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DOI: 10.1055/a-2509-5846
Mammakarzinom des Mannes: Erhöht eine Gynäkomastie das Risiko?
Screening Mammography for Males With Elevated Breast Cancer Risk, Mutation Carriers, and Gynecomastia.
Clin Breast Cancer 2024;
24: e503-e508
DOI: 10.1016/j.clbc.2024.03.014
Männer mit einer BRCA1- oder BRCA2-Mutation haben ein deutlich erhöhtes Mammakarzinomrisiko. Ob eine Gynäkomastie ebenfalls für Brustkrebs bei Männern prädisponiert, wird dagegen in der wissenschaftlichen Literatur kontrovers diskutiert. Unklar ist zudem, ob ein Zusammenhang zwischen den beiden Faktoren besteht. Ein Forscherteam aus Israel beschäftigte sich mit dieser Thematik im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie.
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An einer Klinik in Tel Aviv erhalten Männer mit einer pathogenen Mutation in einem Brustkrebsgen routinemäßig ein Mammografiescreening. Symptomatische Männer werden ebenfalls – unabhängig vom Mutationsträgerstatus – mammografisch abgeklärt. Nun prüften die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, inwiefern eine Gynäkomastie bei Trägern bzw. Nichtträgern von Risikomutationen für ein Mammakarzinom prädisponiert. Hierzu analysierten sie die Daten von 446 Männern, die zwischen 2016 und 2023 mindestens eine digitale Mammografie absolviert hatten. 82 Männer waren nachweislich Träger einer Mammakarzinom-Risikomutation: 51 wiesen eine BRCA1- und 30 eine BRCA2-Mutation auf. Ein Patient litt an einer CHEK2-Mutation. Die übrigen 364 Männer waren keine Mutationsträger.


Ergebnisse
Die Mutationsträger und die Kontrollen waren im Schnitt 60 bzw. 65 Jahre alt. Bei 6 von 82 Mutationsträgern (7%) und bei 21 von 364 Nichtmutationsträgern (6%) war ein Mammakarzinom diagnostiziert worden (p = 0,6). Von 24 der 27 Tumoren lagen histopathologische Informationen vor. Bei allen Tumoren handelte es sich um invasiv duktale Mammakarzinome, alle waren östrogenrezeptorpositiv und 3 waren HER2/neu-positiv. Zwei von 5 Tumoren (40%) von Mutationsträgern und 11 von 19 Tumoren (58%) von Nichtmutationsträgern hatten axillär gestreut (p = 0,7). Bei 251 Patienten war mammografisch eine Gynäkomastie diagnostiziert worden: 12 Mutationsträger (15%) und 239 Nichtmutationsträger (66%) waren davon betroffen (p < 0,0001). Zehn der 251 Patienten mit Gynäkomastie (4%) und 17 der 195 Patienten ohne Gynäkomastie (9%) litten an einem Mammakarzinom (p < 0,05). Im Kollektiv der Mutationsträger betrafen Mammakarzinome häufiger Männer mit Gynäkomastie (p = 0,08), im Kollektiv der Nichtmutationsträger traten die Tumoren dagegen häufiger bei Männern ohne Gynäkomastie auf (p = 0,3). Die logistische Regressionsanalyse ergab bei den Mutationsträgern einen signifikanten Zusammenhang zwischen einer Mammakarzinomdiagnose und der Gynäkomastie (p < 0,02): Die Odds Ratio für eine Tumordiagnose betrug bei Vorliegen einer Gynäkomastie 5,8 (95%-KI 1,1–31). Bei Fehlen einer Gynäkomastie betrug die Odds Ratio für eine Mammakarzinomdiagnose 0,522 (95%-KI 0,2–1,7).
Träger von Brustkrebs-Risikomutationen sollten engmaschig auf eine Gynäkomastie überwacht werden, da vermutlich ein Zusammenhang zwischen dieser und einer Tumordiagnose besteht, raten die Forschenden. Auch Mammografien seien bei Mutationsträgern zu erwägen. Weitere Studien müssen nun den optimalen Zeitpunkt für ein Mammografiescreening bei Männern mit Hochrisikomutationen (BRCA1/2, PALB2) bzw. Mutationen mit mäßig erhöhtem Risiko (ATM, CHEK2) klären und sinnvolle Screeningintervalle definieren.
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Dr. med. Judith Lorenz, Künzell
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Publication History
Article published online:
20 February 2025
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