreichend. Die Wahl des kleinstmöglichen Kalibers ist aus Gründen des Tierschutzes (Verletzung anderer Tiere durch Ausschüsse) und der Sicherheit für das ausführende Personal im Saufang von großer Bedeutung.

Abstract

Objective The spread of African swine fever in Germany has brought wild boar trapping back into focus as a method for animal disease control. While data on free-bullet slaughter in domestic mammals is available, data on the gun shot and caliber selection for use in wild boar trapping is largely lacking.

Material and methods The heads of 138 wild boars captured in 10 corral-style traps and shot with a bullet (caliber .22 lr) were analyzed with respect to following data: number of bullet entry holes, bullet entry location, as well as tissue damage to the brain and bleeding by the use of frozen sections of the heads.

Results With the exception of one animal, all wild boars were killed by head shot with the caliber .22 lr. In 76% (105/138) of the wild boars, only one bullet hole was identified in the head, and in 96% (126/131) of the animals, damage of varying severity was observed in the end brain. In the animals with a frontal bullet hole, in which damage was detected in the cerebrum and brain stem in the frozen sections (n=77), the location was, on average, 2.2 cm above the eye line and 0.35 cm to the right of the median.

Conclusion The .22 lr caliber appears to be sufficient for culling wild boar with head shots in corral-style wild boar traps. The choice of the smallest possible caliber is of great importance for reasons of animal welfare and safety for the personnel operating the cull.



Publication History

Received: 09 October 2024

Accepted: 11 November 2024

Article published online:
05 December 2024

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