Birkenpollenallergiker haben es in Bayern wahrscheinlich schwerer als im Westen Deutschlands. J. T. Buters und Mitarbeiter haben in ihrer Studie Unterschiede zwischen den Blütenpollen in München und in Nordrhein-Westfalen hinsichtlich des Allergengehalts festgestellt. Pollen aus Süddeutschland setzten 3-mal so viel Bet-v-1-Allergen frei. Int Arch Allergy Immunol 2008; 145: 122–130
Süddeutsche Birkenblüten haben einen deutlich höheren Allergengehalt als westdeutsche (Bild:© P. Kirchhoff/Pixelio).
Inzwischen sind 7 Proteine der Birkenpollen als Allergene charakterisiert. Etwa 20 % der Erwachsenen in Deutschland weisen Sensibilisierungen gegen eines oder mehrere dieser Allergene auf. Das Hauptallergen Bet v 1 ist ein Protein, auf das rund 98 % der nordeuropäischen Birkenallergiker reagieren. Buters und seine Kollegen sammelten in 2 aufeinanderfolgenden Jahren die Blütenkätzchen von 82 Birken in München und Nordrhein-Westfalen. Nach einem standardisierten Protokoll wurden die Allergene aus den Pollen extrahiert und Bet v 1 mittels monoklonaler Antikörper im Sandwich-ELISA nachgewiesen. Unabhängig von der Pollenzahl stellte sich heraus, dass die Freisetzung von Bet v 1 im Jahr 2003 in beiden Regionen 5-mal höher war, als ein Jahr zuvor. Darüber hinaus war der Allergengehalt der süddeutschen Pollen signifikant höher im Vergleich zu denen aus Westdeutschland.
Bewertung
Dank des detaillierten Studiendesigns liefert diese Arbeit einen ausgezeichneten Einblick in den veränderlichen Allergengehalt von Pflanzenpollen. Nicht nur klimatische Bedingungen, auch die Bodenbeschaffenheit, der Gesundheitszustand der Pflanzen und Umweltbelastungen wie beispielsweise NO2 können die Allergenfreisetzung beeinflussen. Zusätzlich sind auch genetische Unterschiede zwischen den südlichen und westlichen Pflanzenpopulationen denkbar. Um die Exposition betroffener Personen abzuschätzen, sind Pollenzählungen allein folglich kaum aussagekräftig. Letztlich verdeutlicht diese Studie, dass nicht nur individuelle Faktoren der Exponierten sondern auch die der Allergenproduzenten zahlreiche Variationen aufweisen. Inwieweit derartige Unterschiede auch klinisch relevant sind, müssen weitere Untersuchungen zeigen.
Referiert und bewertet von
Dr. Verena Liebers, Bochum