Proximale Femurfrakturen sind häufige Verletzungen und
außer den Luxationsfrakturen an der Hüfte alltagsrelevant. Sie
betreffen in erster Linie ältere Patienten, Frauen ab dem 50., Männer
ab dem 60. Lebensjahr und sind eindeutig osteoporoseassoziiert.
Eine Ausnahme von dieser Regel bilden die Femurkopffrakturen und
Schenkelhals- sowie pertrochantären Frakturen im jugendlichen Alter. Sie
entstehen durch Rasanztraumen und sind häufig mit weiteren Verletzungen
kombiniert. Es handelt sich hierbei um folgenschwere Verletzungen, welche die
Lebensqualität, berufliche Aussichten und die Selbstständigkeit
ernsthaft gefährden.
Vorrang bei allen Verletzungen der jüngeren Patientengruppe hat
der Erhalt des eigenen Hüftgelenkes. Diese Forderung ist durch die hohe
Lockerungsrate von künstlichen Hüftgelenken in Abhängigkeit vom
Alter der Patienten begründet. Je jünger der Patient, desto aktiver
ist er und desto schneller tritt eine Lockerung auf. Dies führt gerade bei
den ganz jungen Patienten zu einer zu erwartenden Mehrzahl von
Wechseloperationen. Patienten unter 55 Jahren haben nach dem schwedischen
Prothesenregister nach 22 Jahren in 13,4 %, zwischen
55 – 75 Jahren in 5,6 % und über 76
Jahren nur noch in 3,4 % eine Lockerung zu erwarten (Malchau et
al. 1997).
In der Gruppe der älteren Patienten stehen bei der
prothetischen Versorgung sehr gute Techniken mit differenzierten
Einsatzmöglichkeiten für den individuellen Anspruch des Patienten zur
Verfügung. Für diese Altersgruppe hat eine Frühmobilisation
unter Vollbelastung Priorität und damit der Erhalt der Belastbarkeit im
täglichen Leben.
Aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen in den jeweiligen
Altersstufen und den damit verbundenen Ansprüchen der Patienten ergibt
sich eine großzügigere Indikation zur Endoprothetik beim
älteren Menschen.
Auch für hüftnahe Frakturen werden weniger invasive
Operationsmethoden heute bevorzugt. Bei endoprothetischer Versorgung sollen
Verfahren angewandt werden, die den Knochen so weit wie möglich erhalten,
um bei etwaiger Lockerung Rückzugswege zu haben.
Die Nachbehandlung aller Frakturen ist funktionell, ältere
Patienten dürfen voll belasten. Die Frühmobilisation beginnt am 1.
oder 2. postoperativen Tag mit Gehstöcken oder Gehwagen, welche die
Sicherheit beim Gehen erhöhen. Begleitend muss schon präoperativ eine
Schmerztherapie eingeleitet werden, damit die Schmerzen auch postoperativ nicht
zu einem Mobilisationshindernis werden. In der Regel werden die operierten
Patienten durch stationäre Rehabilitationsmaßnahmen
weiterbehandelt.
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Prof. Dr. F. Bonnaire
Klinikum Dresden-Friedrichstadt
Klinik für Unfall-,
Wiederherstellungs- und Handchirurgie
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01067 Dresden
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