Notfall & Hausarztmedizin 2008; 34(8/09): 454
DOI: 10.1055/s-0028-1091322
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Schmerztherapeuten sind Lebensqualitätstherapeuten! - Hohe Analgesie plus überlegene Verträglichkeit gleich hohe Lebensqualität

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Publication Date:
17 October 2008 (online)

 
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"Wieder mit dem Fahrrad zum Bridge radeln zu können, das war der Wunsch einer Patientin mit Coxarthrose, die vor einiger Zeit in meine Praxis kam", berichtete Ulf Schutter, Marl. Dies war ihr schon lange Zeit nicht mehr möglich - trotz einer Schmerztherapie mit einem nichtsteroidalen Antirheumatikum. Sie litt an stärksten Schmerzen und darüber hinaus an Nebenwirkungen wie Magenproblemen. Heute, nach der Umstellung der Behandlung auf retardiertes Oxycodon/Naloxon (Targin®) ist nicht nur dieser Wunsch in Erfüllung gegangen: "Die Patientin kann ihre tägliche Besorgungen wieder selbst erledigen, und sie hat sich einer Sportgruppe angeschlossen", so Schutter, "für sie pure Lebensqualität!"

Dass dies kein Einzelfall ist, das untermauerte der Schmerztherapeut mit den Daten einer aktuellen, nicht interventionellen Multicenterstudie, deren Ergebnisse er im Rahmen des diesjährigen IASP World Congress on Pain in Glasgow erstmals international präsentierte. Denn hier zeigte die retardierte Fixkombination aus Oxycodon und Naloxon genau dieses Potenzial im Praxistest - eine hohe Lebensqualität auf Basis einer effizienten und gleichzeitig überlegen verträglichen Analgesie.

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Praxistest bestätigt hohe analgetische Wirkung ...

So reduzierten sich die Schmerzen der 7 836 Studienteilnehmer, die vor allem an starken Schmerzen des Bewegungsapparats litten, unter der Gabe von retardiertem Oxycodon/Naloxon signifikant um 40 bzw. 50 %, je nachdem, ob die Patienten bereits mit Opioiden vorbehandelt worden waren (n = 5 849) oder ob sie bis dato noch keine Opioide erhalten hatten (n = 1 963). "Vor der Umstellung auf Targin® waren 58 % der opioidnaiven und 35 % der opioidvorbehandelten Patienten analgetisch schlecht oder sehr schlecht eingestellt", berichtete Schutter. Nach der vierwöchigen Beobachtungsphase waren dagegen 70 % der opioidnaiven und 50 % der opioidvorbehandelten Patienten mit der Anfangsdosierung gut eingestellt.

Die Schmerzintensität der opioidnaiven Patienten (gemessen anhand der "numeric rating scale" = NRS) lag zu Beginn der Studie im Schnitt noch bei einem Wert von 5,9 - laut Schutter eine "unzumutbare Lebenssituation". Am Tag 28 waren sie jedoch durchschnittlich auf einen Wert von 3 gesunken. Ein gutes Therapieergebnis, denn "bei einer NRS-Reduktion um 3 Stufen kann man in etwa von einer Verdopplung der Lebensqualität ausgehen", meinte Schutter.

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... bei überlegener Verträglichkeit

Gleichzeitig verbesserte sich die Darmfunktion der Patienten signifikant: So verringerte sich mit der Fixkombination aus Oxycodon und Naloxon der sogenannte "Bowel Function Index" bei den opioidnaiven Patienten von 23,3 auf 12 Punkte. Bei den opioidvorbehandelten Patienten reduzierte er sich sogar um 27 Punkte auf ebenfalls praktisch normale Werte. Dass sich zudem auch opioidtypische Symptome wie Obstipation, Übelkeit und Schwindel bei den Patienten, die im Vorfeld noch keine Opioide erhalten hatten, um knapp die Hälfte reduzierten, beeindruckte Schutter besonders.

Neben der besseren Beweglichkeit durch die geringeren Schmerzen und der damit "angekurbelten" Darmfunktion oder einer veränderten Wahrnehmung des Problems aufgrund der höheren Lebensqualität könnte zu diesem positivem Ergebnis nach Ansicht Schutters ein weiterer Mechanismus beitragen: "Bei starken Schmerzen produziert der Körper Endorphine, die an den gleichen Rezeptoren wie exogen verabreichte Opioide binden können - eben auch an die Rezeptoren am Plexus myentericus. Somit könnten auch Endorphine eine opioidinduzierte Obstipation verursachen, die wiederum über die Gabe von Naloxon gelindert werden könnte." Bei den mit Opioiden vorbehandelten Patienten traten diese opioidtypischen Symptome erwartungsgemäß häufiger auf, sodass der positive Effekt von Oxycodon/Naloxon bei dieser Patientengruppe noch größer ist.

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Ergebnis: 50 % mehr Lebensqualität

Dementsprechend steigerte sich die Lebensqualität der Studienteilnehmer durch die Umstellung der Schmerztherapie auf die Fixkombination um 40-50 % (opioidvorbehandelte bzw. -naive Patienten). Dieses Ergebnis ist umso bemerkenswerter, da es die immer noch gängige Meinung eindrucksvoll widerlegt, dass unter einer Opioidtherapie - auch trotz einer deutlichen Schmerzreduktion - die Lebensqualität der Patienten stets sinke, betonte Schutter.

Deutlich wurde die höhere Lebensqualität der Patienten zum einen in einer höheren Aktivität im täglichen Leben: Nach einer Therapiedauer von 4 Wochen hatte sich ihre Fähigkeit zu arbeiten, soziale Kontakte zu pflegen und Lebensfreude zu empfinden, verdoppelt, die Patienten waren viel weniger auf fremde Hilfe angewiesen. Zudem verbesserte sich die Schlafqualität innerhalb der 4-wöchigen Therapiephase um 57 %.

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Retardiertes Oxycodon/Naloxon im Arzturteil

Die Studienärzte beurteilten die Therapie mit der retardierten Fixkombination aus Oxycodon und Naloxon bei opioidnaiven Patienten ebenfalls positiv: 90 % bewerteten sowohl die Verträglichkeit als auch die Wirksamkeit als "sehr gut" bis "gut". Die Vortherapie schnitt im Arzturteil dagegen deutlich schlechter ab: Nur 5,8 % bzw. 36 % der behandelnden Ärzte gaben dieser bezüglich der Wirksamkeit bzw. Verträglichkeit die Noten 1 oder 2. "Damit zeigt diese Studie eine neue Behandlungsqualität", so Schutter. In Deutschland wurde die retardierte Fixkombination aus Oxycodon und Naloxon schon vor 2 Jahren zur Therapie starker bis sehr starker Schmerzen in einem beschleunigten Verfahren zugelassen - ein deutlicher Hinweis auf die Erwartung der Experten in das Präparat. Jetzt soll die europaweite Zulassung folgen.

sts

Quellen: "Targin® schafft Lebensqualität - Neue Daten bestätigen starke Wirksamkeit und überlegene Verträglichkeit" veranstaltet von Mundipharma, Limburg, im Rahmen des 12th World Congress on Pain (IASP)

Dieser Bericht entstand mit freundlicher Unterstützung von Mundipharma, Limburg