Etwa 15 % der Deutschen weisen eine genetisch bedingte Malabsorption für Milchzucker
auf. Von klinischem Interesse ist die Lactoseintoleranz jedoch nicht nur aufgrund
der Beeinträchtigung durch die Magen-Darm-Beschwerden, sondern auch deshalb, weil
sie als Risikofaktor für die Entwicklung einer Osteoporose identifiziert wurde.
Diagnostische Möglichkeiten
Diagnostische Möglichkeiten
Erste diagnostische Hinweise auf das Vorliegen einer Lactoseintoleranz ergeben sich
aus der Anamnese mit rezidivierenden gastrointestinalen Beschwerden wie Völlegefühl
und Aufstoßen kurz nach einer Mahlzeit und später einsetzenden krampfartigen Bauchschmerzen,
Blähungen und Durchfall, die sich nach einer Mahlzeit einstellen. Der Zusammenhang
zu Milch wird dabei jedoch nicht immer deutlich, da Milchzucker (Lactose) nicht nur
in Milch und Milchprodukten vorkommt, sondern auch "versteckt" in einer Vielzahl von
Lebensmitteln, z. B. in Wurst- und Backwaren, Brühe, Soßen, Fertiggerichten und Arzneimitteln.
Mithilfe des Wasserstoff-Atemtests wird die Lactosemalabsorbtion mit einer Spezifität
von 100 % und einer Sensitivität zwischen 69 und 100 % festgestellt. Dazu wird nach
oraler Lactosebelastung der H2-Gehalt in der Atemluft bestimmt. Wasserstoff, als ein
spezifischer Parameter der bakteriellen Lactose-Fermentation, wird aus dem Darm in
die Blutbahn aufgenommen und über die Lungen abgeatmet. Ein Anstieg der endexpiratorischen
Wasserstoffkonzentration von mindestens 20 ppm über den Basiswert dokumentiert die
Lactosemalabsorption und ist klinisch im Zusammenhang mit der gastrointestinalen Symptomatik
zu bewerten.
Hilfe durch Enzym-Substitution
Hilfe durch Enzym-Substitution
Das therapeutische Vorgehen bei Lactoseintoleranz stützt sich auf zwei Säulen: Zum
einen sollten die Betroffenen Speisen, die viel Lactose enthalten, vermeiden und -
wo möglich - auf lactosefreie Milchprodukte ausweichen. Zum anderen kann eine Enzym-Substitution
erfolgen. Letztere ist insbesondere dann sinnvoll, wenn der Patient auf Lebensmittel
mit versteckter Lactose reagiert und häufig Mahlzeiten außer Haus einnimmt.
Das BfArM hat nun TilactaMed® die Zulassung als apothekenpflichtiges Arzneimittel
ab dem 3. Lebensjahr erteilt. In einer prospektiven, randomisierten, placebokontrollierten
Doppelblindstudie im Crossover-Design (NATALI = Nationale Arzneimittelzulassungsstudie
für Tilactase bei Lactose-Intoleranz) wurde die signifikante Überlegenheit von 4 000
FCC und 6 000 FCC Tilactase gegenüber Placebo bei gleichzeitiger Verabreichung von
20 g Lactose nachgewiesen.
Signifikant weniger Beschwerden
Signifikant weniger Beschwerden
In die klinische Studie zum Nachweis der Wirksamkeit und Verträglichkeit der Tilactase-Kautabletten
wurden 26 Patienten mit nachgewiesener Lactoseintoleranz eingeschlossen (Wasserstoff-Atemtest
mit H2-Konzentrationen über 20 ppm und klinische Beschwerden). Jeder Patient erhielt
randomisiert auf eine Behandlungssequenz und mit einem Abstand von mindestens 48 Stunden
3 Testmahlzeiten aus je 20 g Lactose und dazu jeweils entweder 3 Kautabletten Placebo,
oder 2 Kautabletten Tilacta Med® und eine Placebo (4 000 FCC Tilactase) oder 3 Kautabletten
TilactaMed® (6 000 FCC Tilactase).
Konfirmatorisch beurteilt wurden die im Wasserstoff-Atemtest im Verlauf von 5 Stunden
erreichten Maximalwerte und das Integral der Fläche unter der 5-Stunden Kurve (AUC)
der ausgeatmeten Wasserstoffkonzentrationen sowie der Summenscore aus vier Schlüssel-Symptomen
(Oberbauchschmerzen, Durchfall, Blähungen und Aufstoßen). Die Schwere der Symptome
wurde von den Patienten auf einer numerischen Skala von 0 bis 10 über 8 Stunden dokumentiert.
Zur Auswertung gelangten 23 Patienten im PP-Kollektiv und 26 Patienten im ITT-Kollektiv.
Für die Prüfmedikationen wurde in beiden Auswertungskollektiven im primären und in
allen sekundären Zielparametern signifikante Überlegenheit gegenüber Placebo nachgewiesen.
Signifikante Unterschiede zwischen den Dosierungen von 4 000 FCC bzw. 6 000 FCC Tilactase
waren bei der gewählten Lactosebelastung von 20 g nicht nachweisbar (Abb. [1]).
Abb. 1 Reduktion gastrointestinaler Beschwerden nach Lactose-Belastung.
Im Zusammenhang mit der Prüfmedikation traten keine Nebenwirkungen auf. Sowohl Ärzte
als auch Patienten bewerteten im globalen Verträglichkeitsurteil zu 100 % mit "sehr
gut" oder "gut".
Mit dem Tilactase-Präparat steht Lactoseintoleranz-Patienten damit ein wirksames und
verträgliches Arzneimittel zur Verfügung. Bislang waren in Deutschland lediglich Nahrungsergänzungsmittel
bzw. Lebensmittelzusätze mit Lactase erhältlich.
Die Beitragsinhalte stammen aus einem Artikel von Prof. Dr. med. Jörg Schulz, HELIOS
Klinikum Berlin-Buch und einer Broschüre der Strathmann GmbH & Co. KG.