psychoneuro 2008; 34(8): 379
DOI: 10.1055/s-0028-1086175
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Schizophrene Psychose - Andauerndes psychisches und körperliches Wohlbefinden durch eine ausbalancierte Therapie

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Publication Date:
19 November 2008 (online)

 
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Das subjektive Wohlbefinden beeinflusst die Compliance von Patienten mit schizophrenen Psychosen maßgeblich. Da sich die einzelnen Antipsychotika zur Behandlung von Schizophrenie nicht zuletzt hinsichtlich ihres Wirksamkeits-, Verträglichkeits- und Sedierungsprofils unterscheiden, ist die Auswahl eines geeigneten Medikaments die Basis einer jeden erfolgreichen Therapie.

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Kasuistik

Die nachfolgende Kasuistik stellt den Fall eines Patienten mit paranoider Schizophrenie vor, dessen medikamentöse Therapie zunächst mit Olanzapin erfolgte. Wegen der den Patienten belastenden Nebenwirkungen (Gewichtszunahme, starke Müdigkeit) und einer ausgeprägten Negativsymptomatik wurde er auf Ziprasidon umgestellt. Der Fallbericht zeigt, dass bei der Medikamentenumstellung die Verbesserung der Positivsymptomatik weiterhin aufrechterhalten wurde. Die Nebenwirkungen reduzierten sich im Verlauf deutlich, wobei eine höhere Dosierung von Ziprasidon die gute Verträglichkeit nicht beeinflusste. Langfristig verbesserten sich die kognitiven Defizite und die Negativsymptomatik.

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Anamnese und Diagnose

Der 21-jährige Patient stellte sich im Mai 2007 beim Arzt mit folgenden Symptomen vor: verstärkte Sinneswahrnehmung, Geruchshalluzinationen, Zoenästhesien, Größen- und Verfolgungsideen. Er gab weiter an, dass er bereits während eines mehrmonatigen Aufenthaltes im europäischen Ausland im vorangegangenen Jahr erste Beschwerden verspürte und sich bereits dort einer ärztlichen Untersuchung unterzogen hatte. Die Ärzte dokumentierten, dass der Patient akustische Halluzinationen wahrnahm und Farben, Symbole sowie Zahlen und Verkehrszeichen seine gesamte Aufmerksamkeit erforderten und er diesen eine höhere Bedeutung zuschrieb.

Die in Deutschland gestellte Diagnose ergab eine paranoide Schizophrenie (F.20.0) mit deutlichen Negativsymptomen wie Affektverflachung, Antriebsarmut, Konzentrationsstörungen und psychomotorischer Verlangsamung. Die Positivsymptomatik des Patienten war aufgrund der bereits im Ausland initiierten medikamentösen Behandlung von täglich 10 mg Olanzapin vollständig remittiert, jedoch klagte der Patient über belastende Nebenwirkungen in Form von starker Müdigkeit und einer Gewichtszunahme von 10 kg.

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Therapiemaßnahmen

Bereits während seines Auslandsaufenthaltes erhielt der Patient eine medikamentöse Behandlung mit Olanzapin. Aufgrund der beschriebenen starken Nebenwirkungen und des weiterhin in erheblicher Ausprägung bestehenden Negativsyndroms wurde die Medikation ab Juli 2007 auf Ziprasidon in einer Tagesdosierung von 80 mg umgestellt. Begleitend wurden Psychotherapie und Psychoedukation sowie kognitive Trainingsverfahren durchgeführt.

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Verlauf und Prognose

Die Medikamentenumstellung erzielte, wie vom Patienten gewünscht, eine Gewichtsreduktion auf das ursprüngliche Ausgangsniveau vor Krankheitsbeginn. Auch fühlte sich der Patient agiler.

Eine Änderung der Lebenssituation, bedingt durch den Beginn eines Studiums und eines damit verbundenen Wechsels des Wohnortes, führte beim Patienten jedoch im Herbst 2007 zu einem Gefühl ausgeprägter Unsicherheit und Überforderung. Darauf wurde - neben psychotherapeutischen Maßnahmen - mit einer Dosissteigerung auf 120 mg Ziprasidon reagiert, jeweils morgens 40 mg und abends 80 mg.

Bereits kurze Zeit später (im Dezember 2007) beschloss der Patient, sein Studium abzubrechen und stattdessen eine Ausbildung aufzunehmen. Seine depressive Stimmungslage verbesserte sich zusehends wie auch die Einschränkungen in der Leistungsfähigkeit und in der Bewältigung täglich anfallender Aufgaben. Daher wurde die Tagesdosis auf 100 mg reduziert (jeweils 40 mg morgens, 60 mg abends).

Der Zustand des Patienten blieb daraufhin weiter stabil. Bei der letzten Vorstellung in der Ambulanz im Juni 2008 war der Patient psychopathologisch nahezu unauffällig, wies lediglich ein leichtes Negativsyndrom und leicht verstärkte Müdigkeit auf. Positivsymptome waren weiterhin nicht vorhanden. Erneute kognitive Tests zeigten eine stetige Verbesserung des Konzentrationsvermögens, sodass man von einer weiteren positiven Entwicklung der verbleibenden, geringen Restsymptomatik ausgehen kann.

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Fazit

Durch die Umstellung der Medikation auf Ziprasidon 80 mg/Tag zeigte sich bereits innerhalb weniger Wochen eine deutliche Antriebssteigerung sowie eine Reduzierung des Gewichts auf den Ausgangswert. Die Remission der Positivsymptomatik blieb dabei weiterhin bestehen. Auch bei erneutem Auftreten einer depressiven Stimmungslage, hier hervorgerufen durch die Änderung der Lebenssituation, zeigte sich Ziprasidon in einer flexiblen Aufdosierung von 120 mg am Tag als gut wirksam, sodass sich der Gesundheitszustand des Patienten im Verlauf der Therapie wesentlich stabilisierte. Die Langzeittherapie mit Ziprasidon ging zudem mit einer deutlichen Verbesserung der Negativsymptomatik und der kognitiven Einschränkungen einher. Der Patient gewann im Verlauf der Therapie immer mehr an Lebensqualität und konnte sich wieder vollständig in den Alltag integrieren.

Prof. Dr. I. Puls

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Charité Campus Mitte - Universitätsmedizin, Berlin

Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der Pfizer Pharma GmbH, Karlsruhe