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DOI: 10.1055/s-0028-1089979
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Sehstörungen als Risiko im Straßenverkehr - Ausfälle des Gesichtsfeldes bleiben häufig unbemerkt
Publication History
Publication Date:
01 October 2008 (online)
Schlaganfälle, Verletzungen oder auch Tumoren im Gehirn können auch das Sehen beeinträchtigen: Betroffene nehmen bestimmte Bereiche ihres Gesichtsfeldes nicht mehr wahr, bemerken jedoch die Sehstörung selbst oft gar nicht und gefährden deshalb sich und andere - zum Beispiel im Straßenverkehr, warnt die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) anlässlich einer aktuellen Studie.
Wissenschaftler der Universität Lübeck untersuchten 15 Personen mit Ausfällen im Gesichtsfeld. Einigen Patienten fehlte ein Viertel oder sogar die Hälfte des normalen Sehfeldes. Dennoch fühlten sich die Betroffenen im Alltag nicht beeinträchtigt. Blinde Menschen sind mitunter kontaktschwach oder ziehen sich zurück, so die Autoren. Dies sei bei den Patienten mit Gesichtsfeldausfällen jedoch nicht festzustellen. Erst in einem speziellen Fragebogen zu Sehstörungen gaben die Betroffenen leichte Einschränkungen im Sozialleben und Probleme beim Autofahren an. Diese beeinträchtigten jedoch angeblich ihr allgemeines Befinden nicht.
#Betroffene unterschätzen häufig die Gefahr
Diese Studienergebnisse bestätigen die Erfahrungen von Augenärzten: "Solange der Bereich des schärfsten Sehens nicht betroffen ist, werden auch größere Gesichtsfeldausfälle oftmals nicht als Beeinträchtigung empfunden", erläutert Prof. Frank G. Holz, Präsident der DOG. Selbst eine Hemianopsie, also der Ausfall des halben Gesichtsfeldes, bleibe mitunter unbemerkt. "Viele Patienten wundern sich lediglich darüber, dass sie sich häufiger an Türen stoßen oder mit anderen Personen kollidieren", berichtet Holz. Einigen fällt es auch schwer, beim Lesen den Anfang der nächsten Zeile zu finden.
Zur Gefahr werden Ausfälle im Umfeldsehen und insbesondere die Halbseitenblindheit im Straßenverkehr. Autofahren ist Menschen mit größeren Gesichtsfeldausfällen verboten. Da viele Betroffene sich ihrer Beeinträchtigung jedoch gar nicht bewusst sind, führen in Deutschland nach Schätzungen der DOG mehrere Tausend Menschen mit solchen Ausfällen einen PKW. Die DOG empfiehlt deshalb dringend, dass sich hirngeschädigte oder -verletzte Menschen nach der Genesung auch augenärztlich untersuchen lassen, bevor sie ihren Alltag wieder aufnehmen.