Zusammenfassung
Die Gletschermumie Ötzi, entdeckt 1991 in den Ötztaler Alpen, zählt zu den am
besten untersuchten Mumien weltweit. Sein außergewöhnlich guter
Erhaltungszustand ermöglicht tiefgehende Einblicke in die Kupferzeit,
insbesondere in Bezug auf Lebensstil, Ernährung, Krankheiten und Todesursache.
Multidisziplinäre Studien – darunter anthropologische, paläopathologische,
molekulare und radiologische Analysen – lieferten detaillierte Erkenntnisse über
Ötzis Lebensweise und die Umstände seines gewaltsamen Todes. Der vorliegende
Artikel widmet sich den Untersuchungen, die an Ötzis Skelett durchgeführt
wurden, und beleuchtet deren bedeutenden Beitrag zu seiner Erforschung. Das
Skelett zeigt deutliche Spuren intensiver körperlicher Belastung und hoher
Mobilität, erkennbar insbesondere am stark ausgeprägten Schienbein, ein
typisches Merkmal für Bewegungen in alpinem Gelände. Gleichzeitig wiesen
degenerative Gelenkerkrankungen, vor allem an der Wirbelsäule und den unteren
Extremitäten, auf die Beanspruchungen seines Körpers hin. Interessanterweise
zeigten die Gelenke der Arme und Hände kaum Abnutzung. Die Umstände seines Todes
konnten durch detaillierte Analysen rekonstruiert werden: Eine Pfeilverletzung
an der linken Schulter durchtrennte das Schulterblatt und die Arteria subclavia,
was höchstwahrscheinlich tödlich war. Zusätzlich weist ein Schädel-Hirn-Trauma
auf einen möglichen Sturz oder einen weiteren Angriff hin. Die Ergebnisse der
Ötzi-Forschung bieten einzigartige Einblicke in die Lebensbedingungen der
Kupferzeit und die frühen medizinischen Praktiken dieser Epoche. Sie
verdeutlichen, wie sich Ötzi und seine Gemeinschaft an die Herausforderungen
eines harten, alpinen Lebens anpassten.
Abstract
The glacier mummy Ötzi, discovered in 1991 in the Ötztal Alps, is among the most
thoroughly studied mummies worldwide. His exceptionally well-preserved state
provides profound insights into the Copper Age, particularly regarding
lifestyle, diet, diseases, and cause of death. Multidisciplinary studies –
including anthropological, paleopathological, molecular, and radiological
analyses – have yielded detailed knowledge about Ötzi’s way of life and the
circumstances surrounding his violent death. This article focuses on the
investigations conducted on Ötzi’s skeleton and highlights their significant
contributions to his study. The skeleton shows clear signs of intense physical
activity and high mobility, most notably evident in the pronounced development
of the tibia, a typical feature of movement in alpine terrain. At the same time,
degenerative joint diseases, especially in the spine and lower extremities,
reflect the physical strain he endured. Interestingly, the joints in his arms
and hands show little to no wear. The circumstances of his death were
reconstructed through detailed analyses: an arrow wound in his left shoulder
severed the scapula and the subclavian artery, a likely fatal injury.
Additionally, evidence of a cranial trauma suggests a potential fall or another
assault. The findings of Ötzi research provide unique insights into the living
conditions of the Copper Age and the early medical practices of that period.
They illustrate how Ötzi and his community adapted to the challenges of a harsh
alpine environment.
Schlüsselwörter
Gletschermumie - Paläopathologie - Degenerative Gelenkerkrankungen - Knöcherne Verletzungen
Keywords
Iceman mummy - Paleopathology - Degenerative joint disease - Violent death