Journal Club AINS 2025; 14(01): 34-35
DOI: 10.1055/a-2508-9233
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Sepsis hat beträchtliche funktionelle Langzeitfolgen

Die Sepsis ist eine häufige und lebensbedrohliche Krankheit, von der jedes Jahr weltweit schätzungsweise fast 50 Millionen Patienten betroffen sind. Ungefähr 2 von 3 Patienten überleben die akute Erkrankung unter der besten verfügbaren Intensivtherapie. Die Genesung verläuft häufig protrahiert, da bei vielen Überlebenden neue oder sich verschlimmernde kognitive, psychische und physische Beeinträchtigungen auftreten. Diese Beeinträchtigungen werden zusammenfassend als Post-Sepsis-Syndrom oder – bei Patienten mit Intensivbehandlung – als Post-Intensive-Care-Syndrom (PICS) bezeichnet, wobei Sepsis der Hauptgrund für PICS-bedingte Behinderungen nach einer kritischen Erkrankung ist. Die resultierenden Beeinträchtigungen behindern die Rückkehr der Patienten in ein unabhängiges Leben für Monate oder sogar Jahre. Die genannten Auswirkungen betreffen nicht nur ältere, sondern auch zuvor unbeeinträchtigte jüngere Patienten. Beispielsweise wurde in der Literatur von 20- bis 30-jährigen Patienten berichtet, die nach einer kritischen Erkrankung ein demenzielles Krankheitsbild entwickelten. Daten aus 2 großen klinischen Studien deuten darauf hin, dass ein Drittel der zuvor funktionell unabhängigen Sepsisüberlebenden 6 Monate später nicht in ein unabhängiges Leben zurückgekehrt waren.

Fazit

Sepsis kann als Sentinelereignis im Leben betroffener Patienten angesehen werden, mit lang anhaltenden, neu aufgetretenen Symptomen und Funktionseinbußen bei Überlebenden, die sich in chronischen, für die öffentliche Gesundheit bedeutsamen Gesundheitsstörungen manifestieren. Das breite Spektrum an Folgen und die Zahl der Überlebenden, die auch 3 Jahre nach einer Sepsis betroffen sind, unterstreichen den erheblichen Einfluss der Sepsis auf die Morbidität und funktionelle Abhängigkeit der betroffenen Patienten. Den Autoren zufolge sind gezielte Maßnahmen erforderlich, um die Krankheitslast zu mildern und den Anteil der Patienten zu erhöhen, die eine Verbesserung ihres Zustands erreichen, einschließlich einer Versorgung während des akuten Krankenhausaufenthalts, die stärker auf die Erholung ausgerichtet ist. Zusätzlich müssen eine spezialisierte, multidisziplinäre Nachsorge in speziell für solche Patienten konzipierten Kliniken erfolgen und strukturierte kognitive, physische und psychologische Rehabilitationsprogramme etabliert werden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
28. Februar 2025

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