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DOI: 10.1055/a-2530-4121
Weniger „Ich“, mehr „Wir“

Liebe Leserinnen und Leser,
die Idee für dieses Editorial habe ich schon etwas länger. Wie kam ich darauf? Egomanen, Narzissten und andere Persönlichkeitsakzentuierte machen einem immer mal das Leben schwer. Es geht in Diskussionen nicht um die Sache, sondern es geht um persönliche Befindlichkeiten. Nicht im Traum hätte ich mir denken können, dass meine kleine Klageschrift im Angesicht der aktuellen Entwicklungen, und vor allem das vergangenen Bundestagswahlkampf, so lächerlich untertrieben erscheint. Ministerpräsidenten, die ihre Meinung schneller ändern, als man es in Onlinemedien nachverfolgen könnte, Minister, die, wie gemunkelt wird, mehr mit Direktiven arbeiten, als sich mit Staatssekretär*innen, die gemein hin als DIE Fachleute gelten, absprechen und von politischen Führern in der Ferne spreche ich lieber nicht. Ich unterstelle, dass die Leserinnen und Leser dieser Zeitschrift gewohnt sind oder gewohnt waren, in interdisziplinären Teams zu arbeiten. Diese Arbeit kann anstrengend sein. Meistens sind die Teams (früher Kollektive) relativ groß. In meinem Fall sind es inklusive eigener Mitarbeiter*innen circa 100 Personen, die man unter einen Hut bringen muss. Das ist nicht leicht, bringen doch alle Personen in diesem „Zirkel“ Eigenheiten mit, die in gewisser Weise respektiert werden wollen. Da haben persönliche Befindlichkeiten in der Regel keinen hohen Stellenwert, da sie immer irgendjemanden irritieren können. Gerade die Leitenden sollten solche Eigenheiten außen vorlassen. Private Animositäten, Vorlieben und persönliche Interessen stehen dem Teamgedanken in der Regel im Weg. Das trifft natürlich nicht nur auf die Leitenden zu, sondern ebenfalls auf die Teammitglieder. Häufig erlebt man es aber, dass Leitende nach „oben“ duckmäusern und nach unten (schon dieser Begriff ist dämlich) ihre Macht abagieren. Teams können so, dass ist meine feste Überzeugung, nicht gut funktionieren. Deswegen geht erneut ein Ruf an Sie alle: Respektieren Sie Ihre Mitmenschen im beruflichen und natürlich auch im privaten Umfeld. Respekt heißt nicht, alle Meinungen berücksichtigen zu müssen, aber alle Meinungen zumindest gehört zu haben, um sich ein Gesamtbild erarbeiten zu können, wäre respektvoll. Im respektvollen Umgang werden auch negative Entscheidungen, die nun mal hin und wieder getroffen werden müssen, besser toleriert, weil diese nicht als persönliche Ablehnung verstanden werden. Vielleicht denken Sie alle einmal darüber nach, in der Hoffnung, dass wir in unserer kleinen und wenig wichtigen Wirkssphäre ein besseres Miteinander schaffen können. Für die oder den Einzelne*n ist dieser Einflussbereich dann doch nicht so klein und unwichtig.
Mit besten Grüßen
Norman Best
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
09. April 2025
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