Notfall & Hausarztmedizin 2008; 34(8/09): 457
DOI: 10.1055/s-0028-1091323
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Opioidtherapie mit Hydromorphon - 24-Stunden-Analgesie bei Einmalgabe ist bei Dauerschmerzen optimal

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Publication Date:
17 October 2008 (online)

 
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"Zur Langzeittherapie von Patienten mit starken bis sehr starken Dauerschmerzen sind retardierte Opioide Mittel der Wahl. Die Auswahl des Opioids sollte nach individuellen Kriterien unter Berücksichtigung von Substanzeigenschaften und Galenik erfolgen. Eine gleichmäßige Analgesie beugt Toleranz- oder Suchtentwicklung am besten vor und vermeidet Durchbruchschmerz und sogenante End-of-dose-failure Schmerzen. Ist eine Einmalgabe des Opioids möglich, ist dies zudem für die Compliance der Patienten ein deutlicher Gewinn", so Dr. Michael Küster, Schmerztherapeut aus Bonn, bei einem Pressegespräch mit dem Titel: "Studien-Update: Differenzialtherapie mit Opioiden" in Frankfurt a. M.

Zwischen den starken oralen retardierten Opioiden Morphin, Hydromorphon und Oxycodon - alle drei sind µ-Agonisten mit hoher analgetischer Wirksamkeit - gibt es erhebliche pharmakologische Unterschiede und tendenziell auch Unterschiede bei den Nebenwirkungen, berichtete Dr. Kuno Güttler, Pharmakologe am Institut für Pharmakologie der Universität Köln. So ist im Vergleich zu Morphin die Häufigkeit von Juckreiz und Übelkeit unter Oxycodon und Hydromorphon etwas geringer, Hydromorphon verursacht zudem weniger Sedation und Obstipation. Als weitere Vorzüge von Hydromorphon nannte Güttler, dass keine analgetisch aktiven Metabolite entstehen, sodass die Substanz auch bei eingeschränkter Nierenfunktion eingesetzt werden kann. Das Interaktionspotenzial mit anderen Medikamenten sei gering, da Hydromorphon nicht über das CYP450-System abgebaut werde und eine geringe Plasmaeiweißbindung habe.

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Halbwertsdauer als Kriterium für Retardformulierung

Ein besonders wichtiges Kriterium für die Güte der Retardformulierung sei die Halbwertsdauer, betonte Güttler, also die Zeitspanne, in der die Plasmakonzentration des Wirkstoffs über der halbmaximalen Konzentration liegt. Retardiertes OROS® Hydromorphon (Jurnista®) schneidet hier besonders gut ab: Die Halbwertsdauer bei Einmalgabe beträgt 27 bis 29 Stunden, während bei den beiden Morphin-Präparaten für die einmal tägliche Anwendung die Werte nur bei 7 bis 9 Stunden liegen.

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Vorteil durch spezielle Freisetzungs-Technologie

Die OROS-Freisetzungs-Technologie ermöglicht bei retardiertem Hydromorphon einen langsamen Anstieg der Plasmaspiegel und eine konstante Analgesie über 24 Stunden, berichtete PD Dr. Rainer Sabatowski aus Dresden. Dies sei wichtig zur Vorbeugung von "End-of-dose-failure"-Schmerzen und zudem werde die Freisetzung des Wirkstoffs weder durch Nahrung noch durch Alkoholkonsum beeinflusst. In einer Vergleichsstudie mit retardiertem Oxycodon wurde außerdem eine günstige Beeinflussung der Schlafqualität unter OROS Hydromorphon gezeigt [1].

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Vorteile durch Hydromorphon im OROS-System

Die Empfehlung vieler Kassen, Morphin weiterhin als Goldstandard der Opioide zu betrachten, ist in Frage zu stellen, sagte Dr. Küster, Bonn, "aus ärztlicher Sicht ist eigentlich Hydromorphon zu empfehlen." Hydromorphon erfülle die Anforderungen an eine starke Analgesie, an gute Verträglichkeit und wenig Interaktionen, man habe jahrelange Erfahrungen mit der Substanz und sie sei gut kombinierbar. Zudem ermögliche das OROS-System durch die gleichmäßigen Plasmaspiegel eine gleichmäßige Analgesie und eine nur 1 x tägliche Einnahme, was die Compliance deutlich erhöhe.

Die niedrige 4 mg-Wirkstärke des Präparats bezeichnete Sabatowski als günstig zur Therapieinitiierung, für ältere, multimorbide und opoidnaive Patienten und sei auch eine Alternative zu hochdosierten Stufe-II-Opioiden beim Auftreten von Nebenwirkungen.

Roland Fath, Frankfurt a. M.

Quelle: Pressegespräch "Studien-Update: Differenzialtherapie mit Opioiden", 9. Juli 2008 in Frankfurt a. M. Veranstalter: Janssen-Cilag GmbH

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Literatur

  • 01 Kosinski et al. American Pain Society, Mai 2006. 
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Literatur

  • 01 Kosinski et al. American Pain Society, Mai 2006.