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DOI: 10.1055/s-0028-1082605
© Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG
Brustkrebs: Individualisierte Therapie durch Genprofil?
Publication History
Publication Date:
02 October 2008 (online)
Brustkrebs: Individualisierte Therapie durch Genprofil?
Klinisch-pathologische Prognosemodelle differenzieren heterogene Patientengruppen in homogenere Subgruppen, erlauben aber bisher keine maßgeschneiderte Therapie. Acharya et al. untersuchten nun, ob genetische Expressionsmuster, die Biologie und Mikroumgebung des Tumors bestimmen, zu einer präziseren Prognose bzw. Therapieplanung beitragen können (JAMA 2008; 299: 1574–1587).
Retrospektiv wurden Gewebeproben von 964 Frauen mittels Mikroarray untersucht, bei denen ein Mammakarzinom im Frühstadium festgestellt und eine adjuvante Chemotherapie geplant worden war. 573 Patientinnen bildeten die Evaluierungsgruppe, 391 eine eigenständige Validierungsgruppe. Alle Studienteilnehmerinnen waren mindestens 11 Jahre beobachtet worden. Die Forscher beurteilten das Rezidivrisiko der Frauen anhand klinisch-pathologischer Prognosefaktoren (Alter, Komorbidität, Östrogenrezeptorstatus, Tumorgrad und -größe sowie Lymphknotenstatus) als gering, mäßig bzw. hoch.
Sowohl im Arm mit geringem wie auch in den Armen mit mäßigem bzw. hohem Rezidivrisiko identifizierten die Forscher Subgruppen von Frauen mit prognostisch signifikantem Genprofil: So überlebten Frauen mit geringem Rezidivrisiko, aber genetisch belegter onkogener Deregulation 19 Monate kürzer als Frauen derselben Rezidivrisikogruppe ohne dieses Expressionsmuster. In der Gruppe mit mäßigem Rezidivrisiko betrug dieser Unterschied bis zu 54 Monate, in jener mit hohem Rezidivrisiko bis zu 16 Monate. Diese Ergebnisse bestätigten sich sowohl in der Multivarianzanalyse als auch in der Untersuchung an der Validierungsgruppe. Die klinisch-genetisch charakterisierten Subgruppen wiesen außerdem spezifische Sensitivitätsmuster gegenüber zytotoxischen Standardtherapien auf.
Fazit: Spezifische Muster der onkogenen Deregulation sowie Expressionsmuster, die Tumorbiologie und die Mikroumgebung des Tumors beeinflussen, können die klinisch-pathologische Patientenklassifikation verbessern, so die vorläufige Einschätzung der Autoren. Acharya et al. identifizierten Patientensubgruppen mit schlechter Prognose, deren Genprofile hoch spezifisch waren und sich von den molekularen Merkmalen der Subgruppen mit guter Prognose eindeutig unterschieden. Die Betrachtung ganzer genetischer Expressionsmuster anstelle einzelner Gene fördere das Verständnis der Tumorbiologie und ermögliche es so, eine individuell effektive Therapie zu entwickeln.
Kommentar zur Studie: C.C. Huang et al. bewerten die Ergebnisse als ermutigend und den prognostischen Wert als hoch (JAMA 2008; 299: 1605–1605). Hier seien die Expressionsmuster von Genen betrachtet worden, die Einblick in die biologische Entwicklung des Mammakarzinoms gewähren. Weil diese Gene potenzielle Ziele einer molekularen Therapie sind, könne der Ansatz von Acharya et al. ein Fortschritt in der sich verändernden Landschaft der Onkologie sein, hin zum individualisierten Patientenmanagement. Dennoch bedürfe die Bestimmung der Gensignatur mittels Mikroarray einer Bestätigung in prospektiven Studien.