Aktuelle Neurologie 2009; 36(4): 158-163
DOI: 10.1055/s-0028-1090259
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die ärztliche Tätigkeit in der Neurologie – eine objektive Tätigkeitsanalyse in deutschen Krankenhäusern

The Neurologist's Work Flow – A Full Work Analysis at German HospitalsS.  Mache1 , M.  Koch1 , K.  Vitzthum1 , N.  Schöffel1 , C.  Scutaru1 , B.  Klapp2 , D.  Groneberg1
  • 1Institut für Arbeitsmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin
  • 2Klinik für Psychosomatik, Charité – Universitätsmedizin Berlin
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Publication Date:
15 May 2009 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund In den letzten Jahren stieg die Kritik der stationär tätigen Neurologen an ihren Arbeitsbedingungen zunehmend. Im Fokus stehen insbesondere die langen Arbeitszeiten, die ungenügende Vergütung der geleisteten Arbeit und der hohe Zeitanteil für administrative Aufgaben. Diese Angaben beruhen jedoch nur auf subjektiven Fragebogenerhebungen. Es müssen objektive Daten hinzugezogen werden, um ein exaktes Bild der derzeitigen Arbeitssituation zu gewinnen. Derartige Analysen fehlen jedoch für diesen Bereich. Deshalb war das Ziel dieser Studie eine objektive Tätigkeitsanalyse durchzuführen, die eine systematische Beobachtung der Neurologen in deutschen Krankenhäusern umfasst. Methodik In einer Echtzeitanalyse wurden 60 Arbeitstage von Neurologen individuell für eine Dauer von insgesamt 553 Stunden bei ihrer täglichen Arbeit aufgezeichnet. Dabei wurde für die sekundengenaue Erfassung der Zeitdaten aller ausgeführten Tätigkeiten ein mobiler Handcomputer verwendet. Ergebnis Im Durchschnitt wurden über 80 verschiedene Tätigkeiten am Tag ausgeführt. Ein durchschnittlicher Arbeitstag umfasste 9 Stunden 13 Minuten (SD = 1:04:48 h). Innerhalb dieser Arbeitszeit wurden die größten Zeitanteile 1. für interne Besprechungen, 2. für indirekte und direkte Patientenbehandlung sowie 3. für Visite und Aufnahme in das Krankenhaus genutzt. Schlussfolgerung Die vorliegende Studie ist die erste Tätigkeitsanalyse im Bereich der Neurologie. Teilweise konnten die Angaben der Ärzte bestätigt werden. Eine Reorganisation der ärztlichen Tätigkeiten hinsichtlich einer Minderung der Zeitanteile für Dokumentationsaufgaben könnte des Arbeitspensum entlasten und die Zeitanteile für den direkten Patientenkontakt erhöhen. Die vorliegende Studie leistet einen wegweisenden Beitrag für zukünftige Optimierungsprozesse der Organisation ärztlicher Arbeitsabläufe.

Abstract

Background During the past few years, neurologists have often complained about their working situation. It is necessary to analyse these statements using not only questionnaires but also by carrying out objective task analyses. However, such data are not available at present. Therefore, the aim of the present investigation was to observe neurologists during their work at German hospital departments and evaluate their working routines. Method Twenty neurologists were shadowed individually during 553 working hours. By using an ultra mobile computer all tasks performed by these physicians were collected within this time. Results On average eighty different job tasks were undertaken within an average working day of 9 hours 13 minutes (SD = 1:04:48 h). These tasks included time shares spent on, i. e., meetings, indirect and direct patient care as well as ward rounds and admission to hospital. Conclusion This is the first job task analysis on how neurologists spend their working hours at German hospitals. Some self-reported problems about work obstacles, administration duties and multitasking could be confirmed. These findings make a contribution towards prospective optimisation processes on the working situation of German neurologists.

Literatur

Stefanie Mache

Charité-Universitätsmedizin Berlin, Institut für Arbeitsmedizin

Thielallee 69–73

14195 Berlin

Email: stefanie.mache@charite.de