Sportphysio 2025; 13(01): 4-6
DOI: 10.1055/a-2468-4351
Research

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Anteriorer Knieschmerz

Niederländische Leitlinien für patellofemorale Schmerzen und Patellatendinopathie

Anteriorer Knieschmerz ist eines der häufigsten Symptome, das sowohl bei Jugendlichen als auch bei Erwachsenen auftritt, insbesondere bei physisch aktiven Bevölkerungsgruppen. Ein umfassender, multidisziplinärer Ansatz, der die (Sport-)Physiotherapie, Podologie und Orthopädie einbezieht, ist notwendig, um Betroffene optimal zu beraten und zu behandeln. Obwohl patellofemorale Schmerzen (patellofemoral pain, PFP) und Patellatendinopathie (PT) langfristig ungünstige Prognosen aufweisen können, existieren keine multidisziplinären, evidenzbasierten Leitlinien. Es besteht ein Bedarf, Betroffene über optimale Behandlungen und Zeitpläne zu informieren. Diese Studie zielte deshalb darauf ab, multidisziplinäre Leitlinien für die Behandlung von PFP und PT zu entwickeln, um die klinische Entscheidungsfindung in der primären und sekundären Versorgung zu unterstützen

Ein Expertenpanel, das von der niederländischen Sportmedizin-Vereinigung beauftragt wurde, bestand aus Vertreter*innen verschiedener relevanter Gesundheitsberufe. Es identifizierte acht zentrale klinische Fragen: unter anderem Unsicherheiten bei der Diagnostik von PT, Wert von Trainingstherapie und anderen konservativen Maßnahmen, Rolle von Schmerzmedikamenten und Indikationen für offene chirurgische Eingriffe. Eine systematische Literaturrecherche wurde durchgeführt, um die wissenschaftliche Evidenz zu bewerten. Die Stärke der Empfehlungen wurde durch die GRADE-Methode (Grading of Recommendations, Assessment, Development and Evaluations) bestimmt, unter Berücksichtigung der klinischen Erfahrungen des Expertenpanels.

Die zentralen Empfehlungen der Leitlinie sind:

  • PFP sollte mindestens 6–12 Wochen lang mit einer auf den Quadrizeps und/oder auf das Hüftgelenk fokussierten Übungstherapie behandelt werden, vorzugsweise unter der (teilweisen) Aufsicht von Physiotherapeut*innen.

  • Bei PFP sollte ein strukturiertes Übungsprogramm, das kontinuierlich in Bezug auf Volumen und Intensität an die Schmerzintensität der Patient*innen angepasst wird, angeboten werden.

  • Das strukturierte Übungsprogramm bei PT sollte aus vier aufeinander aufbauenden Schritten bestehen ([ Abb. 1 ]).

  • Zusätzliche konservative Behandlungen (nur dann indiziert, wenn nach 6 (PFP) bzw. 12 Wochen (PT) Trainingstherapie keine klinisch relevanten Änderungen auftreten)

  • Schmerzmedikation (nur bei starkem Schmerz)

  • Bildgebende Verfahren haben nur einen begrenzten Nutzen.

  • Offene Operationen sind nur in sehr speziellen Fällen für Betroffene, die nicht auf die Trainingstherapie ansprechen, vorgesehen.

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Abb. 1 Vier-Schritte-Behandlungsplan für die Patellatendinopathie (PT), angepasst von Rudavsky und Cook . (VAS = Visuelle Analogskala). (Quelle: Ophey et al. 2024; eigene Übersetzung)
FAZIT

Die Leitlinie bietet eine strukturierte Grundlage für die klinische Entscheidungsfindung in den unterschiedlichen Disziplinen und hilft, Behandlungen zu optimieren. Durch die Standardisierung der Empfehlungen wird das Risiko unnötiger Belastungen und Kosten für die Betroffenen und die Gesellschaft verringert.

AUF EINEN BLICK

Design: multidisziplinäre Leitlinienentwicklung

Teilnehmer: Expertenpanel aus der Allgemein-, Sportmedizin, Orthopädie, Radiologie, Podologie und Physiotherapie

Parameter: evidenzbasierte Empfehlungen und klinische Entscheidungsfragen zur Behandlung von patellofemoralen Schmerzen und Patellatendinopathien

Resultate: Trainingstherapie wird als primäre Behandlungsstrategie empfohlen. Der Nutzen zusätzlicher Behandlungen, bildgebender Verfahren und offener Operationen ist begrenzt.

Katrin Veit

Ophey M, Koëter S, van Ooijen L et al. Dutch multidisciplinary guideline on anterior knee pain: Patellofemoral pain and patellar tendinopathy. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc 2024. DOI: 10.1002/ksa.12367


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Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
03. Februar 2025

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