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DOI: 10.1055/s-0028-1086173
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Bipolare Störungen - Oft ein langer Weg zur Diagnose
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
19. November 2008 (online)
Die bipolare Erkrankung beginnt meist mit einer depressiven Phase und wird entsprechend häufig nicht korrekt diagnostiziert. Je später eine adäquate Therapie einsetzt, desto schlechter werden die Aussichten auf eine langfristige Stabilisierung. Besonders effektiv ist die frühzeitige Kombination eines gut verträglichen atypischen Neuroleptikums und eines Mood-Stabilizers.
In der Pathogenese der bipolaren Erkrankung spielen die Gene eine wichtige Rolle. Wenn ein eineiiger Zwilling erkrankt ist, hat der andere ein Risiko von 50-60 %, ebenfalls bipolar zu erkranken, und ein Risiko von 75 % für eine Depression. Einige involvierte Gene dafür wurden bereits identifiziert. Im Gehirn der Patienten finden sich auch strukturelle Besonderheiten, z.B. regionale Volumendefizite im orbitofrontalen Kortex. Mittels funktioneller Bildgebung wurden Anomalien in der Hirnaktivierung bei kognitiven Aufgaben beobachtet, die eine Interaktion zwischen ventral-dorsalem und präfrontalem Kortex erfordern. Bei der bipolaren Erkrankung handele es sich pathophysiologisch offenbar um eine Netzwerkerkrankung, wie Dr. Sophia Frangou, London, ausführte. Man vermutet, dass kompensatorisch alternative Aktivierungswege benutzt werden, die z.B. zu riskanteren Entscheidungen führen. Die genaue Aufklärung solcher Wege könnte in Zukunft zu neuen Therapieansätzen führen.
#Individueller Einsatz der Therapeutika
Um das Outcome zu optimieren, können die heute verfügbaren Medikamente entsprechend dem individuellen Profil der Patienten differenziert eingesetzt werden. Atypische Neuroleptika wirken schneller als klassische, und sie haben ein deutlich geringeres Risiko für extrapyramidalmotorische Nebenwirkungen und Spätkomplikationen wie tardive Dyskinesien. Mit Ausnahme von Risperidon besteht auch kein Risiko für einen Prolaktinanstieg. Solche Nebenwirkungen bestimmen den langfristigen Therapieerfolg entscheidend. Deshalb muss daran bereits gedacht werden, wenn man eine akute Manie behandelt. Ein besonders günstiges Nebenwirkungsprofil unter den Atypika besitzt Aripiprazol (Abilify®) und hat sich auch in der Langzeitprävention als effektiv erwiesen. Eine langfristige Stabilität sei allerdings durch eine frühzeitige Kombinationstherapie mit einem Mood-Stabilizer am besten zu erreichen, wie Prof. Thomas E. Schläpfer, Bonn, ausführte.
Dr. Angelika Bischoff, Planegg
Quelle: Satellitensymposium "Finding the Balance in Bipolar Disorder: From theory to practice" am 13. Juli 2008 im Rahmen des XXVI. Kongresses des Collegium Internationale Neuro-Psychopharmacologicum (CINP) in München, veranstaltet von der Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA, München