Notfall & Hausarztmedizin 2008; 34(10): 516
DOI: 10.1055/s-0028-1104648
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Erstes evidenzbasiertes Therapeutikum - Therapie des chronischen Handekzems kommt endlich voran

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01 December 2008 (online)

 
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Das schwere, refraktäre, chronische Handekzem ist zwar die wichtigste Berufsdermatose, doch die bislang verfügbaren Therapeutika wirken nur unzureichend. Laut einer schwedischen Studie über 12 Jahre gelang nur in 28 % der Fälle eine Abheilung. Mehr als die Hälfte der Behandelten klagte 6 Jahre lang und mehr als ein Drittel 12 Jahre lang über die einschlägigen Symptome. Die Dermatose belastet nicht nur die Psyche der Patienten, sondern auch die Kassen, sagte Prof. Thomas Diepgen, Heidelberg, auf einer Fachpressekonferenz anlässlich der 21. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie in München.

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BACH-Studie lieferte überzeugende Resultate

Begründeten Anlass zur Hoffnung bietet jetzt das Vitamin-A-Säure-Derivat Alitretinoin (Toctino®), das antiinflammatorisch sowie epidermal wirkt und dabei kaum einen austrocknenden Effekt hat. Wirksamkeit und Verträglichkeit der zu den Mahlzeiten einzunehmenden Substanz untersuchte man in der randomisierten, doppelblinden und placebokontrollierten Phase-III-Zulassungsstudie mit dem Kürzel BACH (Benefit of Alitretinoin in Chronic Hand Eczema). Es ist die größte Studie, die jemals über das chronische Handekzem durchgeführt wurde [1], konstatierte Studienleiter Prof. Thomas Ruzicka, München.

Die 1 032 Teilnehmer litten bis zu 5 Jahre lang an chronischem Handekzem und sprachen selbst auf hochpotente topische Steroide nicht mehr an. In der dreiarmigen Erhebung wurden über einen Zeitraum von 12-24 Wochen täglich einmal 10 mg oder 30 mg Alitretinoin oder Placebo eingenommen. Dabei schnitt das Vitamin-A-Derivat signifikant besser ab als Placebo. Unter der 30-mg-Dosis heilten bei 48 % der Patienten die Ekzeme fast vollständig bis vollständig ab. Unter 10 mg betrug die Erfolgsquote 28 %, unter Placebo 17 %. Bei allen Patienten der 30-mg-Gruppe bildete sich der Schweregrad der Dermatose im Mittel um 75 % zurück.

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Zwei Drittel blieben von Rezidiven verschont

Bei Patienten mit abgeheiltem Handekzem wurde das Therapeutikum mit dem systemischen Wirkprinzip abgesetzt. Während des Follow-ups über 6 Monate blieben 68 % davon rezidivfrei. Die übrigen wurden erneut mit täglich einmal 30 mg Alitretinoin therapiert, und 4 von 5 sprachen wieder darauf an. Es ist also kein tachyphylaktischer Effekt zu befürchten. Häufigste Nebenwirkung war dosisabhängiger Kopfschmerz. Ferner wurde eine Zunahme des Gesamtcholesterins und der Triglyzeride beobachtet, aber kein Anstieg der Leberwerte. Mit der Zulassung der Substanz ist dann das erste evidenzbasierte Therapeutikum für das schwere, refraktäre, chronische Handekzem verfügbar.

Karl B. Filip, Landsberg

Die Beitragsinhalte stammen von der Veranstaltung "Alitretinoin - die neue Therapieoption für die Behandlung des schweren, refraktären, chronischen Handekzems", Veranstalter: Basilea Pharmaceutica Deutschland GmbH, München

Der Autor ist freier Journalist

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