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DOI: 10.1055/s-0028-1082158
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Verunsicherung bei medikamentöser Therapie - Wie sieht die Standardtherapie der Rosazea aus?
Publication History
Publication Date:
06 August 2008 (online)
- Keine offiziellen Leitlinien im deutschsprachigen Raum
- Was tun bei therapieresistenten Erythemen?
- Vorsicht mit Steroiden!
Mit einer professionellen Behandlung lässt sich vielen Rosazeapatienten überaus wirkungsvoll helfen. Für Verunsicherung sorgt allerdings immer wieder die Frage, welche Medikamente eigentlich zu einer guten Therapie gehören.
Fotos: Prof. Schaller
#Keine offiziellen Leitlinien im deutschsprachigen Raum
Zwar gibt es im deutschsprachigen Raum nach wie vor keine offiziellen Leitlinien zur Therapie der Rosazea, allerdings haben "sich mittlerweile in vielen dermatologischen Zentren relativ ähnliche Standardtherapien herausgebildet", wie Prof. Martin Schaller, leitender Oberarzt der Universitäts-Hautklinik Tübingen, betont.
Welche Behandlung im Einzelfall zu empfehlen ist, hängt vor allem vom jeweils vorliegenden Rosazea-Subtyp ab. Beim erythematösen und papulopustulösen Subtyp ist zum Beispiel die Kombination aus lokalem Metronidazol und systemischem Doxyzyklin eine weit verbreitete Standardtherapie. Innerhalb weniger Wochen sollte es damit zur vollständigen Abheilung der Pusteln kommen oder zumindest zu einer deutlichen Besserung, wie Prof. Schaller erläutert. In leichten Fällen wird mancherorts auch auf die systemische Antibiotika-Gabe verzichtet und nur lokales Metronidazol eingesetzt.
Wird Metronidazol nicht vertragen, bietet sich als Alternative Azelainsäure an, die in Studien eine ähnliche Wirksamkeit wie Metronidazol gezeigt hat. Zwar gibt es Untersuchungen, in denen Azelainsäure etwas besser abgeschnitten hat als Metronidazol. Nach Worten des Hautspezialisten dürften diese Vorteile aber am ehesten studientechnisch bedingt sein. "Der Nachteil ist, dass Azelainsäure die Haut stärker reizt als Metronidazol, weshalb Azelainsäure in den meisten Zentren nicht die erste Wahl darstellt."
Häufig kommt bei der Rosazea auch das Aknemittel Isotretinoin zum Einsatz, das insbesondere beim papulopustulösen und glandulär-hyperplastischen Subtyp sehr hilfreich sein kann, während die Erfolge bei einer erythematösen Rosazea nach Einschätzung von Rosazea-Experten oft deutlich geringer sind. Wegen eventueller Nebenwirkungen sollte der Einsatz von Isotretinoin allerdings entsprechend vorsichtig erfolgen. Als Dosierung kommt zum Beispiel die Einnahme von 10 mg alle 2 Tage in Frage, wobei auch Dosierungen von 20 mg pro Tag oder noch höher verwendet werden.
#Was tun bei therapieresistenten Erythemen?
Vor allem die Behandlung der Erytheme erweist sich bei einer Rosazea immer wieder als große Herausforderung. Selbst nach einer monatelangen Metronidazol-Therapie stellen sich oft keine befriedigenden Erfolge ein. Als Ausweg können dann Laser-Therapien in Frage kommen, mit denen sich kleine Blutgefäße veröden lassen, wodurch die übermäßige Durchblutung der Haut nachlässt und die Rötungen abnehmen.
#Vorsicht mit Steroiden!
Zu den häufigsten Fehlern der Rosazea-Therapie gehört immer noch der unsachgemäße Einsatz von Steroiden. Zwar können Kortisonpräparate das klinische Bild anfangs bessern, aber nach längerer Anwendung besteht die Gefahr einer Steroidrosazea, die sich als papulopustulöses Erscheinungsbild in Kombination mit Hautatrophien und anderen Kortikoidnebenwirkungen präsentieren kann. Beim Absetzen ist dann außerdem mit einem verstärkten Aufblühen der Dermatose zu rechnen. "Glukokortikoide sind daher bei der Rosazea kontraindiziert", betont Prof. Schaller. "Eine Ausnahme ist die Rosazea fulminans, die eine Maximalvariante der Rosazea darstellt und eine Kortisongabe über wenige Wochen erforderlich machen kann."
Dr. med. Karl Eberius, Grenzach