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DOI: 10.1055/s-0028-1091326
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Serie "Interdisziplinarität in der Medizin" - Eine Brücke zwischen Schul- und Alternativmedizin
Publication History
Publication Date:
30 October 2008 (online)
- Zweites Standbein ist das Gesundheitscoaching
- Integrative Medizin bedeutet ...
- Erfolgreiches Integrationsmodell



Eine Schnittstelle der Schul- und Alternativmedizin für chronisch Kranke zu sein ist das Ziel der vor gut einem Jahr gegründeten Charité Ambulanz für Prävention und Integrative Medizin (CHAMP). Wie dies praktisch aussehen kann, erklärt der Leiter der Ambulanz, Dr. Michael Teut, am Beispiel einer 54-jährigen Büroangestellten, die unter arthrotischen Knieschmerzen beim Gehen leidet und nach langer herkömmlicher Schmerzmedikation ein Magengeschwür entwickelt hatte.
Im Zentrum des therapeutischen Gesamtkonzepts der CHAMP-Ambulanz steht für die Patientin heute ein Training mit Ergometer und Nordic Walking, um die umliegende Muskulatur zu stärken, und eine Gewichtsabnahme. Zur Schmerztherapie erhält sie Akupunktur und ein Phytotherapeutikum. "Die konventionelle Therapie mit konventioneller Schmerztherapie (z. B. NSAR), Kniegelenksspiegelung und -ersatz käme dann, wenn diese Basistherapie nicht mehr ausreichen würde", so Teut.
Neben dieser praktischen Arbeit mit und für chronisch Kranke sieht die Ambulanz aber auch ihre Verpflichtung, solche integrativen Maßnahmen mit wissenschaftlichen Studien zu untermauern. Die Akupunktur bei allergischer Rhinitis oder die Homöopathie bei Rückenschmerzen sind aktuelle Studienprojekte.
#Zweites Standbein ist das Gesundheitscoaching
Darüber hinaus setzt die Ambulanz auf die Prävention chronischer Erkrankungen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Rücken- und Gelenkbeschwerden - allesamt Krankheiten mit steigenden Inzidenzen und Prävalenzen. In diesem Rahmen bietet die Ambulanz Informationsveranstaltungen, Kurse und andere Beratungsangebote für eine moderne, interdisziplinäre und zielgruppenorientierte Form des "Gesundheitscoachings".
Denn von den einfachsten Maßnahmen können oft die größten Effekte ausgehen. Doch nur etwa 30 % der Patienten schaffen es, ihr Verhalten langfristig gesundheitsfördernd zu ändern. Hier setzen die präventivmedizinisch ausgerichteten Programme von CHAMP an: Gemeinsam mit dem Patienten arbeiten ein speziell geschulter Arzt, ein Psychologe oder ein Ernährungsberater einen individuellen Plan mit konkreten und realistischen Zielen aus. Anschließend unterstützt der "Gesundheitscoach" den Patienten bei der Raucherentwöhnung, beim Stressmanagement oder auch beim Abnehmen.
#Integrative Medizin bedeutet ...
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erweiterte Diagnostik (z. B. im Sinne der chinesischen Medizin, aufbauend auf einer gesicherten schulmedizinischen Diagnose)
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Berücksichtigung der individuellen Risiken, Präferenzen und Motivation
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Erstellung eines individuellen Behandlungsplans
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Angebot wirkungsvoller Therapieverfahren der Schulmedizin, Naturheilkunde, chinesischer Medizin und Homöopathie
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praktische Umsetzung des Behandlungsplans mit Ärzten, Psychologen, Sport- und Ernährungswissenschaftlern sowie Gesundheitstrainern
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wissenschaftliche Überprüfung der Realisierbarkeit und Wirksamkeit integrativer Medizin
Erfolgreiches Integrationsmodell
Dass die Patienten diesen interdisziplinären "Brückenschlag" schätzen, zeigt sich an ihrem großen Interesse. 4 Ärzte, 4 Gesundheitstrainer, 2 Study Nurses und 4 Wissenschaftler haben bereits im ersten Jahr 1 500 Behandlungen bei 261 Patienten durchgeführt. 350 Patienten haben das CHAMP-Kursangebot genutzt. Oft übernehmen die Krankenkassen zumindest einen Teil der Kursgebühren. Zur kassenärztlichen Versorgung ist die Ambulanz jedoch nicht zugelassen. Dennoch sind rund 80 % der CHAMP-Patienten gesetzlich versichert.
sts