psychoneuro 2008; 34(8): 382
DOI: 10.1055/s-0028-1086177
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Depression und Schlaf - Neues Therapiekonzept bei Depressionen

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Publication Date:
19 November 2008 (online)

 
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Mit Agomelatin liegt ein neuer Wirkstoff vor, der neben einer antidepressiven Wirkung auch den circadianen Rhythmus einschließlich des Schlaf-Wach-Rhythmus normalisiert und auf diese Weise die Erfolgsquote einer antidepressiven Therapie erhöht.

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Synchronisation circadianer Rhythmen

Agomelatin wirkt als Agonist an melatonergen MT1- und MT2-Rezeptoren des Nucleus suprachiasmaticus, dem Sitz der Inneren Uhr, und als Antagonist an serotonergen 5-HT2c-Rezeptoren. Dadurch wirkt die Substanz antidepressiv und führt zu einer Resynchronisation der gestörten endogenen Rhythmen sowie zu einer Verbesserung des Schlafs, ohne jedoch zu sedieren.

In klinischen Studien zeigte Agomelatin (25-50 mg/d) eine gegenüber Placebo signifikant überlegenen und einen gegenüber den Standardantidepressiva schnelleren Eintritt der antidepressiven Wirkung, berichtete Prof. Philip Gorwood, Paris. Signifikante Effekt seien bereits nach einer Woche belegt. Nach sechswöchiger Behandlung betrug der Unterschied auf der Hamilton-Depressionsskala (HAMD) zwischen Agomelatin und Sertralin 1,68 Punkte (p = 0,031). Auch gegenüber Venlafaxin (75-150 mg/d) konnte sich Agomelatin behaupten. Nach einer 6-monatigen Behandlung betrug der Unterschied im CGI-I (Clinical Global Impression) 0,32 (p = 0,025). Der antidepressive Effekt bleibt langfristig erhalten, betonte Gorwood. Nach 6 Monaten kam es bei 21,7 % der Patienten unter Agomelatin und bei 46,6 % der Placebopatienten zu einem Rezidiv (p = 0,0001). Nach 12 Monaten betrugen die Rezidivraten in den beiden Gruppen 23,9 vs. 49,9 % (p = 0,0001). Anders als bei vielen anderen Antidepressiva komme es unter Agomelatin weder zu einer Reduktion der sexuellen Funktionen noch zu einer Gewichtszunahme. Zudem wurden nach Behandlungsabbruch keine Absetzungssymptome beobachtet.

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Zusatznutzen: Besserer Schlaf

Schlafstörungen sind ein sehr häufiges Begleitphänomen depressiver Verstimmungen. Beides - die Störung des Affekts und des Schlafs - haben eine gemeinsame Ursache, die auf Veränderungen in der circadianen Rhythmik zurückzuführen ist. Prof. Göran Hajak, Regensburg, wies darauf hin, dass sich eine Behandlung mit dem melatonergen Antidepressivum auch auf das Schlafverhalten positiv auswirke, ohne dass es zu einer Sedierung am Tage komme.

Abdol A. Ameri, Weidenstetten

Quelle: Satellitensymposium "The melatonergic approach: a breakthrough in the management of depressed patients" am 13. Juli 2008 im Rahmen des XXVI. Kongresses des CINP in München, veranstaltet von Servier Deutschland GmbH, München