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DOI: 10.1055/s-0028-1086166
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Schizophrenie - Psychoprotektion durch Hormontherapie
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
19. November 2008 (online)
Frauen mit einem niedrigen Östrogenspiegel, wie etwa kurz nach der Entbindung oder in der Menopause, haben ein erhöhtes Risiko an einer Psychose zu erkranken. Umgekehrt bessert sich die Symptomatik häufig während der Schwangerschaft, d.h. genau dann, wenn die Östrogenwerte besonders hoch sind.
Diese Beobachtung wird nun gestützt durch eine erst kürzlich publizierte Studie. Die randomisierte, doppelblinde Studie untersuchte 102 Patientinnen mit Schizophrenie im gebärfähigen Alter, die sich gerade in einer akuten oder chronischen Phase der Erkrankung befanden. Die Frauen erhielten über einen Zeitraum von 4 Wochen zusätzlich zu ihrer bisherigen antipsychotischen Medikation transdermal 100 µg Estradiol oder Placebo. Durch die Zusatztherapie mit dem Verum ging der Gesamtwert auf der Positiv- und Negativ-Syndrom-Skala (PANSS) von zu Beginn 78 auf 69 Punkte zurück, mit Placebo blieb er konstant. Am stärksten war der Therapieeffekt auf der Positivskala der PANSS (z.B. Wahn, Agitiertheit, Agressivität). Hier sank der Wert unter Hormongabe signifikant von 21 auf 17 Punkte (p < 0,05). Negativsymptome (z.B. Motivationsverlust, sozialer Rückzug) vermochte die Zusatztherapie nicht signifikant zu reduzieren.
Die Wissenschaftler schließen aus den Ergebnissen, dass sich die Gabe Östrogen offenbar als eine sinnvolle Zusatztherapie bei Frauen mit Schizophrenie eignet. Ob auch Männer von einer solchen Zusatztherapie profitieren könnten bleibt abzuwarten.
Quelle: Kulkarni J et al. Estrogen in severe mental illness: a potential new treatment approach. Arch Gen Psychiatry 2008; 65: 955-960